Differenzierung - pro / kontra

Hallo !

Ich hatte letztens eine Diskussion mit meinem Mann - es ging um die Differenzierung im Unterricht.

Mein Großer geht in die erste Klasse und ich finde, er macht das super.

Beispielsweise konnte er vor der Schule noch nicht lesen, hat es innerhalb des Halbjahres soweit gelernt, daß er selber Bücher wie Ritter Trenk liest und natürlich auch versteht. Lt. Lehrerin liest er wohl inzwischen flüssig.

Das das nicht unbedingt die Norm ist, ist mir klar, daher frage ich mich, wie man mit Kindern, die doch recht schnell lernen dann im Unterricht verfährt. Ich stelle es mir auf Dauer recht langweilig vor, wenn man im normalen Lerntempo mitlernt - im Grunde genommen, es aber schon kann.

In Mathe ist es ähnlich - er rechnet im Affenzahn seine Hausaufgaben durch und auch richtig, bis auf kleinere, seltene Flüchtigkeitsfehler. Da weise ich ihn aber schon drauf hin, daß Schnelligkeit nicht das Wichtigste ist, sondern die Sorgfalt.

Irgendwann schaltet man doch ab und "verlernt" das lernen - so meine Ansicht.

Mein Mann meint aber, daß eine Differenzierung die Lücke zwischen guten Schülern und welche, die nicht ganz so schnell lernen, immer größer wird. Stimmt ja auch irgendwie.

Ach, ich weiß auch nicht - einerseits denke ich, solange er so zufrieden ist (ist aber eh ein bequemer und genügsamer Typ - der dann eben vor sich hinträumt), ist ja alles gut, andererseits tut ihm bisschen Hirnfutter auch total gut.

Beispielsweise war seine Lehrerin ´ne Weile krank und es wurde das Lernprogramm nur reduziert gefahren, da war er etwas unausgeglichen. Auffällig wurde es, als sie wieder da war - ein anderes Kind ;-).

Wie ist das bei Euch so ?

Wird bei Euch diffenziert und wenn ja, wie ?

Ines

1

Die Schule meiner Tochter differenziert, und uns war das sehr wichtig bei der Schulwahl. Die schwaecheren Kinder haben ja nix davon wenn sie nicht mitkommen, und fuer die fitteren Kinder wird es im Normaltempo schnell langweilig. Durch die Differenzierung kann das Lernen an den Koennensstand angepasst werden und es ist wahrscheinlicher dass mehr Kinder das Klassenziel erreichen.

Meine Tochter ist in den Leistungsgruppen fuer die staerkeren Kinder und das ist gut so, weil sie ohne gefordert zu werden abschalten wuerde, und dann schnell untergehen wuerde.

14

Hi !

Danke für Deine Antowrt.

Ich denke ja auch, wenn ein Kind auf Dauer unterfordert ist, hört es auf, selber zu denken - würde sozusagen "verkümmern".

Aber irgendwann muss halt doch wieder was gelernt werden, ich denke, spätestens in der 3.Klasse, wenn das Lernen anzieht, steht das Kind dann da und weiß nicht, was los ist.

Dann lieber den Geist ständig Futter geben, was seine Lehrer, wie ich inzwischen aus ihm rausbekommen habe, scheinbar auch macht. Vorhin erzählte er mir jedenfalls, daß er in Mathe, wenn er fertig ist, einen extra Zettel bekommt, wie die anderen Schnellen auch.

Das hat mich natürlich gefreut zu hören.

Ich glaube jedoch nicht, daß es direkt Leistungsgruppen bei uns gibt.

Ines

2

Ich habe dich über VK angeschrieben.

3

Hallo,

Differenzierung ist nötig und wichtig.
So lernen die "Schwachen" dann eben nur die "Basics", die "Starken" können Lerninhalte Vertiefen oder komplexere Aufgaben lösen (Stichwort: Transfer und Problemlösen). Dabei lernen sie dann nicht "mehr", sondern intensiver, so dass es nicht zwangsläufig so sein muss, dass die Schere immer größer wird, was das Gesamte Leistungsbild anbelangt.
Selbstverständlich aber wird es immer so sein, dass es "Begabtere" Schüler gibt, die ihren Mitschülern immer Voraus sind und "weniger Begabte", bei denen man froh ist, wenn sie die "Basics" erlernen und nur Aufgabentypen "Reproduktion/Reorganisation" lösen können.

Differenzierung ist genau dafür gedacht:

- Dass die "Schwächeren" nicht komplett den Anschluss verpassen und somit auch schon wieder bei auf dem Wissen aufbauenden Lerninhalten benachteiligt sind, überfordert werden, sich langweilen und stören.

- Dass "Stärkere" ihren Fähigkeiten entsprechend gefordert werden, nicht unterfordert sind, langweilen und stören.

Differenzierung /nicht-Differenzierung ist nicht dafür gedacht, alle gleich zu machen. Gleichheit aller wird und kann es nie geben. Sie ist dafür gedacht, dass jeder gemäß seinen Fähigkeiten arbeiten kann.

LG,
delfinchen

13

Hallo !

Danke auch Dir für Deine Antwort, wie immer sehr hilfreich ;-).

Ich habe vorhin nochmal mit meinem Sohn gesprochen und plötzlich kommt er damit, daß er wohl (andere natürlich auch), wenn er fertig ist, noch einen Zusatzzettel bekommt, jedenfalls in Mathe.

Das scheint aber erst seit ca. 2 Wochen der Fall zu sein.

Irgendwie hätte es mich auch gewundert, alle genau gleich zu "behandeln" - das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein.

Ines

4

hallo,

wir wohnen großstädtisch udn die allermeisten grundschulklassen haben mindestens 25 kinder, meist mehr. mein gesunder menschenverstand sowie mein wissen als angehende lehrerin sagen mir, dass ein lehrer bei so einer menge an schülern schlicht nicht mehr angemessen differenzieren kann. auch wenn er es möchte. dau kommen noch die üblichen problemkinder, die jede klasse mehr oder weniger hat udn schon muss sich ein lehrer entscheiden: die schwächeren mitziehen oder die besseren fördern.

sicherlich gibts ausnahmen.
mein sohn gehört zu den stärkeren und hätte an einer normalen grundshcule sicherlich auch sehr gut bestanden. da hatte ich keine zweifel. auch bin ich nicht per se gegen des normale schulsystem. aber wir haben f+r ihn eine freie schule gefunden, auf die er geht (gsd wurde er genommen, denn die anmeldungen übersteigen bei weitem die kapazitäten) und dort ganz seinem tempo lernen kann. vorteil ist dort die sogenannte lernwerkstatt, die es ihm ermöglicht in seinem tempo so weit zu gehen, wie er möchte. er muss seine pflichtaufgaben lösen und kann dann darüber hinausgehen. er muss nicht auf mitschüler warten oder die immer gleichen aufgaben lösen, bis alles es verstanden haben.

wir finden das klasse so und ich wünschte unser schulsystem wäre anders strukturiert und würde generll allen kindern mehr differenzierung ermöglichen.

lg

6

Hallo !

Inzwischen denke ich manchmal auch, daß so eine Schule besser gewesen wäre oder eine mit jahrgangsübergreifendem Lernen.

Andererseits hat unsere Grundschule den Ruf, recht streng und gut zu unterrichten.

Eigentlich bin ich sonst ein Freund von gleichen Lehrplänen und so, wie es eben in den alten Bundesländern war.

Ich finde es echt kompliziert, daß jede Klasse ein anderes Buch verwendet, sogar innerhalb der Parallelklassen gibt es riesige Unterschiede im Lernkonzept.

In seiner Klasse sind übrigends nur 17 Kinder, sie soll wohl auch recht stark sein - da denke ich schon, daß die Lehrerin einen guten Blick drauf hat, wer Probleme oder eben nicht hat.

Ich werde evtl. mal beim nächsten Elterngespräch einfach mal nachfragen, ob und wie sie diefferenziert. Am Ende bekommt man das ja eh nicht so richgtig mit, weil viel erzählen tut Sohnemann nicht wirklich, aber auch das wird gerade besser.

Ines

7

Hallo,

meist kriegen ja nicht mal die Kinder mit, wenn differenziert wird.

Ein Arbeitsblatt ist dann eben geringfügig abgeändert, die Aufgaben dazu unterschiedlich.

@schulek:
Auch bei 25 Schülern ist eine Differenzierung möglich - bei den "Schnellen" kommen eben 3 - 5 Aufgaben mehr aufs "Blatt", bei den Schwachen zwei weniger als im "Mittelfeld". Natürlich kann man nicht für 25 Kinder unterschiedliche ABs anbieten, aber Aufträge für drei verschiedene Leistungs-Gruppen kann man relativ problemlos anbieten.

weitere Kommentare laden
5

Hallo,

Ja bei uns wird auch differenziert. Die Schule arbeitet innerhalb der Klasse mit zwei unterschiedlichen wochenpläne. Der eine ist umfangreicher als der andere und ist für Kids wie dein Sohn gedacht.

Mein Sohn gehört zur gemütlichen Fraktion, deshalb ist sein wochenplan nicht so umfangreich, daher ist er super motiviert wenn er alles komplett in der Lernzeit schafft.
Die Lehrerin ist dahingehend flexibel, dass sie schnell sieht wer "überfordert" bzw. "unterfordert", und sie passt den Umgang des wochenpläne individuell dem Kind an.

In der Klasse (Kids zwischen 5 und 7) können alle lesen, schreiben, rechnen und sind hier auf einem Niveau, die Kinder unterscheiden sich lediglich in ihrem lernverhalten ( hoffe ihr versteht wie ich das meine)

Bisher ist jedes meiner Kids sehr gut mit dieser Differenzierung klar gekommen. Eine hat es aus Gymnasium geschafft, obwohl sie anfangs zu den gemütlivüchen Kinder gehört hat

8

Hallo

wir wohnen ländlich, dennoch liegt die Klassenstärke bei 29 Kindern.

Die ersten 2 Jahre sind Schuleingangsphase da gibt es keine Noten. Seit es im 3. Schuljahr Noten gibt wird bei uns wie folgt differenziert.
Die schwächeren Kinder müssen z.B. Beispiel nur die Hälfte des Diktates mitschreiben bzw. die letzte Hälfte wird nicht benotet wenn zu viele Fehler im letzten Teil enthalten sind.
Sie können dann als beste Note eine 3 erreichen.

In Mathe bekommen die stärkeren Schüler Zusatzaufgaben die mit einem Stern gekennzeichnet sind und müssen diese mitrechnen. Die schwächeren können aber müssen nicht da werden dann nur die Basicaufgaben bewertet.
So wird bei uns differenziert.

Zottel

9

Hallo,

nein, bei uns wird nicht differenziert.

Es muss ein Lehrplan abgearbeitet werden. Und da ist weder Zeit für Kinder, die weniger gut mitkommen noch für Kinder, die sich möglicherweise langweilen könnten, wenn es zu langsam geht.

Allerdings geht meine Tochter auch in die 4. Klasse. Vielleicht ist es da noch einmal anders als in der 1.

GLG

10

Hallo,

das kann ich mir nicht vorstellen, da es die Pflicht eines Lehres ist zu differenzieren.
Aber wie an anderer Stelle beschrieben, wird Schülern im seltensten Fall klar, dass nun differenziert wurde. Es wird ja nicht gesagt "so, jetzt machen wir Differenzierung" - nein Differenzierung sollte Unterrichtsprinzip sein.
Und dann bekommt Schüler A eben mehr Aufgaben als Schüler B oder löst auf einem Arbeitsblatt noch die Aufgabe "Für Schnelle" - das ist dann schon differenziert. Und sowas wird sicherlich auch bei euch stattfinden.

LG,
delfinchen

11

Hallo,

gut, ich gebe zu, genau weiß ich es nicht, es ist nur eine Vermutung.

Ich weiß nur, dass meine Tochter im Moment zu den sehr guten Schülern gehört und keine extra Aufgaben bekommt.

GLG

weitere Kommentare laden
17

Hallo!

Bei uns ist das auch so.

Bei uns wird nicht differenziert, soweit ich das beurteilen kann. Man hat dann wirklich schnell den Effekt, dass die kinder die gut sind immer besser werden und immer stärker von den anderen abweichen.

bspw. war mein Sohn am Freitag krank, ich habe den Unterrichtsstoff von den 3x45 Minuten mit heim genommen (Zum Glück haben die Kinder freitags nur 3 Stunden) und er arbeitete alles in 45 Minuten durch.

Bei uns gibt es große Probleme im Unterricht mit dem Großen. Er ist dort ein anderer Mensch, als zu Hause... (laut beschreibung der lehrerin).

Nervig hoch 10.

Es gibt noch andere Kinder, die auch etwas schneller sind. Von einem weiß ich, dass es sehr viele Freizeitaktivitäten hat - Schwimmen, Musikschule, Fußball. Das kann ich leider finanziell und zeittechnisch nicht leisten.

21

Den Unterrichtsstoff zu Hause nacholen geht immer schneller, weil ja niemand was an der Tafel, etc. erklärt , es ist in der Klasse unruhiger, die Lehrerin quatscht dazwischen.....

Mein Sohn muss derzeit 2 Wochen zu Hause bleiben.....und er ist auch super schnell fertig, wobei ich das nicht überbewerte....er ist ansonsten auch recht gut.

Bei uns bekommen Kids auch Sonderaufgaben oder können schon mit den Hausaufgaben in der Schule anfangen, wenn sie fix arbeiten. ABER bei uns sind es eher die Lieblingsschüler. Die Schüler die schlechter sind, werden leider schon in der 1./2. Klasse in die Schublade gesteckt......

lisa

18

Ich würde behaupten, dass es in der Klasse meines Sohnes, bei 2/3 mit Migrationshintergrund nur eine Differenzierung von Leistungsschwachen geht. Kommt ein Asylbewerber in unsere Stadt, geht es in diese Klasse. Da hier zusätzliche Lehrkräfte vorhanden sind.

Oft wurde die Differenzierung nach oben angesprochen. Sie wird m.-E. nicht praktiziert. Da die anderen Kinder, die fast gar keine deutsch sprechen, mehr Hilfe notwendig haben. Und wenn es pro Klasse auch nur 1-2 Kinder sind.

Es gibt nun Patenschaften zwischen den KIndern. Leistungsstarke helfen leistungsschwachen. Auseinandersetzungen auf dem Schulhof, besser sprechen und lesen. Das kommt letztlich allen zu Gute.

LG