Dreigliedriges Schulsystem oder Gesamtschule?

Hallo,
ich meinem Bekanntenkreis gibt es zahlreiche Befürworter der Gesamtschule. Die Realität ist hingegen eine andere.

Bin selbst in eine Gesamtschule gegangen und befürworte das Modell. Meine Kinder werden früher "eingeteilt".

Ich freue mich über ergänzende Kommentare/ weitere Modelle.

Dreigliedriges Schulsystem oder Gesamtschule?

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Ich halte nicht viel von Gesamtschulen, ich finde es kann viel besser unterrichtet und auch vom Lehrer geholfen werden wenn nur Kinder in einer Klasse sitzen die ungefähren auf dem selben Leistungsstandard sind
Ich war in den USA auf der Schule und war immer neidisch auf meine deutschen Freunde die feste Klassen hatten und nicht wie ich tausende Kurse je nach Leistungsstand

Ich wohne in BW und finde die Schulmöglichkeiten die es hier gibt gut,vorallem die große Möglickeit bei Wunsch nach Haupt oder Realschulabschluss die Fachhochschulreife oder das Abitur zu erlangen
Das einzigste was ich mir wünschen würde wäre das die Realschule mehr bzw andere Wahlpflichtfächer anbietet und es generell auf Schulen mehr Zweige gibt und nicht wenn überhaupt nur ein Naturwisschenschaftlicher

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Danke für deine Antwort.

Interessanter Vergleich mit den USA. Das kenne ich auch noch vom Film.

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Naja, in einer Gymnasialklasse hat man auch keine leistungshomogene Gruppe.
Welche Schulzweigempfehlung man bekommt, hängt viel zu häufig halt nicht von der Intelligenz des Kindes ab, sondern vom Elternhaus, dem Wohnort und der Herkunft.
Ein Apothekerkind mit Gymnasialempfehlung ist auch nicht automatisch schlau.

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Ich bin für Gesamtschulen.

Allerdings werden viele Eltern, wenn es kein Gymnasium mehr gäbe, ihre Kinder auf einer Privatschule anmelden.

Schliesslich ist das eigene Kind etwas Besonderes, da muss es nicht dem *Mob* ausgesetzt werden.

Das die Bildungschancen am höchsten sind, wenn in den Klassen eine heterogene Mischung herrscht ist längst bewiesen.

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Danke für deine Meinung. Ich teile diese. Bin mir nicht sicher, ob die Privatschulen anwachsen würden. Kannst Recht haben.

Ich höre ich viele Eltern wegen Schulstress schnaufen. Manche scheinen ihr Abi zum 2. und 3. Mal abzulegen.

Die Lerninhalte sollte wohl reduziert werden. Manche Interessen entwickelt man sowieso erst später.

LG

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Ich finde das dreigliedrige System ab der 5. Klasse gar nicht so schlecht, vorausgesetzt es ist wirklich das, was man "durchlässig" nennt.

Am Ende der Grundschule merkt man einfach, wie sehr die Leistungen der Kinder auseinander driften. Manche brennen dann einfach darauf Neues zu lernen, andere brauchen mehr Zeit. Um jedem gerecht zu werden ist eine Aufteilung schon nicht verkehrt.

Gesamtschule hört sich ja erst mal gut an, die Umsetzung gefällt mir oft nicht. Es ist zB sehr viel leichter möglich schlechter gestuft zu werden als Anschluss in einem höheren Kurs zu finden. Abitur kann dann schon wieder schwierig werden.
Wenn man im Gymnasium mal einen deutlichen Durchhänger in zB Mathe hat, kann man das schlechte Fach auch mal "mitziehen" ohne gleich abgestuft zu werden und somit nur mehr schwer den Anschluss an den höheren Kurs zu finden.

Das Kurssystem in Gesamtschule finde ich gerade für die unteren Klassen auch sehr anstrengend. Für die Kinder ist es sicherlich schöner einen festen Klassenverband zu haben.

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Hallo,

danke für deine Meinung.

Ich wusst nicht, dass es in Gesamtschulen mehr Kurse gibt.

Ich bin vor 30 Jahren in eine DDR-Schule eingeschult worden und wir blieben bis zur 10. Klasse zusammen. Abgänger in der 8. waren die Ausnahme.

Die, die Abi machten blieben 2 Jahre länger in der Schule.

Ich kenne die derzeitige Gesamtschule leider zu wenig. Da ich hier für meine Kinder auch keine Wahlmöglichkeit habe.

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Aus meiner Erfahrung als Gesamtschullehrerin kann ich sagen, dass es die Durchlässigkeit sowohl nach oben als auch nach unten gibt.
Ich habe viele Kinder erlebt, die vom R-Zweig zum G-Zweig gewechselt sind und erfolgreich Abitur gemacht haben.
Ich erlebe auch viele Kinder, die in den R-Zweig wechseln, weil sie auf dem G-Zweig an ihre Grenzen stoßen und dann einen guten Realschulabschluss machen.
An meiner Schule ist es sogar möglich, in einzelnen Fächern den Schulzweig zu wechseln.
Wenn man mal einen Durchhänger hat, muss man an einer Gesamtschule wenigstens nicht die Schule verlassen, sondern kann sogar in der KLasse bleiben.
Viele Gesamtschulen haben in der Eingangsstufe kein Kurssystem. Das fängt frühestens ab der 7. KLasse an und gilt auch nur für die Hauptfächer. Aber selbst davon sieht man mittlerweile ab. Ganz oft entscheiden sich die Schulen für den Klassenverband bis einschließlich KLasse 8.

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Grundsätzlich befürworte ich die Gesamtschule - mein Sohn ist jetzt das 2. Jahr auf einer sehr heterogen zusammengesetzten Schule und fühlt sich wohl. Allerdings ist es schwierig, die richtige Balance zu halten: In seiner Klasse haben ca. 5 Kinder gute Leistungen, 5 sind im Mittelfeld und 20 im Bereich ausreichend und schlechter. Das führt im Moment leider dazu, dass es vor allem in den Hauptfächern sehr langsam vorangeht; ich bin froh, dass in der nächsten Klasse da differenziert wird.

LG
Anja

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Hallo Anja,

danke für deine Meinung! Und viel Spaß weiterhin.

LG

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Ich bin dafür, dass möglichst viele verschiedene Modelle angeboten werden, sodass man sich das Beste für das eigene Kind rauspicken kann.

Ich finde es allerdings zu früh, sich direkt nach der Grundschule zu entscheiden. Von daher fand ich die Orientierungsstufe, wie es sie hier gab, nicht schlecht. In der Hauptfächern wurde schon in Kurse eingeteilt, sodass die Starken gefordert und die Schwachen nicht überfordert waren. Die Wahl der weiterführenden Schule war frei und auch das fand ich gut.

Blöd finde ich, dass überall dran rumgedoktert wird. Es kommt einem so vor, dass die Lehrer irgendwelche Seminare besuchen, dort neue Schlagworte wie "Differenzierung" oder "Nachteilsausgleich" hören und das dann in ihren Klassen erstmal lang und breit ausprobieren müssen. Die Schule kommt mir vor wie ein großer "Experimentierkasten". Kinder brauchen aber meiner Meinung nach Struktur und Rituale. Diese Hin und Her führt nur zu Verwirrung und das ist nicht gut.

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So eine Orientierung ist bestimmt gut.

Hier in Bayern bekommen in der 4. Klasse viele Kinder bereits Nachhilfeunterricht. Damit das Gymnasium erreicht wird. Ich lebe in einer Stadt, in der es 6 Gymnasien, 1 Realschulen und viele Hauptschulen gibt. Die Wahlmöglichkeit ist hier nicht richtig gegeben.

Im Landkreis gibt es weitere Realschulen.

Die frühe Trennung ärgert mich am meisten. Und das in Schubladestecken der Kinder.

Ich bin von der Denkweise leider auch nicht frei.

LG

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Das ist alles Müll und bewirkt eine Teilung der Gesellschaft. Richtig wäre die Einheitsschule, in der alle den Hauptschulabschluss und wer will dann Real und wer dann noch will, Abi macht. Und zwar in individuellem Tempo.

Problem: es ist üolitisch nicht gewollt.

Gruß

Manavgat

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Danke für deine Antwort!

Es scheint tatsächlich sehr schwer, etwas an den Strukturen zu ändern. Leider gibt es zu jeder Schulart noch eigene ausgebildete Lehrer.

Bei der hier relativ kleinen Umfrage scheinen die meisten das 3-gliedrige System zu bevorzugen. Hmm.

LG!

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Hi,

ich befürworte das dreigliedriges Schulsystem jedoch eine Trennung erst nach der 6. Klasse!

Bei uns im Norden gab es früher die Orientierungsstufe (5./6. Klasse), wo erst im Anschluß die Kids auf die weiterführende Schule gekommen sind.
Vorteil ist, das der Druck nicht schon in der 3./4 Klasse gemacht wird, sondern erst ab der 6. Klasse, wo die Kids wissen, um was es geht, bzw. sie den Druck eher aushalten können.
Auch kann man hier besser einordnen, wo die Stärken/Schwächen sind.

lisa

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Hallo Lisa,

die Orientierungsstufe, wie auch immer die aussah, hatte oben schon jemand erwähnt. Klingt jedenfalls besser. Ich möchte eben die späte Trennung. So spät wie möglich.

LG

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Hallo,
so wie du das schreibst, kann ich das nur bestätigen. Mir wäre das auch am liebsten. So wie bei mir damals. Da durften die Gymnasiumkinder ab der 5. Klasse wechseln, die für die Realschule blieben grundsätzlich noch bis zur 6. Klasse auf der Hauptschule. Danach gings auf die weiterführende Schule. Fand ich sehr gut. Schon allein, weil die Realschule mit dem Bus anzufahren ist. Bei uns hält der Bus nie genau vor der Schule, sondern es muss noch ein gutes Stück durch die Stadt gelaufen werden, bzw. längere Zeit mit der Straßenbahn.

Ich war als Kind in der 7. Klasse noch mega-aufgeregt. In der 5. Klasse hätte ich vermutlich schön Schiss gehabt (war die Einzige, die auf die betreffende Schule ging, d.h. der Schulweg musste ab Busbahnhof alleine zurückgelegt werden).

Für die Gymmi-Kinder bliebe es allerdings gleich -also nach der 4. wechseln. Aber für meinen Sohn würde ich es mir wie damals wünschen. Ist einfach entspannter und Gymnasium strebe ich für ihn sowieso nicht an.

LG

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Ich würde auf jeden Fall die Gesamtschule befürworten, wenn es den Klassenteiler von höchstens 20 Kindern geben würde. Aber maximal! Dann könnte ich es mir sogar vorstellen, dass Differenzierung funktionieren könnte.

Da das vollkommen utopisch ist, bleibt einem nichts anderes, als die Dreigliedrigkeit - die jedoch auch nicht die optimale Lösung ist. De facto hat man ja in Gymnaisien und auch Realschulen trotzdem alle Leistungsniveaus vertreten! Ich bin derzeit eigentlich mit keiner Schulform zufrieden, man muss sich als Eltern für das kleinere Übel entscheiden.

Ich sehe die Lösung nur darin, mehr Geld in das Bildungswesen zu pumpen, womit wir wieder bei der Utopie wären...

Grüße
Luka

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Hallo Luka,

danke für deine Meinung.

Mein Sohn geht in eine Klasse mit 2/3 Migrationshintergrund. Daher darf die Klasse nicht über 24 wachsen. Sie versuchen eine Differenzierung, aber es geht eher um die Förderung der schwachen. Da diese manchmal (1-2 Kinder) kaum Deutsch sprechen.

LG

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". De facto hat man ja in Gymnaisien und auch Realschulen trotzdem alle Leistungsniveaus vertreten! "
Natürlich gibt es auf jeder Schule gute und schlechtere Schüler ABER langfristig ist zB kein Kind das von den Leistungen her auf die Hauptschule sollte auf einem Gymnasium
Ich halte es für unmöglich das es jemals Klassen mit dem exakt gleiche Leistungsniveau geben wird aber wenn wirklich alle Kinder in einer Klasse bleiben ist es eben nicht so das es "nur" bessere und schlechtere Kinder gibt sondern richtig Krasse Unterschiede

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Hallo,

Ich habe in meiner Berufspraxis als Lehrerin alle klassischen deutschen Schulformen kennen gelernt, in dem ich dort gearbeitet habe und dabei sowohl die Eigenheiten als auch das Selbstverständnis jeder einzelnen Form kennenlernen konnte.

Für mich ist die Gesamtschule von den öffentlichen Schulen die einzige Form, die wirklich allen offen steht und wo alle alle Möglichkeiten angeboten bekommen. Auch das Bildungs-und Lernangebot, die Möglichkeit, viel von "Welt" kennen zu lernen, ist dort aus meiner Sicht am umfangreichsten. Was das einzelne Kind aus dem Angebot und seinen individuellen Möglichkeiten machen kann, hängt von vielen anderen Aspekten seines Lebens ab, mir geht es aber um das Angebot und die Chancen.

Aus meiner Sicht bildet die Gesamtschule am realistischsten unsere vielfältige Gesellschaft ab und arbeitet aus meiner Erfahrung am ehrlichsten mit allen Beteiligten. Das ist etwas, was ich als einen großen Wert ansehe und was für die Kinder ein wertvoller Bildungsbeitrag im Sinne der machbaren Erfahrungen darstellt.

Im Vergleich mit allen anderen Schulformen habe ich an der Gesamtschule die pädagogisch fittesten, aufgeschlossensten, in jeder Hinsicht kritikfähigsten und vor allem motiviertesten KollegInnen angetroffen. Im Hinblick auf die Kinder hatten die Kollegen der Gesamtschulen den positivsten Blick auf die Kinder und ihr Potential, waren den Kindern sehr viel mehr zugewandt als ihrem Schulstoff und zeigten das größte Interesse und die größte Liebe zu ihrem Beruf als an den anderen Schulen.

Deshalb ist die Gesamtschule für uns die Schulform der Wahl für unsere Kinder und für mich als Lehrerin der erstrebenswerteste, spannendste Arbeitsplatz! Würde das Ganze ab der ersten Klasse laufen, wäre es für mich perfekt.

Gruß

Katja

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Sehe ich absolut genauso. Vielen Dank für deinen Beitrag!

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Schön, dass aus dieser Sicht zu lesen.

Das bestärkt mich in meiner Meinung.

Und so ein Hexenwerk ist es tatsächlich nicht. Ich habe es selbst miterlebt. Mich haben andere Schüler in der Klasse nicht gestört. Weder die langsamen noch die schnellen. Dabei gab es damals noch nicht mal eine Differenzierung.

LG