Fragen zur integrierten Gesamtschule

Hallo!
Mein Sohn kommt im Sommer in die weiterführende Schule. Wer hat sein Kind schon in einer solchen Schule und kann berichten. Mich würde u.a. interessieren:

Gibt es im Unterricht oftmals Doppelstunden eines Fachs (normal Stunde, die 2. dann Übungsstunde) ?
Werden die Hausaufgaben in der Schule gemacht?
Wie lange ist Schulplicht am Tag
Im Internet liest man oftmals, daß die integrierten Gesamtschulkinder im Vergleich zu Realschulen oftmals gerade in Mathe und Englisch angeblich 1-2 Jahre zurück wäre, da ja immer wieder auf schwächere Rücksicht genommen werden muß. Unser Sohn ist leistungsmäßig Realschüler. Wie sind da eure Erfahrungen.

Würde mich sehr über eure Erfahrungen freuen

Gruß
Kaddel

1

Huhu,

Das ist an jeder Schule anders...

An den Gesamtschulen hier gilt:

kein Doppelstundenkonzept
zwei Tage Unterricht bis 13.00, danach Hausaufgaben zu Hause
drei Tage Unterricht bis 16.00 mit integrierter Hausaufgabenzeit, die aber manchen Kindern nicht ausreicht
Leistungen sind auch in den E-Kursen, die das höhere Niveau abdecken sollen, im Schnitt niedriger als an der Realschule

Das kann bei euch aber anders aussehen. Erkundige dich bei den Schulen vor Ort!

Liebe Grüße Isa

2

Hallo

Meiner Meinung nach ist die IGS der letzte Husten , ist aber wie gesagt nur meine Meinung !

Mein Sohn geht jetzt seit zwei Jahren dort hin !
Hier gibt es Unterrichtsblöcke , das heißt jeweils 40min.(insgesamt 80min.mit einer 5min.Pause ) Unterricht von einem Fach , meine Sohn hat dreimal die Woche 3 Blöcke die gehen bis 13:20 und zweimal vier Blöcke bis um 16:00 .
Die Lehrer heißen nicht mehr Lehrer sondern Tutoren , Zeugnisse gibt es nicht mehr , nur noch einen 18 Seiten langen LEB Bericht ( Lern Ergebniss Bericht ) , gearbeitet wird mit

sogenannten Lern Bausteinen die ein Unterrichtthema beinhalten , Arbeiten werden nicht Zensiert sondern nur mit Smilies bewertet unter denen steht , Ergebniss erreicht , teilweise erreicht , nicht erreicht ...

Dann gibt es ständig Elternabende , alle halbe Jahr werden die Tischgruppen gewechselt , dann gibt es Tischgruppen Abende wo sich die Lehrer mit den Kindern samt Eltern bei einen Elternteil zuhause treffen um Leistungen u.s.w einer Tischgruppe zu besprechen .
Dann gibt es alle drei Monate Projekt vorstellungen , wo die Kinder verschiedene Projekte bearbeiten und dann in einen Projekt Nachmittag anderen Eltern vorstellen , wobei auch gleich die Eltern mit einbezogen werden um für den Förderverrein Geld zu sammeln in dem jedes Elternteil aus einer Klasse Kuchen oder sonstiges mit bringt um die Sachen dann halt zu verkaufen .
Also als Elternteil bist du voll mit eingeplant in der ausgestalltung der IGS , zumindest hier an unserer !
Mein Sohn hatte auch eine Realschul Empfehlung aber auf Grund dessen das Ständig die Tischgruppen gewechselt werden hat sich bei ihm mittlerweile die bocklosigkeit eingeschlichen , weil ja nicht immer alle Kinder gut miteinander auskommen und dem entsprechend auch nicht gut zusammen arbeiten können !
Das die IGS nun in Hauptfächern der normalen Realschule 1-2 Jahre zurück ist , kann ich so nicht bestätigen !
Hausaufgaben gibt es nur gaaaaaaanz selten auf und wenn dann sind die in 10min. erledigt , allerdings wird auf selbständiges lernen sehr viel wert gelegt .
Also ich kann für meinen Teil nur sagen , ich finde diese Schulform sehr anstrengend und trauer ein wenig der alten Schulform hinterher .
Aber bei euch kann die IGS ja auch völlig anders aufgebaut sein vom Konzept her .

LG

3

Hi,

wie ist diese Schulform für deinen Sohn? Ist sie für ihn auch anstrengend bzw. nicht effektiv?
Wie gut lernt er dort? Kann er sich dort entfalten? Wie gut klappt es mit den Abschlüssen?

Fragen über Fragen... ;-)

Hier im Landkreis gibt es seit diesem Jahr eine IGS mit ähnlichem Konzept (wenn ich es richtig verstanden habe) und ich frage mich schon die ganze Zeit, wie das für die Kinder ist.

Für die Eltern hört es sich anstrengend an, keine Frage. Ist es den Aufwand wert?

LG Helga

6

Hi Helga

Ich würde sagen lernen tut er dort nicht wirklich gut , ganz im gegenteil ... Wenn ich mir die letzten beiden Grundschulzeugnisse anschaue und mit den letzten beiden Leb berichten vergleiche , frage ich mich , warum er eine Realschul empfehlung bekommen hat ...

Laut LEB arbeitet er unter seinen Niveau , kann in Deutsch altergerechte Texte nicht verstehen und wieder geben , Rechtschreibung erfordert deutliche verbesserung u.s.w . , in der Grundschule hatte er aber immer eine 2 in Deutsch ,bei Gruppenarbeiten soll er nicht Produktiv mitarbeiten können obwohl er immer bei Gruppenarbeiten der jenige war , der die Gruppe mit Ideen zum Ergebniss gebracht hat ... es gibt noch soviele andere Sachen , wo er deutlich in seinen Leistungen abgefallen ist .

Man bekommt als Elternteil auch nicht mehr wirklich mit , was und in welchem Umfang zuhause gelernt werden muss ... Mit diesen Bewetungen kann ich nicht viel anfangen , würden Zensuren unter den Arbeiten stehen , wüßte man OK , hier müssen wir noch was tun !
Soweit ich weiss , sollen aber ab der achten Klasse auch wieder Zensuren vergeben werden ... Wegen Eingliederung in den Gruppen , zwecks Abschluss Zeugniss ... Also gehts dann doch wieder richtung Real oder Hautschulabschluss ... Ganz schlau bin ich da aber auch noch nicht draus geworden

Würde es in der nähe noch eine normale Realschule geben , würde ich mein Kind sofort von der IGS nehmen ! Die einzigste Realschule die noch aufnimmt ist fast 40km weg und das wäre Schwachsinn in dort hinzuschicken .

LG

4

Mein Sohn geht auf eine "normale" Gesamtschule - integrativ ist nur eine Parallelklasse, aber die Inklusion hat ja mittlerweile in allen Klassen Einzug gehalten.

Im vergangenen Schuljahr (5. Klasse) hatte mein Sohn überwiegend Doppelstunden, an drei Tagen Schule bis 16:00 Uhr an zwei Tagen kurz (4 bzw. 5 Stunden). An den langen Tagen gab es Stunden zur Bearbeitung der Hausaufgaben unter Aufsicht einer Lehrkraft, nur Vokabellernen und Vorbereitung für Klassenarbeiten stand zu Hause an.

Mit der 6. Klasse, die mein Sohn jetzt besucht, hat das Dalton-Konzept (kannst Du auch googeln) Einzug gehalten. Unterricht findet jetzt jeweils über 60 Minuten statt, weiterhin sind drei Tage lang (2 x 16:00, 1 x 15:00 Uhr) und zwei kurz (2 x 13:00 Uhr), integriert sind 7 Zeitstunden Dalton, in denen Arbeitsblätter in allen Fächern selbständig bearbeitet werden. Die Schüler suchen sich dazu ihren Raum und den entsprechenden Fachlehrer.

Am Anfang habe ich gedacht: Das klappt doch nie, wenn Hunderte von Schülern sich gleichzeitig einen Arbeitsplatz suchen sollen und eigenverantwortlich arbeiten sollen, aber nach einer gewissen Anlaufphase, in der auch manche Details noch korrigiert wurden, klappt es eigentlich ganz gut - sicher nicht bei allen, aber ich kann ja nur für meinen Sohn und die Kinder sprechen, mit deren Eltern ich näher Kontakt habe.

Mein Sohn ist ein guter Schüler, der von seinem Leistungsvermögen her auch aufs Gymnasium hätte gehen können, aber aufgrund seiner emotionalen Entwicklung und seines jugendlichen Alters (im Oktober 11 geworden) nach vielen Überlegungen doch besser G 9 als G 8 macht - bei uns gibt es leider keine G 9-Gymnasien.

Sicher langweilt er sich manchmal und macht dann auch Quatsch, sicher ist das Arbeitstempo vor allem in Mathematik und in Englisch nicht hoch, aber so bleibt ihm im Moment noch Zeit für seine Hobbies. Außerdem gibt es immer Zusatzaufgaben, die erledigt werden können - was mein Sohn ab und an auch macht.

Für uns war es die richtige Wahl, vielleicht hätte er es am Gymnasium auch gepackt, aber so vor einem Jahr hatte er noch viel stärker mit mangelnder Frustrationstoleranz zu kämpfen als jetzt, und generell kann er Druck nicht gut ab, der auf dem Gymnasium sicher doch stärker zu spüren gewesen wäre. Und ihm gefällt es, eine "bunte Schule" zu besuchen, mit vielen Nationalitäten, die überraschend gut miteinandere auskommen.

LG

Anja

5

Hallo,

ich würde an Deiner Stelle Kinder und Eltern fragen die schon diese Schule besuchen. Denn so wie ich das sehe, sind die Integrierten Gesamtschulen sehr unterschiedlich was Konzepte und Strukturen angeht.
Auch ein Tag der offenen Tür kann da ein bisschen Aufklärung bringen, wobei sich an diesen Tagen die Schulen natürlich von ihrer Schokoladenseite präsentieren. Aber man kann sich die Fachräume, die Mensa usw. zumindest mal anschauen.

Wir haben hier in der Nähe auch eine IGS, die einen unglaublichen Zulauf hat. Es werden jedes Jahr mehr Bewerbungen und es wird per Los entschieden, wer auf die Schule darf.

Persönlich kann ich Dir nicht raten, den für unseren Sohn kam keine IGS in Frage.

LG, stella

7

Mein Sohn (Gymnasialempfehlung) geht seit 2 Jahren auf eine IGS.

Ich bin begeistert!

- Doppelstunden (dadurch auch bei 8 Std. nur Material für 4 Fächer)
- mindestens 2x pro Woche lang, kann aber durch AGs freiwillig auch 4x die Woche lang gehen (gerade für berufstätige Eltern wichtig)
- keinerlei Hausaufgaben
- zwar keine Noten, dafür sehr umfangreiche Rückmeldungen über Ergebnisse (eine "2" unter einer Arbeit/auf einem Zeugnis sagt ja nichts darüber aus, wie sich die Note zusammensetzt und wo eventl noch Lücken sind. Da ist dieses System viel transparenter.)
- Tischgruppen, die SEHR gut gecoacht werden. Die Kinder lernen, auch mit Menschen produktiv zusammenzuarbeiten, die nicht dem eigenen Wissensstand/ der persönlichen Vorliebe entsprechen. Sehr wichtig für das ganze spätere Leben!
- außerordentlich fitte und engagierte Lehrer
- sehr moderne Ausstattung/Materialien/Lernmethoden.

Wir sind SEHR froh, diese Schule gewählt zu haben und werden jetzt von Eltern neidisch beäugt, für die die IGS damals unter ihrer Würde war und für deren Kinder SELBSTVERSTÄNDLICH nur ein Gym. in Frage kam.
Tja, selbst schuld! ;-)

8

Doppelstunden, Hausaufgaben sind von Schule zu Schule verschieden. Die wöchentliche Unterrichtszeit obliegt den Bestimmungen des Bundeslandes und das Gesamtschulen leistungsmässig gegenüber den Realschulen abfallen, halte ich für ein Gerücht.

Fakt ist, das in den Hauptfächern in Kursen unterrichtet wird. Leistungsstarke Schüler eines Faches besuchen den Erweiterungskurs, die durchschnittlichen den Grundkurs, die schwachen Schüler den Förderkurs. Und da hast Du auch schon den entscheidenden Vorteil. Wenn ein Schüler z.B. in Mathe ein Held und in Deutsch eine Niete ist, muss er sich nicht in Mathe langweilen und in Deutsch verzweifeln, sondern kann leistungsgerecht gefördert werden.

Und platzt in Deutsch der Knoten, kann er sich in den Erweiterungskurs vorarbeiten und so auf Gymnasialniveau lernen, ohne die Schule oder auch nur die Klasse zu wechseln.

Der Nachteil ist, das Prinzip funktioniert natürlich auch andersrum ;).

Grüsse
BiDi

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Das mit den Kursen stimmt aber nur bedingt, da kocht auch jedes Bundesland sein eigenes Süppchen...

hier sind es nur zwei Niveaus, und die werden in Mathe und Englisch erst ab der 7, in Deutsch ab der 8 und in Physik ab der 9 angeboten. Das wars mit äußerer Differenzierung, und innere gibt es nicht großartig.
Unter diesen Bedingungen ist Realschulniveau nicht realistisch, schließlich darf die Hälfte der Schüler, die mit Hauptschulempfehlung kommt, nicht abgehängt werden.

Liebe Grüße Isa

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Bei uns (NRW) ist es auch so, dass die Differenzierung erst mit der 7. Klasse beginnt und zunächst auf die Hauptfächer Deutsch, Englisch und Mathe beschränkt ist. Auch wenn hier die Empfehlung der Grundschule nicht bindend war, die Schüler haben etwa zu gleichen Teilen Haupt-, Realschul- und Gymnasialempfehlung.

Wie kommt es, dass bei euch 50 Prozent der Schüler mit Hauptschulempfehlung sind?

Liebe Grüße
Anja

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Wir wohnen in NRW, mein Sohn ist in der 5. Klasse in der Gesamtschule, er ist in der Inklusionsklasse.

Als erstes: wir habe hier 6 Gesamtschulen mit je 175 Kindern pro Jahrgang und es werden trotzdem jedes Jahr 400 bis 500 Kinder abgelehnt. Es gibt also einen riesigen Run auf die Gesamtschulen. Pro Jahrgang ist eine Inklusionsklasse mit 20 Regelschülern und 6 Förderkindern. Für diese Klasse gab es im letzten Jahr 80 Bewerber. Er hat 2 Klassenlehrer und zusätzliche Integrationshelfer, die im Unterricht dabei sind. Er hat zwei direkt verbundene Klassenräume (mit Küche, Couch, Laptop-Ecke , damit die Kinder evtl. Getrennt unterrichtet werden können.

Ich bin begeistert von der Schule, weil diese Schule einfach zu meinem Sohn passt. Er hatte eine Realschulempfehlung und hätte auch in die Fußballklasse an einer Sportrealschule gehen können, aber mich hat das Konzept auf der Gesamtschule mehr überzeugt.

Er hat an 4 Tagen bis 15.05 Unterricht, an einem Tag bis 14.15 Uhr. Es gibt keine Doppelstunden, also ganz normal wie auch an anderen Schulen.

Im 6. Schuljahr bekommen die Kinder nach Wahl ein weiteres Hauptfach dazu, ab Klasse 9 gibt es E und G-Kurse.

Kennst du Kinder, die auf diese Schule gehen? Dann sprich mit den Eltern.

VG GR

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Vielen Dank für die ausführlichen Berichte von Euch!!!!
Hat mir schon weitergeholfen und meinen Fragenkatalog an die Lehrerin erweitert.

Gruß
Kaddel