Erfahrungsaustausch - Mein Kind ist Autodidakt und hochbegabt

Hallo,

mein 8 jähriger Sohn ist autodidaktisch veranlagt und zusätzlich in mehreren Bereichen hochbegabt und wir haben momentan große Probleme. Mein Kind versinkt im Chaos!

Während er in allen "geistigen Bereichen" über ein überdurchschnittliches Leistungspotenzial verfügt ist er organisatorisch und sozial total desorientiert. Obwohl wir gemeinsam mit den Ärzten daran arbeiten dies in den Griff zu bekommen, habe ich das Gefühl wir bewegen uns rückwärts.

Manch einer mag nun schmunzeln oder sich wundern, aber er kann kleinste ihm übertragene Aufgaben nur selten oder gar nicht erfüllen und schafft es nicht z.B. sein Hemd richtig zu zuknöpfen oder sich ohne meine Hilfe von Kopf bis Fuss zu waschen ohne die Hälfte zu "vergessen". In seinem Zimmer herrscht "seine Ordnung" die ich in keinem Fall verändern darf, da es für ihn verheerende Folgen hat.

Mein Kind ist menschenscheu und hat Angst vor jeglicher Veränderung. Er haßt Dreck und war schon als Kleinkind äußerst selten im Buddelkasten spielen, alles was mit Natur zu tun hatte verabscheut er und war dieses Jahr das erste Mal in einem See baden. Nicht das wir nie auf Spielplätze gehen (wir sind täglich draußen) oder nie schwimmen gehen .. er sitzt dann einfach am Rand und guckt den anderen z.B. seinen beiden Brüdern oder befreundeten Kindern zu. Er ist im allgemeinen sehr introvertiert.

Momentan besucht er die 3. Klasse und hat sogar die Einschulungsfeier boikottiert. Das Programm wurde von größeren Schülern aufgeführt und jedes Kind nahm sich einen zukünftigen Erstklässler, um mit ihm zu tanzen. Mein Kind weigerte sich und blieb sitzen, während alle anderen sich freuten, lachten und Spass hatten.

Es gibt zahlreiche solcher Begebenheiten, in denen ich mir immer wünsche mein Kind könnte einfach Kind sein. Manchmal habe ich das Gefühl, die einzigen Dinge die ihm freizeitmäßig wirklich Freude bereiten sind sein Schachclub und sein Computer, an welchem er sich eigenständig mit verschiedenen Programmen (keine Spiele) beschäftigt. Ohne mein Einschreiten könnte er das stundenlang.

Ich habe das Gefühl das sich sein Leben aufgrund seiner geistigen Fähigkeiten/Eigenschaften negativ entwickelt.

Wem geht es noch so? Wie handhabt ihr euer Leben? Wie sind eure Erfahrungen oder gibt es Ideen die mich auf den richtigen Weg lenken?

Ich würde mich sehr über hilfreiche Meinungen freuen.

LG

3

Wer hat denn die Diagnose gestellt? Wurde euch nicht geraten, ihn auch weiter testen zu lassen? Das klingt nicht nur nach Autodidakt und hochbegabt, sondern ehrlich gesagt auch noch nach etwas ganz anderem.
Die Probleme, die du schilderst, sind keine Probleme von hochbegabten Kindern. Das sind auch keine typischen Begleiterscheinungen. Und Autodidakt bedeutet nur, dass er in der Lage ist, sich Dinge selbst beizubringen.
Ich verabscheue es, hier Diagnosen in den Raum zu werfen, also werde ich es auch jetzt nicht tun. Aber ich denke, ihr solltet euren Sohn weiter testen lassen. Dein Sohn ist nicht nur hochbegabt und Autodidakt.

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Genau das habe ich auch gedacht, obwohl ich keine Ahnung in dem Gebiet habe. Die HBs die ich kenne, sind aber in keinster weise so.

LG,
Natalia

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Das ging mir auch durch den Kopf!

LG

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1

in manchen Städten gibt es spezielle Schulen für Hochbegabte Kinder mit speziell geschultem Personal.

Ich denke es ist wichtig, dass er nicht nur in den Begabungen gefördert wird, sondern besonderes Augenmerk auf die Defizite gelegt wird.

Wenn er mal irgendwann ein typischer schlecht sozialisierter Fachidiot wird, ist ihm auch nicht geholfen - schließlich willst du ja vielleicht mal Enkelkinder und ne Schwiegertochter ;-)

Ich vermute, dass es Menschen gibt, die da weiter helfen können.

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hallo fearless,

wenn ich das so lese, kann ich kaum glauben, dass hochbegabung die einzige "diagnose" deines sohnes ist.

ihr scheint ja in ärztlicher betreuung zu sein - ist auch jemand dabei, der sich auf entwicklungsstörungen spezialisiert hat.
ich denke, dass dein sohn besondere hilfe braucht, um in den alltagsfertigkeiten besser klarzukommen - aber dazu wirds ja erstmal eine professionelle bedarfsfeststellung brauchen.

gruss,
amalswintha

5

kann es sein das dein sohn eine form von autismus hat

und wenn es bisher nicht als diagonose steht würde ich schnellstens

testen lassen

weil auch meine tochter hat einen iq der höher wie 130 ist und damit hochbegabt

im mathe und sprachlichen bereich

aber sie kann sich selber waschen usw

auch aufgaben kann sie selbständig bewältigen

ich an deiner stelle würde noch mal zu den ärzten gehen wenn dein sohn

noch nicht auf autismus gestest worden ist dann würde ich es schnellstens tun

6

Hallo,

das klingt sehr ähnlich wie bei unserem Ältesten.

Er ist ebenfalls hochbegabt, hat aber zusätzlich eine Form von Autismus die das Alltagsleben mit ihm zuweilen sehr kompliziert macht.

Gerade Dinge wie sich umziehen, sich in Alltagsdingen organisieren, bringen uns regelmäßig an den Rand der Verzweiflung. Er kommt morgens nicht auf die Idee seine Schultasche mit zu nehmen wenn er aus dem Haus geht, er schließt die Tür nicht wenn er geht (ich meine nicht abschließen, nur zumachen), er bekommt den Auftrag für das Training eine frische Hose aus dem Schrank zu holen in dem sich seit Jahren seine Kleidung befindet und muss dreimal nachfragen welchen Schrank ich meine, er kommt dann runter (30 Grad Tag) mit einer dicken, warmen, langen Jogginghose, über seine Schiebeinschoner versucht er gefütterte Winterkniestrümpfe zu ziehen obwohl im Sockenfach diverse Sportsocken für genau diese Gelegeneheit warten und er seit zwei Jahren beim Training ist.

Aber gib ihm ein Schachproblem und er löst es in Minuten, stellt Mathematische Fragen die meinen Mann (Mathelehrer) ins Schwitzen bringen...

Er ist einmal die Woche in einer Verhaltenstherapie wo mit ihm gearbeitet wird.

Und so wie dein Großer...bei einer solchen Feier wie der Einschulung hätte unser auch nie im Leben einfach mitgemacht ganz im Gegensatz zu den Kleinen.

Schau dich doch mal im Netz um, kannst mich aber auch gerne anschreiben.

LG

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Ja, das ist original mein Sohn!

Das sind wirklich bis ins kleinste Detail genau die gleichen Probleme, die wir haben. Unsere Kinder teilen sich einen Wäscheschrank und dort mussten wir extra für ihn alles beschriften. Er würde sonst seine eigenen Sachen nicht finden und die seiner Brüder anziehen, auch die seines 3 Jahre alten.

Ich kann ihm sagen: "Gib mir bitte die Teebeutel aus dem Hängeschrank links oben!" Er kann es nicht, er sagt dann: "Da sind keine!"

Generell kann ich ihm etwas sagen, er kommt dann IMMER noch einmal zurück und fragt was er machen sollte oder wo er es findet.

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Ja, genauso ist es bei unserem Ältesten (Asperger Autist).

Er braucht so exakte Anweisungen für alles dass man es vom Zeitaufwand her eigentlich auch selbst machen könnte.

Ich kann ihm nicht sagen: bitte bring mir meine Handtasche (was meine beiden Kleinen ohne Mühe schaffen würden) sondern: bitte bringe mir die grüne Handtasche die in der Küche auf dem weißen Hocker steht mit den silbernen Bommeln dran. Und wenn die Tasche dann versehentlich auf dem roten Hocker steht kommt er zurück und sagt: da steht keine Tasche auf dem weißen Hocker. Dass die grüne Tasche mit den silbernen Bommeln auf dem roten Hocker dann die geforderte sein muss kommt ihm nicht in den Sinn weil es sich nicht mit meinen Angaben deckt.

Es ist echt kompliziert.

Aber man kann sich damit arrangieren auch wenn manche Leute manchmal schräg schauen wenn ich ihm sage "P., ich komme sobald ich kann, ich muss noch eben den Geschirrspüler einräumen. Das dauert etwa drei Minuten, also vielleicht auch nur 2 1/2 oder möglicherweise auch fast vier.
Weil ich schon endlose Diskussionen mit ihm führen musste über die Frage: was bedeutet "gleich" oder "ich komme sofort" und auch Angaben wie "wenn ich hier fertig bin" oder so sind ihm viel zu ungenau.

Wenn er abends im Bett liegt möchte er dass ich nach dem Gute-Nacht-Sagen nochmal hoch komme und dann sage ich z.B. ich komme in zehn MInuten. Dann liegt er im Bett und zählt Sekunden und nach exakt zehn Minuten ruft er : Mama, du wolltest kommen!

Aber man kann sich mit allem arrangieren und darauf einstellen ;-)

LG

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Hallo,

das kenne ich nur zu gut, auch wenn es sich bei euch schon sehr extrem anhört - auf der einen Seite Kleinkind, auf der anderen Professor!

Habt ihr euch schon mal an die DGhK oder Mensa etc. gewandt?! Würde ich auf jeden Fall machen!

Die helfen auch gerne weiter!

Gruß
TTT

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ich habe bei deinen Beitrag sofort an Asperger gedacht. Der Neffe meiner Schwester und Schwager hat Asperger und genau diese "Symptome", wobei er schon länger in Therapie ist und sich vieles gebessert hat aber er bleibt auch natürlich in den Bereich etwas "anders". Mich wundert, dass deine Psychologin noch nicht in die Richtung getestet hat.

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auch ich kenne Asperger durch einen Nachbarsjungen u. es paßt auf die Beschreibungen deines Sohnes. Informiere dich doch mal !

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Hallo!

Ganz viel von dem was Du beschreibst hat gar nichts mit HB zu tun.

Man kann Läuse und Flöhe haben und mit beidem muss und kann man richtig umgehen.

Mich wundert es, dass der testende Psych neben der HB diese "Marotten" nicht wahrgenommen hat. Warum wurde denn ein IQ-Test gemacht? Wurde da nichts weiter untersucht, oder direkt alles dankbar auf die HB geschoben.

Ich würde nochmal nachhaken und eine umfassende KJP-Diagnostik anstreben. Vielleicht reicht es für den KiA aus um Euch "spezieller" zu schicken.

LG, I.