"asozial" ein schimpfwort oder nicht ?

Guten abend!

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen und mir sagen, ob ich überreagiere, richtig reagiere oder was auch immer...

kurz zur Vorgeschichte:

In der Klasse meiner Tochter ist ein Mädchen, dass eine Außenseiterrolle innehat. Nun fahren sie demnächst für 2 Tage ins Schullandheim und die Zimmeraufteilung wurde in der Klasse besprochen. Keiner wollte mit diesem Mädchen ins Zimmer und daraufhin ließ die Klassenlehrerin das Mädchen entscheiden - sie wählte das Zimmer, in dem meine Tochter mit ihren Freundinnen ist.

In der Pause haben die Mädchen eine Lästerrunde untereinander abgehalten, die absolut unter die Gürtellinie ging. Unter anderem fielen Sätze wie: Wer wünscht sich, dass die xxx vor dem Schullandheim krank wird und nicht mitfahren kann? Wer wünscht sich, dass sie nie mehr in die Schule kommen würde?

Am Ende fragte ein Mädchen: Wer wünscht sich, dass xxx vom Baum fallen würde und tot wäre?

Daraufhin haben noch zwei Mädchen per Handzeichen zugestimmt (unter anderem meine Tochter)

Letztendlich wurden sie dann von einem Mädchen verpetzt und es gab natürlich Ärger. Meine Tochter hat lange mit mir über den Vorfall gesprochen, sich persönlich bei dem Mädchen entschuldigt, Brief geschrieben....sie war sich vorher nicht bewusst, dass eine Zustimmung genauso schlimm ist, wie wenn sie den Satz selbst gesagt hätte. Ich persönlich war auch recht schockiert, dass solche Aussagen von meiner Tochter bejaht wurden.

Nun fragte mich meine Tochter heute: Mama, was ist asozial? Weil als wir von der Frau XXX zur Rede gestellt wurden, hat sie uns angeschrien, dass wir aszozial sind. Nun habe ich Angst, dass ich das bin, obwohl ich gar nicht weiß, was das ist.

Wie würdet ihr nun reagieren? Meiner Meinung nach ist das doch ein Schimpfwort - auch wenn mir die eigentliche Bedeutung des Wortes klar ist. Soll ich die Lehrerin darauf ansprechen, dass sie meine Tochter als asozial tituliert hat oder das Ganze auf sich beruhen lassen?

LG

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Sowas kann ich ja wirklich hassen:

Da benimmt sich ein Haufen Zicken mehr als nur daneben und mobbt (den Begriff mag ich eigentlich gar nicht, weil er inflationär benutzt wird - aber hier passt er!) ein Mädchen vom Feinsten.
Die Lehrerin, die übrigens auch nur ein Mensch mit Gefühlen ist, reagiert mit Recht entsetzt und geht die Damen etwas härter an mit einem Begriff der auch noch sachlich absolut richtig ist.

Und was macht die Mama? Damit die Schuld der eigenen Tochter abgeschwächt wird, muss das Augenmerk auf das Verhalten der bösen bösen Lehrerin (geht immer gut, denn Lehrer sind ja grundsätzlich an allem schuld) gelenkt werden.

Und da wird immer danach geschrien, dass Werte und Moral immer weniger zählen. Woher das wohl kommt??????

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Hallo Lena,

in welcher Form habe ich versucht, die Schuld meiner Tochter in irgendeiner Form abzuschwächen und dazu die Aussage der Lehrkraft zu verwenden?

LG Steffi

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Indem du auf etwas herum reitest, das überhaupt nichts zur Sache tut!

Den Mist hat deine Tochter mit ihren Freundinnen verzapft und dass sie dafür "einen auf den Deckel" bekommt ist nur richtig und an sich überhaupt nicht zu diskutieren!

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1

Naja rein von der Wortbedeutung her:
asozial: also nicht sozial. Sehe ich nicht als Schipfwort, weil es in dem Zusammenhang stimmte.

Asozial im Sinne von "assi" ist natürlich schon ein Schipfwort,
denke aber nicht, dass die Lehrerin dieses in dem Sinne verwendet hatte.

Ich würde da nichts weiter unternehmen,
sondern deiner Tochter beide Bedeutungen erklären.

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sehe ich genau so: dieses verhalten war nicht sozial.

Das Wort wurde im Wortsinn gebraucht.

2

nicht von mir sondern Zitat aus dem Internet, finde aber immer wieder, das er recht treffend ist....
Lisa

Asozial ist sehr eindeutig definiert, d. h. jemand der sich nicht an Gesetze und Normen hält, gilt als asozial. Jemand verstößt mehr oder weniger bewusst gegen die Regeln einer Gesellschaft. Das betrifft aber klar bestimmte Verhaltensweisen.

Beispiele für asoziales Verhalten: - Fahren ohne Führerschein/Fahren im alkoholisierten Zustand - Fahren ohne gültigen Fahrausweis - Steuerhinterziehung - Gewalttätigkeit - Missbrauch von Gemeingut (z.B. Autofahren auf Gehwegen, öffentliche Abfallbehälter für Hausmüll verwenden, lautes Musikhören in einer Badeanstalt, Abfall liegen lassen) - Mitarbeitern Entlohnung nicht bezahlen - Sich an der Supermarktkasse vordrängeln - Ladendiebstahl

Die Liste ist beliebig fortsetzbar.

Asoziales Verhalten ist dabei NICHT von Einkommensgruppe oder sozialer Hierarchie abhängig, sondern von eindeutig gegen die festgelegten Regeln der Gesellschaft verstoßendes Verhalten. Das betrifft aber nicht willkürliche Ansichtssache, sondern ganz sachlich verifizierbares und eindeutig gegen die Regeln der Gesellschaft verstoßendes Verhalten; nicht etwa Verhalten und Eigenschaften, die Privatangelegenheit jeder erwachsenen Person sind.

Der Begriff "asozial" wird, dem völlig entgegen, aber häufig als beliebig einsetzbares Schimpfwort, und damit auf falsche, unzutreffende und beleidigende Weise verwendet. Insbesondere für Personen mit geringem Einkommen, geringem oder mittlerem Bildungsstand - oder Personen, die man einfach dafür hält - bestimmmter Kleidung, einem bestimmten Lebenstil, der als "abweichend" betrachtet wird, obgleich er nicht gegen Gesetze und gesellschaftliche Regeln verstößt.

Das bedeutet: Wer z. B. ...

ein älteres Auto fährt, möglicher Weise mit Beulen, aber zugelassen
einen individuellen Kleidungsstil hat
zurückgezogen lebt
in der Öffentlichkeit ein distanziertes Verhalten an den Tag legt
seinen Garten nicht genau in der Weise anlegt, wie das die Mehrzahl seiner Nachbarn tut (z. B. indem er seinen Rasen etwas höher stehen lässt o. ä.)
einen individuellen Tagesablauf hat
sich nicht leutselig gibt und seine Privatangelegenheiten für sich behält
u.v.m.

ist nicht asozial. Solche Personen werden aber sehr leicht, und damit auf völlig unzutreffende Weise, mit einem solchen Ausdruck belegt, der dann nichts weiter als ein Schimpfwort ist, das deshalb verwendet wird, da man in der Regel gegen Personen, deren Lebensweise man für unangepasst, "abweichend" oder anstößig hält (obgleich das die Privatangelegenheit jeder erwachsenen Person ist), nichts Tatsächliches vorzubringen hat, bzw. die als "asozial" bezeichneten Personen sogar beneidet. D. h. man hat Personen, die man beliebig als "asozial" beschimpft, nicht wirklich und berechtigt etwas vorzuhalten, empfindet deren Verhalten nur als "abweichend".

Der Begriff "asozial" wird somit häufig als beliebig einsetzbares Schimpfwort für Personen gebraucht, die man herabwürdigen will, gegen deren Verhalten sich aber nichts Tatsächliches einwenden lässt, um ein besseres Bild von sich selbst zu bekommen, ohne dass deshalb asoziales Verhalten vorliegt. Asozial, wiederum ist es dagegen, Personen, denen nicht das Geringste tatsächliche asoziale Verhalten angelastet werden kann, als "asozial" zu bezeichen. Der Begriff "asozial" wird somit häufig für Personen als Beleidigung missbraucht, deren Lebensstil als "abweichend" deklariert wird, ohne dass es dafür reale Gründe geben muss.

Kurzfassung: "Asozial" hat mit einer von bestimmten Personengruppen als "abweichend" gesehenen Lebensstil und deren Vorstellungen, wie "man zu sein hat", nichts zu tun. Auch nicht mit Einkommen oder Vermögensverhältnissen. Sondern ganz ausschließlich mit Verhalten, das Gesetze und Regeln der Gesellschaft verletzt.

Abschließendes ein plakatives Beispiel: - Jemand, der in Anzug und Krawatte gerade einem neuen Mercedes entstiegen ist und seinen Abfall auf einer Rasenfläche entsorgt, verhält sich asozial. - Jemand, der seine Wäsche auf dem Balkon trocknet, der z. B. längere Haare hat, der regelmäßig am Stehimbiss isst, der kein Auto hat, der Jeans und T-Shirt trägt ist deshalb nicht asozial.

3

Hallo,

ich würde es zunächst darauf beruhen lassen. Deine Tochter hat bemerkt, dass die Frau sehr aufgeregt ist, weil ihre Tochter sehr ungerecht behandet wurde.

LG

4

Nein, die Lehrerin hat meine Tochter so betitelt - nicht die Mutter des betroffenen Kindes. Vielleicht habe ich im Eifer zu undverständlich geschrieben.

LG Steffi

7

Hallo Steffi,

ach so. Das ist schon recht eigenartig. Ich würde mich mit den anderen betroffenden Eltern absprechen. Es ist aus ihrem Mund schon recht hart.

Der Ton macht die Musik. Sagt man ruhig, das ist asozial, dann finde ich es überhaupt nicht schlimm. Schreit die Lehrerein, dass man asozial ist, dann ist das eher unprofessionell. Ärgerlich.

LG

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5

Naja, deine Tochter ist bestimmt nicht asozial, aber ihr Verhalten war es hier schon.

Insofern würde ich das mal so stehen lassen und deswegen nicht gleich zur Schule rennen. Vllt hat Tochter was draus gelernt.

Gruß rem

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Auch, wenn es nicht schön ist, hat die Lehrerin deiner Tochter leider Recht. Die Kinder benehmen sich unmöglich und grenzen eine Mitschülerin aus. Ihr Verhalten ist also asozial (unsozial). Es ist kein Schimpfwort, sondern leider eine Tatsache.

Gruß
Sassi

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Sich jetzt über oder bei der Lehrerin wegen dem Wort "asozial" (was sie in diesem Fall ja auch waren, denn solche Abstimmngen gehen ja mal gar nicht) zu beschweren finde ich völlig unpassend.

Rede lieber mit Deiner Tochter über diese seltsame Abstimmung und wie sie es finden würde, wenn über sie solche Sachen gesagt werden, das finde ich jetzt viel wichtiger.

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Auch wenn es dir weh tut: das Verhalten deiner Tochter war asozial.

Das ist nicht böse gemeint.

Manchmal muss man sich den Tatsachen stellen.

Und sicherlich verhalten wir uns alle mal asozial.

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Nur weil dieses Wort negativ behaftet ist, kannst du der Lehrerin kaum einen Vorwurf machen, dass sie es in diesem Zusammenhang völlig korrekt angewendet hat.

Statt dir über das Verhalten der Lehrerin Gedanken zu machen, solltest du dich mal intensiv mit dem deiner Tochter auseinandersetzen. #gruebel

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Und du glaubst, das habe ich nicht getan? Oder aus welchem Grund schreibst du es?

Habe ich nicht bereits weiter oben geschrieben, was ich unternommen habe?

LG

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Du hast mit ihr darüber gesprochen, sie hat sich entschuldigt, etc.. Alles sehr löblich.

Was mir allerdings zu denken gibt, ist dein Umgang mit dem Problem, wie er aus deinem Post ersichtlich wird. Du schreibst 'verpetzt', als hätte es sich hier um einen harmlosen Streich gehandelt und das Kind hätte sich zu Unrecht beschwert.

Und auch, dass deine Tochter nicht wusste, dass eine Zustimmung ebenso schlimm ist, wie wenn sie etwas selbst sagt, hört sich für mich nach einer halbherzigen Rechtfertigung an. Wie alt ist dein Kind? Und wie um alles in der Welt kommen Kinder überhaupt auf die Idee zu meinen, es wäre doch toll, wenn ein andres vom Baum fällt und dann tot ist?

Du hast offensichtlich Schadensbegrenzung betrieben. Ich kenne den Inhalt des Gesprächs mit deiner Tochter nicht, geht mich auch nichts an. Aber ich hoffe, dass du ihr gegenüber das Problem an der Wurzel gepackt und ihr ganz deutlich gesagt hast, dass ihr Verhalten absolut indiskutabel und mit nichts zu rechtfertigen war.

Viel wichtiger, als eine Entschuldigung und ein Brief ist, dass deine Tochter sich künftig korrekt dem Mädchen gegenüber verhält und du bist dafür verantwortlich, sie hier auf den richtigen Weg zu bringen und zu einem sozial kompetenten Menschen zu machen.

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