1. Klasse - Lola und Einstern

Hallo, ich hätte da eine Frage an die Mütter mit Erfahrung, was die Arbeit mit Lola und Einstern betrifft.

Bei meiner Großen gab es die Tobifibel und Schreibhefte....

Beim 1. Elternabend wurden uns diese Hefte vorgestellt - und da fand ich die Idee mit dem individuellen Arbeiten und dem daraus resultierend Druckabbau auf die Kinder echt super.

Mittlerweile habe ich hier ein deprimiertes Kind sitzen, das nicht mehr in die Schule gehen will, weil ihr manche dauernd vorhalten, dass sie ja schon viiiiiiieeeeel weiter sind........"Mama, ich glaube, ich bin zu schlecht für die Schule!" So viel zum Thema Druckabbau!!!!!

Man hat als Mutter auch keinen Überblick, wie weit das eigene Kinder "hinterherhinkt", da sie die Hefte kaum mit nach Hause bekommen. Manche Kinder sind schon 10 Seiten weiter, andere sind 12 Seiten hintendran erfährt man dann mal so zwischendurch.

Irgendwann bekommen die Schnellen ein Stopschild ins Heft und werden dann so lange mit Zusatzaufgaben beschäftigt, bis auch der Letzte soweit ist.

Wäre es nicht sinnvoller, sich ein Tagesziel zu setzen, das alle irgendwie hinbekommen und die, die schneller sind mit Zusatzaufgaben zu füttern?

Mein Fazit für die ersten Schulmonate:

Die Guten werden in ihrer "Überheblichkeit" gefördert und verlieren das Gefühl für soziales Verhalten (zumindest bei uns in der Klasse).
Die Durchschnittkinder sind demoralisiert.
Denen, die unter dem Durchschnitt liegen scheint es völlig egal zu sein.

So, nun meine Frage an die Pädagogen unter euch - was ist an diesem System pädagogisch wertvoll - oder wird es an unserer Schule einfach nur falsch umgesetzt oder sehe ich einfach nur nicht den Sinn der Sache??

Danke für eure Antworten

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Also erstmal finde ich diese Hefte super klasse.

Das System kann man ja verschieden fahren.
Ich finde es gut, dass die Lehrerin ein Stoppschild reinsetzt
und so die schnellen Kinder bremst.

Sicherlich sollte sie aber auch mal nachhorchen,
woran es liegt, wenn andere Kinder lange für die Seiten brauchen.
Dann sollte man diese Kinder eher fördern,
statt solange zu warten, bis sie diese dann eeendlich haben.

Wir haben leider nicht diese Hefte.
Ein ähnliches System führe ich aber auch.
Ich mache es so, dass ich den Kindern meist ein Tagesziel setze,
denn dann weiß ich, dass alle Kinder bis zum Ziel kommen.
Schnelle Kinder dürfen sich dann etwas aus dem Wochenplan (Zusatzaufgaben) nehmen.
Die langsameren Kinder machen die Aufgaben dann als Hausaufgabe fertig.
Zudem unterscheide ich auf den Seiten wenn es sich anbietet zwischen Pflicht und Sternchenaufgaben.

Gerade in Deutsch habe ich 2-3 sehr schwache Kinder.
Ich habe das Glück, dass mir 3 Förderstunden in der Woche zustehen,
wo ich mich dann um diese Kinder kümmern kann.

Pädagogisch sinnvoll ist das Prinzip der Freiarbeit sehr!
Die Kinder lernen Aufgaben eigenständig zu erfüllen.
Natürlich nur, wenn die Lehrerin die Aufgaben auch gut einführt.

Meine Klasse habe ich vor 8 Wochen übernommen,
die Lehrerin zuvor ist in Rente gegangen und die Kinder waren sehr unselbstständig.
Alle Aufgaben musste ich erklären. Die Kinder waren regelrecht zu faul, die Aufgabenstellung zu lesen.

Langsam habe ich die Kinder nun dran gewöhnt (noch nicht alle ;-) ) frei zu arbeiten.

Es ist ein angenehmeres Arbeiten für mich und die Kinder.
Die Kids können sich die Aufgaben aussuchen, auf die sie gerade Lust haben.
Dadurch fliegen sie richtig drauf.
Während der Freiarbeit gehe ich aber auch rum und betreue die Kinder.
Das heißt ich helfe bei Fragen und kann mich auch mal etwas länger um einzelne Kinder kümmern, was bei anderen Arbeitsformen selten möglich ist.

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Hallo,

vielen Dank für die Meinung aus Lehrersicht.

War sehr aufschlussreich.

Noch eine kurze Frage: wie handhaben sie das mit den "Tests"? Bei meiner Tochter werden die Bögen eben je nach Stand bearbeitet mitten im Unterricht, im größten Chaos an einem Extratisch. Wenn man da ein Kind hat, das das Geschehen um sich herum nicht ausblenden kann, ist das Ergebnis nicht so, wie es eigentlich in ruhiger Umgebung wäre.

Und das ärgert sie natürlich ziemlich. Ehrgeizig ist sie ja dann doch. Und ein rotes F auf ihren Aufgaben gefällt ihr überhaupt nicht;-)

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Tests haben wir ja nicht von denen,
da wir Einstern und Lola ja nicht haben.

Ich bin allerdings der Meinung,

dass Tests in einer ruhigeren Atmosphäre erledigt werden sollten.

Als Lehrer merke ich selbst, dass ich nichtmal Hausaufgaben anständig korrigieren kann, wenn es zu laut in der Klasse ist.

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hallo,

wir haben beide Hefte und noch ein paar andere.
Bei uns arbeiten keine Kinder vor. Die Kinder werden mit Zusatzaufgaben und sogar Gesellschaftsspielen bei Laune gehalten.
Der Wissensstand klafft ziemlich auseinander aber überheblich ist soweit ich weiß keiner.

Gruß
Kuckuk

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Hallo,

meine jüngste hat die Hefte auch und findet sie klasse (ich schließe mich allerdings auch an). Bei uns dürfen die Kinder in den Heften soweit vorarbeiten wie sie kommen, die Lehrerin stoppt sie ab und an und beschäftigt sie dann anderweitig. Aber mal eine Frage, soziales Verhalten gut und schön, aber warum müssen sich die guten immer an den schlechtesten in Tempo, Verhalten und Co orientieren? Dem stimme ich überhaupt nicht zu! Ich möchte z.B. kein demoralisiertes, gelangweiltes Kind haben, nur weil es sich an den schlechteren zu orientieren hat, das erzieht zum Mittelmaß. Meine Meinung!!
Jedes Kind hat etwas worin es gut und etwas, worin es weniger gut ist, also sind sie eh mal diejenigen die sich nach oben orientieren müssen (bei meiner Kurzen ist es in Musik, da ist sie mal nicht obenauf). Soziales Verhalten hängt davon abgesehen, nicht von guten Schulnoten ab.

mein Verworrener Kommentar :-), bin heute zu k.o (aber mir stinkt die überall geforderte Mittelmäßigkeit gewaltig)

Beste Grüsse
Jono

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Hallo,

sorry, da kam mein Gedanke wohl nicht so rüber, wie ich es dachte - mein Anspruch galt auf keinen Fall, die Guten auf ein Mittelmaß zu reduzieren, das wäre ja völliger Quatsch.

Nur, bei uns haben die Guten bisher die schlechteren Schüler unterstützt und sie nicht permanent darauf aufmerksam gemacht, dass sie zu lahm und zu doof sind - das war mit sozialem Verhalten gemeint. Das soziale Verhalten hat natürlich viele Facetten, kein Thema, und hat eigentlich nichts mit den Noten zu tun.

In der Klasse meiner Kleinen ist es in der Hinsicht irgendwie komisch. Da entwickelt sich keine Gemeinschaft. Das gibt eher so eine "Zwei-Klassengesellschaft". Eigentlich schade.

Ich denke, nachdem mich gerade zwei Mütter aus der Klasse angerufen haben, deren Kinder das Gehänsel der "Schnellen" auch ganz arg schlimm finden, dass hier der Hase begraben liegt und es nicht am Lernsystem hängt. Dafür wird es bestimmt eine Lösung geben und die Schule macht wieder allen "Spaß".

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Danke, ich hab nämlich gerade eins (ein demoralisiertes, gelangweiltes Kind) und keiner hat Interesse daran, ihm zu helfen.

Also die Medaille hat immer 2 Seiten.

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hallo,

also meine tochter arbeitet mit einstern und in deutsch mit delphin helften. ich finde die hefte gut und erst fand ich das mit dem eigenen tempo auch gut.
allerdings verunsichert mich das auch, dass manche zwei hefte weiter sind als andere. meine tochter ist im september erst sechs geworden und daher nicht so schnell. ihr ehrgeiz schnell zu arbeiten lässt auch zu wünsche übrig.
ich frage sie dann auch schon mal, wie weit die anderen sind und dann arbeiten wir auch mal zu hause ein paar seiten weiter.

so recht schlau werde ich auch nicht daraus, was es für folgen hat, wenn das tempo so differiert. hier wird kein stopschild gesetzt.

lieben gruß
mona

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Dass ohne Stopschild gearbeitet wird kenne ich noch von anderen Schulen, die Umsetzung des Programms ist wohl vom Lehrer abhängig. Ich bin ganz froh über das Stopschild, sonst würde meine Tochter wohl völlig die Lust an der Schule verlieren.

Das Thema schnell arbeiten ist häufig gar nicht so der Hit. Ein Freund von mir hat meine Sorge mit dem individuellen Arbeiten zu denken gegeben und wohl gestern in Vertretung in einer 1. Klasse einen einfachen Test mit den Kindern gemacht. Das Ergebnis war für ihn und die Klassenlehrerin sehr erschreckend, da wohl ausgerechnet die Kinder, die am Schnellsten ihre Hefte durchgearbeitet hatten, im Test die Schlechtesten waren. Nicht, dass die anderen alles richtig hatten, aber sie waren im Durchschnitt bedeutend besser.

So lange dich die Lehrerin nicht darauf anspricht, macht deine Tochter mit ihrem eigenen Tempo ihre Sachen wohl gut.

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hallo,

wir arbeiten auch mit einstern und lola. und ich habe genau das gleiche problem. mein sohn (7) ist mit 5 in eine spezielle schulform eingeschult worden, die die kinder nur mit 5 jahren aufnimmt. dort dauert die grundschule 5 jahre und die ersten 3 jahre (alle 5-8 jährigen) werden die kinder gemeinsam in einer klasse unterrichtet.

im ersten jahr habe ich zuhause nicht allzuviel nachgefragt, es war ja schließlich noch sowas wie ein jahr vorschule. im 2. jahr (im eigentlichen 1. schuljahr) kam dann die katastrophe. alle anderen kinder waren bereits in heft 5 (6 gab es) und meiner hing immer noch im 1. heft herum. durch die lehrerin habe ich leider nicht viel erfahren. ich habe aber guten kontakt zu einigen anderen müttern und die haben mir immer brandaktuell erzählt, wer genau wo ist.

im herbst war es dann so, dass die gesamte klasse (also die in seiner altersgruppe) bereits lesen konnte und meiner kannte immer noch einige buchstaben gar nicht oder konnte sie sich partout nicht merken. ich habe dann den ganzen letzten winter mit ihm gebüffelt. und das lesen hat er bei mir hier zuhause gelernt. ein gutes 1/2 jahr später wie alle anderen. und in absprache mit der lehrerin hat er die hefte immer mit nach hause bekommen und ich habe mit ihm hier zusätzlich was gemacht (hausaufgaben haben die kinder erst ab dem 2. schuljahr auf, also jetzt). er ist ein eher unkonzentriertes, verträumtes kind, was sich leicht ablenken lässt und lieber nebenan lego spielt als zu arbeiten. das wird den kindern anfangs leider oft freigestellt.

er ist immer noch einer, der hinter den meisten anderen hinterherhinkt. aber er ist jetzt im richtigen zeitrahmen. ich hatte vorletzte woche gespräch bei der lehrerin und die meinte es wäre alles ok. wenn ich mich aber nicht seit einem jahr schon mit ihm immer wieder zusätzlich hinsetzen würde und ihn auch tlw durch lockstoffe (kleines geschenk für ein fertiges lolaheft) aus der reserve locken würde, ich weiß nicht. dann hätten wir sicher irgendwann ein jahr wiederholen müssen.

in unserer schule ist es so, dass die kinder in den ersten 3 jahren sehr viel freiraum zum spielen haben. und dieses konzept passt halt nicht auf jedes kind. unser sohn ist jemand, der ständig angetrieben werden muss und das kommt dort leider zu kurz. obwohl wir dort nur insgesamt 110 kinder haben (haben ihn extra in eine 10 km entfernte schule geschickt, die nur so wenige kinder hat) und man meinen müsste, dass man dort mehr auf das einzelne kind eingehen kann. aber das hat irgendwie nicht so hingehauen, wie wir uns das vorgestellt haben.

ob wir die tochter (2,5) nun auch dort hingeben überlegen wir uns jetzt auch zweimal.

ich kann dir nur raten das gespräch mit der lehrerin zu suchen und mit deinem kind zuhause in den heften zu arbeiten. bei uns wäre es sonst nix geworden mit der versetzung in die 3. klasse. die ihm jetzt sicher ist.

lg und alles gute
anja

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Hallo,

oh, man, das klingt ja heftig.

Ich habe leider das Problem, dass wir die Hefte nur im Krankheitsfall oder wenn sie Hausaufgaben haben zu Gesicht bekommen, und das ist 1 bis 2 mal pro Woche - höchstens. Zu Hause macht sie dann sehr gerne - also wirklich freiwillig - 1 oder 2 Seiten mehr oder sucht sich was raus, was ihr Spaß macht. Ich habe mir heute noch mal das System von der Lehrerin erklären lassen. Das ist kein Unterricht, in dem sie was fragt, die Klasse ruhig sein muss und die Kinder antworten - jeder arbeitet, so wie er Lust hat und wenn er keine Lust hat, dann tratscht er halt mal mit dem Nachbarn. Es ist also ein ständiger Lärmpegel und genug Ablenkung in der Klasse und das ist das, was meiner Tochter echt Probleme macht. Sie arbeitet nun mal lieber in Ruhe. Heute kam sie heim und erzählte mir, dass sie lieber an einem Einzeltisch sitzt, dann kann sie in Ruhe was machen!

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na prima. dann habt ihr eigentlich das gleiche problem wie wir. das schulsystem passt nicht aufs kind. bei uns ist es so, dass die kinder bestimmte zeiten frei wählen können, ob sie spielen gehen oder arbeiten. und einige arbeiten dann halt und meiner hat dann halt natürlich keine lust und geht lieber in den nebenraum und spielt lego. das ist aber wenigstens dann der vorteil. die haben einen extraraum für die kinder, die nix arbeiten.

ich habe mich aber bei der lehrerin nach mehreren gesprächen durchgesetzt, dass ich mit ihm zuhause was arbeiten darf. mein mann hat gedroht ihn von der schule zu nehmen, wenn er in stoff zu weit hinterher ist, nur weil man nicht in der lage ist ihn ausreichend zu motivieren.

da musst du wirklich mit deinem mann am besten mal hin und tacheles reden. meistens lenken die dann schon ein, wenn die merken, das man als eltern bemüht ist, seinem kind die schule schmackhaft zu machen oder in eurem fall, dem kind das arbeiten in der schule zu erleichtern. notfalls musst du das mit dem elternbeirat klären. ob man vielleicht die kinder, die nichts machen in eine andere ecke setzen kann, damit die anderen in ruhe arbeiten können. ich würde da nicht so schnell aufgeben. manche dinge kann man einfach nicht so hinnehmen. das wäre auch zu einfach.

lg
anja