Wieviel kann man mit ADHS entschuldigen?

Hallo zusammen!

Ich weiss, die Frage hört sich wirklich komisch an, aber ich erzähle einfach mal:

Mein Sohn (8) hat einen Jungen in seinem Fussballverein, der Adhs hat, und eben deshalb auch Ritalin nimmt.
Die zwei haben sich angefreundet, aber nach und nach kristallisierte sich heraus, dass dieser Junge hochaggressiv ist. Er tritt ohne Ankündigung ins Gesicht, Bauch, Genitalien... und sagt dann, das mein Sohn angefangen hätte was aber nicht stimmt, denn alle anderen Mitspieler bekommen ja seine Ausbrüche mit.
Er ist auch schon desöfteren von Spielen ausgeschlossen worden, weil er einfach nicht Fair Play spielt und eben aggressiv ist.
Jetzt ist es so, dass dieser Junge mitbekommen hat, dass mein Sohn bei den Pfadfindern ist und zum Pfingstlager fährt, also meldet sich der Junge auch an und fährt mit. Was soll ich sagen, es war ein Desaster. Er hat mit dem Taschenmesser gedroht und wild gefuchtelt und gesagt, dass er alle absticht. Mein Sohn war völlig fertig, als er nach Hause kam. Ich habe dann ein paar Tage später mit den Leitern der Gruppe gesprochen und die haben mir bestätigt, dass mein Sohn sich ganz toll verhalten hat und immer und immer wieder versucht hat, dem anderen aus dem Weg zu gehen, aber der Junge hat ihn nicht in Ruhe gelassen.
Es ist noch viiiiiiiiieeeel mehr vorgefallen, aber das würde wohl den Rahmen sprengen.

Die Eltern versuchen natürlich immer das Verhalten mit ADHS zu entschuldigen und ich habe auch im Gefühl, dass er keinerlei Grenzen gewiesen bekommt. Die Eltern schimpfen nie wenn es etwas macht, im Gegenteil die anderen sind immer die blöden. Ich habe mittlerweile den Eltern gegenüber so eine Stinkwut, weil sie einfach nichts tun.
Und bevor hier ein falscher Eindruck entsteht, ich bin keine von den Mamas, die ihre Kinder in Watte packen. Ich habe lange Zeit gesagt, dass das eben Kinder sind und sie ihre Probleme unter sich ausmachen sollen, aber mir platzt echt der Kragen.

Danke fürs Lesen, vielleicht ist hier auch die ein oder andere Mama, deren Kind ADHS hat, und mich eines besseren belehren kann.

Grüsse

irne77

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Hallo,

Meine Tochter leidet unter ADS und ich kann Dir als betroffene sagen, das diese Kinder eine sehr liebevolle, aber auch unheimlich konsequente Erziehung mit vielerlei Strukturen im Alltag brauchen, als vielleicht andere Kinder. Einfach weil jedes Kleinste was anders läuft, die Kinder wieder ins Chaos versetzt!

An ADHS leidet meine ( Glücklicherweise) nicht, und diese, nein " wir" betroffene Eltern haben es sehr schwer. Aber meine Tochter war auch mit einem Mädchen befreundet, was an ADHS litt, und es war ähnlich, wie bei Euch. Erstmal schaukeln sich 2 ADHsler / ADSler gegenseitig hoch, das weiß man. Und der ADHsler ist ebend hyperkinetisch, das heißt er hat auch seine Emotionen wie Wut etc. nicht so gut im Griff. Mit Medikamenten gehts, aber ohne kann es sich hochschaukeln. Wir haben da auch Probleme, das meine Tochter von dem Mädchen bespuckt wird, verdroschen, sie lässt sich auch von Erziehungspersonen nichts sagen. Die Eltern sagen aber schon was, und sie bekommt Medikamente.

Also man kann nicht alles mit ADHS abtun, allerdings stimmt es, das betroffene Kinder meißt ein erhöhtes Aggressionspotiental haben, was leider so ist. Aber trotzdem brauchen sie feste und klare Grenzen, und wenn die Eltern in Eurem Fall nichts sagen, dann ist das Gift.

Meine Tochter hat auch schon andere gehauhen, oder früher beschimpft, aber durch Konsequentes handeln haben wir es gänzlich abgestellt. Im Gegenteil, sie ist eher noch die, die die andere Wange auch noch hinhält :-(.

LG, Julia

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http://www.info-adhs.de/wie-wird-behandelt/erziehungskonzepte.html

Da ich hier schon Mamas kennengelrnt habe deren Kinder ADHS haben (mit ADS im Grunde überhaupt nicht vergleichbar!) kann ich dir sagen, dass die Eltern NICHTS dafür können wie sich ihr Sohn verhält. Setz dich mal ein wenig mit dem Thema auseinander und erklär dann nochmal, dass die Eltern zu lasch sind. Ich glaube wir Mütter mit "normalen" Kindern haben nicht im entfernesten eine Ahnung davon wenn das Kind plötzlich ausflippt, seine Geschwister umbringen will oder im Winter im tiefsten Schnee in Unterwäsche spazieren geht #schock

LG Kristin

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P.S. Es gibt auch einen ADHS- Club, vielleicht kannst du ja dort mal reinschauen und ein paar Infos bekommen.

LG Kristin

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Adhs uund ADS ist im Prinzip Identisch, nur das die ADHS Kinder, oder auch Erwachsenen ebend hyperkinetisch sind, wofür ja das " h" in der Mitte dient. Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung haben aber beide Typen. Was der ADHSler an Power hat, fehlt dem verträumten ADSler hingegen wieder.

LG, Julia

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hallo!
ich bin grad etwas geschockt.
mein sohn ist 6,5j. und leidet ebenfalls an adhs.
er bekommt equasym-
er ist sehr schwierig,und sein agressionspotential war früher auch erhöht.
er hatte keine kontrolle über seine emotionen,dazu war er noch sehr wild.
aber,es ist nicht unmöglich ein adhs kind zu erziehen.
es war sehr schwere arbeit,und ist es noch-aber ich kann behaupten,es hat sich gelohnt.
sein sozialverhalten ist altersentsprechend,er hat freunde,ist nett und lustig.wild ist er immer noch-aber so ist er halt.

adhs kinder brauchen ganz klare strukturen und absolute konsequenz,sonst klappt garnichts.
nach deiner beschreibung finde ich die erziehung des jungen schon sehr lasch.

also bei meinem sohn lasse ich nichts durchgehen,und entschuldige es mit seinem leiden.
ich weiß das er schusselig,ungeduldig,vergesslich,übereifrig,emotional ist,aber niemals lasse ich dermaßen schlechtes benehmen durchgehen.das meiner meinung nicht unbedingt etwas mit adhs zu tun,sondern fehlender erziehung.

oder der arme junge hat das ausgeprägteste adhs was ich je gehört hat.

mich ärgert halt,das die mutter nichts sagt zu seinem benehmen,außer ,tja er hat halt adhs...


lg nessi

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Hallo nessi und alle, die mir geantwortet haben,

vielen DAnk für Eure Antworten, ich fand sie sehr lehrreich.
Ich habe ja wirklich auch lange Zeit versucht, Verständnis für diesen Jungen aufzubringen, aber wie schon gesagt, langsam habe ich einfach nur noch einen Hals auf ihn und auch die Eltern.
Natürlich habe ich mir den Link durchgelesen (danke dafür). Gerade eben kommt mein Sohn aus der Schule und erzählt mir, dass der Junge gesagt hat: ich wünsche mir zu Weihnachten, dass Du tot bist#schock

So sehr ich mich auch anstrenge, dafür kann ich KEIN Verständnis aufbringen.

Ich hoffe nur, dass mein Sohn sich das alles nicht so sehr zu Herzen nimmt.

Also #danke nochmal für Eure Antworten

Grüsse

irne77

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Hallo irne,

Jetzt habe ich noch mal schnell hier rein geguckt, und Deine Zeilen gelesen, was Deinem Sohn heute wiederfuhr, in der Schule.

Ich kann Dich verstehen, Du liebst schliesslich Deinen Sohn, und solche Aussagen tun irre weh, auch wenn sie von einem Kind kommen.

Bei uns war, oder ist es auch so, das die Geschwister, die ja " normal" sind, oft unter meiner Großen litten. Diese Kinder neigen leider oft zu Wutausbrüchen, oder auch großer Eifersucht gegen Geschwister, da sie Emotionen nicht gut kontrollieren können. Hier fiel auch schon manch unschöner Satz meiner Tochter, nicht in solch harter Form, dennoch verletzlich. Uns hat der Psychater, und die EB geraten ganz offen mit den Geschwisterkindern zu sein. Das unsere Tochter ebend in anführungsstrichen *anders* ist, oder krank, und ihr Verhalten deshalb nicht immer ganz einfach ist.

Setz Dich hin mit Deinem Sohn, und erkläre ihm, warum der Junge sich so verhält. Meine haben gelernt sich bei Wutausbrüchen der Großen zurück zu ziehen, und das Gewitter abzuwarten. Es ist wichtig, das Dein Sohn versteht warum der Junge so ist.

Im Kindergarten meines Sohnes ist auch ein Junge mit ADHS, er war auch vor den Therapien sehr schlimm, hat alles und jeden gehauhen. Sogar Erzieher, und fremde Eltern. Da hat mein Sohn dann auch ganz schön darunter gelitten. Aber er hat gelernt, sich davon zu distanzieren, und einfach ruhig zu bleiben.

Dein Sohn sollte viel mit Dir darüber reden, das hilft ungemein.

LG, Julia

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