Einschulung mit knapp 5,5 - klein und leicht

Hi,

ich könnte dringend ein paar Meinungen gebrauchen, aber bitte ohne Vorwürfe, die bekomme ich im Umfeld wirklich genug.

Unsere Tochter hat sich schon immer von anderen Kindern unterschieden, weil sie einerseits eine Wahrnehmungsstörung hat und kleinwüchsig ist (fast 5 Jahre alt und ca. 95 cm groß, 13kg), aber andererseits mit einem Jahr sprechen lernte und geistig einfach voraussprintet. Sie liebt es, mit anderen Kindern zu spielen und fühlt sich überall wohl, wo Kinder sind. Wir haben mit SI-Therapie und Ergo viele Erfolge erziehlt, waren aber der Meinung, sie einfach nicht richtig auslasten zu können. Deshalb haben wir einen Intelligenztest machen lassen. Wir wollten ihre Stärken und Schwächen deutlicher aufgezeigt bekommen, um besser auf sie eingehen zu können. 2 Stunden hat sie konzentriert mitgearbeitet und alles bestätigt, was wir vermutet haben. Wir sollten über eine frühe Einschulung nachdenken. Seit wir darüber nachdenken, hagelt es von jeder Seite massive Kritik. "Du raubst ihr ein Jahr unbeschwerte Kindheit" ist das Hauptargument und "In der Schule sind alle fies."
Dabei geht aber niemand auf unsere Tochter ein, ob es in ihrem Fall das beste wäre.

Wir holen uns noch entsprechenden Rat von der Ergotherapeutin, Schulrätin, Kindergärtnerin...

Ist hier irgendjemand, der seine Tocher, die ebenso klein und jung war, bereits eingeschult hat? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

Vielen Dank für eure Antworten.

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wir sind selber ein kann-kind (toller satz). und ich musste dafür kämpfen, aber seit dem schulbesuch ist unser kind aufgeblüht und fühlt sich pudelwohl. ich hatte auch gedacht, weil sie die jüngste ist, würde man das sehen, aber sie ist eine der größeren und hat vor exakt einem jahr auch 10 cm weniger gehabt. schlank ist sie trotzdem noch.
an ihrer schule ist auch ein mädchen, das dürfte auch grad mal ein "laufender meter" sein. ich denke, das ist in diesem fall ähnlich wie bei euch.
wie ist das mit der wahrnehmungsstörung? ist sie relevant? am besten holt ihr euch soviele fachmännische meinungen wie möglich und lasst euch von konservativen meinungen nicht den weg verbauen. bei uns gibt es den schulpsychologischen dienst, der am ende den ausschlag gegeben hat. vielleicht habt ihr sowas auch?

alles gute!

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Wir haben auch ein Kann-Kind eingeschult (November 6 geworden), und es klappt super. Das mit der geraubten Kindheit haben wir auch zu hören bekommen, aber ich finde das Quatsch. Warum sollte denn die Kindheit zu Ende sein, nur weil sie jetzt Schulkind ist?! Ich persönlich finde eher, ich hätte ihr ein Jahr geraubt, wenn sie noch ein Jahr in den Kindi gemusst hätte... Bei Euch kommt wahrscheinlich noch hinzu, dass viele denken, wenn sie so klein ist, kann sie noch nicht in die Schule. Aber, ganz ehrlich, wenn sie kleinwüchsig ist, wäre sie bei einer späteren Einschulung wahrscheinlich immer noch die Kleinste in der Klasse, oder? Na und?! Du schreibst ja, sie fühlt sich wohl unter anderen Kindern, also wird sie auch nicht ausgegrenzt oder gehänselt, oder? Und ich hab noch nie gehört, dass die Körpergröße benotet wird ;-).
Also, wenn sie selbst auch will und niemand stichhaltige (!) Argumente dagegen sagen kann, würde ich sie einschulen.

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Hallo,
meine Tochter wurde letztes Jahr mit 5,6 Jahren eingeschult. Allerdings war sie da schon 128 cm groß und 23kg schwer. Die Größe war aber nicht so wichtig. Die Schule meistert sie mit links obwohl sie nur an vier Tagen in der Schule ist. Einmal in der Woche ist sie ganztags in einer Begabtenförderung.
Die frühe Einschulung war genau richtig für unsere Tochter. so dumme Sprüche wie " Ein Jahr Kindheit rauben" würde ich völlig ignorieren.


Gruß

gluon

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hallo


überlege dir einfach mal ob du dir deine tochter mit 200 anderen kindern auf dem schulhof vorstellen kannst. kinder die 10- 12 jahre alt sind.

kann sich deine tochter alleine den po anbwischen beim großen geschäft? das sind halt so punkte über die ich nachdenke bei diesem thema.


ich wünsche dir das du für deine tochter die beste entscheidung triffst- ich finde es auch nicht einfach!


lg marcela

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ich habe bei einem normal eingeschulten Kind gemerkt, dass es wirklich weniger auf die Inteligenz an kommt.

Meiner konnte schon lesen und rechnen bis 10......das ist jetzt grad der Stand von allen.

Die meisten Schwierigkeiten hatten wir mit Banalitäten.

Jemand kam und wollte das Frühstück wegessen......jemand hat den Radiergummi weggenommen.......wo ist meine Mütze......

Es ging IMMER um das Durchsetzen des eigenen ICHS.

Mein Sohn ist echt nicht dünnhäutig oder auf den Mund gefallen, aber das hat ihn die ersten Monate wirklich geschafft diese Rivalität.

Simone

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Hey,
es gibt Argumente die dafür sprechen und welche die dagegen sprechen.
Mit ihrer Größe entspricht sie einem ca. 3- 3,5 jährigem Kind (wenn ich mir meine Horde im Kiga so vorstelle).
Geistig mag sie bestimmt auf der Höhe sein, die Tests belegen das.
Obwohl ich dir sagen kann, dass diese Tests in einer 1 zu 1 Situation bearbeitet wurden. Später geht sie mit ca. 26 anderen Kindern in eine Klasse. Das ist ein großer Unterschied, ich weiß nicht, ob ihr den bedacht habt.
Und die Kognition ist nicht das einzige Standbein der Schulfähigkeit. Die ist wie ein Tisch und wenn ein Bein wackelt, wird es ungemütlich an dem Tisch.
Es gibt noch die "Tischbeine" Sozialverhalten, Emotionalität, Motorik. Und alle sind miteinander verknüpft.
Was nützt ihr die ganze Kognition wenn sie emotional noch nicht in der Lage ist. Und wie sieht es in der Schule aus. Ist die Behindertengerecht? Oder ist es eine besondere Schule?

Auf der anderen Seite, wenn sie wirklich in allen Bereichen die nötigen Kompetenzen mitbringt, kann jedes weitere Jahr Kita verschenkte Zeit sein, nur weil sie Behindert ist.

Um was für eine Wahrnehmungsstörung handelt es sich denn? und was sagen die Erz.? Sie kennen das Kind ja am besten?

Bei uns in der Einrichtung ist es so, dass sog. "Kann-Kids" die los sollen/wollen, die Kleingruppenarbeit für die "Schulis" mitmachen und dann wird genau geschaut, ob diese Kinder den Anforderungen entsprechen.

Denn oft wollen Eltern aus falschem Ergeiz die Kinder in die Schule haben und das Kind ist noch zu jung dafür. Aber ich denke, diese Gedanken hattest du schon? (Kein Vorwurf, nur eine sachliche Frage)

Die beste Freundin meiner Tochter war ist auch mit fünf eingeschult worden und nun 11. klasse Gym. Also es geht...

lg Tanja

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An alle:

vielen Dank für die vielen Antworten, das hilft mir sehr!!!

Tanja:
Sie macht jetzt auch bei der Schulwerkstatt mit (ab nächster Woche). Es ist echt schwer. Sie will in die Schule, freut sich drauf und spricht über nichts anderes. Ich bin eigentlich eher ein gemütlicher Typ und wäre ganz froh, wenn alles noch ein Jahr "ruhig" bleibt. Aber sie fordert einfach immer mehr.
Die Wahrnehmungsstörung hat sich früher in viel Geschrei zum Ausdruck gebracht. Ihr fehlt ein Stück Körpergefühl, so daß sie nicht ganz im Gleichgewicht mit sich selbst ist. Es wird immer besser, aber wir arbeiten noch daran.

Unser Bauchgefühl stimmt einer frühen Einschulung zu, aber es gibt so viele Gegenstimmen, die es uns nicht leicht machen.

Ich selbst wurde "normal" eingeschult. Und ich war trotzdem immer viel kleiner als alle anderen und sah jünger aus, als ich war. Ich denke, dieses Problem habe ich sowieso vererbt.


Vielen Dank euch allen
Sunnystorm

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Hallo sunny,

ja, manchmal ist es schwer, nicht im gesellschaftlichem Strom zu schwimmen... #augen

Aber ich denke, du wirst die richtige Entscheidung treffen. Da sie die Werkstatt mitmacht, denke ich, stehen die Erzieher hinter dieser Maßnahme.

Ich habe noch ein paar Tipps für dich:
Erzähle deinem Kind, dass es sein kann, dass sie zur Schule kommt - dass es aber ebensogut sein kann, dass sie nicht zur Schule kommt. Erkläre ihr warum das so ist. Und das du mit dem Papa das sehr genau überlegen wirst, denn ihr könnt das. Nur weil sie es will, kommt sie nicht zur Schule. Es muss alles passen und es kann noch viel passieren, bis es soweit ist.
Damit sie sich nicht zu sehr darauf versteift zur Schule zu kommen und es ist nur fair, ihr das zu sagen.
Im Normalfall müsste sie es verstehen.
(So einen Fall hatten wir auch schon und da klappte das sehr gut)

Und wenn die Umwelt weiterhin auf dir rumhackt, wehre dich. Aber ohne böse Worte. Frage warum ein kleiner Mensch anscheinend nicht schlau sein kann? Frage warum Menschen dir die Entscheidungskraft abzusprechen versuchen. Ausnahmen gibt es öfter als glaubt.
Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Musste auch schon die ein oder andere unorthodoxe Enscheidung rechtfertigen. Und habe immer wieder gesagt, dass das nicht einer Bierlaune entsprungen ist, sondern harte Arbeit zur Grundlage hat.

Wenn du solche Fragen stellt, werden alle auf einmal wieder still. Behaupte dich einfach.
Wenn du konkrete Hilfe brauchst, frage mich, mir fällt da bestimmt was ein... ;-)

Kopf hoch, Brust raus und - immmmmer lächeln ;-)

lg Tanja

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Na ja Du solltest Dir schon die Frage stellen, ob sie den Schulalltag einer Regelschule? bewältigt. Sie ist eben wirklich extrem klein und wird bei weitem die Kleinste sein.

Damit verbunden sind dann auch bestimmte Probleme, sie wird kaum einen Ranzen tragen können, ihre Jacke nicht aufhängen können, vielleicht kaum an die Türgriffe kommen oder alleine auf das Klo. Tisch und Stuhl sind viel zu groß, sie kann nicht mit den viel größeren Klassenkameraden am gleichen Tisch sitzen.

Sie kann ihre Materialien nicht alleine tragen usw. Das muss ein Kind aushalten können, da hilft auch Intelligenz nicht weiter. Hinzu kommt die Schulhofsituation.

Mein Töchterlein ist gerade 6, aktuell 1,08m klein und gerade von 1 nach 2 gesprungen. Sie ist bei weitem die Kleinste der ganzen Schule, es gibt kein ähnlich kleines Kind dort. Sie kommt gut zurecht, aber bei bestimmten Dingen braucht sie eben Hilfe. Die Haken sind selbst für sie noch zu hoch.

Und sie hat den Vorteil ihren älteren Bruder dort zu haben, der ein Auge auf sie hat.

Also ich würde weniger die kognitiven als die anderen Aspekte in die Entscheidung einfließen lassen!