Nach Ausschabung Krise/ Wochenbettdepression?

Hallo zusammen,

da mein Leidensdruck mittlerweile doch recht hoch ist und ich mich absolut hilflos fühle, habe ich mich hier angemeldet- in der Hoffnung, dass jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und mir etwas Mut zusprechen kann.

Ich bin nun 35 Jahre und habe mir Ende November meine Kupferspirale ziehen lassen. Ende Januar hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Leider bekam ich in der SSW 9 die Diagnose missed Abort. Unser kleiner Zellklumpen hatte sich bereits seit SSW 6+5 nicht weiterentwickelt. Es war ein absoluter Schock und ich wurde ins KKH überwiesen mit der kurzen Info meiner Gyn, dass ich medikamentös oder per Ausschabung die SSW beenden sollte. Über einen natürlichen Abgnag hat mich niemand aufgeklärt. IM KKH selbst entsand schon stark der Eindruck, dass man unbedingt und am besten morgen Ausschaben will. Das wollte ich nicht. Ich entscheid mich zu warten. Leider tat sich trotz 2,5 Wochen warten und anschließend 2x Cycotec nichts. Anfang 12 SSW entschied ich mich dann für die Ausschabung, da ich es kaum noch ertragen habe das tote Baby in meinem Bauch zu haben. Laut Ultraschall war die Plazenta immernoch durchblutet und es gab nicht das geringste Anzeichen eines Abgangs. Ebenfalls hatte ich noch SS- Symptome. Mein Körper hatte es immernoch nicht verstanden.
Am 11.3 wurde ich ausgeschabt/abgesaut. Die darauffolgenden zwei Tage ging es mir körperlich, als auch psychisch überraschend gut. Am dritten Tag kam der große Einbruch. Ich fühle mich seitdem extrem körperlich erschöpft und leide unter depressiver Symptomatik und schwanke zwischen heulen und Aggresion. Hinzu kommt eine unfassbare Angst, dass ich nun nicht mehr schwanger werden kann und die Ausschabung etwas 'kaputt' gemacht haben könnte.
Gestern war ich bei meiner Gyn, da ich immer wieder Unterleibsschmerzen ahbe, auch blute ich immer wieder unregelmäßig. Mal helles, frisches Blut, mal eine dunkle Schmierblutung, mal gar nichts.
Im Ultraschall war noch Blut in meiner Gebärmutter zu sehen. Das sollte wohl so abgehen laut Ärztin und ich solle in 4 Wochen wieder kommen. Auf die Frage nach Schmerzen, als auch ob alles regelrecht ist, bekam ich keine wirkliche Antwort und als ich ihr zweimal mit NAchdruck sagte, dass es mir wirklich gar nicht gut geht und ob das mit den Hormonen zusammenhängen kann, meinte sie nur, da müsse ich jetzt eben durch.
Ich bin seit diesem Montag wieder arbeiten ( war nun fast 4 Wochen krankgeschrieben) und tu mich damit extrem schwer. Ich arbeite im sozialen Bereich und mir fällt es extrem schwer, diese FAssade aufrecht zu erhalten. Haushalt und alles andere bekomme ich eh kaum hin. Mein Freund ist gerade meine größte Stütze, er weiß aber auch nicht wie er mit meinen massiven Stimmungsschawankungen und Heulattacken umgehen soll. Ich würde mich am liebsten verkriechen & niemanden sehen. Nichtmal meine beste Freundin. Gefühlt versteht mich eh niemand und ich habe das Gefühl, ich sollte mich einfach zusammen reisen was ich nicht hinbekomme.

Das noch vorhandene Blut in der Gebärmutter ängstigt mich eben nun zusätzlich, dass es mit einer weiteren Schwangerschaft schwer werden könnte. Die schlechte psychische Verfassung und massiver Haarausfall wie oben erwähnt, machen mir zusätzlich große Sorgen. Könnte das eine Art Wochenbettdepression sein?
Erging es jemanden ähnlich bzw. wie sind eure Erfahrungen nach einer Ausschabung bzgl. einer weiteren Schwangerschaft und der psychischen Verfassung?

Ich würde mich sehr über Erfahrungsberichte freuen.

Herzliche Grüße und natürlich mein tiefstes und aufrichtigstet Mitgefühl für jede, die das auch durchmachen musste.

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Liebe Wirbelwind,
Es tut mir leid, dass du das auch durchmachen musst/musstest. Es ist einfach nur schrecklich. Zu dem körperlichen Aspekt kann ich dir nicht so viel sagen, außer, dass ich bis ca. 14 tage nach der AS noch zwischenzeitige Blutungen und SB hatte, auch mal mehr mal weniger Unterleibsschmerzen. Das könnte bei dir also tatsächlich einfach noch "normal" sein. Deine Ängste kann ich sehr gut nachvollziehen, inwiefern sie unbegründet oder begründet sind kann ich leider überhaupt nicht beurteilen.

Natürlich könnte es eine "Wochenbettdepression" sein, die ganzen Hormone könnten das unterstützen. Aber es ist doch bei dir Grade mal 11 Tage her. Dein Körper und vor allem deine Psyche brauchen noch etwas Zeit. Es tut mir unglaublich Leid, dass du mit deinem psychischen Schmerz nicht ernst genommen wurdest, das ist einfach nur fürchterlich und auch nicht richtig! Vielleicht gehst du zu deinem Hausarzt und sprichst es dort nochmal an. Alternativ gibt es bestimmt auch eine Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle in deiner Nähe, ja ich weiß schrecklicher Begriff, aber dort werden auch Angebote zb im Einzelsetting für Frauen (und auch Männer) nach Fehlgeburten gemacht. Ich finde es richtig und wichtig darüber zu reden. NIEMAND sollte mit seiner Trauer und seinem Schmerz alleine gelassen werden!

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Hallo Wirbelwind,

das sind definitiv die Hormone. Es kommt mir alles sehr bekannt vor. Da ich auch in meiner Jugend schon einmal mit einer depressiven Phase zu kämpfen hatte, erkenne ich diese jetzt ziemlich gut und es ist genau so, wie du es beschreibst: Man möchte sich in sein Schneckenhaus zurückziehen und fühlt sich von allen unverstanden.

Ich hatte das nach der Ausschabung auch sehr stark. Das hat eine Weile gebraucht, bis ich wieder richtig auf der Höhe war. Es ist so, dass nach der Ausschabung die Plazenta ja auch nicht mehr da ist und ganz plötzlich keine Hormone mehr produziert werden. Darauf ist der Körper dann gar nicht vorbereitet und die Hormone können dann schonmal etwas durcheinanderkommen. Ich weiß noch, dass wir einen Tag zu einer Hochzeit eingeladen waren, da war die Ausschabung aber schon 2-3 Wochen her. Ich habe mir extra noch ein neues Kleid besorgt und dies abändern lassen. Und kurz vorher konnte ich einfach nicht hingehen. Ich dachte nur "wofür mache ich das alles eigentlich? Wofür gebe ich mir so viel Mühe?" Und ich empfand es als sinnlos und hatte nicht das Gefühl, dass ich dorthin gehen will. Also blieb ich zuhause. ich glaub mein Mann hat es verstanden.

Dieses Gefühlschaos ist aber schnell besser geworden. Ich hatte dann schon ein Gefühl, dass es wieder aufwärts geht. Vielleicht dauert es auch manchmal 4 Wochen oder etwas länger. Auch die Psyche stabilisiert sich dann. Es hängt so viel von Hormonen ab, der Körper muss sich wieder einpendeln.

Ich bin aktuell wieder in der 13. ssw und hatte das sogar auch in der Schwangerschaft für ein paar Tage. genau das gleiche Gefühl und zusätzlich noch Kraft- und Antriebslosigkeit. Ich glaube das liegt daran, dass ich dieses Mal Progesteron genommen habe. Ich nehme nun seit 1 Woche kein Progesteron mehr und die Stimmung ist deutlich stabiler geworden.

Bearbeitet von JaDoe
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Hallo,

ich hatte 2018 eine MA und im Zuge dessen auch eine Ausschabung. Ich war damals 29 und trotzdem hatte ich die gleichen Gedanken wie du. Hatte auch wahnsinnige Angst, dass grundlegend etwas nicht stimmt und ich vielleicht nie Kinder bekommen kann. Auch wurde ich nicht darüber aufgeklärt, dass ein normaler Abgang möglich wäre. Mir wurde richtig Angst gemacht und ich musste sofort ins Krankenhaus und die Ausschabung vornehmen lassen.

Die ersten beiden Tage nach dem Eingriff ging es mir auch recht gut und dann kam der Einbruch. Musste auch viel weinen, obwohl ich sonst so gut wie nie Tränen vergieße. Mir persönlich hat es sehr geholfen, offen mit dem Verlust umzugehen. Es wussten zwar nicht viele von der Schwangerschaft, ich hätte es also gut verschweigen können, ich wollte aber gern davon erzählen, damit andere nachvollziehen können, wie es mir geht. Aber das muss natürlich nicht für jeden der richtige Weg sein.

Ich möchte dich ein wenig damit trösten, dass all meine Ängste und Sorgen vollkommen unbegründet waren. Ich bin danach zwei mal problemlos schwanger geworden und habe zwei gesunde Kinder bekommen.

Liebe Grüße und viel Kraft