Erfahrungsbericht: Konservatives Verfahren mit Cytotec aufgrund Missed Abortion (Windei) in der 9. SSW

Ich hatte leider vor kurzem eine frühe Fehlgeburt. Mir hat dieses Forum sehr geholfen, alles ein wenig besser zu verstehen und richtig einzuordnen. Deswegen wollte ich hier meine Geschichte schildern, da es vielleicht auch anderen Frauen helfen könnte.

Mein Partner (37) und ich (36) wollten mit Beginn unseres dreiwöchigen Urlaubs auf Kondome verzichten, da ich oft gehört habe, dass es in meinem Alter auch mal länger dauern kann, bis es klappt. Überraschenderweise wurde ich direkt im Urlaub, also im ersten Zyklus, schwanger. Nach dem Urlaub, so in der 5./6. Woche, bin ich dann zum Gyn, der auch direkt eine kleine Fruchthöhle gesehen hat. Da ich leider immer wieder Schmierblutungen hatte, war ich dann häufiger beim Arzt. Leider konnte man nie einen Dottersack, geschweige denn einen Säugling sehen.

Montag, 17.10.2022:
In der 8. Wochen meinte meine Gynäkologin, dass man inzwischen mehr sehen müsste und machte mir wenig Hoffnung. Sie wollte jedoch sicherheitshalber noch den ßhcg-Wert im Verlauf von zwei Tagen untersuchen. ßhcg lag bei 28.665 mlU/ml.

Dienstag, 18.10.2022:
Nur ein leichter ßhcg-Anstieg zum Vortag auf 31.414 mlU/ml.

Freitag, 21.10.2022:
Da der ßhcg angestiegen ist, erfolgte nochmal ne Untersuchung bei der Gyn. Leider hat man da wieder nichts gesehen. Sie hat mir angeboten, direkt in einer Klinik vorzusprechen, damit ich eine zweite Meinung habe und ggfs. zeitnah ein Abort eingeleitet werden kann.
Ich konnte dann direkt in die Klinik. Dort hat mich eine sehr nette Ärztin intensiv untersucht, mir aber die gleiche Diagnose gestellt Sie wollte jedoch sicherheitshalber nochmal den ßhcg-Wert abnehmen.
Sie hat mir drei Varianten des Aborts vorgestellt: Auf den natürlichen Abort warten (wäre für mich nicht in Frage gekommen), das (konservative) medikamentöse Verfahren (jedoch wurde es dort nur stationär angeboten) und die Ausschabung. Ich solle mir bis Montag hierzu Gedanken machen.
ßhcg-Wert: 46.369 mlU/ml.

Montag, 24.10.2022:
Nach einer weiteren Untersuchung und Blutabnahme (ßcg-Wert: 49.760 mlU/ml ) wurde ich stationär aufgenommen. Ich habe um 11:00 Uhr einmalig 800 µg Cytotec bekommen. Bis auf leichtes Ziehen im Unterbauch und ein größerer Tropfen Blut tat sich jedoch nichts.

Dienstag, 25.10.2022:
Bei der Visite entschieden sich die Ärzte mit meiner Zustimmung, mir nun alle 4 Stunden 400 µg Cytotec zu verabreichen. Gegen 17:00Uhr begann ich dann mittelschwere Bauchschmerzen und periodeartige Blutungen (und Durchfall) zu bekommen.

Mittwoch, 26.10.2022:
Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass ich nur noch wenige Gewebestücke in der Gebärmutter habe und ich wurde entlassen. ßhcg-Wert hat sich auf 23.904 mlU/ml abgesenkt. Zuhause hatte ich nur leichte Blutungen.

Donnerstag, 27.10.2022:
Gegen Nachmittag hatte ich plötzlich sehr starke Schmerzen und Gewebestücke und Koageln gingen mit starken Blutungen ab. Ich habe deswegen in der Klinik angerufen und wurde dort nochmals untersucht. Es wurde dort vermutet, dass noch Gewebestücke im Muttermund sind und die Gebärmutter durch die Krämpfe versucht diese zu lösen. Es wurden manuel ein paar Gewebestücke heraus geholt.
Ein Gewebestück, das ich mittags aufgefangen hatte, wurde in die Pathologie gegeben.

Bis zum Dienstag, 01.11.2022, hatte ich noch starke Blutungen. Zudem kam es bei mir, vermutlich durch den Blutverlust und das Hormonchaos, zu Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Prophylaktisch habe ich aber Eisen substituiert.
Danach hatte ich noch ein paar Tage leichte Schmierblutungen.

Freitag, 04.11.2022:
Kontrolluntersuchung bei meiner Gyn. Gebärmutterschleimhaut hat sich abgebaut. Es wurde besprochen, dass in 2 Wochen nochmal ßhcg sowie prophylaktisch für ne weitere Schwangerschaft die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden. Ich soll noch 1-2 Wochen auf Sport und Geschlechtsverkehr verzichten. Bis nach der ersten Regel soll noch zusätzlich verhütet werden.

Freitag, 11.11.2022:
Ich habe selbst einen Schwangerschaftstest gemacht, der aber noch leicht positiv war.

Donnerstag, 17.11.2022:
Mein Schwangerschaftstest ist negativ. Der ßcg-Wert lag an dem Tag noch bei 41 mlU/ml. Ich war erst enttäuscht, habe aber irgendwann begriffen, dass ich ja erst vor 2 Wochen zu bluten aufgehört habe und mein Wert vorm Abort (49.760 mlU/ml) ja deutlich höher lag. Die Schilddrüsenwerte waren zum Glück völlig in der Norm.
Ich soll in 2-3 Wochen zur erneuten ßhcg-Kontrolle zu meiner Gyn.

Nun hoffe ich, dass sich der ßhcg-Wert nun bald auf 0 geht, ich wieder meine Regel bekomme und mein Freund ich wieder loslegen können :).

Mein Freund und ich haben Freunden, Kollegen und der Familie offen von der Fehlgeburt erzählt. Wir haben sehr viel Unterstützung, liebe Worte und auch ähnliche Geschichten erfahren. Meine Teamleiterin war super empathisch und hat mir alle Freiräume gegeben, die ich brauchte. Die Ärzte haben immer wieder betont, dass solche Fehlgeburten häufiger vorkommen, als man denkt, und ich mir keine Sorgen machen solle, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe. Auch würde dies nicht bedeuten, dass ich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als andere Frauen nochmal eine Fehlgeburt erleide. In der Klinik wurde mir ein kleiner Teddy als Erinnerung zusammen mit Infomaterial überreicht, was ich sehr lieb fand.
Ich war insgesamt nur eine Woche krank geschrieben, da ich gerne wieder Alltag in meinem Leben wollte. Inzwischen geht es mir körperlich auch wieder gut. Psychisch bin ich meistens stabil, aber es gibt immer wieder Situationen, bei denen ich Tränen in die Augen bekommen. So sind eine Freundin und eine Kollegin schwanger, die ähnlich weit sind, wie ich es jetzt wäre. Auch wenn es mich für die beiden freut, so ist es für mich trotzdem ein eigenartiges Gefühl. Obwohl bei den letzten beiden Gyn-Besuchen alles in Ordnung war, hat mich das trotzdem irgendwie mitgenommen, da Erinnerungen hochgekommen sind.

Ich wünsche allen Frauen in ähnlichen Situationen alles Liebe und viel Kraft, über die Fehlgeburt hinweg zukommen. Falls noch jmd. ne Frage hat, so versuche ich die gerne zu beantworten.