Fehlgeburt wirklich ein Tabu?

Hallo 🍀

Letzte Woche Donnerstag hatte ich bei 8+6 eine Ausschabung, meine engsten Freundinnen und meine Schwiegereltern wussten von der Schwangerschaft. Ich bin eigentlich ein recht offener Mensch, teile mit meinen engsten Freunden Glück und Leid. Auch meine Freunde sind sehr emphatisch und haben sich bei oft bei WhatsApp nach meinem Empfinden erkundigt.
Als wir uns einzeln wieder sahen, kam nur von einer Freundin die gezielte Frage wie es mir in Bezug mit der Fehlgeburt geht.
Mir ist das schon nahe gegangen, so nahe dass es mir schwer fällt darüber zu reden bzw. alleine davon anzufangen.

Ich bin mir sicher, dass nur gute Absichten dahinter stecken und sie denken, dass ich sicherlich zeigen werde wenn ich Redebedarf habe- das werde ich auch in Zukunft. Aber ich weiß ganz genau, dass ich, ohne es anzusprechen, auf andere tragische Erlebnisse gezielt angesprochen würde, wie zum Beispiel bei einer Trennung oder weiß der Geier.
Warum traut man sich nicht, dieses Thema direkt anzusprechen?

Habt ihr einen ähnlichen Eindruck?

Liebe Grüße

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Hallo,

Ja, ich kann das leider bestätigen.
Es gibt leider insgesamt sehr wenig Menschen die das Thema angesprochen haben. Wenige haben auch gesagt sie wussten nicht wie sie sich verhalten sollten, was sie sagen sollten und haben deshalb geschwiegen.
Es gab eigentlich nur eine Person die gekommen ist um über dieses Thema zu sprechen.
Ich glaube mir wäre auch unwohl zu Mute etwas wie den Tod eines geliebten Menschen, anzusprechen. Das ist doch das was eine Fehlgeburt ist.
Nach 2,5 Jahren wünsche ich mir immer noch mit anderen drüber reden zu können, aber was gibt es für andere da schon groß zu reden. Sie alle wissen was passiert ist und das ich traurig bin. Irgendwie ist alles gesagt aber irgendwie auch nicht. Ist schwer zu erklären.

Meine Hebamme hatte uns auch vorgewarnt das es wahrscheinlich so kommt das sich die wenigsten trauen etwas zu sagen und das sie es so machen weil sie selbst total unsicher sind. Das zu wissen und zu verstehen hat es mir viel leichter gemacht den anderen ihr Verhalten zu "verzeihen".
Vielleicht hilft dir der Austausch mit anderen? Wende dich an (d)eine Hebamme, die hat Tipps wohin du dich wenden kannst, z. B. Verein für verwaiste Eltern.

Alles Gute!

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Erstmal mein Beileid. Ich kann das auch nur unterstreichen ich hatte im Juli meine 5te MA in Folge und mit jeder MA wurde es weniger das sich Freunde Bekannte erkundigten wie es uns geht. Auch meine Eltern oder Schwiegereltern ignorieren es. So als wäre es normal nach dem Motto das Leben geht weiter. Schade das das Thema Fehlgeburt auch in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema ist. Drück dir aufjedenfall die Daumen das es dir bald wieder besser geht. Und rede über deine Gefühle und Sorgen mit deinem Partner die Leiden genauso.

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Leider teile ich deine Erfahrungen.
Ich hatte 2 FG jeweils recht früh.

Die Menschen sprechen recht wenig und ungerne darüber. Es wird tabuisiert, ähnlich wie das Thema Menstruation oder Kinderwunsch generell, eigentlich alles, was meine Oma früher unter "Frauenproblemen" zusammengefasst hätte.
Es ist ja auch eigentlich ein sehr intimes Thema und nicht jeder möchte darüber reden. Einige fühlen sich ja nach einer FG auch als Versagerin, als keine "echte Frau".

Ich finde, man müsste viel mehr über so etwas sprechen. Dann würden sich die betroffenen Frauen vielleicht nicht so alleine vorkommen... Es passiert ja leider häufiger, als man denkt.

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Mein Beileid zu deinem Sternchen...

Auch ich finde leider das FG immer noch ein Tabuthema sind, aber es wird besser. Immer mehr Promis gehen auch offen damit um, oft aber leider erst wenn sie dann wieder schwanger sind oder sogar ihr Regenbogenbaby bereits im Arm halten

Ich gehe sehr offen mit unserem Schicksal um u.a.

- stille Geburt 17. SSW
- eine Tochter starb mit 5 Tagen, eine mit 5 Monaten
- FG 13. SSW

Nachdem ich meine Geschichte erzähle öffnet sich sehr oft mein Gegenüber und "beichtet" dann das sie auch schon ähnliches erlebt hat. Und das aus allen Altersgruppen (Freunde, Kollegen, Nachbarn, Freunde meiner Eltern...). Da merkt man erstmal das man nicht alleine ist.