Wie neue Hoffnung schöpfen?

Hallo ihr Lieben,

ich habe bisher nur in diesem Forum gelesen und möchte erstmal sagen, dass mir euer Verlust sehr leid tut.
Nun bin ich aber bereit meine Geschichte mit euch zu teilen. Vielleicht kann mir der Austausch mit euch neue Hoffnung geben.

Vor drei Wochen musste ich unsere geliebte Tochter Josefine still zur Welt bringen. Ich war in der 28. SSW (erste SS) und unsere Tochter hatte einen äußerst seltenen Gendefekt (Neumutation). Dass etwas nicht stimmte, wussten wir seit der 20. Woche und haben somit zwei Monate zwischen Angst und Hoffnung gelebt und viel Zeit bei Ärzten und mit eigenen Recherchen verbracht. Auch wenn wir versucht haben uns auf das schlimmste vorzubereiten, ist die Trauer natürlich überwältigend und kaum auszuhalten. Dennoch ist der Wunsch nach einem weiteren Kind bzw. einer neuen Schwangerschaft sehr präsent, wenn auch mit großer Angst verbunden. Das Wiederholungsrisiko liegt laut Humangenetik bei 1-2%, aber es gibt ja noch so viel anderes, was schief gehen kann.
Ich hoffe, ihr versteht mich nicht falsch… Ich trauere um meine Tochter und werde sie immer vermissen, aber ich habe so viel Mutterliebe in mir, die ausgelebt werden will, dass ich das Gefühl habe ohne lebendiges Kind irgendwann zu platzen.
Im Moment schiebe ich allerdings Panik, dass es nie dazu kommen wird, dass wir ein gesundes Kind im Arm halten dürfen. Wir sind durch eine künstliche Befruchtung schwanger geworden und haben lange darum gekämpft.. und dann sowas! Als würde uns das Universum oder Gott oder was auch immer sagen „Ihr sollt keine Eltern sein, kapiert es endlich!“

Wie kann ich neue Hoffnung schöpfen? Wir wollen uns im September wieder in der KiWu Klinik vorstellen und meine Gedanken kreisen neben der Trauer um unsere erste Tochter ständig um die Zukunft und ob wir lieber mit dem Kinderwunsch abschließen sollten. Denn wir haben ja eine Tochter, nur dass sie nicht bei uns sein kann…

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Hab Tränen in den Augen, euer Verlust tut mir wahnsinnig leid. Ich habe mit einer stillen Geburt keine Erfahrung, ich kann echt nur erahnen wie es euch geht.
Ich hatte einen frühen Abgang in der 6ssw.( nach 6 Jahren versuchen), 1 Jahr später wurde ich wieder schwanger und bekam unsere Tochter, am Anfang dieses Jahres durfte ich wieder positiv testen, leider hat in der 9ssw das Herz aufgehört zu schlagen. Wir möchten noch ein 2tes Kind.

Eine Freundin von mir, musste damals ihren Sohn in der 39ssw auch still zur Welt bringen, während der Geburt hat sein Herz aufgehört und man konnte ihm nicht mehr helfen, sie sich damals soviel Zeit genommen die sie gebraucht hat. Ich weiß den Abstand nicht genau, aber der Wunsch nach einem 2ten Kind war groß und es hat dann auch geklappt ubd ihre Tochter kam zur Welt.

Nehmt euch die Zeit die ihr braucht, wenn der Wunsch groß ist und es dir/euch damit gut geht versucht es weiter.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft ubd alles Glück der Welt 🍀🍀

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Hallo ness2209,

vielen Dank für deine Antwort und die guten Wünsche! Mir tut leid, was dir passiert ist. Auch wenn es früher passiert ist als bei mir, ist es wahrscheinlich nicht weniger schlimm. Ich sehe es inzwischen so, dass ich dankbar für jede Woche mit meiner Tochter sein kann. So konnten wir wertvolle Erinnerungen bzw. Gegenstände sammeln, die uns jetzt bei der Verarbeitung sehr helfen.

Ich wünsche euch alles Gute und drücke die Daumen, dass ihr bald euer zweites Kind im Arm halten dürft!

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Mein Beileid zum Verlust eurer kleinen Tochter Josephine.

Wir waren nach einer EileiterSS mit 2 Not-Ops und der Entfernung eines Eileiters auch in der Kiwu-Klinik. Ich wurde 2017 direkt im 1. Transfer schwanger mit 2eiigen Drillingen. Leider platzte im der 17. SSW völlig überraschend die Fruchtblase des Einlings und unsere Tochter erblickte still das Licht der Welt. Ihre beiden Schwestern kamen nach vielen weiteren Komplikationen in der 27. SSW lebend zur Welt, starben aber nach 5 Tagen (während ich daneben mit der Schwester das erstmal kuscheln durfte) und nach 5 Monaten (nach etlichen OPs in unseren Armen).

Und uns ging es wie dir. Die Trauer war groß, doch gleichzeitig der Kinderwunsch stärker als zuvor. Wir haben uns geschworen, uns nicht unterkriegen zu lassen und dem Schicksal irgendwann den Mittelfinger zu zeigen und so lange das Beste aus unserem Leben zu machen. Wir haben also in erster Linie das gemacht was uns gutgetan hat und unsere Seelen heilen ließ, für uns z.B. ins Restaurant gehen, Kino, Kreuzfahrten etc..

Wir waren uns einig:
Der Weg zu einem leiblichen Kind geht halt nur über eine erneute SS, da müssen wir trotz aller Ängste was passieren kann durch.

Also wieder ab in die Kiwu-Klinik.

Im nächsten Transfer wurde ich wieder schwanger, verlor das Kind aber in der 13. SSW.

Es folgten noch ein negativer Transfer und eine biochemische SS. Unsere allerletzte eingefrorene Eizelle aus der ersten ICSI, die mittlerweile aufgetaut, zur Blasto kultiviert und wieder eingefroren wurde, wurde nochmals aufgetaut, eingesetzt und hat sich festgebissen.

Sie ist heute eine wilde 2 Jährige und unser ganzer Stolz. Wäre uns einer der Schicksalsschläge erspart geblieben, hätte es sie wahrscheinlich nie gegeben, da wir uns aktuell nicht trauen ein weiteres Kind zu bekommen. Sie wäre dann wohl entsorgt worden. Unvorstellbar für uns, wir haben daher unseren Frieden mit der Vergangenheit gemacht.

Mein Tipp an euch:
Genießt das Leben trotz allem, gebt nicht auf, richtet nach jedem Rückschlag wieder euer Krönchen und macht weiter. Wenn ihr dann einmal euer Regenbogenbaby im Arm halten könnt, hat sich das Kämpfen gelohnt.

Wünsche euch alles Gute und viel Kraft auf dem Weg der vor euch liegt

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Hallo lis84,

vielen Dank für deine liebe Antwort. Mir tut es sehr leid, dass ihr diesen langen Leidensweg durchmachen musstet. Es ist wirklich schlimm, was ihr erlebt habt. Aber mir macht es trotzdem oder gerade deswegen ein bisschen Mut und ich bewundere eure Einstellung und dass ihr so lange durchgehalten habt. Eure Stärke wurde belohnt und ihr könnt nun anderen Kraft spenden mit eurer Geschichte. Vielen Dank dafür!

Wir versuchen derzeit auch viel Ablenkung zu bekommen. Mein Mann ist da (wie in allem) eine sehr große Hilfe und bemüht sich sehr mir das Leben zu erleichtern und auch Spaß zu haben. Ich lasse mich darauf ein, aber an manchen Tagen ist die Zukunftsangst einfach zu groß und an anderen Tagen steht die Trauer zu sehr im Vordergrund. Ich merke aber, dass ich hin und wieder kleine Fortschritte mache.

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Hallo,

Es tut mir wahnsinnig leid was ihr erleben musstet! Kein Elternteil sollte diesen Schmerz und diese unspielbar Sehnsucht fühlen müssen.

Leider weiß ich allerdings genau wie es dir geht. Unsere Tochter emilie kam im November 2019 in der 40ssw still zur Welt.

Ich hatte auch sehr schnell einen kinderwunsch. Wollte am liebsten sofort wieder schwanger sein und habe mich dafür so sehr geschämt. Menschen die nicht selbst betroffen waren, konnten das auch nicht wikrkich verstehen.
Rückblickend war es aber die ersten Monate so, dass ich nicht einfach nur wieder schwanger sein wollte. Sondern wieder mit unserer Tochter schwanger sein wollte.
Ich brauchte einige Monate um erstmal zu verstehen was uns da überhaupt passiert ist.
5 Monate später war ich überraschend schwanger. Hatte dann leider aber eine Fehlgeburt in der 11ssw.
2 Monate nach der Fehlgeburt war ich dann wieder schwanger mit unserem Sohn der jetzt 4 Monate alt ist.
Ich habe mich immer gefragt was größer ist, der kinderwunsch oder die Angst. Und der kinderwunsch hat immer gewonnen.
Die Schwangerschaft war natürlich alles andere als leicht. Die Angst war mir immer im Rücken. Ich hsbe aber eine wahnsinnig tolle Frauenärztin und einen wunderbaren therapheuten an meiner Seite gehabt die mich wahnsinnig unterstützt haben.
Für mich ist aber die Familienplanung jetzt dann auch abgeschlossen. Wir haben drei Kinder und zwei davon dürfen mit uns durchs Leben gehen.

Diesen Verlust... ich glaube den wird man nie ganz verkraften. Jedenfalls denke ich das es bei mir so ist. Meine Tochter ist so so präsent für mich und auch für meine Familie. Unsere große war zu den Zeitpunkt der Geburt 2 jahre alt. Und sie wird damit groß das sie eine Schwester im Himmel hat. Emilie spielt eine große Rolle für sie und sie wird immer eingebunden. Das tröstet mich etwas, aber auch nach der Geburt unseres Sohnes ist natürlich die Sehnsucht nach unserer Tochter nicht gestillt.

Vielleicht hast du eine trauerbegleitung bei dir in der Nähe oder beginnst eine theraphie um alles aufzuarbeiten. Mir hat beides sehr geholfen.
Man kann noch ein Leben führen und man kann auch wieder glücklich sein. Es wird immer ein Stück fehlen aber man kann sein Leben lebenswert gestalten 💕 es ist ein Schwerer und harter Weg und es ist so so anstrengend aber es lohnt sich 💕

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Hallo wunderkind1994,

lieben Dank für deine Antwort und ebenfalls mein herzliches Beileid! Ich habe mich bis vor kurzem auch sehr geschämt für meinen Kinderwunsch, obwohl meine Tochter gerade erst von uns genommen wurde. Ich habe mich in einem Brief an unsere Tochter, den wir ihr ins Grab gelegt haben, erklärt und auch mit meinem Mann darüber gesprochen. Wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass man beides gleichzeitig fühlen kann, Sehnsucht nach einem lebendigen Kind und auch Trauer um ein verlorenes Kind. Natürlich sehne ich mich genauso nach meiner Josefine, aber ich weiß auch noch, wie es sich angefühlt hat, bei jedem Ultraschall zu sehen wie sich ihr Zustand verschlechtert. Ich hatte sehr große Angst, dass sie leidet und zeitweise ein schlechtes Gewissen, dass wir uns nicht für einen Abbruch entscheiden konnten, um sie zu erlösen. Sie war so lange tapfer und musste am Ende doch aufgeben. Das macht mich unendlich stolz aber ich wünsche ihr, dass es ihr jetzt besser geht und sie ihren Frieden hat.

War es bei euch ein unerwartetes Ende oder wusstet ihr auch, dass eure Emilie krank ist?

Ich freue mich für euch, dass ihr zwei Kinder an der Hand halten dürft, und bin dankbar, dass mich eure Geschichte auch hoffen lässt!

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Dankeschön 💕
Der Brief ist doch toll, wir haben emilie auch jeder einen Brief mit in den Sarg gelegt. Mir ist es sehr wichtig immer mit ihr im Austausch zu sein und das hilft mir auch

Nein emilie war nicht krank und wir hatten es auch nicht kommen sehen. Während den eröffnungswehen zuhause hat sich die platenta vorzeitig gelöst und als wir im Krankenhaus waren war es dann schon zu spät. Wobei ich von der Lösung auch nichts mitbekommen habe da das ganze Blut nicht nach außen gekommen ist sondern in die Gebärmutter geflossen ist. Ich hatte nur so unaushalbtbare Schmerzen das wir ins Krankenhaus gefahren sind.
Ich will mir garnicht vorstellen wie es ist zu wissen, dass das Kind krank ist und das auch noch zu verfolgen... aber egal auf welchem Weg ein Kind sterben muss es ist immer grausam und einfach nicht gerecht.

Von wo kommst du denn ?
Wir haben hier eine wahnsinnig tolle und erfahrene trauerbegleitwrin die auf verwaiste Eltern spezialisiert ist und auch selbst betroffen ist. Sie bietet außerdem eine trauergruppe für Betroffene Eltern an, an der wir auch teilgenommen haben. Bis zu dem Zeitpunkt als beim babybauch nicht mehr zu übersehen war denn ich wollte die anderen Eltern nicht triggern.
Mir hat es sehr gut getan. Außerdem auch die theraphie. Denn da hatte ich auch Glück einen therapheuten zu finden der mit seiner Frau ebenfalls von einem kindsverlust im mutterleib betroffen war.

Es ist wichtig sich ein gutes Netzwerk aufzubauen um alle Hilfe und Unterstützung zu bekommen die man braucht. Es ist gut nach Hilfe zu fragen und diese anzunehmen. Niemand muss durch diesen Verlust alleine gehen. Natürlich kann einem der Schmerz nicht genommen werden. Aber grade austausch mit anderen Betroffenen hat mir sehr geholfen
Auch heute noch geht es mir phasenweise sehr schlecht. Aber ich sehe es nicht als etwas negatives an. Denn was wäre ich für eine Mutter wenn mir der Tod meines Kindes nicht immerwieder den Boden unter den Füßen wegreißeb würde ? So kann ich es jedenfalls "positiv" sehen.

Kinder sind ein Wunder.. Ein riesengroßes Geschenk. Und es wird sich für euch lohnen diesen schweren Weg zu gehen um auch eins an der Hand halten zu können.
Eure Josefine wird für immer bei euch sein, das darfst du niemals vergessen... 💕

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#kerze
Wir mussten unsere Louisa in der 18.SSW zu den Sternen ziehen lassen. Trotz ihrer schweren Erkrankung kam sie lebend zur Welt und ist in unseren Händen gestorben. Ihr Herzchen hat noch 30min geschlagen. Obwohl gerade ihr Regenbogenbruder auf mir schläft kommen mir die Tränen. Der Schmerz hört nicht auf, man lernt nur irgendwie damit zu leben.
Sprecht darüber, trauert, weint - egal was, lasst den Schmerz zu und dann versucht einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Gott weiß, dass Ihr es schafft. Er kennt Eure Stärke und wenn es sein soll, dann schenkt er Euch noch ein weiteres Kind.
#liebdrueck Strahleface

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Hallo strahleface,

vielen Dank für deine lieben Worte! Mir tut sehr leid, dass ihr eure Louisa gehen lassen musstet. Wahnsinn, dass die kleine so lange durchgehalten hat. Ihr seid wahrscheinlich unheimlich stolz auf sie..
Ich freue mich für euch, dass ihr ihren kleinen Bruder halten dürft! Er hat den besten Schutzengel!

Ich hoffe, meine Josefine wird auch mal der Schutzengel von einem Geschwisterchen…

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Liebe Jen,

Euer Verlust tut mir unendlich Leid und ich hoffe, ihr hattet viele Arme die euch aufgefangen haben♥️
Wir haben unsern Sohn in der 19. ssw zur Welt bringen müssen, mein Körper hat auf Geburt geschaltet, auch bei uns war es die erste Schwangerschaft! Es ist das schlimmste was wir jemals erlebt haben. Und jetzt wollen wir mehr denn je, ein kleines Leben in Empfang nehmen! Keine Minute vergeht wo ich nicht an Karl denke, wir er da lag so klein und süß - leider nicht lebendig.
Jetzt nach bald fünf Monaten wollen auch wir es im September auch wieder probieren und hoffen das Karl und von oben unterstützt♥️
Der Wunsch nach einem Kind ist nicht gestorben und ich bin überzeugt, dass er sich Geschwister gewünscht hätte.
Meine Angst ist sehr groß und ich furchte mich vor dem Tag wo ich den Positiven Test in der Hand halte.
Ehrlich gesagt, kann ich dir deine Fragen gar nicht so recht beantworten, ich weiß nur eins, aufgeben ist absolut keine Option! Und Karl würde es nicht akzeptieren🍀
Fühl dich feste gedrückt, ich bin überzeugt dass eure Tochter viele Freunde gefunden hat.

Auch zu euch wird der 🌈 kommen🕯

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Hallo Josefine,

vielen Dank für deine Antwort. Ich bin froh, dass ihr so große Hoffnung habt und du mir mit deinen Worten ein bisschen davon abgibst. Heute haben wir die Sachen, die wir schon für unsere Tochter besorgt hatten, weggeräumt. Ich hatte große Angst vor diesem Moment, aber erstaunlicherweise hat es mir auch Mut gemacht. Mir wurde nochmal klar, wie groß die Vorfreude war und dass wir das nochmal erleben möchten, egal wie groß die Angst sein wird. Du hast absolut recht.. Aufgeben ist keine Option! Ich will mich nicht bewusst gegen eine Familie entscheiden. Wir müssen es weiter probieren für unser Regenbogenbaby.
Ich wünsche euch alles Gute und viel Erfolg für eure nächste Schwangerschaft!