Regenbogenbaby verloren 😔 ...langer Text

Am Donnerstag hatte ich einen Blasensprung in der 14. Woche. Ich hätte ihn vielleicht verhindern können, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Ich habe letztes Jahr unsere Tochter durch einen Blasensprung in der 20. Woche verloren. Dieses Mal wollte ich alles besser und richtiger machen. Letztes Jahr hatte ich schon vor dem Sprung einen Riss in der Blase, was ich erst im Nachhinein herausgefunden habe. Deshalb habe ich mir vor zwei Wochen ph-Streifen gekauft, um reagieren zu können, falls was ist.

Und was hab ich gemacht? Ich habe vor lauter Angst nicht richtig reagiert.

Ich hatte die ganze Zeit über wahnsinnige Angst um unser Baby. Ich war in einer depressiven Episode und hatte z.B. an einigen Tagen erst nachmittags die Kraft, mich zu waschen und den Slip zu wechseln. Weil ich schon zweimal mit einem Pilz zu tun und Angst vor Infektionen hatte, hab ich vorbeugend auch das Multigyn Gel benutzt. Soweit schien alles in Ordnung.

Die Nacht zum Dienstag war dann aus heiterem Himmel furchtbar. Mein Bauch hat sich angefühlt wie ein Wasserballon, und ich habe ganz aufgeregt wachgelegen, weil ich alle halbe bis ganze Stunde zur Toilette musste. Es war Urin, ich konnte es einhalten, und es war glasklar. So einen Toilettenmarathon hatte ich letztes Jahr zwischen Blasensprung und Geburt, also das Gefühl war sofort mulmig, aber es war auch Nacht und ich war total übermüdet. Irgendwann gegen vier bin ich dann eingeschlafen, und beim Aufwachen war wieder alles wie immer.

Aber ich hatte morgens Ausfluss im Slip. Ganz wenig, aber ich dachte, ich teste mal mit einem ph-Streifen. Er ist beim Abstreifen zerknittert, und die Rillen waren bläulich.

Ich hab sofort gewusst, dass das nichts Gutes ist. Und mich dem nicht gewachsen gefühlt. Alles in mir schrie "geh zum Arzt", und ich war total überfordert und hab mich erstmal aufs Sofa gesetzt.

Dann kam mir die Idee, mit einem Handschuh Ausfluss aus der Scheide aufzunehmen und davon den ph-Wert zu testen. Es war schwer zu erkennen, aber es schimmerte dort ganz leicht bläulich/lila, wo zäher Ausfluss gelandet war. Ich hab den Streifen meinem Mann gezeigt, aber er hat es anders gesehen und mich beruhigt. Wir haben uns hingelegt und mit dem Angelsound das Herzchen und die Nabelschnur gehört, es war wunderschön und ich habe das Schlechte komplett ausgeblendet. Ich habe es ganz weit von mir weggeschoben und war den Rest des Tages unterwegs.

Im Laufe des Mittwoch wurde der Urin dann immer gelber, abends kam dann ein Druckgefühl dazu. Wieder hab ich zum ph-Streifen gegriffen, der Urin hatte 6,2. Also bin ich zum ärztlichen Notdienst gefahren, es wurden viele Leukozyten und minimal Blut im Urin festgestellt. Ich bekam Amoxicillin verschrieben, holte es sofort und nahm auch noch unterwegs die erste Tablette ein. Ich war eigentlich sogar erleichtert, dass etwas festgestellt worden war, gegen das ich etwas unternehmen konnte.

Donnerstag Morgen fühlte ich mich total müde und krank. Ich nahm die 2. Amoxicillin, legte mich wieder hin und bekam seitliches leichtes Ziehen links und rechts. Ich hab noch gegooglet, ob das Nierenschmerzen sein könnten, ob die Infektion schon so schlimm wäre. Google beruhigte mich, die Nieren sollten es nicht sein.

Jetzt weiß ich, dass es Wehen waren. Nach ca. einer Stunde musste ich wieder zur Toilette - und es machte einfach "platsch". Ich kam mit Blaulicht ins Krankenhaus, und eine dreiviertel Stunde später war unser viel zu kleiner Sohn geboren.

Ich mache mir die schlimmsten Vorwürfe. Mir ging es psychisch nicht gut, aber ich habe mich so sehr auf und über unser Regenbogenbaby gefreut. Ich hatte wenige Momente ungetrübter Freude in dieser Schwangerschaft,  aber es gab sie, und ich liebte und liebte dieses Baby vom ganzen Herzen.

Um das zu verhindern, hätte ich direkt am Dienstag ins Krankenhaus oder erstmal zu meiner Ärztin gemusst. Wenn ich wirklich wieder einen Blasenriss hatte, hätte man es eventuell am Montag oder Dienstag an den Entzündungswerten gesehen, am Donnerstag und Freitag war das im Blut nicht nachvollziehbar. Aber ich war direkt in Schockstarre und konnte nicht hinsehen. Es gibt keine Garantie, dass es besser ausgegangen wäre, wenn ich sofort gegangen wäre - aber ich hab es einfach nicht gemacht. Ich fühle mich unheimlich schuldig und würde es so gerne ungeschehen machen. Wir haben schon soviel hinter uns, und ich liege einfach wach und quäle mich und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

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Das tut mir wahnsinnig leid, was dir passiert ist. Ich habe selbst kürzlich meine Schwangerschaft bereits in der 9. Woche verloren.
Bitte mach dir keine Vorwürfe. Du hast dich doch in Behandlung begeben.
Leider liegt es in der menschlichen (ich glaube vor Allem weiblichen) Natur, sich für alles die Schuld zu geben.
Vielleicht gehört es auch zum Trauerprozess dazu.
Ich bin mir sicher, so ziemlich jede Frau, die ein Baby verliert, auch ich, stellt sich die Frage, ob sie es hätte verhindern können.
Du schreibst allerdings auch von einer depressiven Phase, in der du warst bzw bist. Ich hoffe, du bist deswegen in psychologischer Behandlung und hast jmd, der dich betreut?
Falls nicht, würde ich dir das nach einer so traumatischen Erfahrung ganz dringend raten, dass du dir professionelle Hilfe holst, um das zu besprechen.
Ich wünsche dir viel Kraft, alles gut zu verarbeiten. ❤️🍀

2

Fühl dich richtig fest gedrückt!
Leider weis auch ich, was es heißt so spät (19.ssw) sein Kind zu verlieren!
DU BIST AN NICHTS SCHULD! Du hast nichts getan um dein Kinde BEWUSST zu gefährden!!
Angst hat eine große Macht auf unsere Psyche und die gilt es bei dir zu bekämpfen! Was du auf jeden Fall machen musst, ist dir Hilfe zu suchen‼️ Das du aus dieser Lähmung und Angsthaltung raus kommst und auch du wirst das schaffen!!! So was zu verarbeiten dauert unterschiedlich lange nimm dir ALLE Zeit der Welt dafür!!♥️♥️♥️
Ich habe mir auch oft die Frage gestellt, wäre ich am Samstag zum Arzt, hätte ich es verhindern können, ich hatte Wehen und wusste nicht dass das Wehen sind... ich nahm an mich einfach übernommen zuhaben! Der Mumu hatte sich komplett geöffnet und Karl rutschte durch und hing nur noch mit seinem Kopf in der Gebärmutter und lebte, Ja! Aber es war klar dass wenn die Blase platzt er sterben wird!
Über das Geschehene zu reden hilft sehr viel, ich finde es klasse von dir dass du hier schreibst🍀

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Es tut mir Leid, dass du erneut so etwas durchgemacht hast. Ich denke auch, dass du dich zeitnah in psychologische Beratung/Therapie begeben solltest.
Ich persönlich (diesbezüglich kein Fachwissen) halte es zwar für unwahrscheinlich, dass ein früherer Arztbesuch etwas verändert hätte, denn am Dienstag/Mittwoch, wäre es ja schon zu spät gewesen, aber dennoch besorgt es mich, dass du große Angst hast, die aber wegschließt und so Leben riskierst. Wenn du später ein Kind bekommst, bist du spätestens dann voll und ganz für das Leben eines anderen Menschen verantwortlich. Dann die Augen zu verschließen, obwohl dein Bauchgefühl dir zu etwas anderem rät, wäre (spätestens dann) fatal.
Ich hoffe du hattest bisher keine schlechten Erfahrungen mit Ärzten gemacht, dass du nicht ernst genommen wurdest o.ä.. Falls ja, und falls das dazu beiträgt, dass du nicht zum Arzt gehst, such dir auch einen verständnisvolleren Gyn.