Ex verdrängt Fehlgeburt?

Hallo, ich finde gerade nicht die passende Sparte und probiere es mal hier. Folgendes:
Ich war mit meinem Ex 7 Jahre zusammen. Unser erstes Kind kam 2008 auf die Welt, 2010 hatte ich eine Fehlgeburt in der 10. SSW. Herz schlug nicht mehr, musste ausgeschabt werden. Es war ein Wunschkind, der Tag der Ausschabung war der Tag vor seinem Geburtstag. Er hat mich vom Krankenhaus abgeholt, wir waren beide traurig. 1,5 Jahre später kam unsere 2. Tochter zur Welt, kurz danach haben wir uns getrennt.
Mit den Kids rede ich offen darüber, dass ich zwischendrin mal schwanger war, aber dass es eben auch Schwangerschaften gibt, die nicht bestehen bleiben.
Als vor kurzem im Haus des Kindervaters ein Vogelei aus einem Nest fiel, sagte meine Kleinste: "Mama hatte auch mal ein Baby im Bauch, was gestorben ist." Und der Vater meiner Kinder wusste nichts mehr davon. Die Frau meines Ex sprach mich darauf an, wann denn das gewesen sei (wir haben ein gutes Verhältnis miteinander) und war baff, als ich sagte, dass das 2010 war und er der Vater war und ganz sicher von dem Vorfall wusste. Ihre Erklärung war: "Männer gehen damit anders um, vielleicht hat er es einfach vergessen." Mir ist diese Erklärung irgendwie zu einfach. Dieses "Männer sind so, Frauen so."
Ich finde das höchst merkwürdig. Klar, als werdende Mutter hat man mehr Bezug zu dem Kind, ich habe bereits den Herzschlag gesehen und hatte mit Schwangerschaftsübelkeit zu tun, es war für mich sehr greifbar. Auch wenn ich total darüber hinweg bin und danach ja auch ein gesundes Kind zur Welt gebracht habe, hat mich dieses Vergessen ziemlich traurig gemacht. Ich kann es mir nicht erklären. Es war jetzt nicht traumatisch, dass man das verdrängen müsste. Wir haben darüber gesprochen. Ich hab ihm ein Jahr später zum "Jahrestag" noch daran erinnert, auch meine Freunde wissen von der Fehlgeburt. Nur er vergisst das komplett? Kennt ihr so etwas? Würde mir das gern erklären können. Und obwohl ich diese Beziehung lange abgehakt habe, sogar auf seiner Hochzeit war und wir uns häufig mal sehen (okay, häufiger kommuniziere ich mit seiner jetzigen Frau), verletzt mich diese – tja, wie nenn ich es richtig? – Ignoranz? Kaltherzigkeit? Gefühlslosigkeit? So fühlt es sich jedenfalls an.

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Ich denke auch das Männer damit anders umgehen, er war damals ja auch traurig, es bringt dir ja jetzt auch nichts mehr da was zu machen.

Mein Ex war zu meiner Fehlgeburt mit seiner Affäre am Gange auch nicht besser, so ist es eben im Leben.

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Nee, bringt nichts, würde ja auch nichts ändern. Gehört zu unserer Vergangenheit und mit der habe ich friedlich abgeschlossen. Ich versuche es nur zu verstehen.

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Tja, unglaublich und ignorant.
Aber du weißt ja schon länger, dass er nichts für dich ist...
Alles Gute für dich 😊

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Vielleicht war er mit der Situation "Mein (kleines?) Kind weiß von der Fehlgeburt" einfach überfordert bzw nicht einverstanden und hat sich dumm gestellt?

Ich wüsste tatsächlich auch nicht, warum man seiner neuen Partnerin davon erzählen sollte🤔

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Da können seine Kinder mit solchen Situationen besser umgehen als er, fürchte ich. Okay, er war nie das Kommunikationswunder, aber seine Frau versicherte mir glaubhaft, dass er tatsächlich ahnungslos war und es nicht Befangenheit war, die ihn gehindert hat, darüber zu reden.
Warum sollte man in einer neuen Beziehung (die dauert mittlerweile 7 Jahre) nicht über Fehlgeburten reden? Bestimmt kam das Thema in ihrer Beziehung auch mal auf. Finde das jetzt kein Tabu.

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Kinder gehen mit Tod und Trauer oft viel pragmatischer um, als wir. Es ist für sie tabulos und natürlich.

In vielen Kulturen (zB in Mexiko) gedenken auch die Erwachsenen der Toten mit Freude.

Auch, wenn natürlich keine Frau etwas für eine Fehlgeburt kann, so ist ein Mann letztlich noch "unbeteiligter". Nur weil eine andere Frau seine "Samenspende" verloren hat, muss sich das mit der nächsten nicht wiederholen.

Ich würde es als Mann nicht ansprechen, grade bei früheren Fehlgeburten, bei denen das Kind auf/in der Erde keine Spuren hinterlassen hat.

Als Frau in einer neuen Beziehung, würde ich es vermutlich ansprechen, eben weil dieses Kind ein Teil von mir war und davon ausgehen könnte, dass mich in einer weiteren SS Ängste und Sorgen begleiten würden, die mein Partner sonst nicht verstehen könnte.

Von daher würde ich es tatsächlich als "Männer empfinden oft anders" abtun.

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Hallo,

so ganz nachvollziehen kann ich das auch nicht, ich bin nämlich selbst auch von der Sorte "Elefantengedächtnis" und je schmerzhafter ein Ereignis war, um so tiefer brennt es sich ein.

Aber mein Mann hat auch oft diese Eigenschaft, unangenehme oder schmerzhafte Ereignisse quasi zu "vergessen". Wir hatten vor 3-4 Jahren eine sehr schwere Phase- wenn wir darüber sprechen, weiß er vieles gar nicht mehr. Wie gelöscht.
Oder aus seiner Jugend... die Mutter ist verstorben, als er ein Jugendlicher war. Angeblich kann er sich kaum an sie erinnern, auch wenn er es versucht. Ich kann mir das kaum vorstellen, er war doch nicht mehr so klein..
Ich glaube, dieses Vergessen ist oft eher ein Verdrängen. Manche Menschen vergraben alles, was sie belastet, ganz tief in sich; manchmal dann so tief, dass die aktive Erinnerung da gar nicht mehr hinkommt.

Vielleicht ist das bei deinem Ex-Mann ja auch so?

LG

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Krass, oder? Aber wahrscheinlich hast du recht. Mein Ex ist jemand, dem es extrem schwer fällt, über Gefühle zu sprechen. Vielleicht ist das sein Mechanismus, Dinge von seiner Festplatte zu löschen, um sich nicht mehr damit auseinandersetzen zu müssen. Das wäre die einzige Erklärung, die mir einfällt.

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Guten Morgen

Mein Mann ist genauso.
Wir haben insgesamt 5 Sternchen.
1x 10 Ssw
2x 6 Ssw
2x 5 Ssw.

Vom letzten spreche bzw habe ich noch gesprochen vor einigen Wochen, da es sein erster Geburtstag gewesen wäre.
Er meinte, weil ich fragte, warum er nicht mit mir darüber redet, "abgeschlossenes Kapitel".
Ein halbes Jahr später wurde ich wieder schwanger, ein gesundes Kind, heute 7 Monate alt.

Auch hatte ich 2011 eine Fehlgeburt.
Ihn lernte ich aber deutlich später kennen und habe auch nicht davon erzählt.
Erst als ich krank wurde, psychisch, mehrere Wochen im Krankenhaus lag mit erheblicher Gewichtsabnahme, extremen Kopfschmerzen, anschließend epileptischen Anfällen und eine "psychische Belastungsstörung ", da nun vieles aus meiner Vergangenheit nun zum Ausbruch kam.
Unter anderem mit 15 Vergewaltigung, dadurch hab ich mich jungs/Männern "hingegeben" aus Angst mir würde wieder wehgetan, meine Eltern haben nichts mitbekommen und ich habe aus Angst nichts erzählt, dann wurde ich dadurch ungeplant schwanger mit 19, bekam einen Sohn, als er drei war lernte ich einen Mann kennen, sehr liebevoll und ich öffnete mich, dann wurde ich schwanger und er veränderte sich, schlug meinen Sohn und mich, später stellte sich heraus, dass er polizeilich gesucht wird - "ein Heiratsschwindler", ich verlor das Kind in der 8 Ssw.. im Endeffekt "gut".
Dann hab ich mich jahrelang von Männern isoliert, aber dann folgten Rückschläge in beruflicher Sicht, die mir sehr zu schaffen machten.

Dann lernte ich meinen heutigen Ehemann kennen.

Unbewusst schien ich Ängste zu entwickeln- er könnte sich verändern, oder mich verlassen oder oder.. dass machte mich körperlich kaputt und ich würde krank.
Wochenlange Krankenhaus Aufenthalte 7n verschiedenen Krankenhäusern.
Er blieb bei mir. Von Anfang an.
Aber bis zu dem Zeitpunkt habe ich niemanden etwas erzählt.
Aber dann.

Danach "beruhigte" sich mein Körper und ich konnte mich komplett öffnen und mich einlassen.

Auch Frauen erzählen nicht immer.
All das habe ich 11 Jahre mit mir "rumgetragen".

Aber mein Mann ist genauso.
Rückschläge haben wir auch durchgemacht.
Er redet nicht, er macht es allein mit sich aus.

Es gibt verschiedene Arten von Menschen.
Die einen müssen reden, die anderen eben nicht oder machen was anderes um zu verarbeiten.

Ich wünsche alles Gute

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Puh, da hast du schon ganz schlimme Dinge erlebt. Ich wünsche dir, dass du mit deinem Mann dein Glück und deinen Frieden gefunden hast.
Alles Liebe.