Bei der Geburt einfach gestorben

Liebe Urbianerinnen,

nie hätte ich gedacht, dass ich einmal hier schreiben müsste..
Unsere engen Freunde haben vor 2 Tagen während der Geburt ihre Tochter verloren. Sie ist einfach gestorben!
Alles war prima, gleich schwanger geworden, prima Schwangerschaft, alle haben sich gefreut.
Zuhause steht die vom Opa gebaute Wiege, Babysachen haben wir getauscht und zusammen geplant, wie wir spazieren gehen. (Unser 2. Baby kommt im März).
Einen Tag vor der Geburt haben wir noch geredet und Witze gerissen..

Und nun, alles vorbei!
Wir wissen immerhin, dass sie sich in Ruhe von derkleinen Prinzessin verabschieden durften und die Mama zumindest krperlich unversehrt ist

Gester waren wir noch völlig geschockt, haben ständig geweint.

Heute lassen diese Schockwellen etwas nach, wir machen uns eher Gedanken, was so weiter auf die beiden zu kommt.
Sollen die Babysachen weggeräumt werden, bevor sie heim kommen, sollen wir einfach doch heimfahren und sie in den Arm nehmen, wollen sie diese Nähe?
Brauchen Sie Hilfe bei der Beerdigung, können wir irgendetwas erledigen?
Telefoniert hat mein Mann ganz kurz und jederzeit ein offenes Ohr und Haus angeboten, aber kommt man in so einer Situation wirklich von selbst?

Können Sie mich als Schwangere gerade ertragen?

Oje, immer wieder kommt mir alles wie ein Traum vor und ich kann mir das Ausmaß gar nicht vorstellen..
Wir haben uns doch auch so auf ihr Kind gefreut!

Vielleicht mag ja jemand von euch erzählen, wie es euch erging oder besser was ihr euch gewünscht hättet, oder vielleicht habt ihr ja Tipps für mich!

Vielen Dank fürs Lesen!
S.

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Hallo,

die Fragen, die du stellst.....sie sind sehr persoenlich, deshalb solltet ihr sie den verwaisten Eltern stellen. Die Art der Fragen, die du formulierst ist aber genau richtig!

Ich war in genau der Situation, dass ich fast am gleichen Tag ausgerechnet war, wie meine Nachbarin, meines ein Wunschkind, ihres ein "Unfall" und anfangs ungewollt. Meines starb in der 30.SSW, ihres kam am ET von meinem.

Ich konnte sie als Schwangere sehen, weil ich ihr ansah, dass sie mitfuehlt. Dass sie, gerade weil mein Kind tot war ihr Glueck viel besser zu schaetzten wusste. Probleme hatte ich mit Schwangeren, die mein Leid (und damit mein Kind) ignorierten, oder in Situationen, wo es um Nichtigkeiten ging. Wo man dann halt denkt, "Mensch, ich wuenschte ich koennte mir um die Farbe der Tapete Sorgen machen". Wenn ihr gute Freundinnen seid, kann ich mir nicht vorstellen, dass das kaputt geht. Lass sie aber spueren, dass du verstehst, dass es schwierig ist, lass sie spaeter dein Baby langsam und alleine kennenlernen und nicht mit gorssem Hallo auf einer Babyparty. Es sind diese kleinen Dinge, die fuer mich den Unterschied gemacht haben. Zeig ihr, dass ihr Baby auch in deinem Leben vorhanden ist, auch wenn es tot ist. Es ist ihr Kind, sie wird nicht ohne es Leben, sondern mit ihrem toten Kind lernen muessen zu leben.

Was die Beerdigung angeht, ich denke man kann immer Hilfe brauchen. Auch danach, sie ist Woechnerin UND in einem Schock/Trauerzustand, das ist viel schwieriger als mit einem gesunden Kind im Wochenbett zu sein. Ihr ganzer Koerper erinnert sie an ihren Verlust.

Vielleicht macht ihr etwas fuer die Beerdigung. Werden viele Leute kommen? Bittet jeden Gast etwas auf kleine Kaertchen zu schreiben, daraus koennt ihr spaeter ein Buch machen. Oder lasst Ballon in den Himmel steigen, irgendein Ritual fuer die Kleine, was sie in Erinnerung behalten koennen. Oder lasst jeden eine besondere Blume mitbringen, die ihr entweder ins Grab werfen lasst, oder zu einem grossen Strauss bindet und trocknet. Je nachdem, was fuer ein Typ die Eltern sind.

Sehr richtig finde ich deine Frage "kommt man in so einer Situation von selbst?"

Nein, ich nicht. Mir habe die Leute am meisten geholfen, die immer wieder anklopften und sich auch zum x-ten Mal meinen Schmerz anhoerten. Die, die mal mit nem Topf Suppe vor der Tuer standen, die, die mal auf die Kinder aufpassten, damit ich zum Grab konnte, die, die auch nach viele Monaten noch gefragt haben, wie es geht. Die meisten Menschen gehen schnell wieder zur Tagesordnung ueber.

Ich glaube du bist ihr eine gute Freundin und wirst anfuehlen, was sie brauchen. Was an einem Tag gut ist, kann am anderen wieder schwierig sein. Trauer ist unvorhersehbar und verlaeuft in Phasen. Wenn du denkst, es geht ihr gut, kann es sein, dass sie am naechsten Tag einstuerzt.

Das wichtigste ist, da sein, immer wieder.

Mir haette es weh getan, wenn jemand die Babysachen einfach weggeraeumt haette, ein anderer flippt aus bei ihrem Anblick. Fragt sie. Evtl raeumt ihr ein paar Sachen weg und stellt einen Blumenstrauss ins Zimmer...? Das Baby quasi nicht verschwinden lassen, aber doch zeigen, dass es nicht so ist, wie es sein sollte? Es gibt soviel was man machen kann, am schlimmsten ist nichts tun, oder sich zuruecklehnen nach dem Motto "wir haben es ja angeboten". Die richtige Dosierung finden ist die Kunst, und dabei auch jederzeit zu akzeptieren, wenn es einfach nicht passt oder zuviel wird.

Dass ihr als Paar mit den Eltern befreundet seid sehe ich auch als Chance. Vaeter und Muetter trauern sehr unterschiedlich. Vielleicht kauft ihr euch auch ein Buch ueber den Verlust eines Kindes, soweit du als Schwangere das jetzt lesen kannst. Dann versteht ihr besser, wie Trauernde "ticken" und welche verschiedenen Reaktionsmuster es gibt. Sie selber werden noch nicht soweit sein, sich mit sowas zu befassen.

Hoer auf dein Herz!

Viel Kraft und LG

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Schön geschrieben.

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Hallo Sternmiere!

Ich habe sowas im engen Bekanntenkreis noch nicht erlebt. Freunde von Freunden erging es so, dass das Kind einen Tag vor ET im Bauch gestorben ist und sie eine stille Geburt hatten. Ich weiß nur, dass diese beiden am Anfang einfach nur ihre Ruhe haben wollten. Es kommt sicherlich darauf an, was man für ein Mensch es ist, aber ich denke, es ist natürlich, wenn man erstmal nichts hören und nichts sehen will. Babysachen zu Hause würde ich z.B. nicht wegräumen, das sollten die Eltern selber machen, wenn sie dazu bereit sind. Ich denke, es wäre auch gut, wenn Du Dich als Schwangere wirklich erstmal zurückhälst. Ich würde mich immer wieder melden auf eine zurückhaltende Art per SMS oder ähnlichem, so dass es den beiden obliegt, ob sie antworten oder nicht und sie wissen, dass Du/Ihr für sie da seid und ihnen Zeit gibst. Oh man, das ist echter harter Tobak..... :-(

Liebe Grüße.....

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WOW, das hätte ich auch schreiben können. Genau so ging es mir damals auch nach der stillen Geburt(38+2). Eine Freundin war mit mir Schwanger und der Et war nur 10 Tage später. Ihre Maus ist nur 9 Tage älter wie unsere Tochter#heul.
Ich habe den Kontakt nach der Geburt komplett abgebrochen weil ich es nicht ertragen konnte. Sie verstand es aber und war mir nicht böse. Nach den Jahre fällt es mir immer noch sehr schwer ihre Tochter zu sehen....

Lass die Kleider und den Rest im Zimmer, die Eltern sollten das ganz alleine machen. Kann Monate dauern (wie bei mir) oder auch sofort. Wäre für mich noch schlimmer wenn alles weg geräumt wäre. Ist doch so als ob die kleine nie gelebt hätte. Und das Schweigen ist bei so einer Trauer nicht schön und tut doppelt so weh. Wenn du mit ihr über das Kind sprichst dann rede es immer mit dem Namen an. Meine Familie sagt nur "totes Kind"#heul. Wie auch jede andere Mutter wird Sie trotz allem mega stolz auf ihr Würmchen sein. Kein Mitleid, ANERKENNUNG der Mutter und dem Kind gegenüber sind ganz wichtig.

Würde auch nicht mit dem dicken Bauch zu ihr gehen. Erst mal nicht!
Ruf Sie an und rede erst mit ihr. Aber nicht über das neuste deiner ss;-).
Wie clumbsy schrieb zurückhaltend und wenn du Sie siehst drücke sie ganz feste.
Vielleicht trauert Sie anders und möchte dir gar nicht aus dem Weg gehen ist a nicht jeder so wie ich.

Gebe ihr alle Zeit der Welt....

lg

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Oh Gott, das ist ja schrecklich. Gibt es da denn irgendetwas was noch trösten kann.

Ich habe gestern abend noch still vor mich hingeweint, obwohl es schon über 2 Wochen her ist und ich "nur" in der 11. SSW war. Ich will echt nicht in ihrer Haut stecken #schmoll .
Ich denke du solltest dich vorsichtig vorantasten. Mal probieren wie sie reagiert. Mir hat zum Beispiel ein Gespräch gleich am selben Abend mit meiner Freundin sehr gut getan. Aber jeder ist verschieden, manche wollen erst mal ihre Ruhe.

Ganz schwierige Situation. Du musst wohl viel Geduld und Verständnis mit deiner Freundin haben.

lg

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Hallo S.

du bzw. dein Mann hat genau richtig gehandelt. Seine/Eure Hilfe angeboten, sei es das offene Ohr oder die offene Tür!
Es ist wichtig, dass die beiden wissen, dass sie nicht allein sind! Ob sie diese Hilfe dann in Anspruch nehmen, ist ihnen ja selbst überlassen.

Es kann aber gut sein, dass deine Freundin dich mit deinem dicken Bauch nicht sehen kann, was aber eine normale Reaktion ist. Das war bei mir auch so. Jetzt 5 Monate später, kann ich wieder mit Schwangeren umgehen. Am Anfang war das nicht auszudenken.
Räumt aber die Sachen aus de Kizi nicht weg, - dass müssen sie allein machen. Das ist auch wichtig, um zu realisieren, dass die Prinzessin nicht mehr da ist und um Abschied zu nehmen. Das braucht Zeit und die sollen sie selber bestimmen.

Lass deine Freundin wissen, dass du für sie da bist, aber das du auch verstehst, wenn sie dich jetzt nicht sehen möchte! - Zeig´ihr dein Verständnis! - Respektiere ihre Entscheidung, wie auch immer diese ausfallen wird!

Schön, dass dein Mann und du da seid und ihr euch so lieb um eure Freunde kümmert. Es ist schön, dass es solche Menschen gibt!

Alles Gute und viel Kraft deiner Freundin und ihrem Mann!

Lg glow2108 mit #stern Aurel tief im Herzen

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Hallo Sternmiere

Man, ich sitze hier mit einer Gänsehaut und bin richtig getroffen und unglaublich traurig. Ich leide mit deinen Freunden und all ihren Verwandten, Freunden und Bekannten.
Ich kann nicht sagen, wie man sich in so einer Situation am Besten verhalten sollte. Aber ich hab einen super Link, der bestimmt hilfreich sein wird

http://www.fpk.ch/pdf/LeitfadenHilfreichesVerhalten_005.pdf

Ich zünde eine #kerze für die kleine #sternprinzessin an! Alles Liebe und viel, viel Kraft

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Vielen Dank für eure Antworten!

Wir warten nun das WE ab, denn die ganzen Verwandten sind angereist und verbringen das WE bei ihnen.
Am Montag werden wir fragen, ob wir sie besuchen dürfen oder ob vielleicht ach einer alleine mal eine kleine Portion Spazieren gehen oder so möchte.

Die beiden haben gerade den Plan, nach der Beerdigung zu verreisen. Vielleicht ist das ja gut, so raus aus dem Zuhause zu kommen. Andererseits habe ich mich auch schon gefragt, ob man da nicht noch mehr Zeit hat um nachzudenken und den Verlust zu fühlen. Zuhause gibt es vielleicht wenigstens blöde Alltagsdinge zu tun, und wenn es nur putzen oder Keller entrümpeln ist.

Ich wünsche mir so sehr, dass die beiden zusammen stehen können und einen Weg finden, mit dem Verlust ihres Töchterchens umzugehen und weiter zu leben!

Und dass wir ihnen eine Hilfe sein können.

In der Buchhandlung habe ich das Buch von Hannah Lohtrop bestellt und werde es zunächst selbst lesen, dann den beiden geben.
Nun machen wir uns Gedanken, wie wir mit unserem Sohn über das Baby sprechen. Er weiß schon vom Baby im Bauch und spricht einen darauf an, also auch sie. Und er wusste, dass kleine Babies den Schnulli brauchen und er seinen doch lieber dem Baby schenken sollte.
Unsere Möglichkeit war eher, ihm zu sagen, dass die Kleine jetzt auch bei seinen Opa und unserer Nachbarin auf dem Friedhof wohnt. Und er ihr auch eine Kerze bringen darf.
Aber wir haben solche Angst, dass er die beiden irgendwann einfach anspricht und überrumpelt.

Velen Dank noch einmal an euch!

Wir werden die nächsten Zeit abwarten und hoffen, den richtigen Weg für und vielleicht/ hoffentlich auch mit den beiden zu finden!

Eure
S.

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hallo,
du hast ja viele antworten bekommen und ich will dir nur ein paar sachen schreiben. wenn du ihr einen großen dienst erweißen willst, dann vergiss ihren schmerz nie, auch nicht in einem jahr.

am anfang war bei mir die anteilnahme riesig, nur schon nach ein paar wochen sind alle zur normalität übergegangen. ich jedoch habe ein jahr gelitten und auch heute noch. lass sie immer davon erzählen, wenn sie es braucht und frag sie auch danach, sie wird dir sagen, wenn sie nicht reden will.

ich habe mich immer sehr über frische blumen gefreut, um nicht zu vergessen, dass das leben weiter geht.

mona

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Hallo!

Ich habe eine ähnliche Geschichte erlebt.

Ich war schwanger und meine Freundin hat ihr Kind verloren.
Wir hatten auch soooo viele Pläne und es kam auf schreckliche Art ganz anders.
Ich habe ihr wie du Angeboten ein offenes Ohr und Haus zu haben aber ansonsten

bin ich erstmal nicht hingefahren. Ich hatte ja einen Kugelbauch usw...
Eines Tages hat sie mir eine Email geschrieben in der Stand:

Bitte besuch mich. Ich habe zwar mein Baby verloren aber ich kann es nicht ertragen dich auch noch zu verlieren. Ich bin sofort los und wir haben nur geweint.

Findet einfach euren Weg damit umzugehen und frag sie wie ihr es lieber ist.

Alles Gute

lg hopelove