Totgeburt

Vielleicht könnt ihr mir helfen.
Mein Partner und ich planen Nachwuchs.
Die Pille habe ich ende November abgesetzt und nun üben wir fleißig :-p
Vor kurzem habe ich ihm erzählt, dass eine Bekannte von meiner Freundin ihr behindertes Kind, in Form eines Schwangerschaftsabbruchs, zur Welt bringen musste, die ich aber selbst nicht kenne. Als ich ihm den „Ablauf“ erklären wollte, wusste er komischerweise davon. Ich empfand es zunächst sehr komisch, denn in der Regel kennen sich Männer mit solchen Dingen oft nicht aus.
Da mein Partner bereits einmal verheiratet war, es aus dieser Beziehung allerdings keinen Nachwuchs gibt, und ich mal durch Zufall mitbekommen hatte, dass seine Ex-Frau mal eine Fehlgeburt hatte, habe ich mir noch einmal Gedanken zu dem Thema gemacht.
Von einer Fehlgeburt spricht man in der Regel, bei einem „Abgang“ bis zur 12. SS Woche.
Als ich ihn darauf hin noch einmal fragen wollte, hat er das Thema abgebrochen. Ich wollte das zuerst so nicht hinnehmen und habe ihn gefragt wie weit seine EX schon war, seine Antwort: im 5. Monat! Da sprangen mir wie ihm die Tränen in die Augen.
Selbst wenn ich seine EX nicht kenne und sie eigentlich auch „hasse“, ist das allerdings etwas, was ich niemandem wünsche!
Viel schlimmer ist aber, dass ich mit meinem Partner darüber nicht reden kann, da er nicht darüber reden möchte und ich als Antwort bekam „nur so kann ich mit dem Gedanken klar kommen, dass wir Nachwuchs bekommen“.
Seitdem habe ich mit ihm nicht mehr darüber gesprochen, aber ich empfinde es als sehr schwierig damit umzugehen, obwohl es mich nun ja nicht direkt betrifft. Es macht auch keinen Sinn, das ganze zu versuchen aus ihm heraus zu quetschen. Wenn muss er schon von sich aus auf mich zu kommen. Was meint ihr, braucht mein Partner eventuell Hilfe?

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Hallo Schnecke,

zunächst mal würde ich sagen: Gut, daß es endlich raus ist!
Hört sich sehr nach nicht verarbeiteter Trauer an, ist vielleicht daran sogar die Beziehung zerbrochen?

Männer und Frauen trauern unterschiedlich und für die Trauer der Männer ist oft wenig Platz. Oft gehen sie schnell wieder zur Tagesordnung über, müssen stark sein für die Partnerin. Auch wird kaum ein Mann (übrigends auch mögliche Geschisterkinder) nach Wochen noch gefragt, wie es ihm wirklich geht.....

Ich würde ihn nicht bedrängen, schon gar nicht mit ner Therapie. Vielleicht steckt da noch viel mehr dahinter. Es ist auf jeden Fall gut, daß es sich dir geöffnet hat. Vielleicht gibt es auch ein Buch für speziell Väter, ansonsten gibt es sehr viel zu diesem Thema. Vielleicht ist es einfacher, wenn er etwas liest, wo er für sich selbst Erkennung findet, ohne direkt mit jemanden darüber reden zu müssen. Es gibt auch Literatur für DICH die dir beschreiben kann, was in Menschen vorgeht, die so etwas erleben. Ich hätte mir gewünscht, daß sich in meiner Umgebung mehr Menschen die Mühe machen, mich zu verstehen.

Wie lange ist es denn her? War er bei der Geburt dabei? Was ist mit dem Kind passiert, hat es ein Grab?

So etwas vergisst man nie. Bei einer neuen Schwangerschaft wird die Angst, wieder das Kind zu verlieren eine grosse Rolle spielen.

Ich finde es lieb daß du dir solche Gedanken machst (trotz Ex), laß ihm Zeit und Raum, auf seine Art damit umzugehen. Puh, ist ein ganzer Roman geworden....dein posting hat mich irgendwie sehr berührt.

Alles Liebe,
Lieke

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das ist schwer zu sagen. Ich kann dir nur berichten wie es bei uns war, ich habe im Dezember meine Tochter in der 21. SSW still entbunden, sie hatte eine schwere Fehlbildung der Nieren und hätte nicht auserhalb meines Körpers leben können.
Mein Freund hat ganz anders getrauert als ich, ich habe geheult und geschrien und gelitten wie sonst was... er hat einfach so weiter gemacht, sein Leben ganz normal weitergelebt als wäre nichts passiert. Ich wäre fast daran kaputt gegangen, wollte mit ihm über unsere Tochter reden, doch er wollte nicht.
Eines Tages ist die Situation eskaliert und wir haben uns so sehr gestritten das ich meine Taschen gepackt hab und gehen wollte.
Das war dann der Moment wo er sich mit mir hingesetzt hat und mir erklärt hat, das er sehr wohl trauert, nur auf eine ganz andere Art. Er redet (in Gedanken) ganz viel mit unserer Emily und denkt auch jeden Tag an sie, aber er kann einfach nicht darüber sprechen.
Nun habe ich Kontakt zu mehreren Frauen die so ein Schicksal erleben mussten, alle haben mir berichtet das ihre Männer "still trauern"
Männer sind da einfach anders (die meisten zumindest) Ich an deiner Stelle würde ihn lassen, bzw. ihm sagen das du gern mit ihm darüber reden möchtest, doch wenn er nicht bereit dazu ist dann dränge ihn nicht. Er wird von sich aus kommen, wenn er kann.
Ich wünsche euch ganz viel Glück bei eurer Familienplanung!
Liebe Grüße
Petra

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Hi, also mein Mann hat anfangs auch nicht mit mir über die fg gesprochen und hat auch einfach weiter gemacht als wäre nichts gewesen. Erst als ich garnicht mehr damit umgehen konnte und einen Termin bei meinem Psychologen gemacht hat, wollte er urplötzlich mit. Da haben wir das erste Mal über da ganze gesprochen. Mein PSychologe meint, dass wir auch zu Hause noch viel darüber reden sollten. Da hat er auch wieder dicht gemacht. Irgendwann kam er von selbst und hat angefangen zu reden.
Männer trauern einfach mal anderes. Wir haben aber auch ein ganz anderes Verhältnis zum Sternchen gehabt als sie. In uns ist es gewachsen, sie bekommen es nur als Außenstehende mit. Man sollte es auch mal von der Seite sehen.Männer bauen ja erst ein größeres Verhältnis auf, wenn das Baby geboren ist .

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Super, Danke für Eure Hilfe.
Merkwürdigerweise hat er gestern ganz von sich darüber gesprochen, als hätte er die Beiträge gelesen :-)
Nun weiß ich denGrund und wie das dann abgelaufen ist bei denen, er hat das ganz offen und ohne viel Gefühl erzählt, aber das war nicht schlimm. Mir war wichiger es zu wissen :-)

Danke Euch, jetzt geht es mir besser.