Bisherige Kiwu-Reise in Märchen verarbeitet

Hallo meine Lieben Mitstreiterinnen,

ich habe meine Gefühle durch eine Geschichte zum Ausdruck gebracht und möchte sie hier mit euch teilen. Ihr seid nicht allein!

Das volle Herz und die zusammengeflickte Hoffnung

Es war einmal eine Prinzessin. Sie liebte das Leben und hatte ein großes Herz für alle Lebewesen, selbst kleinste Insekten. Sie weinte um die Fische im Schlossteich, wenn sie verstorben waren und ebenso, wenn sie aus Versehen auf eine Schnecke trat.
Als die Prinzessin älter wurde, begann ihr das Herz zu schmerzen. Es fühlte sich an, als wäre ein Stein in ihrer Brust.
Doch dann lernte sie einen Bauersjungen kennen und mit ihm wurde ihr Herz wieder federleicht und sie glücklich verliebt. Gegen die Wünsche ihrer Eltern heiratete die Prinzessin den Bauersjungen und schließlich wurden beide zu Königin und König. Lange lebten sie glücklich und zufrieden und herrschten wohlwollend über ihr Land.

Eines Tages aber bemerkte die Königin, dass ihr Herz wieder zu schmerzen begann. Es wurde immer schlimmer, das Herz wurde ihr immer schwerer. In ihrer Not holte sie sich den Rat von vielen Heilern. Die einen rieten ihr, viel an die frische Luft zu gehen. Andere gaben ihr Kräuter, die ihre Schmerzen lindern sollten. Aber nichts half.
Eines Tages untersuchte sie ein besonders weiser Heiler und erklärte ihr schließlich: „Es ist Euer Herz, Majestät. Es ist so voller Liebe, die nirgendwo hin kann. Dadurch wird es immer schwerer. Ihr braucht einen Weg, eure Liebe zu geben.“ Die Königin war verdutzt, da sie doch so vieles liebte, doch es musste wohl noch mehr geben.
Und wiederum bat sie den weisen Heiler um Rat. Dieser wusste sofort eine Lösung: „Es fehlt euch ein Kind, meine Königin, dem ihr eure Liebe schenken könnt.“ Das leuchtete dem Königspaar ein und der König fragte: „Woher bekommen wir dieses Kind?“ „Es ist ganz einfach“, sprach der Heiler, „Geht zum nördlichsten Punkt eures Landes. Geht allein. Dort ist ein Turm, in dem euer Kind auf euch wartet. Aber ihr müsst vorbereitet sein. Bringt dem Kind ein wunderbares Geschenk, damit es euch als Eltern akzeptiert und mit euch kommt.“

Das gab dem Königspaar neue Kraft. Sie überlegten lange, welch besonderes Geschenk sie dem Kind machen konnten. Der König war viel unterwegs und nach einigen Monaten präsentierte er seiner Frau stolz eine glänzende, wunderschöne Kugel. Die Königin staunte. „Was ist das?“, fragte sie neugierig. Der König war sehr stolz auf sein Werk und sprach: „Ich habe die letzten Monate all unsere glücklichen Momente gesammelt und sie zu dieser Kugel geschmiedet. Damit soll unser Kind sehen, dass es bei uns ein glückliches Leben haben wird. Die Frau berührte ehrfürchtig die fast durchsichtige, glänzende Kugel und etwas von ihrer Liebe floss hinein. Da wurde ihr das Herz ein wenig leichter und sie wusste, dass es das perfekte Geschenk für ihr Kind war.

Am nächsten Morgen machte sich das Königspaar auf zu dem Ort, von dem der Heiler gesprochen hatte. Er war nicht schwer zu finden und bald schon ragte der Turm einer Burg vor ihnen auf. Voller Vorfreude gingen sie darauf zu, als sie plötzlich ein lautes Brüllen vernahmen. Erschrocken blickten sie in den Himmel und sahen einen feuerroten Drachen, der vor ihnen landete und den Weg zum Turm versperrte. Der Drache schnaubte. „Ihr werdet das Kind nicht bekommen“, brüllte er. Der König zog mutig sein Schwert. Doch ehe er angreifen konnte, spie der Drache Feuer. Die Königin schrie, während ihr Mann zu Boden stürzte, um dem Angriff zu entgehen. Das Schwert glitt ihm aus den Händen. Auch die Kugel war zu Bodenfallen und hatte einige Kratzer abbekommen.

Enttäuscht zog sich das Königspaar zurück und sie überlegten im Schloss, was sie tun könnten. Eine Armee konnten sie nicht mitbringen, da der Heiler meinte, sie müssten unbedingt allein dorthin gehen. Der König trainierte einen Monat lang mit Pfeil und Bogen. Dann traten sie erneut den Weg an. Wie beim letzten Mal versperrte ihnen der Drache den Weg. Die Frau hatte die Kugel fest umklammert. Diesmal würde sicher alles gut gehen. Der König schoss Pfeil um Pfeil, doch sie prallten ohne Wirkung am Drachen ab. Das Herz schmerzte der Königin bei diesem Anblick noch mehr als sonst. Wütend warf sie die Kugel zu Boden, die dadurch einen Sprung bekam. Der König war erschrocken, nahm seine Frau und die Kugel und brachte sie heim.

Im Schloss versuchte er, die Kugel so gut es ging zu reparieren. Er schliff sie und bekam die groben Kratzer heraus, doch ganz so perfekt wurde sie nicht mehr.
Monat um Monat ging das Königspaar zum nördlichsten Turm ihres Landes. Sie schmiedeten Pläne, scheiterten jedoch jedes Mal am roten Drachen und die wunderschöne Kugel bekam immer mehr Kratzer und Schrammen.

Eines Monats hatten sie einen neuen Plan. Der König stellte sich allein dem Drachen. Er sprach mit ihm: „Warum willst du nicht, dass wir unser Kind bekommen?“ Der Drache schnaubte: „Ihr seid ihm nicht würdig.“ „Wir sind die Herrscher dieses Landes“, erwiderte der König ruhig, „Unserem Kind wird es an nichts mangeln. Es wird Reichtum und Liebe erfahren und irgendwann wird es unser Land weiterregieren. Warum also sollten wir nicht würdig sein?“ Der Drache senkte den Kopf und der König konnte seinen heißen Atem spüren. „Weil ihr denkt, euch steht alles zu. Weil ihr denkt, ihr habt ein Recht auf alles, was ihr euch wünscht“, zischte er und kurz darauf holte er mit seiner Klaue aus, um den König fortzustoßen. Dieser aber wich aus und ein Kampf zwischen beiden entbrannte.
Während der König versuchte, den Drachen abzulenken, schlich sich die Königin heimlich von hinten zum Turm, die Kugel eng bei sich. Sie warf einen sorgenvollen Blick zum Kampf herüber, dann straffte sie die Schultern und betrat den Turm. Leise ging sie die Treppe hoch, ihr Herz klopfte wie wild bei der Vorstellung, nun bald ihr Kind im Arm zu halten. Diesmal schien ihr Plan wirklich aufzugehen.
Sie wagte es kaum zu glauben, als sie oben angelangt war. Zu ihrer Rechten war ein kleines Fenster im Turm. Zur linken eine offene Tür, die nur durch einen Vorhang versperrt wurde. Dahinter erblickte sie eine kleine Schattengestalt und sie konnte ihr Glück kaum fassen. Vorsichtig trat sie einen Schritt vor, als sie ein lautes Sausen hörte. Ehe sie noch verstand, was das für ein Geräusch war, schoss eine Klaue durch das Fenster, packte sie und riss sie aus dem Turm heraus. Die Königin schrie, als ihr die Kugel entglitt und in die Tiefe stürzte. Der Drache flog mit ihr herunter und das Turmzimmer rückte in immer weitere Ferne. Die Kugel zerschellte am Boden in tausend Scherben. Der Drache setzte die Königin am Fuße des Turms neben ihrem Mann ab, der keuchend auf sein Schwert gestützt war. Er kam sogleich zu ihr und schloss sie in die Arme, während sie bitterlich weinte. Der Drache hob sich wieder in die Luft und ließ das Paar allein. Aber sie wussten, dass er ein Auge auf sie hatte. Auch der König war sehr traurig. Er sammelte die Scherben der Kugel ein und trug seine Frau nach Hause. Den ganzen Weg über weinte sie. „Es ist nicht vorbei, sagte der Mann“, doch die Königin hörte nicht zu.

Die nächsten Monate verließ die Königin ihre Gemächer nicht mehr. Die Schmerzen waren so schlimm geworden, dass sie nicht mehr aufstehen wollte. Der König war oft fort, doch die Königin bemerkte es kaum. Schließlich rief er wieder den Heiler. Nachdem er in ihrem Zimmer gewesen war, sagte er folgendes zum König: „Ihr Herz war zu voll… Es ist gerissen und ausgelaufen. Nun ist es leer und keine Liebe ist mehr darin.“ Der König ballte die Hände zu Fäusten. „Könnt ihr etwas dagegen tun?“, fragte er mit zitternder Stimme. Der Heiler nickte. „Ich kann sie operieren und ihr Herz nähen. Danach wird es allerdings das gleiche Problem geben wie zuvor. Irgendwann wird ihr Herz wieder zu voll sein.“ Der König nickte entschlossen. „Gut, mach das. Und für das andere Problem werden wir eine Lösung finden.“
Nach der Operation trat der König ans Bett seiner Frau. Sie lächelte ihn schwach an und er freute sich, dass bereits wieder etwas Liebe in ihr zu sein schien. „Schatz, sagte er ruhig. Wir werden das schaffen. Wir werden unser Kind bei uns haben.“ Bei den Worten zog er die wundersame Kugel aus seiner Tasche. Die Augen der Königin wurden groß. Er hatte all die Teile wieder zusammengefügt. Sie war nicht mehr makellos aus, man sah, wo sie all die Risse, doch sie war wieder ganz und auf ihre Weise wunderschön. Vor Rührung lief der Königin eine Träne die Wange herunter. Sie küsste ihren Mann und wusste plötzlich, dass sie zusammen alles schaffen konnten.

1

Wow🥰
So schön geschrieben!
Denke auch, das Wichtigste ist, zusammenzuhalten und nicht aufzugeben, egal wie hart der Weg auch ist!🍀

2

Ich finde es wirklich toll, dass du diesen beschwerlichen Weg in einem Märchen verarbeitest.

Fühle mit dir.

Bin bis jetzt auch immer an diesem bescheuerten Drachen gescheitert.

Alles Gute für dich.

3

Wie schön du das geschrieben hast. 🥲❤️

4

Das hast du sehr schön geschrieben, es hat mich sehr berührt. 🫶🏼

5

Das hast du wirklich schön geschrieben. Ich denke, dass viele sich hier hinein versetzen können. Danke, dass du dein Märchen mit uns teilst! Ganz toll!

6

Wunderbar geschrieben! Besonders schön finde ich das Bild mit der Kugel und dem gerissenen Herzen. Kann mich gut hineinversetzen! Danke, dass du das Märchen mit uns geteilt hast.

7

Vielen lieben Dank fürs Teilen. Du hast das unglaublich schön geschrieben und es hat mich sehr berührt. Hoffentlich gibt es noch ein happy end für uns alle :)