Spenderkinder/Samenspende? Wie damit umgehen?

Hallo liebe community,

Wir sind leider auf eine Samenspende angewiesen. Die M-TESE meines Mannes vor zwei Wochen war leider negativ. Scheinbar nur Sertoli Zellen :((

Obwohl wir eigentlich wissen wie es nun weiter geht, sind wir doch ziemlich am strugglen.


Wir sind super traurig und nachdem ich mich nun weiter in das Spenderthema eingelesen habe und auch der großen Facebook-Gruppe (Donor conceived - best practices) beigetreten bin, hat sich meine Angst und mein Zweifel verstärkt.

Man liest von soviel von traumatisierten, wütenden Menschen (Spenderkindern) die sich klar gegen Samenspende aussprechen oder zumindest für einen bekannten Spender plädieren, der von Anfang an Teil des Lebens sein soll.

Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, möchte aber auch kein Trauma verursachen. Ich dachte eigentlich, ein offener Spender ab 18 Jahren wäre okay...

Ach, irgendwie ist alles doof. Wir wollten doch auch nur ganz "einfach" ein Kind machen. Und nun stehen wir vor dieser blöden Thematik, einem Kind direkt so eine Bürde aufzuerlegen :((

Gibt es hier Menschen, die mit uns in einem Boot sitzen/saßen?

Wie habt ihr diese Zeit überlebt? Eure Partner? Habt ihr Tipps? Wie geht ihr mit eurem Gewissen um? Kennt ihr Spenderkinder aus dem Bekanntenkreis?

Es würde mir so gut tun, zu wissen, nicht allein zu sein in dieser Situation. 🖤

2

Ich habe einen Sohn aus Eizellspende💙 und viel bei spenderkinder.de gelesen.

Die meisten Spenderkinder haben kein Problem mit der Tatsache an sich, sondern damit, angelogen zu werden und nicht die Möglichkeit zu haben, etwas über ihre genetische Abstammung zu erfahren.

Also ist (auch wenn es Argumente für anonyme Spende gibt) aus Sicht der Kinder offener Umgang mit dem Thema von Anfang an und offene Spende anzuraten.

Ich hoffe, wir können unsrem Sohn ein liebevolles und sicheres Umfeld geben, so dass er hoffentlich mit dem Fakt, ein Spenderkind zu sein, keine großen Probleme haben wird.

Ich bin kein Spenderkind, dafür gab es in meiner Herkunftsfamilie andere Probleme, die jedenfalls wird mein Sohn nicht erleben.

Irgendein Päckchen hat jeder zu tragen.

Die Spenderkinder sagen immer, dass es kein Recht auf ein Kind gibt. Es gibt aber auch kein Recht darauf, nicht geboren worden zu sein.

LG Luthien mit ⭐⭐⭐ und 👶

3

Das hast Du schön geschrieben, auch gerade Dein letzter Satz. Ich denke da auch an die amerikanische Verfassung. Da heißt es ja auch nicht: es gibt ein Recht auf Glück, sondern eben, ein Recht darauf, dieses anzustreben. Das finde ich ähnlich mit dem Recht potentieller Eltern ihr Glück bzgl. Kinderwunsch auch mittels Samenspende finden zu können.
-Meine Tochter ist auch aus Samenspende, wenn auch die Situation mit eurer nicht vergleichbar ist, da ich Single bin. Eine offenen Spende (wie ja ohnehin in D nun Gott sei Dank Pflicht) war mir wichtig. Das Recht darauf, seine Herkunft kennenlernen zu dürfen ist wichtig und muss geschützt werden.
Ich bin auch nicht auf die Idee gekommen, dass mein Kind mal wütend sein würde über meine Entscheidung zur Samenspende. Ich denke auch eher, dass das bei Unehrlichkeit und Verschweigen passiert (so wie dies in allen anderen Lebensbereichen auch passiert, wenn relevante Dinge verschwiegen werden).
--ich habe durch meine Herkunftsfamilie auch ein ziemliches Päckchen zu tragen. Das entfällt bei meiner Tochter. Es gibt die Chance für einen Neustart. Der Vater scheint auch ein ziemlich stabiler Mensch zu sein, denn meine Tochter ist ganz wunderbar ausgeglichen und fröhlich.

6

Hast du auch sehr schön geschrieben, das mit dem "pursuit of happiness" trifft es gut 🙂

weiteren Kommentar laden
1

Wir sind auch auf eine Samenspende angewiesen, bin momentan mit unserem Wunder in der 28. ssw.

Es war natürlich alles ein Schock und wir haben uns die Entscheidung gut überlegt.

Darüber dass das Kind irgendwie wütend darüber sein sollte der Gedanke kam mir ehrlich gesagt so gar nicht.
Wir haben für uns beschlossen, dass wir von Anfang an offen mit unserem Kind darüber sprechen werden und das Kind natürlich auch die Möglichkeit bekommt zu gegebener Zeit den biologischen Vater kennenzulernen wenn es das möchte . Uns ist beiden bewusst, dass es dadurch zu schwierigen Situationen kommen kann, aber so wie ich das sehe gibt es keine „perfekte“ Familie und in manchen Fällen trennen sich Eltern, oder jemand geht fremd oder sonst was. Das sind alles auch schwierige Themen für Eltern die aber nicht unbedingt dazu führen müssen dass das Kind nachher traumatisiert ist.

Wir denken beide dass das wichtigste ist, dass das Kind in Liebe aufwächst und das hat meiner Ansicht nach nichts mit genetischer Verwandtschaft oder nicht zu tun :)

Ich verstehe aber natürlich dass die Entscheidung keine leichte ist du darfst mir gerne schreiben

7

Hi Chaos-Queen88,

ich danke Dir für deine Antwort! Es tut gut zu hören, dass man nicht allein ist. Und es ist auch schön zu hören, dass andere sich vielleicht nicht so sehr über negative Sachen den Kopf zerbrechen wie ich. Leider neige ich des Öfteren dazu, eher pessimistisch zu denken und da tut so ein Reality-Check mal ganz gut.

Ich freue mich auf jeden Fall, dass es bei Euch geklappt hat!!!

Würde Dir wirklich gern eine Nachricht schreiben :)

Viele Grüße!

4

Ich bin hier eigentlich immer nur stille Mitleserin, aber deine Worte bzw. Fragen, die dich beschäftigen, kann ich sooo zu 100% nachvollziehen, dass ich dir gerne etwas dazu schreiben möchte.

Du bist mit den Gedanken und Sorgen nicht allein. Mein Mann und ich haben den Prozess der Entscheidungsfindung, wie es nach negativer TESE weitergeht, auch hinter uns. Und leicht fiel es uns zunächst überhaupt nicht. Eigentlich waren wir vor der TESE beide gegen Samenspende und für uns ist eine Welt zusammen gebrochen.

Ich kenne nicht dein Alter, aber wenn ihr keinen sofortigen Zeitdruck habt, kann ich euch nur ans Herz legen, euch Zeit zu lassen und viel darüber zu sprechen bzw. euch beraten zu lassen.
Es ist eine Entscheidung, die wachsen muss. Und ich finde, auch solche Gedanken dürfen und sollen da ihren Platz haben.
Meine Schwiegermutter sagt immer: Kinder zu bekommen, ist das egoistischste auf der Welt. Und so ganz unwahr ist das auch nicht, finde ich. Niemand von uns wird gefragt, ob er geboren werden möchte. Es war der Wunsch der Eltern- genauso wie es bei uns sein wird.
Und wie schon in den anderen Beiträgen geschrieben, gibt es so viele Familien, in denen nicht die Gene für Zusammenhalt sorgen, sondern die Beziehung miteinander.
Die Beiträge von dem Verein "Spenderkinder e.V" haben mich auch zunächst verunsichert- allerdings denke ich auch, dass in diesen Fällen meist etwas in der Kommunikation schief ging und es zu einem massiven Vertrauensverlust kam.

Wir haben als Paar viel miteinander gesprochen und uns gefragt, ob wir mit solchen Situationen umgehen könnten- und haben uns entschieden, dass wir auch das gemeinsam schaffen werden :)

12

Hallo Erbschen,

Danke Dir für Deinen Text! Es tut gut zu hören, nicht allein zu sein :)

Habe ich es so verstanden, dass ihr jetzt bereits ein Kind aus Samenspende habt oder seid ihr in der Planung?

Wir haben etwas Zeitdruck, ich bin schon 35. Aber ein paar Monate wollen wir uns jetzt nehmen um und mit dem Gedanken wirklich anzufreunden.

Darf ich außerdem noch fragen, was euch zu schlussendlich dann zu der Entscheidung geführt hat nachdem ihr ja anfangs partout gegen Samenspende wart?

Liebe Grüße!

5

Meine Tochter ist durch eine Samenspende entstanden. Sie ist fast neun und sie weiß, dass Mama und Papa den Samen von einem anderen Mann brauchten.

13

Hallo Lifee,

Danke für Deine Antwort! :)

Wie geht es Eurer Tochter denn damit bisher?

9

Hallo,

Wir stehen aktuell zwar noch nicht ganz vor der Entscheidung aber ich denke es wird darauf hinaus laufen. Ich hoffe es natürlich nicht, aber so ganz unwahrscheinlich ist es nicht.
Wir sind in der KiWu Klinik wegen des schlechten spermiogrammes meines Mannes. Ich war 2 mal schwanger mit einer MA in der 11. Woche und einer FG in der 8. Woche.

Mein Mann fühlt sich zwar schuldig aber er kann sich mit diesem Gedanken Samenspende noch nicht anfreunden. Er ist der Meinung er wird dieses Kind nicht genauso lieben können wie als wenn es sein genetisch eigenes wäre. Aber ich bin mir sicher dass das Unsinn ist. Es gibt gute Beratungsstellen und ich würde da auf jeden Fall hingehen um die Entscheidungsfindung nach vorn zu bringen. Egal in welche Richtung. Das ist geschultes Personal und die wissen sicher gut wo die Knackpunkte liegen. Und ich selbst kann es mir glaube gut vorstellen mit Samenspende aber muss mir dennoch erstmal Gedanken machen ob ich dem Kind gegenüber so offen damit umgehen kann. Wie viele hier schreiben ist das ja für das Kind wichtig und da muss ich auch nochmal in mich gehen.

Es ist wirklich sehr gemein. Aber du bist nicht allein. Man denkt sich: ich möchte doch „einfach“ nur ein Kind. Eigentlich das natürlichste der Welt. Möchte man meinen … 😞😞😞

Ich drücke euch die Daumen dass ihr die richtige Entscheidung für euch trefft und bei all dem Schmerz und Gedankenchaos nicht euch als Paar verliert.

Alles Gute 🍀

Bearbeitet von Mausebaer
14

Hi Mausebaer,

Ich kann mir gut vorstellen, dass es für deinen Mann schwer ist, sich mit dem Gedanken anzufreunden, immerhin hat er ja noch einige Spermien, die es ihm ermöglichen können, biologischer Vater zu werden.

Wir wären froh über diese Möglichkeit :(

Da du ja auch bereits schwanger warst, ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr hoch, dass es bald klappt! Drücke Euch die Daumen!

10

Darf ich fragen was in dieser fb Gruppe so geschrieben wird?

Bzgl der spenderkinder HP heisst es, dass diese Kinder sehr wütend sind, weil sie angelogen wurden u erst spät davon erfahren haben.

So wie einige schon geschrieben haben, Aufklärung ist das aller wichtigste.
Und wie auch schon genug geschrieben haben, hat jeder irgend ein päckchen mitbekommen und ich kenne auch genug die probleme haben mit identität , eltern, ...ohne spenderhintergrund.

Kann dir ans Herz legen ein Beratungsgespräch bei petra thorn zu nutzen. Sie ist spezialisiert auf kiwu u spendethemen

Alles gute

15

Hallo Cosma9,

Von dieser Petra Thorn habe ich auch schon gelesen.
Sie bietet ja diese Seminare an- ich glaube einmal die Woche oder so.

Eventuell werden wir daran teilnehmen. Alternativ hat unser KWZ auch noch eine Therapeutin die in Sachen KiWu und Samenspende berät.

Irgendein Gespräch muss definitiv stattfinden, bei wem auch immer...

Bzgl. der Facebookgruppe:

Naja, viele sind halt wütend, dass ihnen seitens der Eltern "die genetische Familie genommen wurde" (obwohl es ja genau genommen nur 50% der Genetik ist).
Viele sagen, die spüren ein Loch, dass sie nie füllen konnten. Und wenn sie die Chance hatten, den Spender/die Spenderin später im Leben kennenzulernen (ab 18 aufwärts), sind wie wütend, dass Ihnen 18+ Jahre genommen wurden, in denen sie diese Seite ihrer Familie nicht an ihrer Seite hatten.

Die Stimmen in dieser Gruppe sind sehr laut und natürlich sind es auch viele wiederkehrende Profile, die sich dort täglich äußern, sodass man sich vielleicht auch fragen muss, in wieweit der Vibe in dieser FB-Gruppe nun tatsächlich die komplette Spenderkinder-Welt widerspiegelt... Dann kommt ja auch noch dazu -wie hier auch bereits mehrfach erwähnt wurde- dass viele dort traumatisiert sind, weil sie erst später erfahren haben, dass einer ihrer Eltern nicht biologisch verwandt ist. Sie sagen zwar, das täte nichts zur Sache und dass sie sich genauso fühlen würde, wenn Sie mit dem Wissen einen Samenspender zu haben, aufgewachsen wären..Aber ich denke, das kann man so mit 100%iger Sicherheit nicht sagen.

Darüber hinaus ist die Gruppe zwar sehr groß (über 23tsd Mitglieder), aber der Großteil ist amerikanisch. Da muss man sich vielleicht auch fragen, in wieweit die amerikanische Mentalität die Deutsche/Europäische widerspiegelt hinsichtlich Herkunft/Abstammnug. Die Amis sind ja auch total besessen von diesen Genentiktests usw. Vielleicht gehen wir in Deutschland oder Europa nochmal gelassener mit diesem Herkunftsthema um? Ich weiß es nicht.

Naja, alles in allem wird in der Gruppe darauf plädiert, einen bekannten Spender zu nehmen, der das Kind beim Aufwachsen sieht. Jemand, dessen Familie ebenfalls dann zur Familie des Kindes dazu gehören soll. Quasi hätte das Kind dann 2 Väter, 3 Omas und Opas, viele Halbgeschwister etc.

Und ganz ehrlich. Ich weiß nicht ob ich das kann. Oder wir das möchten.

Wir wollten eigentlich eine stinknormale, einfache Familie...


Ach herrje, jetzt ist der Text auf Deine Frage so lang geworden. Sorry :D

11

Hallo,
ja der Spenderkinder e.V. und auch das entsprechende Buch u.die TV Beitrage verunsichern. Ich denke jedoch es hat sich viel dadurch geändert, dass in D das Kind den Spender kennenlernen darf und man heutzutage transparent damit umgeht.
Unsere Tochter ist auch durch eine Samenspende entstanden. Mein Mann liebt sie über alles und ist so glücklich Papa sein zu dürfen. Liebe hat mit Genen nichts zu tun. Und mit diesem Wissen soll unsere Tochter aufwachsen. Im Familien-Alltag spielen die Gene keine Rolle und wir bekommen immer wieder gesagt wie ähnlich sie ihm sehen würde, da schmunzeln wir in uns hinein. Auch denke ich, dass es auf eine gute und erfüllende Beziehung ankommt und ich hoffe, dass dadurch erst gar keine Leerstelle entsteht.
Ein ganz kleines bisschen Trauer schwingt bei ihm immer noch mit. Fremd ist uns unsere Tochter nicht, das war meine Befürchtung. Sie ist einfach unser Wunder u. größtes Glück. Eine Beratung bei Petra Thorn kann ich dir empfehlen und beim DI Netzwerk zu stöbern.
Liebe Grüße und alles Gute🍀
Lavendula mit Wunder👶💜

16

Hallo Lavendula2,

Vielen Dank für deinen Beitrag. Schön zu hören, dass es Euch so gut geht :)

Ich finde es auch super, dass man jetzt ein Recht darauf hat den Spender ab 16 oder 18 Jahren kennen zu lernen. Mein Mann meinte auch direkt, er würde nie solch ein Geheimnis mit sich rumschleppen wollen, daher würden wir natürlich auch von Anfang an transparent sein was die Herkunft angeht.

Darf ich fragen, wie alt eure Tocher mittlerweile ist? Und ob sie schon bescheid weiß?
Wie viel Zeit habt ihr Euch für die Entscheidung eine Samenspende in Anspruch zu nehmen genommen? Und wie bzw wo habt ihr den Spender ausgewählt?

So viele Fragen :D Würde mich freuen, wenn du mir nochmal antwortest! Viele Grüße!

17

Danke dir :-)
Unsere Tochter ist erst 4 1/2 Monate alt. Ich hoffe, dass ein Gesprävh mit Frau Thorn und den anderen Frauen hier im Forum, die ältere Kinder haben, uns zu gegebener Zeit weiter hilft, falls nötig.

Eigentlich war das ziemlich von Anfang unserer Kinderwunschreise festgestanden und von erster Info bis zur ersten IUI verging etwa ein dreiviertel Jahr.
Wir hatten zunächst Spender von der Erlanger Samenbank, da bekommt man eine Vorauswahl und kann dann daraus wählen. Z.B. erfährt man Interessen und Beruf, Größe und Augenfarbe, Haarfarbe.
Später hatten wir das Kinderwunschzentrum gewechselt und damit auch die Sanenbank. Es wurde die Cryobank München, wo man zwar nicht selbst auswählen kann aber ein umfassendes persönliches Gespräch mit der Leitung führt und daraufhin wird von ihr der Spender passend zum Paar gewählt. Für uns war es vollkommen in Ordnung selbst nicht wählen zu können, das kann auch entlastend sein, wenn man sich kein Bild von der Person macht.
Liebe Grüße und du kannst jederzeit schreiben!
Lavendula