Tabuthema?

Hallo ihr Lieben!
Ich bin es wieder :-)
Mal mit was anderem... unzwar, welche Erfahrung habt ihr gemacht, wenn es um euren kinderwunsch geht? Bzw. Vorallem mit der Klinik?

Bei unserer Tochter war es so, dass wir es ganz lange nicht gesagt haben. Wir wollten es mit uns ausmachen und ich wollte vorallem kein Mitleid.
Dann gingen wir in die Klinik und ich fragte eine gute Freundin, die selbst in der Klinik war... das war leider nicht so wahnsinnig hilfreich, weil sie nur über sich sprach und mir keine Hilfe war.
Dann erzählte ich es irgendwann einer vermeintlich guten Freundin. Die konnte damit nix anfangen und ignorierte das. Ich hatte auch echt Schwierigkeiten ihr zu erklären, was eine icsi ist, wie eine Stimulation abläuft, etc. Es war irgendwie kalt und sie einfach nicht reif/soweit für den kinderwunsch.
Ich hatte keine Lust mehr zu reden, und da kam dann meine Kindergarten-freundin. Wir hatten nur sporadisch Kontakt. DIE war am Ende mein Goldschatz. Meine Stützte. Meine Rettung bis zum Ziel.

Jetzt haben wir 2. Kinderwunsch, und ich hab das Gefühl, es ist ein tabuthema. Als dürfte man nicht fragen.
Meine Freundinnen wissen, dass wir jetzt gern ein Geschwisterchen hätten. Aber keine will wirklich was wissen.
Ich hab ehrlich gesagt auch Schwierigkeiten von mir aus auf das Thema zu finden und aus einem normalen Gespräch heraus dahinzuführen. Es macht mich irgendwie traurig.... wie ist es bei euch? Ich hoffe ihr habt da mehr Glück als ich.... schönen Sonntag! :-)

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Ich habe selber keine Ahnung davon, aber ich finde es ist kein Tabuthema, es ist nichts was gewollt ist!! Oder woran ihr schuld habt, das es auf dem natürlichen Weg nicht geklappt hat! Das wären ehrlich gesagt, für mich dann nicht die richtigen Freunde...?!? Wozu hat man freunde, man muss auch mal über weniger *schöne* Angelegenheit sprechen! Ich würde mich total freuen, wenn meine Freundin mir so ein ernstes und emotionales Thema mit mir besprechen würde, zeugt für mich von einer großen Vertrauensbasis! Kann aber auch sein das deine Freunde einfach wirklich noch nicht soweit sind und keine Kinder haben oder wollen?

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Indem wir es geheim halten, machen wir es selbst auch zum Tabu. Ich bin für viel Offenheit.

Ich kann eigentlich mit allen Leuten darüber sprechen, auch mit Kollegen. Die meisten sind aufrichtig interessiert. Auch bei Freundinnen bin ich noch nicht auf Unverständnis gestoßen. Klar, bei vielen ist es kein Thema, weil sie sich entweder noch gar nicht mit dem Kinderwunsch beschäftigt haben, oder eben weil alles problemlos ging. Aber je nachdem, kann man das im Gespräch berücksichtigen.

Die einzigen, die blöde Kommentare abgegeben haben, als ich nur mal andeutungsweise von "Hormontherapie" gesprochen habe, waren meine Eltern.

Im Detail, wo genau ich stehe usw. weiß nur meine Schwester.

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Bei uns ist es ähnlich.

Da es aufgrund der Krebserkrankung meines Mannes (fast) keinen anderen Weg gibt, stoßen wir nicht auf Unverständnis. Drei der engsten Freundinnen habe ich es einfach aufs Brot geschmiert. Ich habe so angefangen: wir wollten ja schon immer mindestens drei Kinder, das ist ja jetzt nicht mehr so einfach... Also befinden wir uns momentan in einer Kinderwunschbehandlung. Auch bei Arbeitskollegen und Vorgesetzten stoße ich da nicht auf taube Ohren. Ganz im Gegenteil, die meisten kennen entweder selbst ein Paar, bei denen es auf natürlichem Wege nicht klappt, oder haben es selbst hinter sich. Das ist natürlich die beste Variante: da hört man dann gleich mal, wie es ihnen persönlich ging.

Allerdings muss ich dazu sagen, wenn man mir vor zwei Jahren von ICSI, IVF, Punktion, Transfer,... Erzählt hätte, weiß ich nicht wie ich darauf reagiert hätte. Ich musste mich damit und Glück jahrelang nicht beschäftigen.

Ich kann dir nur sagen, wie wir es machen: meine Eltern und meine Freundinnen wissen darüber. Mein Mann will darüber nicht groß reden, es ist aber okay für ihn wenn ich mich mit anderen darüber austausche. Daher wissen es seine Eltern, seine Schwester und seine Freunde nicht.

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Es trifft viel mehr Leute, als man denken mag. Ich fand es sehr angenehm, mit meinem Bürokollegen offen reden zu können. Seine Frau hatte zumindest die ersten Schritte auch machen müssen, Eileiter durchspülen und so.
Erst als ich was erwähnt habe, hat meine Lieblingsnachbarin erzählt, daß Ihr Sohn adoptiert ist, weil es anders nie geklappt hat.

Dafür hat meine Schwester durchblicken lassen, daß ich Babys in die Gefriertruhe werfe, weil ich wegen Überstimulation Blastozysten habe einfrieren lassen. Das hat mir an der Stelle schon gereicht, zumal sie problemlos 2x schwanger wurde.

Aber Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht.

Meine Erfahrung ist, daß man oft positivere Rückmeldungen bekommt, als man erwartet hätte. Einmal habe ich sogar zufällig bei der Kiwu Klinik einen ganz guten Freund von mir getroffen, der aus den gleichen Gründen da war. Wir hätten es sonst wohl nicht angesprochen.

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Hallo meine liebe.
Anfangs haben wir es mit uns ausgemacht als wir wussten so natürlich wird das nichts.
Unsere Freunde hatten aber nach kurzer Zeit schon von sich aus Interesse und haben nach gefragt weil wir ja dann auch schon 4 Jahre zusammen waren usw. (nun sind wir 7 Jahre zusammen und 1,5 Jahre verheiratet. Durfte am Donnerstag endlich das erste Mal einen positiven SS test nach 5 Jahren kinderwunsch und unseren ersten kryo versuch in der hand halten❤️). Wir gingen irgendwann sehr offen mit dem Thema um und ich muss sagen es waren fast alle sehr interessiert, haben von sich aus nach gefragt usw. Und haben dadurch auch rausgefunden das 3 Paare von Freunden von uns auch selbst betroffen sind nicht so einfach Kinder kriegen zu können. So Selten ist das also garnicht. Komische Freunde die nichts von wissen wollen. In Freundschaften gibt's halt nun mal nicht nur schöne Neuigkeiten.
Alles Liebe euch🍀

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Hallo Chrisi,

es tut mir leid, dass du damit bis jetzt keine guten Erfahrungen gemacht hast.
Aber ich bin auch der meinung, dass man das Thema selbst zum tabu macht, oder eben auch nicht, je nachdem wie man damit umgeht. Ich bin für mehr Offenheit.

Wenn mich jemand gefragt hat, wie die kinderplanung aussieht habe ich immer ehrlich geantwortet, dass es nicht immer bei allen direkt klappt und wir auf externe Hilfe angewiesen sind. Entweder derjenige war wirklich interessiert, dann wurde dezent nachgefragt.
Wenn derjenige nicht interessiert war, wurde darüber nicht mehr gesprochen, aber es kamen auch keine nervigen fragen mehr, warum wir noch keine kinder haben.

Die komplette Familie wusste Bescheid Eltern, Geschwister, ein paar Cousinen und Tanten und sogar meine Omas. Eine meiner Omas ist mega konservativ, hat aber selber 10 Jahre unerfüllten Kinderwunsch und 2 aborte hinter sich. Selbst für sie ist es in Ordnung, dass wir jetzt ein "frosta-baby" bekommen. Sie hatte viele Fragen, wie das ganze den funktioniert und zum Schluss standen uns beiden die Tränen in den Augen.

Auch die Kollegen und meine Chefin wussten Bescheid und natürlich der engste Freundeskreis.
Ich habe nie auch nur einen blöden Kommentar bekommen, im Gegenteil. Jeder einzelne war einfühlsam und unaufdringlich. Allerdings hatte ich auch nicht wirklich ein Problem darüber zu reden, es war für mich eher wie eine Therapie. Und hinterher ist man überrascht, wie viele Paare es betrifft und man fühlt sich nicht alleine.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie offen man darüber sprechen möchte. Nicht jeder kann darüber so offen reden. Mir hat es geholfen, das muss aber nicht für jemand anderen gelten.

Ich hoffe du findest deinen Weg und ich wünsche dir viel Glück für euer Geschwisterchen ✊🍀✊🍀

LG Rozalin mit 💙 im Bauch (30+4)

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Ich muss mir mal kurz selbst antworten.
Also ich danke an dieser Stelle euren zahlreichen antworten und positiven Berichten :-)
Tatsächlich hatte ich nicht den Eindruck, es selbst zum tabuthema zu machen. Ich sage mal so... Ich brauche nicht unbedingt jemanden, der mir das Händchen hält. Ich bin nur verwundert darüber, dass trotzdem alle wissen, dass es auf natürlichem Weg nicht geht, keiner nachfragt. Somit kam in mir die Frage auf, vorallem wegen der Vorgeschichte, ob es ein tabuthema geworden ist :-)

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Wahrscheinlich wissen die nicht, wie sie damit umgehen sollen und ob es dir recht wäre, wenn sie sich drauf ansprechen und nachfragen.

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Ich bin hier zufällig über den Ticket gelandet, vielleicht hilft dir meine Außensicht.

Auf der einen Seite sollte es kein Tabuthema sein. Unterstützung bei der Umsetzung des Kinderwunsches ist doch ein Breitenphänomen, das sich durch alle gesellschaftlichen Schichten zieht. Ich denke nicht, dass man das verstecken oder gar schämen oder so braucht!

Auf der anderen Seite tut man sich selbst keinen Gefallen, wenn man Erwartungen bzgl. Interessen/Nachfragen ans Gegenüber knüpft. Menschen interessieren einfach unterschiedliche Themen... Bei Freunden tauche ich durchaus gerne in Bereiche ein, mit denen ich sonst keinen Kontakt habe. Aber ich will nicht stundenlang Themen durchhecheln, die mich ehrlich gesagt einfach nicht interessieren.

Außerdem ist beim Thema Fortpflanzung Fingerspitzengefühl gefragt. Endlich sickert durch, dass diese inquisitorischen Fragen "Wollt ihr Kinder?", "Warum nicht?",... Persönliche Grenzen überschritten werden, daher werden sich viele Menschen eher denken - Lieber nicht zu viel nachfragen, sondern es dem Gegenüber überlassen, was er erzählen will.

Alles Gute für die Zukunft.

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Hallo Chisi,

es tut mir leid, dass Du damit gerade keine guten Erfahrungen machst.

Wir sind von Anfang an offen mit unserem Kinderwunsch umgegangen und dachten eigentlich, das Tabu damit zu brechen.
Es kamen leider (fast) nur wenig hilfreiche bis taktlose Kommentare, von „was stimmt nicht mit Euch“, „dann soll es halt nicht sein“, bis „Du bist selbst schuld weil Du nicht entspannt bist“, war alles dabei. Der einzige Mensch mit Taktgefühl ist meine 70jährige Tante.

Es kommt halt sehr auf das Umfeld an, ich hätte auch nie gedacht, dass das Thema so schwierig ist. Selbst nach meinen Fehlgeburten peinliches Schweigen. Ich hätte gerne einen besseren Tipp für Dich, aber wir sprechen in unserem Umfeld gar nicht mehr darüber. Die Kraft stecke ich in die Behandlungen.

Aber da ist jeder anders.

Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg, Deinen Weg findest! 🙋‍♀️

Liebe Grüße
Eukalyptus

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Wir haben es bisher nur meiner Lieblingstante etwas gesagt, weil Sie meine Ersatzmama ist.
Wir verschwiegen es aber nicht, weil es uns peinlich oder unangenehm ist. Wir sprechen es nicht an, weil wir keine Lust auch ständige Nachfragen haben, wie weit wir denn sind und wie es weiter geht. Des Weiteren komme ich aus einer Ärztefamilie, die eh immer alles besser weiß und jede Behandlungsform in Frage stellt. Die Familie meines Mannes würde uns wahrscheinlich zu Alternativärzten schicken und darauf haben wir keine Lust.

Es ist wirklich so, dass wir keine Lust auf Besserwisserratschläge und ständige Nachfragen haben.

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Hey chisi90,
möchte Dir auch noch etwas dazu schreiben. Bei uns wissen es nur die ganz ganz engen Freunde, also so dass mein Mann und ich jeweils jemanden zum Reden haben. Mehr möchten wir beide nicht, da es uns wahnsinnig machen würde, wenn bei den Versuchen noch etliche Leute permanent nachfragen würden. Die Negative machen wir tatsächlich lieber mit uns aus. Ob’s durch so Menschen, wie uns in dem Fall, ein Tabuthema ist, kann ich nicht sagen. In der Kiwu Klinik trifft man sehr regelmäßig Bekannte (eher ländlich) und dann redet man auch offen und es ist ok so.
Liebe Grüße