Vorstellung und so viele Fragen... (lang)

Guten Tag,

Seit ein paar Wochen lese ich hier immer mal wieder still mit, um mich ein wenig mit der Thematik vertraut zu machen. Eure Geschichten und Schicksale haben mich sehr berührt, das eine oder andere Tränchen ist sogar geflossen. Es ist Wahnsinn, was ihr alle auf euch nehmt, um einem kleinen Wesen den Weg in diese Welt zu bereiten! Und ihr seid so stark und tapfer. Jedes Kind könnte sich glücklich schätzen solche Eltern zu bekommen, deswegen drücke ich jeder einzelnen von euch die Daumen, dass ihr für eure Bemühungen belohnt werdet!

Jetzt möchte ich mich kurz vorstellen, euch von meiner (bisher eher unspektakulären) Kinderwunschgeschichte erzählen und die ersten Fragen stellen.

Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und habe bereits eine wundervolle 17 Monate alte Tochter, die problemlos auf natürlichem Wege entstanden ist.

Gerade deswegen hätte ich niemals gedacht, dass ich für das Geschwisterchen eine Kinderwunschklinik brauchen werde - aber das Leben läuft ja oft nicht so wie erwartet.
Vor ein paar Monaten kam der Schock: Mein Mann hat Krebs. Eine aggressive Form, aber zum Glück gut therapierbar. Bei der Planung seiner Therapie wurde ihm dazu geraten, ab Therapiebeginn auf keinen Fall noch weitere Kinder zu zeugen. Die Gefahr von Erbgutschädigungen sei viel zu hoch. Und so bekamen wir einen Termin in einer Kiwuklinik.
Wir haben jetzt 18 Röhrchen Samen von sehr guter Qualität eingefroren. Die Klinik meinte, dass sie in unserem Fall eine ICSI empfehlen würde, weil dabei die Chancen am höchsten sind und wir ja kein weiteres Sperma nachliefern können, falls die 18 Versuche nicht reichen sollten.

Das alles kam so schnell und überraschend, dass ich in der Klinik gar nicht auf die ganzen Fragen gekommen bin, die ich mir jetzt stelle. Vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen.

- Wann sollte ich den ersten Termin mit der Klinik vereinbaren, wenn wir im Juli/August mit der Behandlung beginnen möchten?

- Sollte ich irgendwelche zusätzlichen Untersuchungen machen, um die Chancen zu erhöhen, obwohl bei mir bisher nie etwas auffällig war?

- Hat ein vorheriger Kaiserschnitt irgendwelche Auswirkungen auf die bevorstehende ICSI?

- Hat uns die Klinik mit der ICSI richtig beraten oder will die nur die teuerste Behandlung machen?

- Wie belastend (rein körperlich!) sind die Stimulation, Punktion, Transfer? Bin ich trotzdem arbeitsfähig?
Ich überlege noch, ob ich bei meiner Rückkehr aus der Elternzeit im Juli mit offenen Karten spielen und meinem Arbeitgeber vom Kinderwunsch erzählen soll, um evtl in eine stressärmere Abteilung zu kommen...

Sicherlich werden noch ganz viele Fragen kommen. Vielen Dank an alle, die bis zum Schluss gelesen haben und alles Gute!

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Hallo und Willkommen hier im Forum,

ich habe schon länger nicht mehr wirklich aktiv hier geschrieben. Mein Sohn ist nun 6 Monate alt und kam im Juni zur Welt, er ist aus einer ICSI entstanden. Die Diagnose deines Mannes tut mir sehr leid, das war sicher ein großer Schock! Ich hoffe, die Therapie schlägt schnell und effektiv an!

Zu deinen Fragen möchte ich dir mal antworten, soweit ich es aus Erfahrung weiß oder denke. Aber es gibt hier noch viel erfahrenere Frauen im Forum.

- Wann sollte ich den ersten Termin mit der Klinik vereinbaren, wenn wir im Juli/August mit der Behandlung beginnen möchten? Ich weiß nicht, wie das bei euch mit der Versicherung ist. Vermutlich ist dein Mann ja die "Ursache", dass ihr diesen Weg gehen müsst. Würde daher mal mit seiner Versicherung sprechen. I.d.R. machen die KiWu Kliniken einen Behandlungsplan/Kostenplan, der dann von der Krankenkasse genehmigt werden muss. Das dauert meist um die drei Wochen. Aber da hat die Krankenkasse sicher Erfharungswerte. Und bestimmt musst du div. Untersuchungen machen lassen wie HIV Test, Hep. B Test, Blutentnahme, Ultraschall. Plane also mal lieber 2 Monate Vorlauf ein.

- Sollte ich irgendwelche zusätzlichen Untersuchungen machen, um die Chancen zu erhöhen, obwohl bei mir bisher nie etwas auffällig war? Würde ich nicht. Ich denke, da reicht der Standard (siehe oben)

- Hat ein vorheriger Kaiserschnitt irgendwelche Auswirkungen auf die bevorstehende ICSI? Diese Frage hatte ich mal an einen Experten gerichtet, der dann aber meinte, es mache bzgl. Einnistung keinen Unterschied, ob man vorher vaginal oder per KS entbunden hat. Zumindest nicht wesentlich. Die Narbe kann theoretisch zu Verwachsungen in der Gebärmutter geführt haben, die eine Einnistung erschweren kann. Ich würde mir aber darüber jetzt keinen Kopf zerbrechen, zumal du es eh nicht ändern kannst.

- Hat uns die Klinik mit der ICSI richtig beraten oder will die nur die teuerste Behandlung machen? Wenn das Sperma TOP ist und ihr 18 (!) Versuche habt, würde es eine IVF sicher auch tun. Allerdings ist der Preisunterschied nicht soooo riesig, so dass ihr mit ICSI evtl. schneller ans Ziel kommt.

- Wie belastend (rein körperlich!) sind die Stimulation, Punktion, Transfer? Bin ich trotzdem arbeitsfähig? Also ich war arbeitsfähig, nur am Tag der PU war ich krankgeschrieben. PU war es definitiv nötig, ich glaube, ich hatte sogar 1 Tag danach auch eine Krankschreibung und dann war Wochenende. Mir ging es auch wirklich bis zum Transfer nicht so gut. Für den Transfer braucht man eigentlich keine Krankschreibung, Bewegung ist auch gut und Arbeit lenkt ab. Manchmal führt aber die ganze Stimulation zu einer Überstimulation, da kann man auch durchaus mal länger ausfallen.

Ich hatte insg. 6 Monate in der KiWu Klinik verbracht mit zig. Terminen für Ultraschall und Blutabnahme. Meist langen die Termine morgens und ich kam deutlich später zur Arbeit. Daher habe ich es irgendwann meinem Chef und meinen Kollegen erzählt. Mir gingen die Ausreden aus. Habe aber viel Verständnis bekommen. Du solltest zumindest Gleitzeit haben, das wäre hilfreich. Man hat schon oft Termine in der KiWu Klinik und diese richten sich nach Zyklus und nach Entwicklung, daher schwer planbar.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Wünsche euch alles, alles Gute #klee

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Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort und die lieben Worte!

Läuft die Kostenübernahme immer über die Krankenkasse des "Verursachers"?
Wir haben vor direkt Anfang Januar beide in eine "kinderwunschfreundliche" zu wechseln, weil wir bisher in verschiedenen sind, die beide nur die gesetzlichen Kosten übernehmen.

Wegen der Vereinbarkeit mit Kind und Beruf muss ich mir echt was einfallen lassen. Habe leider ca 1,5h Fahrtzeit/Strecke zur Klinik.
Wenn ich mit offenen Karten spiele, kann ich mit etwas Glück - wie in der letzten Schwangerschaft - im Büro eingesetzt werden. Da hätte ich Gleitzeit.

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Hallo Krebsfrau 👋

Es tut mir sehr leid,dass dein Mann diese niederschmetternde Diagnose bekommen hat! Braucht echt kein Mensch! Wünsche ijm und euch schonmal alles Gute🍀

Nun zu deinen Fragen:
-Wann sollte ich den ersten Termin mit der Klinik vereinbaren, wenn wir im Juli/August mit der Behandlung beginnen möchten?

Ich würde in jedem Fall so bald wie möglich anrufen und 2-3 Monate Vorlaufzeit mindestens einplanen. Wie meine Vorschreiberin schon gesagt hat, die Genehmigung von der KK dauert gute 3 Wochen, je nach dem wie ihr versichert seid (PKV/GKV/gemischt) und welche Krankenkassen es sind kann es sein, dass ihr euch rumschlagen müsst.

-Sollte ich irgendwelche zusätzlichen Untersuchungen machen, um die Chancen zu erhöhen, obwohl bei mir bisher nie etwas auffällig war?
Beim ersten Gespräch wird normalerweise routinemäßig Blut abgenommen und ein US gemacht. Außerdem natürlich ein Anamnesegespräch. Ob sonst noch etwas sinnvoll ist werden dir die Ärzte dann sagen. Da ihr IVF oder ICSI machen werdet wird zumindest die Durchlässigkeit der Eilekter wohl nicht geprüft werden müssen....es sei denn, du bist bei der PKV und die soll auch wenn möglich ins Boot geholt werden (war bei mir so).
Da ihr schon eine Tochter habt denke ich,dass Immunitätsgeschichten nicht notwendig sind. Aber wie gesagt: die Die Ärzte können das v.a. auch nach den Blutuntersuchungen besser einschätzen.

- Hat ein vorheriger Kaiserschnitt irgendwelche Auswirkungen auf die bevorstehende ICSI?

Kann ich mir nicht vorstellen 😊

- Hat uns die Klinik mit der ICSI richtig beraten oder will die nur die teuerste Behandlung machen?

Mit dehr gutrm Sperma könntet ihr auch erst mam eine IVF probieren. Bei ICSI wird das Spermium enen in die Eizelle gebracht, sie mässen also keinen Weg finden. Aber das könnt ihr auch dort fragen.

-Wie belastend (rein körperlich!) sind die Stimulation, Punktion, Transfer? Bin ich trotzdem arbeitsfähig?

Stimulation fand ich gar nicht belastend, hab es gut vertragen und ehrlich gesagt hab ich mich gefreut endlich konkret etwas tun zu können.
PU: da wirst du krank geschrieben, da es meist unter einer kurznarkose durchgeführt wird und du danach nicht am Straßenverkehr teilnehmen darfst etc...keine wichtigen Entscheidungen treffen usw. Nach der PU sollte man sich körperlich schon schonen
Transfer hatte ich bisher nicht,aber denke,

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....dass das gut machbar is danach zu arbeiten. Wie gesagt: habe leider noch keine Erfahrung damit.

Hoffe ich konnte dir helfen. Wenn du fragen hast kannst du gern fragen 😊

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Oh man, peinlich wie oft ich mich im ersten Post vertippt habe 😅
Wenn man etwas nicht versteht frag ruhig nach 🙈

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Herzlich Willkommen.

Oh man,das tut mir echt leid und ich hoffe dass dein Mann alles gut übersteht 🍀🍀🍀🍀🍀

Die meisten Fragen wurden ja schon beantwortet. Ich kann dir noch 2 Ergänzungen aus keiner persönlich Erfahrung geben:

Ich hatte eine Überstimulation, aber meine KiWu hat den Transfer abgesagt,daher hielten sich die Beschwerden in Grenzen. Es tat um die Punktion herum ganz schön arg weh, einfach so,als wären die Eierstöcke übervoll. Und es war dann auch tatsächlich Zeit dass sie rauskamen.


Und zur Machbarkeit mit der Arbeit bzw der Arbeitsfähigkeit: meine KiWu schreibt die Frauen grundsätzlich vom Tag der Punktion bis zum Tag des Transfers krank, also so 3-6 Tage,je nachdem was man zurückbekommen. Ist dort jedenfalls der Standard aber das scheint von KiWu zu KiWu unterschiedlich gehandhabt zu werden.

LG Nalea

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Aus meiner persönlichen Erfahrung soll das natürlich heißen. Dieses Handy 🙈🙄

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Vielen Dank für deine Antwort.

Da hast du aber eine sehr großzügige Klinik! Ich schätze, dass meine das nicht so machen wird.

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Zu den fachlichen Fragen wurde glaube ich schon alles gesagt, daher nur noch (m)ein Erfahrungsbericht zur Belastung und Machbarkeit:

Die Stimu/ Spritzen haben mir garnichts gemacht, auch wenn ich davor echt gespannt war, wie es mir mit dem Spritzen geht. Alles wunderbar, 0,0 schmerzhaft, gleich erledigt, total ok.

Je nach Protokoll kann es sein, dass du zur Down Regulierung (langes Protokoll) so ein Nasenspray einnehmen musst. Das fand ich etwas unangenehm und habe vor allen Dingen die ganze Zeit Angst gehabt, zu viel davon raus zu niesen und deswegen die Wirkung zu verlieren. War aber wohl alles halb so wild.

Von der Stimu selbst habe ich nichts gespürt und man sagte mir, dass man sich nach der PU genauso wie vorher fühlen sollte.

Wenn man also mit einer über stimu zu kämpfen hatte, können die Beschwerden noch ein paar Tage anhalten und ich weiß natürlich nicht wie die Strategie der Klinik sein wird. Womöglich möglichst viele EZ, um das vorhandene Sperma optimal nutzen zu können?!?

Wobei 18 Versuche ja auch eine ganze Menge ist, die erst mal bezahlt werden will.

Ich war nur am PU Tag krank, so habe ich nämlich keine AU gebraucht. Mein Transfer war Praktischerweise an einem Sonntag.

Gerade durch die vielen Kontrollen muss man da schon jonglieren mit der Arbeit, noch dazu als working mum. Wie gut das klappt, hängt also auch von deinen Wegen (daheim, Klinik, Arbeit) ab und an wann Termine möglich sind.

Meine alte Klinik hatte ab 07:15 Termine für die Kontrollen, die neue erst ab 08:00, was einen Riesen Unterschied in der Vereinbarkeit mit dem Beruf gemacht hat.

Ansonsten hat mir persönlich in diesem Jahr das viele Home Office wegen Corona geholfen, da hat ja nur mein Chef meine Stempelzeiten gesehen.

Ich drücke euch von Herzen die Daumen, allem voran für die Genesung von deinem Mann.

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort und die lieben Worte!

Wegen der Vereinbarkeit mit Kind und Beruf muss ich mir echt was einfallen lassen. Habe leider ca 1,5h Fahrtzeit/Strecke zur Klinik.
Wenn ich mit offenen Karten spiele, kann ich mit etwas Glück - wie in der letzten Schwangerschaft - im Büro eingesetzt werden. Da hätte ich Gleitzeit.

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Hallo, liebe Krebsfrau,

vieles wurde ja schon gesagt, deshalb antworte ich nur auf die Frage nach der „guten Beratung“ vs. „teuerste Behandlung“

Mein Mann hat auch Krebs und wir haben ebenfalls ein Kryokonservat machen lassen. In der KiWu Klinik riet man uns auch zu ICSI, weil es sein könne, dass die Spermien nach dem Auftauen zu langsam/imobil sind für eine IVF. Von einer IUI wurde ausdrücklich abgeraten, weil man dafür auch bis zu 3 Straws bräuchte und – wie du auch schriebst – die ja nunmal begrenzt sind.
Wir brauchten auch noch ein aktuelles SG um nachzuweisen, dass nach der Chemo wirklich nichts mehr da ist/ in den Hoden produziert wird.
Ganz liebe Grüße

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Vielen Dank für deine Antwort. Die Begründung für die ICSI klingt sehr plausibel.

Könntest du mir bitte noch erklären, was du hiermit meintest? "Wir brauchten auch noch ein aktuelles SG um nachzuweisen, dass nach der Chemo wirklich nichts mehr da ist/ in den Hoden produziert wird."

War das für die Krankenkasse nötig für die Kostenübernahme?

Mein Mann wird keine Chemo machen, sondern "nur" eine Immuntherapie. Spermien wird er also trotzdem produzieren, er soll sie nur nicht mehr einsetzen, weil die Wahrscheinlichkeit für Erbgutschädigung zu hoch ist.

Alles Gute für dich und deinen Mann!