Brauch jemanden der mich versteht ( Vorsicht sehr sehr lang )!!!

Hallo Thora,

ich habe eben deinen Beitrag gelesen und weiß nicht so recht, ob ich zu den Personen gehöre, die dir helfen können. Kurz zu mir: Mein Kinderwunsch-Weg ist beendet. Wir stehen nach 3 gescheiterten ICSIs ohne Kind da.

Meiner Meinung nach steckst du in einer echten Krise. Wie bewältigt man sowas am besten? Wenn ich die Antwort klar wüßte, würde ich mich wohl nicht hin und wieder hier hereinschleichen und weiterhin mitlesen.

Du schreibst, dass ihr euch keine weitere Insemination leisten könnt. Dass dein Mann dich nicht wirklich unterstützt bzw. deine Sorgen nicht ernst nimmt. Was du dich also zunächst einmal fragen solltest ist, ob dein Mann deinen starken Kinderwunsch überhaupt teilt. Eine Kinderwunsch-Behandlung ist fast immer eine recht anstrengende Sache sowohl psychisch als auch finanziell. Das kann man in meinen Augen nur gemeinsam durchstehen. Wenn aber einer der beiden Partner vielleicht gar nicht so sehr den Wunsch empfindet, für ein (weiteres) Kind zu kämpfen, führt dies fast zwangsläufig zu Konflikten. Oft haben die Frauen in der Beziehung tatsächlich den etwas stärkeren Wunsch bzw. sind bereiter, weitere Behandlungen über sich ergehen zu lassen, als die Männer. Dies gilt es also zunächst einmal zu ergründen und sollte es bei euch so sein, zu akzeptieren. Man kann niemandem den eigenen Wunsch aufzwingen.

Dann sagst du, dass du einen extrem ausgeprägten Wunsch hast. Ich kann das zum Teil nachempfinden, aber eben nur zum Teil. Ich habe ein vollkommen kinderloses Leben vor mir und beginne gerade, mich mich diesem Umstand zu arrangieren. Ich kann dir sagen: auch das kann funktionieren. Also müsste es (meiner Logik nach) auch prinzipiell funktionieren, sich mit dem Umstand abzufinden, dass man eben "nur" ein Kind hat. In keinem Wort will ich damit zum Ausdruck bringen, dass dein Kinderwunsch nicht berechtigt wäre oder nicht so stark sein darf, wie bei Frauen ohne Kind. Dies liegt nicht in meinem Aufgabenbereich. Was ich dir nur sagen will ist, dass es im Leben immer Dinge gibt, die nicht nach Plan laufen. Sicherlich gehört der nicht-erfüllte Kinderwunsch mit zu den tragischten Ereignissen. Aber du hast jetzt quasi nur zwei Möglichkeiten:

Möglichkeit 1: Du nimmst vielleicht etwas ab, tust also aktiv etwas für deine Gesundheit, ihr spart gleichzeitig Geld, um eine weitere Behandlung zu ermöglichen oder wartet das Jahr ab, bis du die Krankenkasse wechseln kannst und macht dann noch eine Behandlung.

Möglichkeit 2: Du machst nichts von alldem.

Wichtig wäre für dich in meinen Augen erstmal, aus deinem Tief herauszukommen. Denn das ist ja nunmal in keinem Falle eine gute Situation. Weder für dein Kind noch für dich selbst, deinen Mann oder mögliche zukünftige Behandlungen. Dass du keine Unterstützung vom Psychologen erhältst, finde ich traurig und tragisch. Eine Lösung wäre ein anderer Psychologe.
Um ehrlich zu dir zu sein: Am Ende muss man selbst einen Weg aus der Krise finden. Es ist ein harter Weg mit vielen Rückschlägen, aber man kann es schaffen. Und es ist ja bei dir auch noch nicht aller Tage Abend. Versuche aus der Opferrrolle heraus zu kommen. Lass die Vergleiche mit anderen Menschen. Das hilft dir nicht. Es wird immer Menschen geben, die mehr haben als du. Dann hättest du niemals die Möglichkeit glücklich zu sein. Dann würde dich auch ein zweites Kind nicht glücklich machen, denn es gibt schließlich Menschen, die drei, vier oder fünf Kinder haben. Oder ein tolles Auto, einen tollen Job oder ein tolles Haus, tolle Urlaube, etc. Schau auf dich. Was hast du in deinem Leben bisher erreicht, worauf kannst du stolz sein ohne Vergleich mit anderen.

Ich weiß nicht, ob ich dir helfen konnte, aber ich habe es zumindest versucht. Kümmer dich um deine seelische Gesundheit. Bring Klarheit in deine Partnerschaft und versuche auch die Wünsche deines Partners miteinzubeziehen.

Ich wünsche dir alles Gute, viel Glück und dass du dir deinen Traum eines Tages erfüllen kannst.