Entwicklung Baby 32+3 geboren

Mein Sohn wurde im Februar knapp 8 Wochen zu früh geboren.

Er ist jetzt sieben Monate und zwei Wochen alt und dreht sich seit ein paar Tagen durch die ganze Wohnung.

Meine Tochter (geboren bei 41+2) konnte das ca mit sieben vollen Monaten.

Es ist noch ziemlich früh um es beurteilen zu können und natürlich wünscht sich das jede Frühchenmami, aber ist es möglich das es so schnell geht mit dem aufholen?

Meine Kinderärztin sagt das Frühchen aus dieser Woche die ohne grosse Komplikationen geboren wurden es sehr schnell aufholen.

Wie sind eure Erfahrungen?

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Man darf das mit dem "aufholen" nicht zu wörtlich nehmen, das hieße ja dass ein Organismus merkt dass er eine Frühgeburt war und sich schneller entwickelt als er sich normal entwickeln würde wenn er termingerecht geboren wäre. Das ist schon rein biologisch Blödsinn. In Wahrheit ist die Differenz in Wochen einfach immer geringer je älter sie werden. Mit einem halben Jahr sind 2 Monate noch 1/3 der Lebensdauer in Monaten, da merkt man noch Unterschiede, mit 2 Jahren schon nur noch 1/12. und mit 4 Jahren 1/24. Durch die Frühgeburt haben manche Kinder noch eine "Hypothek", das heißt außerhalb des Körpers entwickeln sie sich langsamer als innerhalb da sie viel Energie in Atmen und Verdauen aufwenden die ihre Kollegen im Bauch für die reine Entwicklung brauchen. Dadurch ist das "Entwicklungsalter" oft noch geringer als das korrigierte Alter. Das heißt mit "aufgeholt" meint man nicht wirklich aufholen sondern einfach dass es nicht mehr auffällt und man nicht mehr korrigiert.
Zudem ist dieses Gewese über das "Aufholen" in meinen Augen oft kontraproduktiv da dadruch immer vermittelt wird dass das Theme Entwicklung damit "durch" wäre, aber viele Probleme die durch eine Frühgeburt auftreten sind gar nicht die Verzögerung am Anfang sondern Entwicklungsgprobleme sind die erst im Vorschulalter erkennbar werden, und viele Frühchen werden da nicht mehr kritisch angeschaut so dass es dann in der Schule auf einmal zum bösen Erwachen kommt. Es ist leider so, einmal Frühchen immer Frühchen, nicht alles wächst sich raus auch wenn man sich das wünscht. Auch 32. Woche Frühchen können nochmal Probleme bekommen.

Alles Gute Euch!

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Danke vielmals für deine Antwort.

Bist du selber Mutter eines Frühchens?

Für mich als Mutter ist es im Moment sehr schwierig sowas beurteilen zu können.

Ich kenne persönlich nicht viele Frühchen, die drei die ich persönlich kenne ( zwei extrem Frühchen und eins auch 33 ssw geboren) haben sich gut entwickelt und auch schulisch wurden keine Auffälligkeiten festgestellt.

Vielleicht wurde mein Text falsch verstanden, mit aufholen meinte ich lediglich das ich nach seiner Geburt damit gerechnet habe das diese acht Wochen die ihm fehlen sich vorallem im Babyalter bemerkbar machen würden.
So hatte man es mir im Krankenhaus gesagt.

Den „eimal Frühchen, immer Frühchen“ habe ich zum Beispiel noch nie von meinen Ärzten.

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Hallo,

Ja, wir haben ein Frühchen, 25. SSW, und trotz Sprachentwicklungsverzögerung und Konzentrationsschwäche bekommen wir immer zu hören dass er sich für die SSW außergewöhnlich gut entwickelt. Und in den ersten 2 Jahren hatten wir ein "altersgerecht entwickelt", die "Probleme" kamen erst mit 3 bzw 4 Jahren. Selbst bei Extremfrühchen unterscheiden die Frühchenspezialisten ja nochmal im 2 Wochen Schritt wenn es um die Prognosen geht, unter der 26. SSW gelten sie als "extrem unreife Frühchen". Diese werden zu 50% nicht altersgerecht eingeschult bzw machen je nach Bundesland die ersten 2 Klassen binnen 3 Jahre, und 1/4 geht auf Förderschulen oder bekommt Schulhilfe.

Einmal Frühchen immer Frühchen gilt zumindest für die unter der 28. SSW. Man sieht bei diesen in Gehirnscans eindeutig dass sich die Gehirnmassen anders entwickelt haben als bei Reifgeborenen. Das Arbeitsgedächtnis ist oft nicht so gut entwickelt, das heißt sie brauchen für komplexe Aufgaben im Schnitt länger oder können nur weniger komplexe Aufgaben lösen. Das fällt meist erst im Vorschulalter auf, nicht bei 24 Monaten. Sie sind auch oft unsicherer und schüchterner, können sich schwerer konzentrieren und tun sich mit Stillsitzen schwer. Und da ist halt auch die Frage was Eltern als "Problem" oder "Folge" betrachten oder ob sie sagen "kann halt schlecht still sitzen, gibts unter Reifgeborenen auch".

Es gibt Studien die besagen dass Frühchen in IQ-Tests im Schnitt 10 Punkte unter ihren Altersgefährten liegen. Es gibt aber auch Studien die besagen dass Kinder mit der richtigen Förderung (worunter diese "Vorschulblock-Übungen und komplexere Kinderspiele schon fallen) im Schnitt ca 10 Punkte besser abschneiden als Kontrollgruppen. Also kann ein gut förderndes Elternhaus und ein guter Kindergarten da einiges auch wieder wettmachen.

Zu dem "vor allem im Babyalter" ... die Korridore dessen was als "normale Entwicklung" gilt ist doch schon im Babyalter so groß dass die schnellen Spätfrühchen da gut mithalten :-)

Ich kenne inzwischen viele Frühchen und von 28. SSW und so gut wie nix bemerkbar bis hin zu 32. SSW und I-Kind ist alles dabei. Wobei ich dich beruhigen kann, bei Letzterem war schon im Babyalter erkennbar dass er mehr Hilfe braucht, er musste auch trotz der späten SSW noch relativ lange beatmet werden was wohl auch zu mehr Problemen führen kann.

Ich weiß ehrlich immer nicht genau was ich Müttern wie Dir sagen soll. Auf der einen Seite will man keine Panik verbreiten, muss man in Deinem Fall mit Sicherheit auch nicht. Im Moment entwickelt sich Dein Kleiner ja wirklich wie ne Rakete, und die Gefahr dass in Eurer SSW noch Spätfolgen kommen sind erfreulich gering, wie es Eure Ärztin schon sagte. ABER es ist halt auch ein aber für mich dabei, ich kenne inzwischen auch bedingt durch meine Kontakte und Recherche die Gefahr dass Eltern oft mit der "bestandenen" 2-Jahresuntersuchung (wobei wir wieder bei den Extremfrühchen sind) nicht mehr kritisch betrachten und dann erst in der Schule Probleme aufploppen die früher schon erkennbar und therapierbar gewesen wären hätte man mal genauer hingeschaut.

Wir haben uns da unser Lütt Baustellen hat intensiv mit der Frage beschäftigt was sich "verwächst" und wieviel Förderung doch nötig ist. Wir wollten ihm nix verbauen, nix versäumen, ihm aber auch die Chance geben so viel wie möglich aus "eigener Kraft" zu erreichen, sein eigenes Tempo zu haben. Dabei ist mir aufgefallen dass sich in den letzten 10 Jahren im Bereich "Förderung von Frühchen um die Folgen zu verringern" wahnsinnig viel getan hat und die Prognosen heute um vieles besser sind als vor 10 Jahren. Aber diese Entwicklung hing damit zusammen dass man mehr über die richtige Förderung weiß! Ich sehe aber gerade so einen Trend dahin dass das als "selbstverständlich" angesehen wird dass sich Frühchen ohne Probleme entwickeln und die Wichtigkeit der richtigen Förderung in den Hintergrund gerät. Ich sehe es ja selbst, wenn wir sagen dass wir Logo und Ergo machen, dass uns oft gesagt wird"warum denn, es heißt doch überall dass sie bis zur Schule alles aufgeholt haben" ... ja, aber es gibt keine seriöse Quelle die behauptet dass das grundsätzlich ohne Förderung klappt! Es schaut auch bei uns sehr gut aus, aber wir mussten zwischendrin schon ganz schön Gas geben damit das so ist ;-)

Und genau darum geht es mir eben, auch bei Spätfrühchen die selten Spätfolgen haben. Dass die Spätfolgen oft nahezu behoben werden können wenn sie früh genug entdeckt werden und richtig gehandelt wird. Also freu Dich über Deinen kleinen Schnellzünder, mach Dir keine Sorgen, aber "Adlerauge, sei trotzdem wachsam" ;-)

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Also ich habe Zwillinge bei 34+1 entbunden..parallel viele Freunde +/- am ET.

Es gab welche die mit 1 Jahr gelaufen sind.. die meisten eher mit 15-17monaten.. meine mit 14 und 17 Monaten.

Manche haben mit 1.5 Jahren ganze Sätze gesprochen..manche erst mit 2.5jahren.. und meine auch erst mit 2.5 Jahren.

Meine Tochter konnte mit 7 Monaten Robben
..mein Sohn mit 10 Monaten.. gekrabbelt sie mit 9monaten..er mit 13 monaten.

Größe und Gewicht sind wir immer +/- unserer gleichaltrigen Freunde.

..zusammenfassend kann ich aus den letzten knapp 3.5 jahren sagen dass Kinder sich sehr unterschiedlich entwickeln..egal ob ET oder 6 Wochen zu früh. Kommt ja auch drauf an ob ein Kind gesund zur Welt kam oder da bereits Probleme hatte.

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Meine Jüngste ist bei 32+0 gekommen. Außer sprechen konnte sie alles andere früher als die beiden Geschwister.
Bei der U zum ersten Geburtstag hat der Kinderarzt gesagt, den Frühchenstatus entnimmt er nun offiziell.

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Unser kleine ist am 4.10. bei 31+4 mit einem Gewicht von 1620g auf die Welt gekommen. Sie ist einfach so toll hat nie eine Beatmung gebraucht und trinkt sogar schon an der Brust. Heute kommt sie in ein gitterbett. So schön zu hören das sie sich so schnell erholen!🥰