Kleinkind aus Umfeld rausreißen - aus egoistischen Gründen?

Hallo liebe Forumsmitglieder,
seit Wochen und Monaten denke ich über ein bestimmtes Thema nach und komme nicht vor und zurück. Deshalb würde ich nun gerne hier nach eurer Meinung fragen.
Es geht um folgendes: Wir - das sind mein Freund, meine dreijährige Tochter und ich - leben etwa 20 km von meiner Heimatstadt entfernt. Ich habe hier keine Freunde oder wichtigen Kontakte und es hat etwas gedauert, bis ich mich hier wohlgefühlt habe. Ich lebe an sich gerne hier. Aber mein Ziel war es immer, noch wenn unsere Tochter klein ist, auf jeden Fall wieder in meine Heimatstadt zurückzuziehen. Ich hänge irgendwie daran, habe dort Freunde und Familie. Es war immer klar, da will ich wieder hin und am besten, wenn meine Tochter hier noch nicht so verwurzelt ist.
Mittlerweile ist es aber so, dass sie so gerne bei sich ich die Kinderkrippe geht. Sie liebt es und hat auch schon zwei "Freunde" gefunden, die sie sehr mag und auf die sie sich jeden Tag freut. Bald soll sie zwar in die Kindergartengruppe zu den Größeren wechseln, aber da gehen die zwei Freunde bestimmt mit. Die Einrichtung selbst ist wirklich toll.
Vorsorglich habe ich sie schon in mehreren Kindergärten in meiner Heimatstadt angemeldet, damit sie dort auch bereits einen Platz hat, wenn wir denn umziehen sollten. Ich bin auch schon auf Wohnungssuche. Aber - statt mich darüber so richtig zu freuen, habe ich meiner Tochter gegenüber so ein schlechtes Gewissen. Ich würde sie ja total aus ihrem gewohnten Umfeld rausreißen und ihr damit weh tun! Ich bin so traurig darüber und weiß gar nicht mehr, ob ich wirklich noch umziehen will. Allerdings habe ich die Sorge, dass wenn wir diesen Schritt nicht gehen und sie dann erst mal in der Schule ist - dann möchte ich sie wirklich nicht mehr rausreißen - ob ich es nicht dann irgendwie bereuen werde, nicht zurückgezogen zu sein. Ich weiß also nicht richtig, welche Entscheidung ich treffen soll. Immer wenn ich meinem Partner sage, dass ich mir nicht mehr sicher bin mit dem Umzug wegen meiner Tochter, dann meint er: na gut, dann bleiben wir halt hier. Und dann denke ich mir, nein, das geht doch nicht, was wenn ich es dann später bereue?
War vielleicht jemand von euch schon mal in so einer Situation? Was würdet ihr machen? Mache ich zu viel Drama? Ich brauche einfach mal unabhängigen Input.
LG!

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Ich kann deine Empfindungen komplett verstehen.
Aber, bitte mach dir bewusst - nur weil deine Kleine jetzt innig mit diesen beiden Kindern spielt, muss das nciht so bleiben.
Kinder entscheiden so schnell und flexibel über "Freund" oder "Nicht Freund".
Mein Kind hatte einen Krippenfreund, die beiden haben aneinander geklebt wie Pech und Schwefel und waren nicht zu trennen.
Als sie in verschiedene Kindergärten kamen, wars das.

Gerade in diesem Alter geht das ratzfatz - und in der Schule werden die Karten dann eh noch mal ganz neu gemischt.

Wenn du umziehen magst, dann tu es lieber jetzt.
Bei uns ist es gerade immer mehr Thema und mit einem 8jährigen Kind hat man da durchaus mehr Diskussionsstoff... xD

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Vielen Dank für alle eure Nachrichten! ich antworte euch jetzt mal allen unter dieser Antwort, da ich nicht weiß, wie man ganz unten einen neuen Beitrag erstellt.
Die meisten von euch sagen ja, dass es kein Drama wäre, für meine Tochter zu wechseln. Das hat mich schon erst mal sehr beruhigt. Und objektiv betrachtet glaube ich das auch! Aber irgendwas in mir sträubt sich doch gegen den Wechsel oder macht mich traurig... ich habe dennoch Angst, dass sie traurig sein würde, hier wegzugehen...
Gestern habe ich dann tatsächlich eine Zusage aus der evtl. neuen Heimat für einen Kindergartenplatz ab September für meine Tochter erhalten -und was soll ich sagen - ich habe erst mal Rotz und Wasser geheult. Diese Zusage fühlte sich für mich so entgültig an, so nach dem Motto, ja, jetzt ziehen wir hier weg und meine arme Kleine muss sich neu orientieren. Ich weiß, ich hab da wieder so ein Drama draus gemacht, aber ich kann irgendwie nicht anders... ich danke euch trotzdem für eure Antworten uns hoffe, dass ich irgendwie meinen Frieden mit einer Entscheidung finden kann, wie auch immer sie dann ausfällt.
Ja, ich weiß, 20km ist nicht viel. Und ich fahre auch regelmäßig in meine Heimatstadt, treffe Familie und Freunde. Ich mache mir auch keine Hoffnung, dass ich mit einem Umzug mehr Entlastung durch meine Familie erfahre - ich weiß jetzt schon, dass das eher weniger der Fall sein wird, da wir umso weiter weg von der Familie meines Freundes ziehen. Also die Hoffnung auf mehr Entlastung ist es definitiv nicht, dass ich wieder in die Heimat möchte. Es ist eher dieses mal spontan mit einer Freundin für ne halbe Stunde spazieren gehen, Kaffee trinken, was im Moment so ganz spontan nicht möglich ist. Dieses Wissen, da sind Freunde vor Ort. Hier habe ich ja niemanden.
Ach ich weiß auch nicht, vielleicht hat ja jemand noch den entscheidenden Tipp für mich...

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Als ich im Kinderwagen war, sind meine Eltern nach Deutschland ausgewandert. Glaub mir, ihre geringste Sorge waren meine Kindergartenfreunde...

Klar hört man hin und wieder von Leuten, die auch noch nach Jahren Kontakt zu ihren Kindergartenfreunden haben, aber ich persönlich kenne niemanden. Nicht Mal jemanden, der noch mit Grundschulfreunden zu tun hat, wenn die Grundschule die einzige Gemeinsamkeit war.

Kinder finden so schnell neue Freunde, ich würde nicht mein Leben danach ausrichten.

Ich glaube, wir machen uns heute über viel zu viele Dinge Gedanken und Sorgen.
Ein Umzug sollte meiner Meinung nach nicht von Kindergartenfreunden abhängig gemacht werden.

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Wir sind umgezogen, als mein Sohn 3,5 Jahre alt war. Klar hat er am Anfang seine Freunde und den Kindergarten vermisst, aber es war nicht wirklich schlimm. Er hat sich schnell eingelebt und neue Freunde gefunden. In dem Alter sind Mama und Papa das Wichtigste.

Jetzt ist mein Sohn 11 Jahre und wenn wir jetzt umziehen würden, wäre es für ihn eine totale Katastrophe!

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Hi,
was sind denn 20 km?

Die fährt man in keine 20 Minuten mit dem Auto, und schon sitzt man bei der Freundin auf der Couch, bei der Mutter am gedeckten Küchentisch. Salzkartoffeln brauchen knapp 45 min. Du bist schneller bei den Freunden und Familie.

Wichtiger wäre, das ihr euch verbessert, von der Wohnung, vom Arbeitsweg, aber jetzt nicht drauf hoffen, wenn ihr da wohnt, das jeder "alles liegen und fallen lässt", wenn ihr da seit.

Euere Tochter wird überall, schnell wieder Freunde finden.

Alles Gute

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"aber jetzt nicht drauf hoffen, wenn ihr da wohnt, das jeder "alles liegen und fallen lässt", wenn ihr da seit."

Leider war das bei uns auch so: Wir in die Heimat zurück.. Für uns Kinder war das gar nicht toll. Wir hatten es so gut davor! Mich schmerzt das immer noch. Was war in der Heimat? Niemand hatte auf uns gewartet! Nach 1 Jahr kamen wir wieder zurück. Die Enttäuschung besonders bei meiner Mutter war gross. Nach 30 ist sie wieder in ihre Heimat zurückgezogen. Und die Geschichte mit den Verwandten usw. wiederholt sich. Sie lernt nie, aber ich bin zum Glück raus.

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Hallo

Raten kann ich dir nichts. auf der einen Seite denke ich... was sind 20 Km. Viel ist es nicht um sich zu treffen. Deine Tochter wird keinen schaden davon bekommen, noch sind die nicht so auf andere Fixiert.... eher merkt die deine Unsicherheit.

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In dem Alter ist die Familie deutlich wichtiger, als Kinder im gleichen Alter. Auch wenn die gut zusammen spielen heißt das noch lange nicht, dass die Freundschaft bestand hat. Da machst du echt zu viel Drama.
In 10 Jahren sieht DAS anders aus. Darum besser jetzt umziehen..
Und : Für deine Tochter ist es viel viel wichtiger, dass es dir gut geht, als sich neue Freunde zu suchen.

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Hallo,
ich verstehe die Gedanken, denke aber, dass es für euch als Familie derzeit grundlegender ist, dass es dir mit der Entscheidung gut geht. Dirt, wo ich wohne, kannst du schon in der Stadt 15 km weit wegziehen, das muss man manchmal auch, wenn man ein Zimmer mehr möchte oder so.
Mir hilft es manchmal, wenn ich nicht weiß, ob ich "übertreibe", mir zu überlegen, ob ich es nachvollziehen könnte, wenn andere so vorgehen würden. Sprich: kannst du dir vorstellen, dass der Vater des Spielkamerads deines Kindes dir erzählt, dass sie ein Haus im Umland, einen Job oder die Gelegenheit in die Heimat zu ziehen, abgelehnt haben, weil die Kinder momentan immer so nett miteinander spielen?
Alles Gute

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Ich glaube darüber habe ich mir echt noch nie Gedanken gemacht. Der Große hat jetzt 4 Umzüge in knapp 16 Jahren mitgemacht und der Kleine 3 Umzüge in 14 Jahren.

Welchen Grund ein Umzug hat, sei dahin gestellt. Kein Mensch zieht aus Langeweile um. So ein Umzug ist purer Stress. Auf irgendeine Art und Weise verbessert sich immer die Situation für die Familie und damit auch für das Kind. Geht es den Eltern gut, geht es den Kindern gut - sind die Eltern unzufrieden, geben sie das an ihre Kinder weiter.

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Wir wohnen auch 20 bzw gut 40 km von der Familie entfernt und sehen uns regelmäßig. Wir haben uns bewusst für unseren Ort entschieden, weil wir in der Stadt nichts Bezahlbares gefunden haben. Mittlerweile haben auch mein Mann und ich hier ein paar Kontakte gefunden. Klar hat es länger gedauert, aber wir fühlen uns wohl hier.
Ich habe Freunde, die sind innerhalb ihrer Stadt umgezogen oder in den Nachbarort. Die Kinder mussten (Alter zw. 2-4 Jahre) die Kitas wechseln und haben alle mehr oder weniger schnell Anschluss gefunden.

Ihr müsst wissen was euch glücklich macht und ob sich eure Vorstellungen wirklich in der Heimat verwirklichen.
Eine Freundin zog mit ihrer 4-jährigen Tochter die 50 km zurück zu ihrer Familie und letztlich ist die erhoffte Entlastung ausgeblieben.