Wahrnehmungsstörung Kind 22 Monate

Hallo liebe Eltern,
gemeinsam mit einer Ergotherapeutin wurde rausgearbeitet, dass mein Sohn wohl eine Wahrnehmungsstörung der Haut hat, im Tiefenbereich und Gleichgewichtssinn.

Wir hatten Kontakt, weil er sehr unruhig ist im Umgang. Also er hat wenig Interesse an Spielzeug, sehr sprunghaft, sitzt selten, mag wenig Körperkontakt. Außerdem meidet er den Blickkontakt aus direkter Nähe (hier gibts aber keine weiteren Anzeichen für Autismus, zumindest bisher). Dass er den Blickkontakt aus der Nähe meidet, fällt auch nur uns Eltern auf.

Die Ergotherapeutin hat mir Übungen für zu Hause genannt.
Wir stehen auch auf Wartelisten aber die Platzsituation hier ist einfach schlecht. Lt Ergotherapeutin wären die regelmäßigen Übungen zu Hause aber wichtiger als 1x die Woche 45 Minuten unter Anleitung.
Wir gehen auch 1x die Woche zum Eltern Kind Turnen

Jetzt habe ich gelesen, dass solche Wahrnehmungsstörungen eigentlich nicht heilbar sind platt gesagt.
Und in meinem Kopf spinne ich mir ganz viele Sorgen zusammen. Er kommt mir auch einfach so hektisch und rastlos vor.
Ich frage mich, ob ich mir regelmäßigen Übungen etwas ‚ausgleichen‘ kann und dass er dadurch auch irgendwann entspannter und ruhiger werden kann?
Vielleicht mag jemand von euch mal Berichten

Liebe Grüße

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Mir erscheint dein Sohn noch zu jung, um eine solche Diagnose zu stellen. Und auch die Diagnosestellung durch eine Ergotherapeutin wirkt auf mich erst einmal seltsam.
Anhand deiner Schilderungen wirkt dein Kind auf mich nicht ungewöhnlich.

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Danke für deine Rückmeldung!
Ich kenne mich damit bisher leider nicht aus deshalb hab ich das so hingenommen. Wir hatten einen Fragebogen ausgefüllt und anhand dessen und anhand meiner Schilderungen, meinte sie, dass er eben in den Bereichen therapiebedürftige Auffälligkeiten hätte..
Und ich mach mir natürlich jetzt Sorgen..
Wer stellt denn sonst eine Diagnose?

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Bei den Dingen, die du beschreibst, passt ADHS am ehesten und darauf würde die Wahrnehmungsstörung ja hinaus laufen. Das wird frühestens mit drei, eher mit vier diagnostiziert. Mein erster Ansprechpartner wäre der Kinderarzt, der weiter verweisen würde. Wie seid ihr an die Diagnostik bei der Ergotherapie gekommen?
Das, was du beschreibst ist für ein anderthalbjähriges Kind nicht ungewöhnlich. Es sind Kinder. Vielleicht ist dein Kind reizoffener, als der Durchschnitt. Ich halte das auch für nicht unwahrscheinlich, aber für dein Kind ist eine Diagnose egal. Sie verändert aber deinen Blickwinkel auf dein Kind. Auf einmal ist es das Kind mit Problemen - und du behandelst es anders. Das ist deinem Kind zum Nachteil, denn wenn du anteilig unter dieser defizitorientierten Brille auf deinen Sohn guckst, verlierst du den Blick führ ihn als Menschen und stückweise auch für seine Bedürfnisse.
Meine Tochter hat auch viele Eigenschaften, die auf eine ADHS-Diagnose hindeuten. Sie konnte, wie dein Sohn auch, nur schwer stillsitzen. Bücher lesen war ein Krampf. Sie hat ein Buch angeschleppt, es aufgeschlagen, weggeworfen und ist los gerannt, um sich ein neues zu holen. Sie hatte sehr lange kein Gespür für Gefahren und auch wenn sie sich verletzt hat, hat sie es am nächsten Tag genau so wieder gemacht. Inzwischen ist sie 26 Monate und es hat sich verwachsen. Sie kann sich für etwa 30 Minuten mit unterschiedlichen Dingen selbst beschäftigen (Tiptoi, Rollenspiele mit ihrem Bruder, malen, kneten). Das klappt nicht jeden Tag, aber grundsätzlich schon. Es hat sich verwachsen. Wären wir mit ihr vor einem halben Jahr bei deiner Therapeutin gewesen, bin ich mir sicher, dass sie auch eine Diagnose bekommen hätte. Wem bringt die aber was? Deinem Kind hilft sie nicht und ihr Eltern seid bestätigt und seht euer Kind negativer als vorher. Verstehe mich nicht falsch, die Therapiemöglichkeiten von Ergotherapie sind super und werden eurem Kind gut tun. Aber alles in allem würde ich noch 1–2 Jahre Abstand von jeglicher Diagnostik nehmen, denn es hilft eurem Sohn meines Erachtens nicht, zumal viele Kinder mit anderthalb Jahren herumlaufen wie aufgescheuchte Hühner.

Sprecht wuren Kinderarzt mal an. Die nächste U müsste doch jetzt schon sein. 🙂

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Hallo liebe Emmi,

Hier eine Stimme mehr für rosarotes Schweinchen und den Ratschlag, dein Kind nicht als "Therapiekandidaten" anzuschauen und auch dafür, dass vieles sich verwächst.

Unser Sohn war ein Late Talker, auch da geht man ja von einer Wahrnehmunsstörung aus.

Auch wir waren so unendlich besorgt damals, ich kann dich da gut verstehen und drück dich erstmal virtuell ganz dolle ❤ Gerade Autismus ist so ein Schlagwort, man googelt dann viel und wird immer besorgter. Tipp 1 deshalb: Lass das Nachforschen im Netz sein, es verursacht Horrorszenarien in deinem Kopf und raubt die Energie, die du lieber in deinen Sohn investierst.

Bei uns war es damals Logo, so wie bei euch Ergo und wir haben dieselben Infos bekommen: Die regelmässigen Übungen zu Hause sind wichtiger als die Therapiestunden. Deshalb Tipp Numero 2: Konzentrier dich auf deinen kleinen Mann und nehme die Tipps mit, die du bekommst!

Ich kann dir sagen, dass bei uns die Tipps der Therapeutin super angeschlagen haben.

Heute ist Sohnemann bald 7, geht in die erste Klasse und hat überhaupt keine Probleme mehr.

Mach dich nicht verrückt! Das ist der wichtigste Tipp von mir 🥰

Unser Kinderarzt sagte damals: Die Unterschiede sind umso größer, je keiner die Kinder sind. Irgendwann gleicht sich alles an.
Das betrifft Sprache, aber auch die Aufmerksamkeitsspanne.
Wir sind eben auch nicht alle gleich.
Ich habe ehrlich gelernt, meine Kinder als Individuen anzuschauen, mit ihrer ganz besonderen eigenen Art und ihren eigenen Interessen. Als Eltern ist es doch wichtig, dass wir sie genau so super finden, wie sie sind. Es muss nicht jedes Kind 3 Stunden puzzlen können, wir brauchen auch die, die aktiver sind. Wir können ihnen helfen, auch die andere Seite zu erlernen, um als Erwachsene ausgestattet zu sein damit.

Alles Liebe für euch ❤

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Hallo,
würde es dir helfen, wenn all die von dir genannten Punkte schon Anzeichen für Autismus sein KÖNNTEN? Bei Autismus ist die Wahrnehmung von Sinnesreizen erheblich gestört, insofern hat schon per Definition jeder Autist multiple Wahrnehmungsstörungen. Den Blickkontakt muß ich gar nicht erst bewerten. Aber die ganz typischen und doch eher unbekannten Anzeichen für Autismus im Baby- und Kleinkindalter hast du einfach nicht genannt.

Kurz und knapp: Das kann alles und nichts sein. Therapiebedürftig würde ich das nicht sehen. Fördert euer Kind einfach normal und werdet bitte keine Therapeuten. Damit schadet ihr eurem Kind mehr als ihr ihm helft.

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Danke für deinen Beitrag.
Ehrlich gesagt, ich kenne auch keine autistischen Personen. Heutzutage hat ja jeder autistische Züge.
Ich finde, er ist total kommunikativ, sucht auch immer unsere Aufmerksamkeit. Das, was mich halt stutzig macht im Hinblick auf Autismus ist die Sache mit dem Blickkontakt. Und auch, wenn wir ihn irgendwo abgeben zb zur Kita oder da abholen und auch bei Oma und Opa- er ist sofort weg ohne große Verabschiedung und wenn wir ihn abholen, schaut er kurz und macht dann weiter mit rumwuseln

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In dem Alter sind die Anzeichen für Autismus ganz andere, als üblicherweise genannt werden.

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Hallo Emmi,

aus meiner fachlichen Sicht (bin selbst Ergotherapeutin, arbeite jetzt aber ein bisschen was anders) finde ich eine Diagnosestellung per Aufnahmebogen schwierig. Ich vermute mal, dass die Ergo deine Besorgnis gespürt hat und helfen wollte.

Eine Wahrnehmungsstörung heißt definitiv nicht automatisch Autismus!
Ich habe viele Kinder mit Wahrnehmungsstörungen therapiert. In dem jungen Alter ist es tatsächlich eher untypisch zur Ergo zu gehen, aber auch ich hatte schon Zweijährige. Dabei geht es vor allem um die Anleitung der Eltern.
Daher würde ich entgegen der anderen Meinungen ein Rezept Ergo machen und mir die Übungen, bzw in dem Alter sind es Spiele zeigen lassen.
Für die Kinder ist es eine tolle Spielstunde (die natürlich therapeutisch sinnvoll gestaltet ist).

Zudem würde ich ebenfalls raten mit der Kita zu sprechen und falls (!) dort auch Ähnliches beobachtet wird, um eine kurze schriftliche Einschätzung zu bitten.

Befürwortet der Arzt denn Ergo oder habt ihr euch als Selbstzahler auf die Warteliste setzen lassen?

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Wir hatten tatsächlich schonmal Ergo, 1 Rezept lang. Die Dame meinte, er hätte Probleme mit dem Tiefensinn und Gleichgewichtssinn. Dann war das Rezept zu Ende und die KiÄ meinte, er könnte in der Kita auch aufholen bzw sich dort die Reize holen, die er braucht.
In der Kita fiel bisher nichts auf. Sie meinten, er wäre einfach neugierig.

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Hallo,

man sollte nicht zu viel im Internet stöbern, sondern wenn dann fachbezogende Elternliteratur beziehen. Zum Thema Gleichgewicht lasst das Hören und Sehen umfassend abklären. Das andere Thema ist die Tiefenwahrnehmung, hier hilft basteln mit den Fingern/Händen, Barfußlaufen, etc..

Ansonsten fällt mir seit vielen Jahren auf, dass es eine nicht krankhafte/pathologische Zunahme von Wahrnehmungsstörungen gibt. Hier sehe ich den Zusammenhang im gesellschaftlichen Kontext.

Viele Grüße von einer Logopädin und Mutter eines ADS Teenies