ADHS - gelungene Reportage

Hey!

Anbei mal der link zu einer äußerst gelungenen Reportage über adhs:

https://www.ardmediathek.de/video/hirschhausens-check-up/hirschhausen-und-adhs/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2hpcnNjaGhhdXNlbnMtY2hlY2stdXAvMjAyMy0xMC0zMF8yMC0xNS1NRVo

Für mich war es neu, dass adhs nach Jahren der Behandlung ausheilt.

Liebe Grüße
Schoko

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Hallo,
Ich habe mir die Reportage gestern auch angesehen.
Mit dem Hintergrund, dass mein Sohn gerade mitten in der Diagnostik (ADHS/Tic-Störung) steckt und ich vermutlich ADS Züge habe (hat meine Mutter mir schon als Kind gesagt, sie wollte es aber nicht testen lassen, ich kam ja gut zurecht).

Ich hätte mir es etwas ausführlicher gewünscht. Ich hatte das Gefühl, sie kratzen nur an der Oberfläche der Problematik.
Es war sehr interessant und ja, die dokumentierten Ergebnisse, der Verbesserung des ADHS waren auch für mich eine hoffnungsvolle Erkenntnis.

Aber ich hätte mir zum Beispiel noch einen tieferen Einblick in die Familie gewünscht und auch ausführlicher beschrieben wie der Herr Hirschhausen zu seiner Diagnose gekommen ist und genauer erläutert wie die Medikamente ihm geholfen haben und welchen Unterschied er gemerkt hat. Am Ende war mir das etwas zu schwammig. Aber natürlich ist für so ein großes Thema 45 min einfach zu kurz.

Und, mir war es etwas zu bunt und zu schnell, aber das verstehe ich als Stilistik um das Chaos im Kopf darzustellen.

Alles in allem bin ich froh, dass das Thema in die Öffentlichkeit kommt.

Liebe Grüße

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Ich denke auch, dass sie sich für eine breite Thematisierung entschieden haben und daher die Tiefe weggelassen haben.
Bei beiden Personen (Redakteurin und Hirschhausen) hatte ich den Eindruck, dass sie sicher nicht alle Symptome benannt haben- aber das, was sie sagten, war sozialverträglich.
E.H.wird sicher auch die privaten Details ausgeklammert haben. Das Medikament, was er nimmt, würde ich auch nicht an die große Glocke hängen. Fängt ja schon damit an, wenn er Auto fährt. Mir wurde geraten, mit dieser Info zurückhaltender zu sein.

Ich fand es grenzwertig, dass der Junge der Familie so gefilmt wurde. Das hatte was von "vorführen". Die Eltern schweigen über ihre Erkrankung, aber die Kinder werden gefilmt, wenn sie über Tische und Bänke gehen.

Mir ist ein Fehler aufgefallen- da ging es um die Begründung, warum seine Schilddrüse getestet wird.

Ich fand es gut, dass offen darüber gesprochen wird, die Medikation als sinnvoll bezeichnet wird.. Dass 40% der Insassen der jva adhs haben, fand ich bedenklich. Die Stärken der adhsler fand ich super.

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Also die Reportage fand ich gut und nicht gut zugleich. Ich weiß da echt nicht. Bis sehr zwiegespalten.
Einerseits bin ich sehr froh das das Thema auf diese Weise in den öffentlich rechtlichen Aufgegriffen wird.
Andererseits fand auch ich es ein wenig schwammig. Und vielleicht etwas zu sehr auf Show. Obwohl ich den Gedanken dahinter verstehen kann und das für Hirnschhausen durchaus autentisch wirkte.
Ich habe da aber nicht so strakt rausgehört dass es ausheilt. Grundsätzlich ist ADHS halt einfach nicht heilbar in dem Sinne in dem es sonst in der Medizin verstanden wird.

Allerdings einen sehr großen Kritikpunkt habe ich. Ich weiß nicht ob das jedem aufgefallen ist.

Als die Familie über Medikamente geredet hat und die Mutter meinte sie hätten die Entscheidung für Medikamente keinen Tag bereut, hat die Tochter direkt gemeint, so wäre es nicht und dass die Nebenwirkungen sie schon auch belasten.

Vielleicht stößt nur mir das auf, aber ich fand diesen Moment bisschen komisch.

Und dann die Aussage des Vaters, dass schon auch Mal die Lehrerin anruft und fragt ob der junge seine Medikamente heute nicht genommen hat.
Als Elternteil würde ich bei so einer Frage eines Lehrers aber gewaltig an die Decke gehen. Bin ich da so sonderbar oder ist das nachvollziehbar, dass eine Lehrkraft sich nicht in die Medikamention von Schülern einzumischen hat?

Ich hab nichts gegen Medikamente wenn sie den betreffenden Kindern oder Erwachsenen helfen. Finde sie sogar sehr sinnvoll. Aber doch bitte nicht um der Lehrkraft ihren Job zu erleichtern. Finde sowas hat in so einer Reportage nichts zu suchen.

An sich finde ich aber die Auseinandersetzung mit dem Thema und den Ansatz der Reportage sehr gut. 👍👍

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Die Szene mit der Tochter sehe ich wie du. Hatte auch das Gefühl, da muss die Familie nochmal ein tieferes Gespräch führen.
Das mit der Lehrerin sehe ich anders. Die Lehrerin kennt die Problematik ja offensichtlich und wird voll mit den auswirkungen konfrontiert, die eine vergessene Einnahme nach sich zieht. Und nicht nur sie, auch die Mitschüler.
Ich finde es daher sinnvoll, dass sie nachfragt, damit im Zweifel nochmal Medis nachgenommen werden können.

Insgesamt war ich auch etwas enttäuscht, aber glaube, für diejenigen, die noch gar keinen Plan haben, war es ein guter Einstieg 😅

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Ich glaube, die Passage mit dem Lehrer hast du in den falschen Hals bekommen.

Wenn Schüler mit Medikamenten eingestellt werden, ist das Feedback aus der Schule wichtig um zu zeigen, dass die Medikation wirkt und ausreicht. Es gibt verschiedene Medikamente und Dosierungen und das Feedback aus der Schule hilft einzuschätzen, ob es so passt. Und natürlich ist die Frage "Hat er heute sein Medikament vergessen?" auch wichtig um aufzuzeigen, dass es man sehr wohl den Unterschied merkt, ob das Kind sein Medikament nimmt oder nicht. Das wollten die Eltern zeigen.
Und ja, ich merke auch deutliche Unterschiede und kann sagen, ob das Medikament genommen wurde oder nicht- und ob es mit Kohlenhydraten genommen wurde oder nicht.

Anhand des Beispiels mit der jungen Patientin wurde ja aufgezeigt, dass es ausheilt. Aber auf der anderen Seite wurde sie vom 12. bis 20. Lebensjahr begleitet. In der Zeit entwickelte sich ihr Gehirn noch. Da ist mir nicht klar, ob es jetzt nur an der Therapie lag. Ich sehe es aber auch bei mir, dass ich nach einem Jahr Therapie nun viel besser klar komme, obwohl ich nun 2 Kinder um mich habe und nicht nur eins. Etwas verbessert hat es sich bei mir schon. Das bringt mich dazu, noch 2 weitere Jahre Therapie anzutreten, sobald ich abgestillt habe.

Ich fand seine Symptome auch etwas schwammig- aber auf der anderen Seite will er das Ausmaß ("oh, ich bin völlig verschuldet, hier sind die Briefe der Inkassobüros. Privat brülle ich meinen Hund an [...]") vielleicht auch nicht vor der Kamera präsentieren. Und so ein unordentlicher Schreibtisch mit einer to-do-Liste wirkt noch irgendwie sympathisch und nicht so karriereschädigend.

Mir ist die Szene der Familie auch aufgefallen. Klar hat Medikinet auch Nebenwirkungen- es ist legitim, dass die Tochter die Appetitlisigkeit stört. Aber vermutlich ist es besser, rhytmisiert zu essen, als die volle Breitseite adhs Symptome zu haben. Ich fand es nicht gut, wie sie den Jungen gefilmt haben um zu zeigen, dass er ohne Medikamente über Tische und Bänke geht. Es stand zwischen den Zeilen, dass beide Eltern adhs haben. Explizit gesagt wurde es nicht- aber die Kinder werden so vor die Kamera gezerrt. Die Eltern bekennen aber keine Farbe.

"Aber doch bitte nicht um der Lehrkraft ihren Job zu erleichtern."
Der Satz stößt mir etwas auf. Ich bin Fachlehrerin und bisweilen auch Sozialarbeiterin. Da ich selbst adhs habe, liegen mir neurodivergente Schüler am Herzen. Aber ich bin keine Dompteurin. Ich glaube nicht, dass man adhsler mit mittleren oder starken Symptomen mit didaktischen Kunststücken in der Spur halten kann. Und ich sehe es nicht als meinen Job an, mich dazwischen zu stürzen, wenn einer dieser Schüler austickt oder mich langfristig aufzureiben. Man muss mir meinen Job nicht erleichtern, aber bitte auch nicht erschweren. Wenn du Interesse hast, lies mal die Empfehlungen der ständigen wissenschaftlichen Kommission zum Umgang mit dem "dramatischen Lehrermangel" in den folgenden 22 Jahren von Januar 2023. Da siehst du, dass dauerhafter Hybridunterricht kommen kann und die Klassenstärken zunehmen. Zum einen geht das auf Kosten der Lehrer- aber ganz klar auch auf Kosten der Kinder, die ihr Päckchen mit sich tragen.

Bearbeitet von schokofrosch
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> Für mich war es neu, dass adhs nach Jahren der Behandlung ausheilt.

Habe den Beitrag noch nicht gesehen, aber diese Aussage wäre es für mich auch - bei mir wurde erst mit über 40 die Diagnose gestellt und die Medikation ist eine absolute Erleichterung im Leben - für mich und mein Umfeld.
AD(H)S heilt halt nicht aus, sondern viele Betroffene eignen sich Kompensationmechanismen an von Sport für den Bewegungsdrang, verlegen das Zappeln auf die in den Schuhen versteckten Zehen, halten etwas in der Hand oder schreiben mit, um sich auf einen Dialog fokussieren zu können.

Ist auf meiner Watchlist, bin gespannt. Danke für den Tipp.