Hallo,
ich habe einen neuen Nachbarn, der an Asperger leidet und mit seiner Mutter in unserem Haus eingezogen ist. Er redet nachts oft sehr laut, was meinen Schlaf und auch den einer anderen Nachbarin sehr stört. Unglücklicherweise befindet sich sein Zimmer unter dem Schlafzimmer (der Raum ist im Grundschnitt der Wohnung als Schlafzimmer vorgesehen).
Laut seiner Mutter hat er einen gestörten Schlaf-Rhythmus und kann seine Sprechlautstärke nicht gut steuern. Er spielt anscheinend nachts oft Online-Schach mit Menschen aus den USA und ich kann mir vorstellen, dass die Zeitverschiebung dazu beträgt, dass das Sprechen mit der Nachtruhe kollidiert. Ansonsten besucht er die Abendschule. Am Wochenende ist er allein in der Wohnung.
Es hat schon Versuche gegeben, den Schall zu dämmen, aber er redet wirklich sehr laut und ich weiß nicht, wie realistisch es ist, ein Zimmer in einem Altbau so zu dämmen, dass es für Nachbarn ruhig ist. Bislang hat es zumindest nicht hinreichend funktioniert.
Da die neuen Nachbarn in einer 3-Zimmer-Wohnung leben, habe ich vorgeschlagen, dass er ein anderes Zimmer wählt oder sich nachts in einem anderen Zimmer aufhält. Dies wurde bislang abgelehnt mit der Begründung, dass andere Zimmer sei heller (Südwest statt Südost-Seite) und er würde das Schlafzimmer bevorzugen. Zudem könne er nachts nicht einfach das Zimmer wechseln aufgrund seiner Erkrankung. Ich würde denken, dass man Zimmer leichter verdunkeln als schallisolieren kann. Wie dem auch sei.
Morgen wollen wir uns mit der Mutter und dem Sohn besprechen und versuchen, eine Lösung zu finden.
Nun meine Frage: Was ist bei Menschen mit Asperger-Erkrankung möglich bzw. wann kann man ihnen grundsätzlich zutrauen /-muten, z. B. Zimmerwechsel. Inwiefern kann man erwarten, dass die Nachtruhe eingehalten wird?
Nach allem, was ich bislang gelesen habe, scheint die Lösung, an der Sprechlautstärke zu arbeiten wenig aussichtsreich.
Habt Ihr noch andere Ideen?
Vielen Dank.
Neuer Nachbar mit Asperger - Umgang mit Lärmbelästigung und Nachtruhe
Hallo,
Meine Tochter ist Asperger Autistin.
Da kann man kaum etwas machen, wenn man ihn zwingt Dinge anders zu machen wird das Stimming (so nennt man die Strategien die zur Beruhigung angewendet werden) nur verstärkt. Wenn man ihn also in ein Zimmer zwingt in dem er sich nicht wohl fühlt wird er wahrscheinlich nicht nur laut sprechen, sondern dann schreien. Ich würde zunächst abwarten, er ist gerade erst eingezogen und es kann Wochen dauern bis er sich an die neue Umgebung gewöhnt hat. Eventuell bessert es sich dann.
Ich würde tatsächlich die Mutter unterstützen was die Dämmung der Räume angeht, die Kosten für Umbauten werden von der Pflegekasse übernommen. Vielleicht könnt ihr einen Fachmann dafür organisieren der sich das anschaut, eventuell jemand aus der Musikbranche (Tonstudio Ausstatter z.B.)
Wenn Du noch Fragen hast, gerne per PN.
Viele Grüße
Sunny
Zunächst ist extrem wichtig zu wissen wie alt der Nachbar mit Asperger ist. Bei einem Kind oder minderjährigen Teenager kann man einen speziell ausgebildeten Autismustherapeuten hinzuziehen. Bei Erwachsenen leider nicht.
Natürlich kann auch ein Autist Änderungen akzeptieren, ABER:
1.: nicht „über Nacht“
2.: ist es sogar wahrscheinlich, dass es eine ziemliche Zeitspanne für euch erstmal eine deutlich höhere Lärmbelastung geben wird. Lautstarkes Schreien nächtelang ist da noch das harmloseste.
Ich habe 2 Autisten. Derartige „große“ Änderungen planen wir Eltern ganz genau durch. Oft ist ein Ortswechsel bei uns von Vorteil. Das bedeutet z.B. Urlaub, Kur, Reha,…
Am unbekannten Ort ist der Autist dem schädlichen Einfluss nicht ausgesetzt. Der heimische PC ist dort nicht vorhanden. Zu Hause wird in der Zeit dann der schädliche Einfluss irgendwie begrenzt. In dem Fall würde ich also schlichtweg das Internet zeitlich immer mehr begrenzen.
Schwierig!
Ich kann deinen Ärger total verstehen! Lärm ist immer belastend, vor allem, wenn man schlafen möchte!
Ich antworte mal als Austistin mit einem Ehemann, der auch Autist ist und zudem ebenfalls den gestörten Tag-Nacht-Rhythmus besitzt: meinem Mann könnte man leider niemals "zumuten", seinen Raum zu wechseln oder seine nächtliche Musik leiser zu machen. Er würde sich sehr eingeschränkt in seiner Freiheit fühlen und dadurch einen Meltdown erleiden!
Ebenfalls kenne ich das Problem mit der Sprechlautstärke. Ich selber spreche meistens zu laut- vor allen, wenn ich gerade in mein Spezialinteresse versunken bin. Schach scheint das SI (Spezialinteresse) von deinem Nachbarn zu sein und gerade in solchen Situationen geraten viele Autisten in einw Art euphorischen Zustand, in dem man nicht mehr so richtig "erreichbar " ist und dann halt auch mal lauter spricht oder anders agiert....
Aber da ist eben jeder Autist anders!
Trägt dein Nachbar beim Schachspiel Noise-Cancelling-Kopfhörer???
Ich habe meinen Mann dabei beobachtet, dass er automatisch extrem laut spricht, wenn er seine Kopfhörer aufhat und darüber über Bluetooth mot Leuten telefoniert.
Wenn das beibdeinwm Nachbarn ebenfalls so ist, könnte er ja versuchen, nichr mehr über die Kopfhörer zu sprechen, sondern mal nur über Mikrofon und Lautsprecher und das dann eben leiser stellen. Dann kann man etwas besser seine eigene Stimme kontrollieren.
Ich hoffe, ihr findet eine Lösung.