Erklärung für Kleinkind

Hallo zusammen,

ich suche einen Rat, aber ich möchte vorab um Nachsicht bitten - ich habe keinerlei Erfahrung, was (junge) Menschen mit Einschränkungen gleich welcher Art angeht, deshalb entschuldigt bitte, falls ich mich irgendwie ungeschickt ausgedrücke.

Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, wie man einem Kind mit knapp drei Jahren erklärt, dass manche Kinder nicht so können wie es selbst? Evtl, wie ihr es Geschwistern erklärt habt?

Mein Sohn (fast 3) hat vor einigen Tagen auf einem Spielplatz eine Gruppe Schüler, vielleicht 6, 7 Jahre alt, mit Betreuern aus dem nahen SPZ getroffen. Die Einschränkungen waren teilweise schon deutlich, wenn auch für mich natürlich nicht "diagnostizierbar". Er hat mit einem Jungen, der vermutlich T21 hatte, Fußball gespielt und dann sehr lange mit einem Mädchen im Sand gebuddelt, dass wohl nicht sprechen, nicht hören konnte und auch motorisch und geistig eingeschränkt wirkte. Das hat ihn alles nicht interessiert, er hat mit ihr gespielt (und sie zugetextet, aber gut, das macht er auch sonst oft 🙈) und ich durfte sogar auch mit ihr spielen.

Währenddessen hat er zwar immer mal gesagt, "H macht dies" (er hatte den Namen von der Betreuerin gehört) oder "sie möchte das" etc, aber es gab für mich keinen Anhaltspunkt für Irritationen. Erst jetzt ist es so, dass er immer wieder von dem Mädchen erzählt und auch fragt "warum hat sie xy gemacht", etwa Sand gegessen etc. Man muss dazu sagen, er hat noch nicht so viel Umgang mit Gleichaltrigen, dafür familiär viel mit Kindern in besagtem Alter, und ich habe das Gefühl, die Diskrepanz irritiert ihn.

Tja, was sag ich ihm da? Ihr Kopf funktioniert anders? Gibt es bessere Alternativen? Dass sie ihn nicht hören kann und deshalb nicht mit ihm spricht, habe ich ihm erklärt, das hat er verstanden. Allerdings ist das ja offenbar nicht alles, aber weder kenne ich die Diagnosen, noch würde mir das dabei weiterhelfen. Ich möchte nicht, dass er beginnt sich Sorgen zu machen oder meint, es "wieder heile" machen zu müssen (er ist so), auch nicht, dass es ihm irgendwie "unheimlich" wird oder ihm die Unbefangenheit nimmt. Es war nicht direkt bei uns zuhause, aber es ist durchaus möglich, dass er die Kinder mal wieder trifft, er möchte das auch gerne.

Sorry wegen des langen Texts und vielen Dank schon mal! #winke

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Hallo Aprilbaby,

ich finde es sehr gut das du so offen damit umgehst. Kinder haben damit in aller Regeln kein Problem. Meist kommen die Probleme von den Eltern weil oft Eltern auf Distanz gehen wenn sie Kinder mit Einschränkungen begegnen.

Ich würde ihm einfach sagen das die Kinder durch Krankheiten eingeschränkt sind.

Unser Sohn hat auch mehrere Baustellen. Er und wir gehen damit ganz offen um. Er hat mit der Sprache Probleme und hat eine Spastik. Er musste längere Zeit eine Orthese tragen. Wurde dann operiert und ist mit eingegipsten Bein und Rolli in den Kindergarten gegangen. Das alles lief ganz problemlos. Die Kinder im Kindergarten kannten ihn nur mit diesen Einschränkungen und für sie ist und war es nie ein Problem. Die Erziehereinen und auch wir gehen auf Fragen der Kinder ein und erklären es kindgerecht. Im gesamten Wohnumfeld kennen ihn auch alle und wir hatten noch nie Probleme.

Versuche deinem Sohn kindgerecht zu erklären das die Kinder eine Krankheit haben, es aber genauso Kinder sind wie er. Aber das sie Einschränkungen haben für die sie nichts können. Lass ihn auch ruhig mit den Kinder spielen, denn dadurch lernt er das es auch " besondere " Kinder gibt und man mit ihnen befreundet sein kann und auch meist genauso gut mit ihnen spielen kann wie mit anderen Kinder.

Sprich ihre Eltern oder Betreuer freundlich an. Meist sind sie bereit mit den anderen Kindern zu reden und es ihnen zu erklären warum die Kinder diese Einschränkungen haben.


Viele Grüße

blaue-Rose

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Vielen Dank für deine liebe Nachricht.

Dass ich möchte, dass mein Sohn mit allen Kindern unbefangen umgeht, liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich vor ihm mit einem Jungen mit T21 schwanger war. Als das Herz dann einfach aufhörte zu schlagen, ist für uns die Welt eingestürzt und kaum einer hat das verstanden. Nun ja, anderes Thema.

Für mich sieht es aus, als würde mein Sohn einfach wertfrei wahrnehmen, dass die Kinder anders sind, aber eine Erklärung sucht er offenbar doch.

Tatsächlich habe ich auch das Gefühl, dass vor allem die Erwachsenen das Problem sind. Mich eingeschlossen! Ich tue mich auch so schwer mit den Erklärungen, weil ja klar ist, dass er, was ich sage, auch übernehmen wird. Und da er eine echte Labertasche ist, muss man aufpassen, was man ihm sagt, denn das ist dann im Zweifel "öffentlich" #schwitz .

Weil er halt echt noch klein ist, habe ich auch bisher das Wort "Krankheit" vermieden... er war noch nie krank, alles was Blaulicht hat ist für ihn hoch spannend statt bedrohlich und er möchte aktuell Rettungshubschrauberpilot werden 😅 zwar weiß er natürlich aus dem Umfeld, was passiert wenn sich jemand verletzt oder krank wird, aber für ihn ist das einfach etwas, das man - schlimmstenfalls im Krankenhaus - wieder "repariert". Aber vielleicht akzeptiert er es als Erklärung, mal sehen 🙂

Tatsächlich hatte ich einfach Hemmungen, die Betreuerin zu fragen, was das Mädchen hat. Obwohl sie total nett war und sich offensichtlich sehr gefreut hat über den Spielkontakt, dachte ich, darf ich das fragen, darf sie mir das überhaupt sagen, etc pp... deshalb hilft mir das sehr, wenn jemand mit eigenen Erfahrungen sagt, frag doch. Wenn ich so drüber nachdenke, hat sie mich ja auch ziemlich über mein Kind ausgefragt 😂 Aber da nehme ich das irgendwie (oft zähneknirschend) hin.

Jedenfalls noch mal vielen lieben Dank für deine Erklärungen und alles Gute für euch 😊🍀

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Hallo,


es tut mir Leid das ihr euren ersten Sohn zu den Sternen gehen lassen musstet. Ich kann auch verstehen das für euch in dem Moment eine Welt zusammen gebrochen ist. Schon die Diagnose wird für euch sehr schlimm gewesen sein. Ihr haben euch für die Schwangerschaft entschieden und dann kam der große Schicksalsschlag. Oft verstehen Dritte nicht das ihr eueren Sohn so angenommen hättet wie er war. Leider besteht in dem Moment auch die Gefahr das es jemand nicht böse meint, aber Äußerungen tätigt die einen dann den Boden unter den Füßen weg zieht.

Kinder in dem Alter grenzen in aller Regel niemand aus. Sie spielen auch mit besonderen Kindern. Die Probleme kommen wirklich meist von den Eltern oder vom Umfeld.

Vielleicht solltest du das nächste mal wenn ihr die Kinder wieder trefft gemeinsam auf die Betreuerin zu gehen und lass deinen Sohn fragen warum die Kinder " anders " sind. Ich denke die Betreuerin kann ihm kindgerecht alles erklären.

Wenn du fragst wird die Betreuerin nur allgemein dazu etwas sagen können da sie sonst Probleme mit dem Datenschutz bekommen könnte. Ich denke aber das es für deinen Sohn reicht wenn es ihm ganz einfach erklärt wird ohne ins Detail zu gehen.


Viele Grüße

blaue-Rose

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einfach kurz und klar die Wahrheit. Mein Patenkind hat ein Handycap und öfter kamen von meinen Kindern dann Fragen, warum hüpft sie immer so? -- warum spricht sie so komisch? Im Aufzug: - Warum hat der Mann nur ein Bein? "Vielleicht weil er mal krank war?

Die Antwort ist immer ehrlich und kurz, z.B. die S. hat eine Krankheit mit schwachen Muskeln und kann deshalb nicht laufen, -- oder: S. kann nicht so schnell denken wir wir, deshalb muss man es immer ganz langsam erklären...
Oder K. hat eine Krankheit, die verhindert, dass er so schnell lernen kann wie wir, deshalb spielt er noch spiele für Kleinkinder und lacht so viel ...

So vereinfachte Beschreibungen der Tatsachen (nicht medizinisch korrekt) nehmen kleine Kinder ganz gut an -- mehr braucht es eigentlich nicht.

Das ist wie mit dem Bienchen und Blümchen: die Erwachsenen wissen zu viel, kenne zu viel Zusammenhänge, die für Kinder erstmal gar nicht wichtig sind. Erwachsene neigen dazu, zu viel erklären zu wollen. -- Das brauch es bei kleinen Kindern erstmal gar nicht.
Kuck mal, es gibt Kinder, die nicht so gut sprechen oder lernen oder laufen können und brauchen deshalb spezielle Lehrer. Deshalb sind sie in dieser Schule neben dem Spielplatz. Toll, weil dort haben sie genau die Spiel- und Lernsachen, die sie brauchen und die es in der anderen Schule nicht gibt....

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Liebe FS,

in diesem Falle ist die Ausgangssituation eigentlich recht einfach für dich: du kannst deinem Kind nicht sagen, was die anderen Kinder vom Spielplatz "besonders" macht weil du es schlicht und einfach nicht weißt. Und genau so würde ich es deinem Kleinen erklären, dass du es
a) selbst nicht genau weißt
b) Menschen eben nicht alles können (so wie du z.B. keinen Salto machen kannst, manche Leute sitzen im Rollstuhl, können nicht laufen, etc.) und
c) das eigentlich auch keine Rolle spielt weil das Spielen ja scheinbar super funktioniert hat : )

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Hallo,

Unsere Tochter war als "gesundes" Kind in einem Integrationskindergarten und deshalb in etwa im gleichen Alter die ersten Berührungspunkte.

Wir Eltern haben es entweder anhand der Krankheit erklärt (bspw. Der sitzt vermutlich im Rollstuhl weil er kranke Beine hat. Hat sie nachgefragt, warum, antworteten wir "entweder er hatte eine Krankheit oder einen unfall". Das hat meist gereicht) oder wir haben Recht "knapp" erklärt, dass jeder was anderes toll kann,manche lernen Dinge schneller und manche eben langsamer.
In dem Alter hat ihr diese Aussage völlig genügt.

Die erzieher haben es ähnlich gemacht.