Kleine Freundin ist „anders“

Hallo ihr Lieben,
vorab möchte ich mich schonmal entschuldigen, falls ich die falschen Worte wählen sollte. Ich habe größten Respekt vor dem Thema, aber für mich ist es tatsächlich neu und ich fürchte es wird etwas länger.

Meine Tochter war bis vor ca.1,5 Jahren ( da war sie so 2,5-3 Jahre alt) recht gut mit einem gleichaltrigen Mädchen befreundet.
Klar bedeutet das in dem Alter dass man recht flexibel ist beim Zusammenspiel und auch mal nur nebeneinander spielt, deshalb ist es vielleicht nicht so aufgefallen.
Inzwischen sind die beiden fast 5 Jahre alt und inzwischen ist recht deutlich, dass das andere Mädchen ein auffälliges Sozialverhalten hat. Sie kann nur sehr schwer mit anderen Kindern interagieren, ist sehr in ihre eigene Welt versunken und erzählt auch viele ausgedachte Geschichten.
Meine Tochter versucht dennoch, das Mädchen immer mal wieder zu animieren mit ihr zu spielen. Leider führt das oft dazu, dass wenn meine Tochter nicht die Geschichten anhören mag, dass sich das Mädchen auf sie drauflegt oder sie festhält und an ihr zieht.

Das Mädchen ist wohl inzwischen bei einem Therapeuten und es wird gerade nach einer Diagnose gesucht. Leider ist eine der Erzieherinnen auf die Idee gekommen, zu versuchen meiner Tochter zu erklären, dass dieses Mädchen eben ein bisschen anders denkt und reagiert als die meisten Kinder.
Leider hat sie dafür wahrscheinlich ne etwas unglückliche Art der Formulierung gewählt,
Denn meine Tochter war gestern nach der Kita total aufgelöst und erzählte uns zu Hause, dass das Mädchen im Kopf nicht richtig wäre und dass sie Angst hat, dass das Mädchen nun sterben muss.
Ich habe das sofort relativiert und ihr gesagt, dass ich das nicht denke.
Nur wie kann ich das einer bald 5 Jährigen erklären ? Ich möchte auf keinen Fall, dass sie irgendwelche Vorbehalte entwickelt gegen Menschen die Einschränkungen haben, aber eben auch dass sie versteht dass dieses Mädchen sich eben anders entwickelt hat als sie.
Habt ihr Erfahrungen ? Wie habt ihr es vielleicht Geschwistern erklärt oder verwandten Kindern? Kennt ihr vielleicht ein Buch für Kinder das gut ist zu dem Thema ?
Sollte ich meine Tochter selbst mal zu jemandem bringen, der sich mit dem Thema befasst ? Nur wer könnte das sein?

Ganz lieben Dank schonmal im Voraus fürs Lesen und ggf. Antworten

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Hallo,

Ich erkläre den Freunden meiner autistischen Tochter immer dass ihr Gehirn ein wenig anders funktioniert als unseres und sie daher schnell erschöpft ist und Pausen vom Spiel braucht in denen sie alleine sein muss.
Das haben bisher mit einer Ausnahme alle Kinder verstanden und respektieren es. Sie möchte sich nämlich nicht outen.

LG
Sunny

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mein Patenkind ist ohne Diagnose gehandicaped. -- zurückgeblieben, motorik schwach, Sprache undeutlich.
Sie war lange auf stand eines Kindergartenkindes und kann heute mit 19 ungefähr so viel, wie viertklässler. Dafür ist sie obersportlich und erfolgreich im Handicap Sport, super lustig und fröhlich und backt gerne.

--- meine Kinder sind einfach mit gewachsen und das Mädel war einfach, wie es war .... da wurde zwar manchmal gesagt, sie ist halt in manchen Dingen anders, oder darauf hingewiesen, dass wir lieber ein anderes Spiel spielen, weil S. das nicht kapieren kann.... -- aber weitgehend, wurde da nie "ein großes Gespräch" mit "Buch" geführt. Einfach locker nebenbei und immer kurz.

Man muss den lockeren Umgang damit einfach üben .... als aussenstehender mag das manchmal befremdlich wirken, aber man erklärt einfach, dass sie halt gerne hüpft oder nicht richtig spricht, weil ihre Muskeln im Mund halt nicht richtig können... - punkt...

solche großen Erklärgespräche überfordern Kinder oft. -- Es ist besser, anlassbedingt, stetig in Halbsätzen zu kommentieren oder auf eine bestimmte Frage zu antworten...

Dass die Freundin halt so ist, ist halt so .... aber dies und das zusammenspielen klappt ja super (Beispiele nenne).... -- mehr muss man auch nicht erklären, -- denn oft gibt es auch keine bessere Erklärung.... ist halt einfach so, so wie eben jeder Mensch auf der Welt anders drauf ist...., manche sind dunkel, andere haben Schlitzohren, manche sitzen im Rollstuhl und andere sind halt im Kopf nicht ganz so fit und man macht eben, was passt.

Große Erklärungen haben wir nie gemacht, - sondern eben nebenher kommentiert oder auf Einzelsituation eingegangen ...

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Super beschrieben.

So leben wir es mit unserer Tochter auch.
Sie hat durch den kiga früh mit "anderen" Kindern Kontakt gehabt und wir haben es je nach Einschränkung genauso erklärt.
Konnte jemand nicht laufen, konnte er bestimmt was anderes toll "ich weiss, mit s kannst du nicht fangen spielen aber ihr malt doch so gerne zusammen" und wenn jemand geistig eine Einschränkung hatte, erklärten wir ihr es einfach als "krank".

"Manche sind grösser,manche kleiner,manche brauchen eine Brille weil die Augen nicht so gut sind, manche sprechen schlechter weil die Mund Muskeln schwächer sind und manche sind eben im Hirn krank und können deshalb -bspw-nicht so lange memory spielen"
Durch den Vergleich mit anderen greifbaren "Einschränkungen" wie bspw Brille hat ihr das auch nie Angst gemacht, dass man wegen "Gehirn krank" eher sterben könnte. Das war dann für sie eine Krankheit wie jede andere eben auch.

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Auch wenn es umstritten ist, aber ich finde das Buch "alle behindert" da sehr gut. Man darf es nicht mit "erwachsenen woken Augen" ansehen - aber für Kindergarten- und Grundschulkinder finde ich es sehr gut erklärt.

In einem Buch über ADHS wird es so erklärt dass das Gehirn aus Zahnrädern besteht die reibungslos zusammenarbeiten müssen damit wir alles so können wie wir es tun, und bei Kindern die da eben anders sind haken die Rädchen ab und zu ein bisschen und man muss jetzt schauen wie man sie besser zum Laufen bringt. Damit kann man auch gut veranschaulichen dass es eben nur "ab und zu ruckelt" aber nichts schlimmes passiert.