Sprachdyspraxie und Fremdsprachen

Hallo an alle,
ich bin seid 2007 mit einem Pakistaner verheiratet und ich bin grade dabei mich zu trennen. Wir haben zwei Kinder. Der Große ist Autist und der Kleine die Diagnose globale Entwicklungsstörung und Sprachdyspraxie.
Er versteht alles, hat allerdings Probleme Worte zu formen. Trotzdem spricht mein Mann auf einmal Urdu mit ihm. Er ist seid 20 Jahren in Deutschland und kann immer noch nicht gut genug deutsch sprechen, verstehen oder schreiben. Deswegen ist er auch seid Jahren arbeitslos obwohl er studiert hat.
Sorry abgeschweift.
Der Kleine ist fünf und wehrt sich dagegen. Als ich ihn darauf ansprach, nannte er mich Rassist. Der Kleine kann sich kaum verständlich ausdrücken und er will ihm jetzt Urdu reinzwingen. Würde gerne Eure Meinung dazu hören. Denn es macht mich richtig wütend, das er überhaupt kein Verständnis dafür hat.
Danke im Voraus 👋

1

Mir wurde mehrfach vom ATZ und vom Logopäden bestätigt, dass das nichts ausmacht. Auch wenn du jetzt wahrscheinlich etwas anderes hören wolltest.

Im Gegenteil: Nichts ist schlimmer gerade für diese Kinder wenn der pakistanische Papa sich zwar problemlos in Deutsch verständigen kann, jedoch unzählige Fehler macht und die Kinder das dann so lernen.

Ein ganz anderes Problem ist jedoch euer aktueller Zustand zu Hause. Wie kommuniziert ihr beide denn miteinander? Verstehst du Urdu? Oder redet ihr dann Englisch…also bringt ihr noch eine DRITTE Sprache mit rein?

Meine Kinder sind beide Frühkindliche Autisten. Der Große u.a. mit Dyspraxie. Der Kleine hat neben einer geistigen Behinderung und einer Epilepsie noch ganz viele andere Sachen. Heute sind beide Teenager. Beide haben sprechen (Lautsprache) gelernt.
Erst in der Schule kam als weitere Sprache noch Englisch dazu.
Der Vater ist übrigens Pakistaner. Wir sind jedes Jahr in Pakistan - ok, jetzt seit Corona leider nicht mehr. Meine Kinder lieben ihre pakistanischen Großeltern und ihre unzähligen Cousins.

Aber natürlich haben sie sehr viel später gesprochen als normal. Der Große fing mit 3 Jahren an, der Kleine war 6 Jahre nonverbal unterwegs und lernte zeitgleich lesen, schreiben und sprechen. Vorher gab es uK.

2

Danke für deine Nachricht. Zu Hause rede ich mit ihm englisch aber mit den Kindern reden wir deutsch. Urdu kann ich nicht sprechen und er redet auch nur Urdu mit dem Kleinen wenn er sauer auf mich ist. In Pakistan waren wir noch nie zusammen, da er mir früher immer Angst mit Kinderentführung und Terroristen gemacht hat. Und jetzt verwendet er das gegen mich. Allerdings traue ich ihm auch nicht. Denn er hat außer uns hier nichts. Und dort Familie und Freunde.
Kannst du Urdu? Wie ist es in Pakistan? Ich kenn das nur aus dem Fernsehen. Ich würde so gerne meinen Schwiegervater kennenlernen.
Nur das Vertrauensproblem ist halt groß.

3

Pakistan ist ein riesiges Land … viel größer als Deutschland. Je nachdem wo die Verwandtschaft wohnt kann das eben wahr sein, oder aber auch nicht. Es gibt aber für Ausländer ohnehin Verhaltensregeln, die man besser einhält. Aber eines kann ich dir versprechen: Wenn du das Land nur aus dem Fernsehen kennst, kennst du noch nicht einmal einen Bruchteil davon. Kontaktiere doch mal eine deiner Schwägerinnen (keinen Mann kontaktieren!). Eigentlich lernen die Kinder schon im Kindergarten fließend Englisch zu sprechen.

Ich habe damals Urdu gelernt, als meine Schwiegermutter hier war zur Geburt meines Ältesten. Das ging ganz fix. Sie sprach kein Deutsch oder Englisch und mein Mann war 3 Monate nicht da.

Das Vertrauensproblem ist leider auf beiden Seiten ein Problem. Zu Beginn meiner Ehe haben all unsere Verwandten einstimmig behauptet der jeweils andere Ehepartner würde die Kinder entführen. Nun…die Kinder sind heute Teenager und wurden nie entführt. Sie kennen und lieben all ihre Verwandten. Für sie ist es normal, dass der Urlaub immer bei Oma und Opa in Deutschland oder in Pakistan verbracht wird.

4

Dein Mann hofft vielleicht, dass mit und durch Urdu alles besser wird und sein Sohn das problemlos lernen kann.
Vermutlich mag er seine Muttersprache und möchte sie weitergeben, auch damit seine Söhne mal mit ihm zurück nach Hause gehen könnten.

Der Vater der Kind sieht vielleicht eine glücklichere Zukunft auch für sich in der Heimat und bringt Deutschland und die deutsche Sprache mit allem im Verbindung, was negativ in Eurem leben läuft.

Wohl jeder hat das Bedürfnis, dem eigenen Kind die eigene Sprache beizubringen und sowas wie Heimweh ist auch keine Seltenheit.