Schule und Autismus

Liebe Eltern,
ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit darüber, was das Bildungssystem leisten muss damit eine erfolgreiche inklusive Beschulung von Kindern mit Autismus gewährleistet werden kann.

Ich habe selber eine kleine Schwester im Spektrum und weiß um die Problematiken, die mit einem Schulbesuch einer Regelschule einhergehen können. Aufgrund dessen ist diese Arbeit für mich mehr als nur eine Abschlussarbeit.

Ich brauche aber etwas Hilfe: Ich habe einen Fragebogen konzipiert:

Zielgruppe: Eltern von Kindern mit Autismus an einer Regelschule (am liebsten Eltern von Grundschulkindern)
Zeit: ca. 10 Minuten
Fragen: 40-45
Zugang: https://survey.lamapoll.de/Was-muss-die-Primarstufe-leisten-um-eine-inklusive-Beschulung-von-Kindern-mit-ASS-zu-gew-hrleisten-


Ihr würdet mir sehr weiterhelfen :) Bei fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.

Vielen lieben Dank an alle die sich beteiligen! :)

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Hallo,

Sehr spannendes Thema für Deine Arbeit. Ich habe die Erfahrung gemacht dass viele Lehrer gar keine Erfahrung mit Autismus haben.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und einen guten Rutsch ins neue Jahr 🍾

Sunny

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Hallo :)
ja die Erfahrung habe ich auch gemacht. Die schulischen Rahmenbedingungen sind natürlich oft auch nicht die besten.

Ich wünsche dir ein schönes Neues Jahr :)

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Ein frohes neues Jahr wünsche ich dir. Zu meiner Geschichte: Mein Sohn ist 14 und in einer Schule für geistige Behinderung. Wir sind sehr unzufrieden mit der Schule, da der Tag unserer Meinung nach einfach nur abgesessen wird und kaum gelernt wird. In eine Regelschule mag ich ihn nicht schicken, da er dort untergehen würde. Zu viele Kinder, zu viele Reize und natürlich mobbing.
Er wird mir einfach zu wenig gefördert. Er kann kaum lesen, schreiben und rechnen. Dann ist da noch mein Kleiner 5. Bei ihm wurde eine Globale Entwicklungsstörung diagnostiziert. Ich glaube aber auch, das er autistisch veranlagt ist. Wenn auch nur eine leichte Form. Aber im allgemeinen lässt das Bildungssystem in Deutschland ja zu wünschen übrig. Und diese besonderen Kinder lässt man einfach ihre Zeit absitzen, denn aus den meisten kann ja eh nichts werden. Das ist mein Gefühl und meine Erfahrung mit der Schule meines Großen. Dann kommt es natürlich auch auf die Lehrer an. Es gibt Schätze, aber das ist eher die Ausnahme und einfach die, die nur ihre Zeit absitzen und streng nach Lehrplan lehren. Ich bin total verzweifelt denn ich habe Angst das er am Ende in irgend einer Behindertenwerkstadt ausgebeutet wird obwohl Potenzial besteht was besseres zu lernen.
Aber egal wo man vorspricht, man wird vertröstet und nicht ernst genommen.
So, das musste mal raus.
Liebe Grüße

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Unsere 5 autistischen Kinder sind alle erwachsen, alle haben die Schule abgeschlossen und befinden sich im Studium bzw. haben es schon abgeschlossen. Sie haben Freunde/Partner.
Da wir in der Schweiz, direkt an der Grenze zu Deutschland leben, konnten wir teilweise die Vorteile beider Schulsysteme nutzen und einige Nachtteile umgehen.
Vorteil Schweiz, oder eher Fluch und Segen: Es gibt kaum Unterstützung, schon gar nicht in finanzieller Hinsicht, insbesondere nicht bei guter bis sehr hoher Intelligenz. Regelbeschulung ist die Norm, Schulbegleiter gerade erst vereinzelt "am Aufkommen". Es ist weitgehend Sache der Eltern das Kind irgendwie durchzuboxen. Schulklassen sind jedoch generell kleiner als in Deutschland, meist um die 20 Schüler, freie Schulwahl gibt es nicht, bezahlbare Privatschulen erst recht nicht.
Ein riesiger Nachtteil sind die häufigeren Stufenwechsel inklusive Aufnahmeprüfung und Probezeit, 3 Monate Probezeit an einer neuen Schule? Viel Spass dabei mit einem Autisten. Und das alle 2 bis 3 Jahre. Nachtteilsausgleich weitgehend unbekannt, und wenn dann ganz sicher nicht am örtlichen Gymnasium....deshalb haben wir die Chance genutzt drei unserer Kinder in Deutschland ans Gymnasium zu schicken. Beim Jüngsten waren wir nicht mehr bereit und kräftemässig in der Lage soviel Eigenleistung zu erbringen, er wechselte nach der Grundschule (als Klassenbester!) für drei Jahre an die Förderschule, hatte individuelle Bildungsziele dank Hochbegabung und wechselte danach direkt ans Gymnasium.
Vorteil Schweiz: medikamentöse Therapie kognitiv fitter Autisten ist äusserst unüblich, allerhöchstens mit Ritalin, dadurch keine Intelligenzminderungsproblematik (hier in der deutschen Nachbarschaft erhielten so gut wie alle Autisten die ich kenne Risperidon usw. in echt hohen Dosen, keiner hat danach noch Abi und Studium geschafft sondern landete im betreuten Wohnen und Arbeiten, hoffe das ist ein nur hier verbreitetes Phänomen), alle kognitiv fitten Autisten in der Schweiz die ich kenne (und das sind viele), haben Schule und Ausbildung/Studium irgendwie (teils holprig und mit Irrwegen) geschafft. Vorteil hier: Die meisten Therapien zielen darauf ab, dem Kind die Welt der Nichtautisten verständlich zu machen, zu dolmetschen, Autismus wird hier weniger als Behinderung gesehen, mehr als "Andersartigkeit", dies führt zu anderen Therapieansätzen.

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Hallo,
die Geschichte ist ja wirklich bemerkenswert. Respekt an euch Eltern. Das war bestimmt nicht immer leicht und auch Respekt an eure Kinder, dass sie solche Leistungen vollbracht haben zu denen mancher Mensch ohne Autismus nicht in der Lage ist. Danke für deine Antwort :)

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Hallo,
es gibt bereits Schulen, die insbesondere auch Kinder mit Autismus (egal welcher Ausprägung) inklusiv unterrichten seit Jahrzehnten. Auch im Grundschulbereich.
Da meine Kinder (heute 15 und 13 Jahre) eine solche Grundschule inklusiv besucht haben, bin ich mir da ganz sicher. Heute besuchen sie eine IGS...natürlich immernoch inklusiv. Medikamente gegen Autismus kenne ich gar nicht und das mussten meine Jungs auch nie nehmen. Nur mein Jüngster ist durch den Autismus noch Epileptiker geworden und nimmt dagegen Lamotrigin - nur das ist ein Antiepileptikum.

Zur Grundschule damals:
Das war eine staatliche Grundschule, die einen ganz normalen Sprengel hatte, zeitgleich jedoch auch aus den umliegenden Dörfern und Städten I-Kinder aufnahm.
Jede Klasse hatte 2 Zimmer - ein normal großes Klassenzimmer und daran war noch ein kleines Rückzugzimmer. Das war eingerichtet wie ein kleines Wohnzimmer mit Sofa, Sessel, Bücherregal.
Wie die Stühle, Tische, Bänke,... im Klassenzimmer standen, hing immer von den Kindern unaufhaltsam ihren Behinderungen ab. In manchen Klassenzimmer wurde streng nach Frontalunterricht unterrichtet, in manchen Räumen, saßen die Kinder im Kreis auf Bänken (ohne Tische). Regelmäßig wechselten die Kinder ihren Platz, Autisten und Kinder mit Wahrnehmungsstörungen behielten ihre Plätze.
Jede Klasse hatte grundsätzlich 1 Grundschullehrer und 1 Förderschullehrer als Klassenlehrer. Jedes Fach wurde immer von 2 Lehrern unterrichtet.
In der Schule gab es (externe) Therapeuten für Logo und Ergo, die jedes Kind mit Förderbedarf und Rezept vom Arzt während des Unterrichts besuchen durfte. Das regelte dann die Schule, welche Stunden am geeigneten waren. Trotzdem gab es wenigstens alle 14 Tage ein Telefonat mit dem Therapeuten und den Eltern.
Die Schule hatte ansonsten für ihre Kinder mit Förderbedarf noch eine Doppelstunde pro Woche „Alltagspraktische Fähigkeiten“ - das nannte sich offiziell Kochen. Hier lernten die Kids alles Praktische von der Planung des Essens, über den Einkauf der Nahrungsmittel, dem Kochen bis hin zum Verkauf. Da fast jeder der Kinder einen eigenen Schulbegleiter hatte, gab es gar kein Problem, die Kids „allein“ in die Stadt einkaufen zu schicken.
Dann gab es in der Schule das Fach „Psychomotorik“ ... ebenfalls 1 Doppelstunde pro Woche.
Ansonsten war der Unterricht für jedes Kind an der Schule individuell und in jedem Fach differenziert. Also nicht nur Kinder mit Förderbedarf hatten einen individuellen Förderplan, sondern jedes Kind.
Probleme gab es an der Schule keine. Die Schule stand seit vielen Jahrzehnten zu dem Konzept. Da stand auch das gesamte Personal dahinter. Wer von den Eltern oder Schülern sich auch nur einmal abwertend äußerte gegenüber Behinderten, durfte das einmal bereuen und danach flog das Kind von der Schule. Es gab nichts, was so schwer geahndet wurde an der Schule, wie das.

Viel schwerer war eigentlich das drumherum. Diese ständigen Formalitäten. Diese Anträge beim Sozialamt und Jugendamt auf die Schulbegleitung. Dann in Diskussionen, dass insbesondere beim Jugendamt die Stunden nicht gekürzt werden. Die Begleitung für die Klassenfahrt,....

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Hallo,
die Schule ist ein Vorbild fürmanch andere Schulen. ich bin begeistert. Eine perfekte Schule, die den Namen Inklusion auch wirklich verdient hat. Es ist schön, dass es solche Schulen gibt. Ich danke dir für deine Antwort :)