Mein Freund ist psychisch krank

Hallo ihr Lieben,

Ich bin eigentlich in den Mamaforen anzutreffen, hatte aber gehofft hier von euch Unterstützung kriegen zu können. Auch wenn ich selbst vermutlich dringend eine Therapie bräuchte ist das hier erstmal das einzige was ich machen kann um mir etwas von der Seele zu schaffen.
Ich bin die Partnerin eines Mannes mit Zwangserkrankung. Wir haben seit November eine kleine Tochter zusammen.
Seit dem Sommer hat er Schlafprobleme durch Zwangsgedanken. Tatsächlich hatte er die schon seit ich ihn kenne, aber wenn er nachts schlafen konnte hatte er es im Griff.
Im Sommer hat sich seine Mutter den Fuß gebrochen was ihn in eine Sorgenspirale gestürzt hat, außerdem wurde er wochenlang von der Hitze wachgehalten. Corona hat natürlich auch nicht geholfen. Ab da ging es langsam aber sicher steil bergab.
Im Laufe der vergangenen Monate wurden die Gedanken immer schlimmer, es drehte sich um Tod und Verlust, wenn in den Nachrichten Bilder echter Leichen auftauchten war er so getriggert, dass er nicht schlafen konnte, Fluchtreflexe hatte und ausfällig und gemein mir gegenüber wurde. Die Nächte waren gezeichnet von nicht abreißenden Panikattacken, er schrie und weinte, wollte nichts als Ruhe im eigenen Kopf, tagelang bekam er keine Minute Schlaf. Vom Hausarzt bekam er Zolpidem und Tavor, beides benutzt er seitdem ab und zu, möchte aber nicht abhängig werden und auch damit braucht es Stunden der Panik bis endlich der Schlaf kommt. Wenn er kein Schlafmittel nimmt, trinkt er Alkohol, wegen inzwischen sehr hoher Toleranz eine halbe Flasche Gin pro Nacht.
Durch Schlafmangel werden Zwangsgedanken stärker.
Waschzwänge fingen an. Die gab es schon vorher, allerdings mehr als Hygienefimmel, keine Draußenklamotten durften die fertige Wäsche berühren und dergleichen.
Das Baby kam, es wurde zwei Wochen etwas besser. Ich schlafe mit ihr im Wohnzimmer, er wird nicht wach, wenn sie schreit, sofern er bis dahin eingeschlafen ist.
Homeoffice für uns beide in Vollzeit, sowie das Baby halten uns 24/7 auf Zack, eine halbe Stunde Spaziergang alle paar Tage ist die einzige Auszeit um mal etwas Abstand zu gewinnen und es reicht nicht aus. Es gibt wegen Corona kein Netzwerk an Freunden und Verwandten auf die wir uns stützen könnten, in der andauernden Krisensituation sind wir isoliert.
Er nimmt sich einen Therapeuten, weil er Angst hat seinen Job zu verlieren wenn jemand erfährt wie schlecht es ihm geht geht er unter falschem Namen zu ihm und zahlt 100€ pro Sitzung als Privatrezept, was von mir überwiesen wird um nicht seinen echten Namen preiszugeben.
Inzwischen gelingt es ihm tagsüber ab und zu etwas zu schlafen, sowie abends vor dem Fernseher.
Die Therapie bringt wenig, wühlt nur viele tief verschüttete Dinge auf, was die Zwangsgedanken verschlimmert. Alle Strategien laufen am Ende darauf hinaus, dass er die namenlose Panik aushalten muss bis sie weggeht. Wenn er das versucht liegt er die ganze Nacht wach, die Angst vergeht nicht und wird nicht weniger.
Jeden Morgen ist unklar, wie wir durch die Nacht gekommen sind.
Tagsüber muss er unmenschlich viel arbeiten, alles was er nicht schafft türmt sich im Postfach, die Sorge, dass jemand merkt, dass er nur noch durchstolpert übernimmt seinen ganzen Alltag.
Meine Bitte er möge doch eine Klinik in Betracht ziehen tut er ab, weil er dann wirklich alles verlieren würde, und wovon wir leben sollten wenn er nicht mehr arbeiten kann. Außerdem hat er den Vorbehalt, dass er in einer Klinik nur mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt würde, bis er nicht mehr er selbst sei, was ihm am Ende auch nicht helfe.
Inzwischen sind wir an einem Punkt wo wir von 10 bis 2 zu dritt auf der Couch schlafen, die einzigen friedlichen Stunden des Tages. Dann wacht das Baby auf und wir beginnen mit der Abendroutine, die wir früher um 11 gehabt haben - Küche aufräumen, Katze füttern, duschen, Kind versorgen. Ab dem Moment wo er sich geduscht hat und ins Bett gehen will fängt ein Waschzwang an, da er zu jedem Zeitpunkt das Gefühl hat Katzenstreu an den Fußsohlen zu haben. Selbst während er sich zum dreißigsten Mal in Folge die Füße wäscht, fühlt es sich so an. Er weiß, dass es nicht sein kann, er geht immer wieder ins Bett und versucht es zu ignorieren, aber dann übermannt ihn die Angst, dass das ihn wachhalten wird. Es ist keine Angst vor Schmutz oder Infektion wie bei den meisten Waschzwängen, es ist reine Angst davor nicht schlafen zu können, weil dann der folgende Tag noch schlimmer wird als der letzte, dass er arbeitsunfähig ist, mit schlimmeren Gedanken. Tatsächlich werden aber sogar Tage nach vollständig schlaflosen Nächten nie so schlimm wie befürchtet. Er kommt irgendwie durch die Arbeit und ist größtenteils ein toller Vater für die Kleine.
Mein Bitten, dass er doch nach mehreren Stunden des Waschens, wieder hinlegen, noch mehr Alkohol trinken in der Hoffnung bald bewusstlos zu werden, usw. einfach aufgeben soll, also aufstehen, sich anziehen und mit mir fernsehen um sich zumindest etwas auszuruhen statt zu schlafen, tut er ab. Dies würde auch bedeuten nicht zu schlafen und macht ihm dieselbe Panik. Auch die Nacht einfach auf der Couch zu bleiben geht nicht, sobald er weiß, dass er seinen Nachtschlaf antritt geht es mit der Angst los.
Der Therapeut hat auch keine Antwort darauf, dass das Aushalten des Zwanges nur zu noch mehr Schlaflosigkeit führt.
Ich bin die ganze Nacht mit ihm wach. Im Rausch und tief in der Verzweiflung wird er ausfällig mir gegenüber, beleidigt mich und schimpft, nur um sich schnell wieder zu entschuldigen und mir nahezulegen ich müsse weg von ihm. Damit will er natürlich bewirken, dass ich ihm versichere, dass ich ihn nicht verlasse, was er mir allerdings auch nicht glaubt, wenn ich es gesagt habe.
Die Angst alleine zu bleiben, die Schuld nicht für seine Familie da sein zu können und die Hoffnungslosigkeit, weil die teure Therapie nichts bringt, all das bringt ihn zum Wunsch, nicht mehr leben zu müssen. Nicht sterben will er, sondern tot sein.
Ich bin anwesend wenn er sich mit aller Kraft mit der Faust auf den Kopf schlägt um vielleicht etwas Erleichterung zu kriegen. Ich bin anwesend wenn er plant sich vor den Zug zu werfen oder alle Schlaftabletten auf einmal zu nehmen.
Ich weiß, an diesem Punkt könnte ich einen Krankenwagen rufen, weil er akut selbstmordgefährdet ist und sich bereits selbst verletzt, aber er sagt wenn ich das tue sei sein Leben auch vorbei. Noch dazu bezweifle ich, dass die ihn mitnehmen würden wo ihm geholfen werden kann, die würden nur akut da sein und uns dann wieder in der Situation alleine lassen müssen, mit dem Unterschied, dass ich dann sein Vertrauen gebrochen hätte.
Ich schlafe noch weniger als er, weil ich ja das Baby versorgen muss. Ich habe unglaublich Angst, dass sie bald verstehen wird was um sie herum passiert, dass sie hört wenn ihr Vater ruft er wolle nur noch sterben. Durch meine eigene Erschöpfung werde auch ich ihr nicht mehr gerecht. Wir können sie wegen Corona nicht mal jemandem geben, der ihr vielleicht einen Ausgleich schaffen könnte, sie ist immer bei uns und schläft leider nicht immer wenn es so schlimm ist.

Wir versuchen an Strohhalmen festzuhalten um bis März zu kommen, wo er vielleicht lang genug frei hat um in eine Tagesklinik zu gehen. Eine stationäre Behandlung wäre nicht sinnvoll, da die wirklich schlimmen Zwänge nur Zuhause auftreten, wenn er ins Bett will.

Ich weiß nicht was ich noch tun kann. Ich weiß nicht wo die Grenze von Unterstützung und Enablen ist. Ich weiß dass ich eigentlich dringend mit dem Kind weg muss, weil meine eigene geistige Gesundheit auf dem Spiel steht und eventuell auch ihre.
Ich habe das Gefühl, dass wir bereits alles tun um Hilfe zu bekommen aber es nichts bringt. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll, da ich bereits vor drei Eskalationsstufen dachte es könne nicht mehr schlimmer werden.

Bitte helft mir, wenn ihr irgendwelche Ideen oder Gedanken habt. Es würde mir auch schon sehr viel bringen zu wissen wie es ablaufen würde, sollte ich den Krankenwagen rufen, weil ich da wohl nicht mehr lange drum herum komme.

Ich danke euch sehr!

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Oh man :( da machst du/ ihr ja was durch. Helfen kann ich nicht, aber fühle dich unbekannterweise gedrückt ❤️

Ich glaube ich würde nicht bis März warten mit einer festen Behandlung, sondern jetzt schon was machen.
Ich glaube auch nicht, dass er deshalb direkt seinen Job verlieren würde.
Sobald es ihm besser geht, wäre er ja wieder arbeitsfähig. Auf einer normalen AU steht für den Arbeitgeber ja keine Diagnose.

Und ich würde an seiner Stelle erstmal regelmäßig Zolpidem und/oder Tavor einnehmen. Wenn man merkt, dass es besser wird, kann man es reduzieren und ausschleichen lassen.
Alkohol hingegen fördert die schlechten Gedanken und Aggressionen.

Ich wünsche euch alles Gute ❤️🍀

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Hallo Liebes,

Ich bin Beraterin in einer Sozialberatungsstelle und habe immer wieder mit psychisch erkrankten Menschen zu tun.

Bitte trenne hier zwei Dinge: Die Sorge um Dich/Dein Kind und die Sorge um deinen Freund. Du brauchst Hilfe, er braucht Hilfe, aber das unabhängig von einander.

Deine Beschreibung seiner Symptome klingt nach er festgefahrenen Abwärtsspirale. Alleine kommt er da nicht mehr raus. Aber, er weiss welche Angebote es gibt. Er weiss, dass er in eine Klinik gehen sollte, dass Alkoholmissbrauch selbstverletzendes Verhalten ist. Er weiss, dass er dringend Hilfe braucht bevor er vollständig zusammen bricht.

Du kannst ihm hier nicht helfen. Du musst nun für dich und dein Kind sorgen. Bitte wende dich an eine Lebensberatung oder Beratungsstelle die auch Angehörige von psychisch Kranken unterstützt. Die meisten tun das. Caritas, Diakonie, Awo... Man kann dich dort regelmäßig beraten wie du mit der Situation umgehen kannst. Denn wenn das so weiter geht wirst du auch krank werden. Ihr seid zu sehr in den zwängen verstrickt. Solange alles so weiter läuft, wird dein Freund nicht den nötigen Druck haben, um etwas zu unternehmen.

Hast du die Möglichkeit eine Weile auszuziehen? Zu Familie oder freunden? Um Abstand und Klarheit zu gewinnen.

Alles Liebe
Muriel

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Huhu,

ich denke, dass eine richtig eingestellte Medikation der erste wichtige Schritt in die richtige Richtung ist. Deshalb macht mich dieser Satz von dir echt stutzig:

"Vom Hausarzt bekam er Zolpidem und Tavor, beides benutzt er seitdem ab und zu, möchte aber nicht abhängig werden"

Dazu dann der Satz:
"Wenn er kein Schlafmittel nimmt, trinkt er Alkohol, wegen inzwischen sehr hoher Toleranz eine halbe Flasche Gin pro Nacht."

Und die Alkoholsucht ist dann besser als eine eventuell eintretende Medikamentenabhängigkeit? Er ist ja schon voll im regelmäßigen Alkoholkonsum drin. Zumal sie keine Probleme löst und eine medikamentöse (+ regelmäßig eingenommene!) Therapie aber eine große Hilfe sein kann.


Eine Gesprächstherapie reißt eben Wunden auf, das gehört dazu und da muss man durch. Das ist ein langer und schwieriger Prozess. Aber viele Probleme verdrängt man und diese sollten aufgearbeitet werden. Am Ende fühlt man sich befreit und es wird langsam besser. Vielleicht sollte er erst richtig medikamentös eingestellt sein, um gefestigt in diese Gesprächstherapie zu gehen.
Das sind nur meine eigenen Erfahrungen/Einschätzungen.


Ich wünsche euch alles Gute #klee

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Danke dir

Die Sache ist die, dass man von Alkohol wieder runterkommen kann, von Benzodiazepinen nicht. Und Zolpidem macht ihm Migräne und Halluzinationen, also bleibt nur Tavor übrig. Ich bin aber natürlich auch auf der Seite der Medikamente, stünde auch einer Abhängigkeit nicht zwangsläufig entgegen, sofern dadurch wirklich die Lebensqualität wieder zunehmen sollte.

Er hat jetzt erst (wieder vom Hausarzt, der lang ersehnte Psychiatertermin ist erst im Februar) Antidepressiva verschrieben bekommen, hat aber Angst, weil in den ersten Wochen damit meistens erstmal alles schlimmer wird. Dennoch bin ich sicher, dass er sie nehmen wird, ich hole sie heute von der Apotheke ab.

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Zopiclon 7,5mg oder Melneurin 25mg ist besser verträglich, als Zolpidem.

Antidepressiva gibt es ja auch unterschiedliche. Was hat er davon denn schon probiert?
Bei uns auf Station sind Citalopram, Mirtazepin und Quetiapin die üblichsten.

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Beim Lesen deines Textes habe ich Gänsehaut bekommen. Wahnsinn, was du die letzten Wochen und Monate hinter dich gebracht hast.

Dein Freund ist psychisch krank. Dein Freund braucht dringend Hilfe. Du aber auch. Gibt es vielleicht unabhängige Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst? Selbsthilfegruppen?

Was mir aufgefallen ist bei deinem Text: es geht zu 100% um deinen Freund. Er nimmt durch seine Krankheit eine wahnsinnige Rolle in deinem Leben ein. Jetzt hat sich aber was in deinem Leben verändert: Du bist Mama geworden. Dein Fokus sollte eigentlich nun von deinem Freund auf euer Baby gehen - du schreibst selber "durch meine eigene Erschöpfung werde ich ihr nicht mehr gerecht". Spätestens da würden bei mir die Alarmglocken schrillen. Dein Baby ist eine Schutzbedürftige. Deine Schutzbedürftige. Dein Freund ist ein erwachsener Mann und so wie sich das liest, wirst du ihn nicht "retten" können. Er benötigt dringend Hilfe von außen, professionelle Hilfe, die du nicht leisten kannst. Du aber genauso. Lass dich beraten. Suche dir auch Hilfe.

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Danke. Es erleichtert mir schon den Alltag etwas wenn mir jemand sagt, dass ich wirklich viel leiste. Diese Anerkennung tut irgendwie sehr gut wenn man monatelang zwar gelitten hat, aber nicht annähernd so viel wie der Andere.
Na klar ist mein Fokus aufs Baby gegangen und ich weiß auch, dass ich irgendwo mit der Verantwortung am Ende bin, dass ich sie schützen muss statt ihn. Aber ich habe nicht die Kraft einen schwerkranken Menschen im Regen stehen zu lassen, noch dazu wo er wirklich alles versucht, außer einer Klinik und bis dahin ist es auch nicht mehr weit.

Alles was du sagst habe ich auch gedacht, schon vor Monaten. Er benötigt Hilfe - hat er, wirkt nicht. Er benötigt Medikamente - hat er, er probiert immer neues aus, nichts ist wirklich zielführend.
Psychisch Kranke brauchen Rückhalt und Unterstützung, wie alle anderen Kranken auch. Er ist trotz allem noch ein wunderbarer Mensch und ich kann ihn nicht alleine lassen. Wenn es mir so schlecht ginge würde ich auch von ihm erwarten, dass er bei mir bleibt.
Ich hab ihm gesagt, dass ich auch eine Therapie möchte und auch wenn er offensichtlich panische Angst hat, dass ich dort gesagt bekomme, dass ich ihn verlassen muss, wird er sich da bald drauf einlassen.

Ich hab auf jeden Fall gelernt, dass ich unglaubliches schaffen kann wenn nötig. Massiver Schlafmangel, Hausfrau, Vollzeitstudentin, Mama und naja, Pflegekraft gleichzeitig, alles ohne familiären Rückhalt wegen Pandemie. Wie auch immer ich da raus gehe, irgendwo wird es mich sehr gestärkt haben, am Ende. Und ich werde Wege finden unsere Tochter besser zu schützen, das ist natürlich auch in seinem Interesse und wir finden da etwas, zusammen.

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Hallo, Dein Post hat mich sehr berührt und ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie Du Dich zur Zeit fühlen musst und welcher immense Druck auf Die lastet.
Da ich noch nicht in Deiner Situation war, kann ich Dir nur den Rat geben, den Du eigentlich schon selbst als Alternative siehst: Du musst Dich trennen. Eigentlich komplett, aber ich kann mir gut vorstellen,dass Du das jetzt noch nicht schaffst, da Du ihn ja liebst und ihn nicht aufgeben willst. Daher trenn Dich wenigstens räumlich.
Du und Dein Kind ( und ich nenne bewusst Dich zuerst, denn man liest aus jeder Zeile, wie sehr Du - zu Recht- belastet bist und leidest) müsst aus dieser ungesunden Spirale Deines Partners raus. Dein Partner hat zwei große Baustellen, seine Zwangserkrankung und wohl auch seine Alkoholabhängigkeit. Bei 3,5 Flaschen Gin in der Woche sind schon ne Hausnummer und wenn er nicht physisch abhängig ist, dann auf jeden Fall psychisch.
Inwieweit seine Angst begründet ist, den Job zu verlieren, wenn er seine Erkrankung offiziell macht und in eine Klinik geht, kann ich nicht beurteilen, ist aber auch zweitrangig. Ich als Laie glaube nämlich, dass ein Klinikaufenthalt alternativlos ist. Ob ein Besuch in der Tagesklinik ausreicht, bezweifle ich, aber ich bin da auch zu sehr Laie. Und hilft auch DIR in der Situation wenig.
Daher nochmal mein Rat, trenn Dich wenigstens räumlich von ihm, wenn es irgendwie geht. Trefft Euch in den guten Momenten des Tages. Wenn es schwierig wird, zieh Dich raus.Nimm Dich aus der Verantwortung für seinen Zustand raus.
Hast Du jemanden, bei dem Du unterkommen kannst, evt Eltern?
Warte ab, ob er wirklich in die Tagesklinik geht und ob eine dortige Behandlung Erfolg hat, dann entscheide weiter, ein Schritt nach dem anderen. Auch Du musst aus der Spirale, in die er Dich mit reingezogen hat, rauskommen. Das ist doch kein Leben, dass Du gerade führst,das ist doch nur noch ein Aushalten und das noch mit einem Baby.
Und lass Dir nicht den Schuh anziehen,Du missbrauchst sein Vertrauen,wenn Du andere Menschen zu seinem, aber auch zu Deinem Schutz ins Boot holst.
Ich wünsch Dir von Herzen alles Gute!

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Ich bin nur bis zum ersten Drittel gekommen.

DA müssen PROFIS ran.

Therapie für dich: sehr, sehr gute Idee !
Wie kannst du dich selbst schützen?
Wie kansnt du für euer Kinder Mehrfach sein
- Mutter
- Vatersersatz (nicht den Vater ersetzen, aber für das Kind da sein, auffangen, wenn Vater als Vaterfigur gerade ausfällt)
- Auffangstation für Probleme des Kindes
- Manager für Therapien und Unterstützung für euer Kind.

Alleinerziehend kann insofern einfacher sein, weil du dann NUR Mutter und Auffangen ohne Vater wärst.
DIe Vaterkontakte und damit einhergehenden psychischen Probleme, was Kind voll mitbekäme, ließen sich anders dosieren, koordieren. Kind hätte überwiegend ein stabilies Umfeld und Vater gelegentlich, wenn er der Situation gewachsen ist.

So bekommt euer Kind ALLES mit. Ständig. Immer. Im Alltag. Deine Nerven.

Nein, ich rate NICHT zur Trennung.

Wohl aber zu Hilfe für dich ! Dringend.

Es kommt häufiger vor, dass Burn Out sich in der Familie ausbreitet. Fokusieren sich alle nur auf den Patienten, brechen andere Familiemitgleicher auch zusammen, weil sie die Mehrfachbelastung mittragen. Den Alltag alleine wuppen und dann noch pflegen-koordinieren-medizinisches mitmanagen und dann noch andere Familienmitglieder mitauffangen.


Setze da an, dass DU SELBST nicht zusammen brichst !



Das andere:

"Wenn er kein Schlafmittel nimmt, trinkt er Alkohol, wegen inzwischen sehr hoher Toleranz eine halbe Flasche Gin pro Nacht."

Medikamente will er nicht, weil sie abhängig machen.
"Wenn er kein Schlafmittel nimmt, trinkt er Alkohol, wegen inzwischen sehr hoher Toleranz eine halbe Flasche Gin pro Nacht."

Alkohol macht es noch mehr.
Alkohol kann nicht ausgeschlichen werden !

Wenn er da dann trocken werden will (nachdem er voll in die Sucht abgerutscht ist), wird alles wieder hochkommen. Zwangsgedanken, das war zu den Gedanken geführt hat (Traumata, was auch immer).


In der Spirale der Zwangsgedanken ist es durchaus logisch wie er vorgeht. Dass keiner es mitbekommen soll und und und.

ABER
auf lange Sicht macht er sich damit alles kaputt!
Je mehr er tut, damit es niemand merkt, desto mehr treibt er sich in den Wahnsinn rein.
Dann fliegt alles auf, wenn er am Ende ist. Alkoholsucht, kein Geld, nicht mehr arbeiten können und und und.


Kann der Hausarzt ihn einweisen lassen?
Es muss ja nicht die Klinik im Landkreis sein. Nachbarlandkreis wenn was frei ist, wäre auch was.

Untersuchungen
PASSENDE Medikamente, damit er wieder in die Spur kommen kann
Ergänzt um Therapien.

Ab wann der Arzt das auch gegen seienn Willen tun kann, weiß ich nicht.
Informieren würde ich mich.
Sobald du/euer Kind in Gefahr geratet, solltest du DEINE Handlugnsmöglichkeiten kennen.


Freiwillig wird er nur etwas tun, wenn er so am Ende ist, dass NICHTS mehr geht.
Das kann noch lange dauern oder sehr schnell gehen.
Das kann aber auch schwierig werden, weil er dann ja mit einem Schlag gegen alle Ängste handeln müsste.


Besprich dich selbst mit Therapeuten!

Such dich Beratungsstellen für ANGEHÖRIGE von
- psychisch kranken
- Alkoholkranken, wenn er es noch nicht ist, rutscht er gerade voll rein.

Außerdem solltest du dich dringend mit dem behandelnden Arzt in Verbindung setzen.
Hinweis geben: Alkohol und Medikamente = Gefahr !!!!!

Auch wenn er es nicht zeitgleich einnimmt. Zu kurze Abstände oder wenn der Alkohol noch nicht abgebaut ist ...... das sind Wechselwirkungen , die der Arzt DRINGEND wissen sollte !



Für später:
je mehr euer Kind mitbekommt, umso wichtiger, dass euer Kind Therapien, Gruppen, Aufklärung bekommt.

Papa ist Papa
aber gesund ist anders.
Lieben ist ok
Vorbild sollten andere Menschen sein

Es gibt auch Gruppen für Kinder, die in zwei Welten aufwachsen.
Gesundes Umfeld und ein Elternteil schwer krank (psychisch, körperlich). Dort können sie sich austauschen über Belastungen, Ängste usw. was sie im gesunden Umfeld nicht können.

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Ganz wichtig:

befasse dich mit dem Thema CO-Abhängigkeit

1. für dich: wie weit steckts du drin?!
Rutschst du weiter rein.

Auch Co-Abhängigkeit ist eine Abhängigkeit !

Aus der kannst du nur selbst raus. Daher: Therapie und Hilfe für DICH ist gerechtfertigt. Egal, was andere denken. Wenn du Co-ABHÄNGIG bist, ist es DEINE Entscheidung DIR Hilfe zu suchen, um DEINE Abhängigkeit zu beenden!


2. damit euer Kind nicht Co-Abhängig gemacht wird.
Weder von ihm direkt

Noch von dir selbst, durch Vorleben der Co.abhägigen Handlungen.

Lernt euer Kind das doppelt kennen, wird es noch schwerer da rauszukommen



3. Co-abhängig gibt es nicht nur bei Alkoholkrankheit.

Wobei er ja deutliche Anzeichen da bereits zeigt.

Auch bei psychischen Erkrankungen, Zwangshandlungen etc.

er bringt dich dazu, Dinge zu tun oder zu unterlassen, wie es ihm SEINE Krankheit vorgibt.
Er ist Abhängig ist seiner Krankheit.
Du handelst, wie es ihm SEINE Krankheit vorigbt und er dir.

Daher befasse dich damit.

Nur wenn du FÜR DICH SELBST weißt, was du möchtest, wirdst du einen Weg finden. Bzw. Entscheidungsfähig sein.
Nur tun, was seine Krankheit vorgibt, ist eine Passivität, aus der du mit der Zeit immer schwerer rauskommst.

Er wird nichts ändern.
Du bist gefangen in seinem nicht ändern wollen und in deinem in der Gewohnheit gefangen sein und somit abhängig von seinen Zwangsgedanken, weil du immer denkst, was er wohl denkt / tut / ok findet .....

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Du hast schon sehr viele sehr gute Ratschläge bekommen. Ich möchte nur noch zwei Punkte anhängen, die Du berücksichtigen solltest. Zum einen würde ich ohne Gnade und Barmherzigkeit den Notarzt rufen, wenn er nochmal Selbstmordgedanken äußert. Stell Dir vor, er macht es tatsächlich, wenn Du unterwegs bist. Du machst Dir lebenslang Vorwürfe.
Zum anderen, wo siehst Du Dich und Dein Kind in 3 Jahren? Dann bist Du ein psychisches und physisches Wrack- und was für Eltern erlebt das Kind? Weit weg von jedem Spaß, Ungezwungenheit, Herzlichkeit - nur Zwang, Angst, Pflege, Bedrückung. Furchtbar.
Dein Partner muss sich einer stationären Behandlung unterziehen, daran wird er kaum vorbeikommen, irgendwann bricht er komplett zusammen. Sicher wird er auch Medikamente bekommen (müssen), aber so wie jetzt ist das ja auch kein Leben. Für ihn nicht, für Dich nicht und Dein Kind bald auch nicht.
Alles Gute!
LG Moni

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Kurz und knapp:
Ich befürchte du bist Co-Abhängig.
Einige Infos stimmen nicht, die du vielleicht von deinem Freund hast, er scheint ein Meister der Ausreden zu sein:
- Benzos werden bei Zwangsstörungen selten eingesetzt, und wenn dann nur in einer Krise.
-Antidepressiva mit Serotoninwiederaufnahmehemmern sind Mittel der Wahl, damit bleibt man durchaus arbeitsfähig (oder wird es wieder).
- Gin (ich liebe Gin) ist gerade im Kontext der Probleme deines Freundes und in der genannten Dosierung so ziemlich die schlechteste Wahl.
Gin-Abusus ist bei psychischen Erkrankungen gefährlicher als andere hochprozentige Getränke (wobei Alkohol-Abusus sowieso besch..... ist)
-Zwischen sich allabendlich besaufen, alle sinnvollen Massnahmen ablehnen (inkl. Medikamente) und stationärem Klinikaufenthalt ist ein weites Feld der Möglichkeiten. Wenn man denn will.
-Irgendwie habe ich das Gefühl, dein Freund ist gut im "Nein-Sagen", was er alles nicht will.
-100 Euro pro Stunde bei irgendeinem Therapeuten, von dir finanziert, sicher dass er überhaupt hingeht? Ein Erfolg ist so oder so damit nicht zu erwarten.
-Migräne gehört nicht zu den Nebenwirkungen von Zolpidem, Kopfschmerzen schon. Nach einer halben Flasche Gin (oder mehr) ist mindestens so sicher mit Kopfschmerzen zu rechnen.
-was wäre mit einem Psychiater, seriöser medikamentöser Einstellung und Alkoholentwöhnung, so als Anfang, und in einem nächsten Schritt ambulante Therapie.

Ja, ich würde ausziehen, du tust dir, deinem Kind und deinem Freund keinen Gefallen, wenn du weiter in der Situation verharrst.

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Was ich in diesem Fall nicht verstehe - warum verschreibt der Hausarzt wahllos Psychopharmaka nach dem Motto-wir probieren alles durch, vielleicht hilft etwas. Es ist nicht das Fachgebiet des Hausarztes, der Zustand des Mannes ist sehr ernst, da sollen erfahrene Psychiater ran. Ich vermute, dass er um einen Klinikaufenthalt nicht drumherum kommt, dort kann er Tag und Nacht beobachtet werden damit sich die Ärzte ein vollständiges Bild bezüglich seiner Erkrankung machen können. Ist bei einer physischen Erkrankung doch genauso. Die TE könnte dann auch endlich zur Ruhe kommen und Kräfte sammeln und sich eventuell um eigene Therapie kümmern

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Hallo,

Also nach deinem Text bin ich der Meinung, dass dein Mann einen PuNkt erreicht hat, aus dem er absolut nicht mehr alleine raus kommt. Und das wird nicht besser werden, nur schlimmer und schlimmer.
Tagesklinik ist bei der Symptomatik meiner Meinung nach absolut keine Option. Ich habe selbst einige Jahre in der Psychiatrie gearbeitet und ich denke, dass es über kurz oder lang einfach am meisten Sinn macht komplett aus seinem aktuellen Umfeld raus in eine stationäre Behandlung zu gehen.
Du kannst nicht in dem Maß helfen, in dem du es gerne tun würdest. Ich finde die Einstellung Zolpidem und Tavor nicht regelmäßig zu nehmen wirklich sehr gut, denn ich habe einige Entzüge mitgemacht die alles andere als schön waren! Alkohol ist aber auch einfach nicht die bessere Wahl.

Daher meine ganz klare Empfehlung: geht in eine Stationäre Behandlung! Sobald wie möglich!! Dort kann er unter Aufsicht Tavor und Zolpidem einnehmen und auch andere Medikamente und gleichzeitig Therapien machen um aus seiner aktuellen Struktur auszubrechen. Nehmt nicht den Weg über die Tagesklinik, denn das wäre meiner Meinung nach in diesem Zustand komplett verschwendete Zeit, denn dafür ist er nicht stabil genug!

Meldet euch in einer Psychiatrie in der Nähe an und erbittet sie schnell wie möglich einen Termin! Der Arbeitgeber muss davon nix erfahren, krank ist krank und womit geht den Arbeitgeber nichts an.

Ich drücke euch die Daumen das ihr das hin bekommt.