Asperger Autismus / geistige Behinderung bei unserem Sohn ?

Hallo ihr lieben,

ich habe lange überlegt ob ich hier mal posten soll und mich jetzt dazu entschieden. Ich hoffe, ich bekomme hilfreiche tipps. Bitte keine Anfeindungen, es fällt mir schwer genug #danke.

Und zwar haben wir mit unserem 9 Jährigem Sohn einen mittlerweile Jahrelangen Behandlungs und Diagnose "Marathon" hinter uns. Viele besuche bei verschiedenen Ärzten und Krankenhäusern. Angefangen hat es damit, dass wir in der 1. Klasse nach ca. 3 Wochen gemerkt haben, dass er überhaupt nicht mehr hinterher kommt mit dem Lernstoff und auch mit der Ordnung von seinem Schulzeug usw. Allgemein ist Ordnung ein ganz großes Problem. Jedenfalls fing er dann an Täglich mehrere Stunden zu Brüllen wenn es um Hausaufgaben ging. Man konnte ihn nicht mehr beruhigen und er war wie ein anderes Kind. Er hat sich so in diese Verweigerung reingesteigert, das man nichts tun konnte. Auch wenn ich ihm Hilfe usw. angeboten habe oder mit ihm die Hausaufgaben erledigt habe. Dieses Gebrüll hat sich zeitweise ausgeweitet in alle andere Lebenslagen. Teilweise musste mein Mann mehrmals die Woche früher von der Arbeit nach hause kommen um mich (auch) mental zu unterstützen. Der Höhepunkt war erreicht, als eine völlig Fremde Frau Sonntag morgens bei uns geklingelt hat und nachgefragt hat, was denn los sei. Sie höre ein Kind ganz schrecklich Brüllen. Wir haben ihr dann Erklärt dass unsere Tochter heute dran war mit Brötchen kaufen und er nächstes WE wieder. So wie immer- im Wechsel. Das war eine schlimme Situation ...
Wir sind natürlich mit der Schule immer im Austausch und habe auch versucht irgendwie zu erklären was los ist und Verständnis für ihn zu bekommen. Er wurde auf LRS / Dyskalkulie / ADHS bis jetzt getestet und die Ergebnisse waren nix ganzes und nix halbes. Dann sind wir auf Asperger -Autismus gestoßen und davon zeigt er laut Psychologen deutliche Anzeichen. Diagnose läuft noch :(. Ebenso wurde ein IQ Test gemacht und der ist wirklich schlecht ausgefallen. Er liegt im untersten drittel . Laut Arzt fehlt nicht mehr viel zur Geistigen Behinderung. Das werden wir jetzt auch abklären. Das sind natürlich Aussagen die einem als Eltern wirklich den Boden unter den Füßen weg ziehen. Aber wir merken immer mehr wie schwer es im Täglichen miteinander ist. Nicht Menschlich, er ist ein ganz süßer, lieber, hübscher junger"mann"und hat gute Manieren, darauf werden wir oft angesprochen #verliebt.. Aber seinen Alltag zu bewältigen ist ein Mammut Projekt. Es fängt an morgens beim anziehen, er braucht ewig und ist total überfordert. Dann geht es weiter mit dem Schulzeug. Er hat es am Abend gepackt mit unserer Kontrolle, aber bis zum nächsten morgen wieder alles ausgepackt und verschlampert. Das heißt, er vergisst täglich sehr viele Sachen. Dann kommt er von der Schule und hat dort wieder was gegessen, getrunken, noch an seine Hausaufgaben gedacht die er mitnehmen musste. Meistens liegt sein halbes Schulzeug auch in der Schule verteilt. Wir kaufen fast Wöchentlich neue Kleber, Scheren usw. Mindestens 3 mal die Woche vergisst er Hausaufgaben zu erledigen oder lässt die erledigten HA's in der Schublade liegen. Es ist das reinste Chaos. So geht es den ganzen Tag weiter. Er ist total überfordert und durcheinander und kriegt keine Reihenfolge in die Sachen die er tun muss. Er kriegt selber keine Struktur in seine Aufgaben. Auch Körperhygiene ist eine Sache an die wir ihn stets erinnern müssen bzw. daneben stehen müssen damit es gemacht wird. Seine 4 Jährige Schwester kriegt das genau so gut hin wie er. Seine Wutanfälle sind zum Glück fast weg, aber nur wenn wir permanent an die Hand nehmen und ihn unterstützen. Kennt das so jemand ? Natürlich mache ich das ! Und auch ohne ihm Vorwürfe zu machen ! Aber es ist verdammt anstrengend und nimmt mit 3 anderen Kindern den ganzen Tag in Anspruch. Hat jemand Tipps und tricks wie es einfacher gehen könnte? Hat jemand ein Kind mit dem das Leben so ähnlich ist? Wir werden bald umziehen und erwägen ernsthaft, ob er dann nicht auf einer Förderschule besser aufgehoben wäre als auf einer Regelschule. Achso und vielleicht liest es sich für die ein oder andere, als ob unser Sohn das mit Absicht macht. Das kann ich ausschließen, er leidet selber sehr unter der Situation.

Vielen Dank fürs lesen. Vielleicht habe ich ein paar Infos vergessen, dann einfach nachfragen. Lg

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Habt ihr mal daran gedacht, ihn wie einen Autisten zu behandeln?
Ok, mal davon dass Asperger Syndrom und eine Lernbehinderung/geistige Behinderung sich schon per Definition ausschließen, gibt es ja noch andere Autismusformen. Und auf den IQ-Test selbst würde ich nicht allzuviel geben. Bei Autismus ist der mit arger Vorsicht zu genießen. Autismus ist eine Entwicklungsstörung mit weitreichenden Wahrnehmungsstörungen in allen Bereichen. Schon die Tatsache allein, dass dein Kind selbst darunter leidet zeigt dass der IQ allein so niedrig nicht sein kann. Nur ein aussagekräftiger IQ-Test bei einem Autisten muss barrierefrei sein. Das gibt es nur quasi nicht. Also muss der Test wenigstens von einer dem Kind bekannten Person gemacht werden, die Erfahrung mit Autismus hat und weiß was da was bedeutet und welche Fragen überhaupt für einen Autisten Sinn machen und welche nicht. Wie genau muss eine Frage gestellt werden, damit ein Autist sie überhaupt verstehen kann (das hat nichts mit dem IQ zu tun)? Was darf auf gar keinen Fall jemals in der Frage auftauchen?

Meine beiden Söhne sind Frühkindliche Autisten. Mein Ältester hat einen IQ von 101, der Kleine einen IQ von 70 - beim Frühkindlichen Autismus ist man bezüglich des IQ nicht so "eingeschränkt". Mein Ältester wird in einer IGS regelbeschult, mit Teilhabeassistenz während der Hauptfächer und einem Sonderpädagogischen Förderbedarf in Sprache plus einigen Nachteilsausgleichen. Mein Jüngster ist jetzt in der 4. Klasse einer normalen Grundschule - inklusive Beschulung mit dem Förderbedarf Geistige Entwicklung und mit seiner Teilhabeassistenz 1:1 für die gesamte Zeit inkl. der Pausen. Allerdings hat er auch noch einige andere Baustellen.
Das Familienleben ist möglich, aber es hat sich natürlich dem Autismus der Kinder angepasst. Das ist für uns nervlich, finanziell und zeitlich eine Herausforderung. Früh wird der Große geweckt und will als erstes baden (jeden Morgen...frag nicht nach meiner Nebenkostenabrechnung) - einmal Badewanne volllaufen lassen und wieder leermachen, während er drin liegt, kein waschen, nix. Da es ohne waschen natürlich nicht geht, muss er vorher duschen. Das macht er aber nicht allein (da steht er nur unter der Dusche und lässt sich berieseln). Seine Kleidung muss dann in einer ganz bestimmten Reihenfolge, mit einer ganz bestimmten Faltung übereinander auf die warme Heizung gelegt werden (Sohnemann trägt nur vorgewärmte Kleidung) und danach ist ihm der Tag vollkommen egal. Aber wenn das nicht passt früh, geht es bis hin zur Schulverweigerung. Er braucht natürlich auch sonst tagsüber noch Hilfe, aber es hält sichern Grenzen. Trotzdem ist es deutlich mehr als gleichaltrige Jungs.
Mein Jüngster ist ein regelrecht wasserscheu. Ihn früh Baden oder duschen zu wollen ist unmöglich, also bloß waschen...anziehen. Er will sich selbst anziehen und ärgert sich dann, wenn es nicht so klappt. Er hat eine (autismusbedingte) Essstörung und isst praktisch wirklich kaum verschiedene Speisen. Kein Gemüse, kein Obst, fast alle Fleischsorten, keine Wurst, Nudeln, Brot/Brötchen, Nutella - stationäre Esstherapie hatte er schon. Sein Autismus zeigt sich hauptsächlich dadurch, dass er immer und immer wieder den Tages-, Wochen-, Jahresplan wissen will. Für ihn ist das essentiell. Die ihm mitgeteilten Pläne dürfen dann auch nicht geändert werden. Das kann er nicht verkraften. Wir müssen also sehr aufpassen, dass wir ihm nichts versprechen, was wir nicht 100%ig wissen, dass wir es wirklich machen. Besser ist dann wirklich, dass wir einfach sagen: "...darüber müssen wir noch nachdenken." Ein Autist braucht feste Strukturen denen er vertrauen kann.
Das "verlorene Schulzeug", besonders der Kleinkram, ist eine Freude für alle Eltern. Das hat nichts mit deinem Kind zu tun. Radiergummis habe ich prinzipiell schon zerschnitten vor der ersten Nutzung. Ich habe einen ganzen Schrank voller Vorräte von Schulzeug - das findet sich zum glück auch wieder an.

An deiner Stelle würde ich zu einem guter guten Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) gehen - mit angeschlossenem Autismustherapiezentrum. Die sind sehr selten. Lass dein Kind dort nochmal diagnostizieren und melde es ggf. gleich im ATZ an.
Gehe zum Sozialamt und beantrage eine Teilhabeassistenz für deinen Sohn. Man braucht keine Enddiagnose um diese zu bekommen. Die Teilhabeassistenz ist genau dafür zuständig, den Job in der Schule zu tun, den ihr zu Hause übernehmt. Also Organisation, Wutausbruch verhindern,...
So kommt ihr vielleicht um die Förderschule herum.

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Liebe Zaraa,

zum ersten gibt es bei Asperger Autismus keine geistige Behinderung. Bei Autismus ist
eine IQ-Testung so und so sehr schwierig. Warte erst einmal die ganze Diagnostik ab, wenn sie noch läuft und kuck was dabei herauskommt. Wenn es unbefriedigend läuft,
Zweitmeinung bzw. Zweitdiagnostik machen lassen.

Mein jüngster Sohn hat frühkindlichen Autismus mit einer leichten geistigen Behinderung.
Für Autisten ist es wichtig, dass sie einen strukturierten Tagesablauf haben. Wie wäre es mit einer leichten ToDo-Liste? Aufschreiben, was dein Sohn zu erledigen hat am Tag. Das
kann ganz normal sein oder in Form eines Belohnungssystems.

Ich kann dich gut verstehen. Kinder mit Autismus oder ADHS sind sehr anstrengend. Und diese Kinder machen es nicht Absicht. Da sollte man sich auf jedenfall Hilfe holen.
Mein jüngster Sohn kann sich zwar selber waschen und auch anziehen. Aber man muss
ständig dabei stehen, weil sie es entweder schlecht selber oder gar nicht machen.
Beobachte mal, wieviel Zeit und Beaufsichtigung dein Sohn brauch bei den Verrichtungen
wie waschen und anziehen. Vielleicht reicht es ja für einen Pflegegrad (früher Pflegestufe). Für die Schule kann man über eine Schulbegleitung nachdenken, ob es notwendig ist. Macht dein Sohn irgendwelche Therapien?

Wünsche dir viel Kraft. Von mir hast du das vollste Verständnis

LG Hinzwife

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Ich kann dir sagen wie anstrengend Kinder mit AUTISMUS UND ADHS sind. Mein Sohn hat leider in die Vollen gegriffen und hat beides.
Sonst gehts mir mit meinem Sohn wie mit deinem. Prinzipiell kann er die meisten Sachen. Aaaaaaaaaber selten ohne Aufsicht und Kontrolle. Körperhygiene-vergiss es. VErsteht er nicht und regt sich noch auf wenn ich ihn nicht die ganze Woche die gleichen Socken anziehenlasse. Wieso soll er sich waschen, ich hab doch erst....

Ela

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Hallöchen,hier sah es eine Weile so ähnlich aus ständig wurden/werden Sachen vergessen, das hat sich mittlerweile gebessert.Besteht die Möglichkeit das er ein Mäppchen mit Schere, Kleber usw. bei seiner Lehrerin aufbewahren lässt damit er im Notfall etwas da hat?Ein Nachteilsausgleich würde wenn er bei bestimmten Sachen Probleme hat helfen (mehr Zeit für Aufgaben oder weniger Aufgaben)Und was ich sehr hilfreich fand, abends alles was für den kommenden Tag ansteht absprechen und ihn das wiederholen lassen damit man sich sicher sein kann dass er weiß was kommt(klappt zwar auch nicht immer aber es hilft)Wir hatten hier auch Asperger im Gespräch aber ähnlich wie bei dir nichts ganzes und nichts halbes,es waren Anzeichen da aber nicht genug für eine Bestätigung.

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Was mir gerade noch einfällt,war er bei den IQ-Test ausgeschlafen?Wir hatten in den letzten 5Jahren 10 IQ-Tests(verschiedene Ärzte und SPZ's)und bei den Terminen die Nachmittags waren hat er deutlich schlechter abgeschnitten.Er geht mittlerweile auf eine Realschule(7te bald 8te Klasse) mit Nachteilsausgleich kommt er auf einen Notendurchschnitt von 2,ohne wäre er auf 3-4.

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Interessant: bei Kindern von Freunden standen auch schon IQ Tests an.
Bei JEDEM Termin wurde ihnen gesagt, dass die Tests MORGENS gemacht werden MÜSSEN, weil sie sonst nicht aussagekräftig sind und nicht gewertet werden dürften. Die Ärzte/Stellen dürften sie nachmittags gar nicht statt finden lassen.

Vielleicht kommt es auch den Test selbst an.

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"Seine Wutanfälle sind zum Glück fast weg, aber nur wenn wir permanent an die Hand nehmen und ihn unterstützen. Kennt das so jemand ? "

Ja, das kenne ich. In meinem Freundeskreis sind einige mit Asperger Autismus.
Bei fast allen war das als Kind so!

Leider kenne ich kein Forum. Von Reha Kids habe ich nur gehört.
Sucht euch jemanden mit dem ihr euch austauschen könnt. Damit ihr euch was Gutes tut, versteht. Das erleichtert vieles.

Ich selbst habe ADHS. Das hat Parallelen mit Asperger Autismus bzw. gemeinsame Symptome.
Auch die Kombination aus Asperger Autismus und ADS sind häufig.

". Dann geht es weiter mit dem Schulzeug. Er hat es am Abend gepackt mit unserer Kontrolle, aber bis zum nächsten morgen wieder alles ausgepackt und verschlampert. Das heißt, er vergisst täglich sehr viele Sachen."

das kenne ich von mir, vielen ADSlern


Schritt 1 wäre sucht euch Austausch mti anderen Eltern! die das auch kennen.
Das kann euch selbst gut tun, aufatmen geben, Hoffnung geben, nicht damit alleine sein

Manche können euch auch Tipps geben, Ärzte, Medikamente, gescheiterte Versuche, Schulen, Anträge bei Ämtern, evtl. Pflegegeld, evtl. Pflegekräfte, Unterstützung in vielen Lebenslagen (wo beantragt man, woher bekommt man) usw.

Förderschule klingt gar nicht mal so schlecht.
Wenn diese GUT ist. Auf die Probleme deines Sohnes eingestellt ist.
Es gibt so viele Förderschulen mit so vielen Schwerpunkten.

Schwerpunkt sollte passen
und die Umsetzung des Schwerpunktes auch!

Kleine Klassen
evtl. 2 Lehrer (auch wenn einer mal krank ist)
klare Strukturierung

auch Begleitung im Alltag

evtl. könnt ihr auch Hilfe bekommen, die regelmäßig zu euch kommt.
Um euch zu entlasten. Z.B. dass du Zeit für/mit den anderen Kindern hast.
Familienhilfe über das Jugendamt gibt es zwar. Aber da würde ich mich WIRKLICH mit anderen betroffenen Eltern austauschen. Wann der Zeitpunkt günstig ist und WIE der Antrag gestellt sein sollte.

Hilfe für euch könnte ich mir sehr gut vorstellen.
Allerdings sollte dies dann eine konstante Person sein. Nicht alle paar Wochen jemand neues!

Änderungen können bei Asperger Autismus durchaus gemacht werden.
Es ist auch gut Änderungen im Leben zu üben, dass es diese gibt.
Nur kostet es viel Kraft, sollte gut vorbereitet sein. (Da am besten auch Tipps von anderen Eltern holen)

Asperger ist einfach mehr als nur Gewohnheitstier.

Wie sagte mal ein Kumpel: ich brauche sehr lange, bis ich es wirklich täglich mache (ständige Erinnerung), aber wenn ich es mal täglich mache, dann wird das niemand mehr bei mir los.
Es ist kein Zwang, sondern eher ein Automatismus.
Bei ADS/ADHS kenne ich die eine Seite. Ich brauche 88x88 so lang bei 88x so hoher Kraftanwendung BIS ich eine Gewohnheit wirklich umsetze (ohne mich selbst ermahnen zu müssen - Krafteinsatz). Aber wenn ich es mal mache .... kann es auch jederzeit wieder aufhören.
Bei Aspergern kann das mit dem Aufhören schwerer sein. Was über Monate/Jahre antrainiert wurde, braucht dann u.U. wieder Monate/Jahre es wieder abzutrainieren.

Vorteil haben diejenigen, die ich kenne: sie verstehen (inzwischen) worum es geht. Können durch überdurchschnittliche Begbung einiges ausgleichen oder anderen erklären.
Nach langem Weg.

Bleibt nicht alleine.
Mir tut der Austausch mit anderen ADS/ADHSlern sehr gut.
und bei Freunden mit Asperger Autismus auch (bei mir sind manche Bereiche ähnlich).

Viel viel Kraft

und passt auf euch selbst auch auf!
Nur wenn ihr selbst stabil bleibt, könnt ihr auch stabil für eure Kinder sein.

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Danke an alle die mir so hilfreich und ausführlich geantwortet haben !

Teilweise waren Sachen dabei, an die ich noch garnicht gedacht habe. Da habe ich den Wald vor lauter Bäumen wohl nicht gesehen :). Es ist schön von anderen Eltern zu lesen, denen es ähnlich geht.

Es hört sich so an, als würde es wirklich gute Hilfe geben, sowohl zuhause auch als für die Schule. Darum werde ich mit kümmern! Wir haben ein Au pair- Mädchen, dass mit autistischen Kindern Erfahrungen hat und sie unterstützt mich auch gut, so das ich genügend Zeit für alle Kinder habe. Das ist viel Wert. Wir gehen Wöchentlich zu einem Eltern Seminar das unsere Praxis anbietet um sich mit anderen Eltern auszutauschen. Das ist auch sehr hilfreich. Medikamentöse Therapien wollen wir eigentlich vermeiden. Aber Feste Strukturen die wir geben, bringen sehr viel.

Danke nochmal für die Ausführlichen Antworten, ich werde wohl einiges davon übernehmen.

LG

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Hallo,

vieles von dem, was du schreibst, kommt mir bekannt vor. Ich habe hier ein ganzes Lager an Mützen, Stiften, Handschuhen, Klebestiften.....

Ich sitze in Klasse 5 nach 5 Schulwechseln auch noch neben den Hausaufgaben und erkundige mich bei anderen Müttern, wann was geschrieben wird und was auf ist. Einer von uns schaut morgens alle 2 Minuten ins Kinderzimmer, wie es beim Anziehen läuft usw...

Mein Sohn ist nicht minder intelligent und war trotzdem 3 Jahre auf einer Förderschule, das hat mir das Leben gerettet, es ist auch so schon anstrengend genug.

Ich habe inzwischen einen Schwerbehindertenausweis für ihn bekommen und werde eine Pflegestufe beantragen. Evtl. geht er auch in ein spezielles Internat, da bin ich mich gerade am informieren.

Was ihr zuerst braucht, ist eine Diagnose. Es kann auch leicht sein, dass der IQ Test gar nicht stimmt, wenn dein Kind Autist ist, mach´ dir deshalb keine Gedanken. Das haben sie vom autistischen Sohn einer Freundin auch gesagt, er hat sich dann mit 4 das Lesen selber beigebracht, ist also doch nicht minderbegabt.

Gibt es bei euch in der Nähe ein Autismus-Zentrum oder eine Ambulanz einer Kinder- und Jugendpsychiatrie? Einen Arzt, der keine Diagnose findet, die ihr aber unbedingt für die Schulwahl und Therapie braucht, würde ich sofort wechseln. Da verschwendet ihr nur eure Zeit und Kraft.

Es gibt Förderschulen für normal intelligente Kinder mit ADHS oder Autismus, Sprachheilschulen, Förderschulen für Lernbehinderte Kinder mit niedrigem IQ und je nach Bundesland vielleicht auch noch andere.

Für nachmittags gibt es Heilpädagogische Tagesstätten, da werden Hausaufgaben in Kleinstgruppen mit Heilerziehungspflegern gemacht, die Therapien finden auch da statt. Anmeldung erfolgt mit dem §35 a-Gutachten (bekommst du eben bei einem gescheiten Arzt) bei der Jugendhilfe (Jugendamt), die bezahlen das.

Ich wünsche dir gute Nerven!

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Hallo,

Asperger ist eine Behinderung und sie ist sehr anstrengend. Unser Sohn ist auch davon betroffen. Er ist mittlerweile 16 Jahre und einiges, was Du schreibst, kenne ich von ihm.

Bei uns fingen die Probleme in der 1. Klasse an. Er war super unkonzentriert in der Schule und auch das Lernen fiel ihm sehr sehr schwer. Er konnte lange Zeit nicht schreiben und lesen. Beim Schreiben lernen habe ich seine Hand geführt. Die Wutanfälle wegen der Schule hatten wir nicht aber andere Tics. Er fing in der 1. Klasse an, Selbstgespräche zu führen, mit den Augen zu zucken und sich selbst zu schlagen. Wir haben dann herausgefunden, dass er in der Schule massiv von anderen Schülern gemobbt wurde. Das ist das größte Problem, wenn ein Kind mit Autismus auf eine Regelschule geht.

Wir haben dann die Schule gewechselt. Auch hier gab es immer wieder Mobbing. Ich habe meinen Sohn jahrelang schulisch organisiert. Seine Tasche gepackt und seine Termine abgefragt, Er hat massive Unterstützung von uns Eltern bekommen, aber das war nur möglich, weil er auch mitgemacht hat.

In der Familie hingegen gab es immer Konflikte auch mit seiner kleinen Schwester. Autisten können sich schlecht in andere hineinversetzten und sehen sich immer an 1. Stelle mit ihren Bedürfnissen. Wir haben viele Gespräche deswegen geführt und es gibt auch immer wieder Streit deswegen.

Man muss sich das mit der Regelschule gut überlegen. Es ist nicht unmöglich aber anstrengend. Viele Autisten haben auch Schulbegleiter. Meine Freundin hat eine Schulbegleiterin für Ihren Sohn und dass klappt super.

Wir selbst hatten nie einen aber einen Kooperationslehrer, der regelmäßig in der Grundschule nach unserem Sohn geschaut hat (ca. 1 bis 2 Mal im Monat). Er war von der Schule für Erziehungshilfe. Wir hatten damals auch überlegt dorthin zu wechseln. Es hieß dann aber er wäre zu lieb.

Unser Sohn hat damals 2 IQ Tests gemacht und beide waren sehr schlecht. Bei einem hatte er einen IQ von unter 50 und wäre demnach schwer geistig behindert, bei dem anderen einen IQ von 74. Diese IQ Tests sind Quatsch. Autisten sind mit der Testsituation absolut überfordert, was das Ergebnis auch verfälscht. Unser Sohn hat z. B. ständig geweint, weil er Angst hatte zu Versagen.

Unser Sohn hatte ein schwere LRS, die er überwinden konnte. Er hatte in den letzten Jahren auch immer gute Note und das obwohl er aus Sicht der Psychologen vor ein paar Jahren auf einer normalen Schule angeblich nicht beschulbar war.

Unser Sohn hatte mit der Hygiene auch immer seine Schwierigkeiten. Es hat Jahre gedauert, bis es mit dem Spülen und Händewaschen geklappt hat. Man darf nicht aufhören, immer wieder daran zu erinnern. Oder man hängt Bilder auf, die zeigen, wie es richtig ist.

Autisten mit Asperger sind nicht dumm. Sie nehmen auch nicht zu wenig, sondern zu viel war. Unser Sohn schaltet dann auch schon mal ab. Starrt ins Leere und führt Selbstgespräche. Dabei sind seine Hände die ganze Zeit in Bewegung. Er ist dann auch oft nicht oder sehr schwer ansprechbar.

Unser Sohn redet den ganzen Tag wie ein Experte. Oft leider ohne das nötige Wissen zu haben. Das macht Gespräche mit ihm schwierig. Auf der anderen Seite ist er auch sehr lieb, hübsch und hilfsbereit.

ich könnte jetzt noch Stunden darüber schreiben. Es kostet alles enorm viel Kraft und wenn man ein gesundes anderes Kind hat, dann sieht man die Unterschiede noch viel mehr.

Wir haben unserem Sohn übrigens nie Ritalin und Co. gegeben. Er bekam von uns über Jahre ein homöopathisches Mittel, machte 2 Jahre Kung Fu, über Jahre Ergotherapie und eine Verhaltenstherapie, die 6 Wochen ging. Das hat ihm viel geholfen. Er weiß, dass er anders tickt, kann damit aber glaube ich gut leben. Was absolut unschön ist, ist dass er keine Freunde hat. Er kommt bei Erwachsenen sehr gut an aber eben nicht bei den Gleichaltrigen. Er sitzt daher oft zu Hause, wenn wir nicht mit ihm als Familie etwas unternehmen.

LG


Carola