Positive Erstgeburt trotz starker Verletzungen

Triggerwarnung massive Geburtsverletzung

Achtung sehr langer Text
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Am 26.12., ein Tag vor ET, bin ich morgens um 5 Uhr aufgewacht und habe bemerkt, dass meine Fruchtblase gerissen ist. Seit 36+2 wurde bei mir ein großes Kind mit sehr viel Fruchtwasser festgestellt, weswegen spätestens am ET eingeleitet werden sollte. Somit war ich erstmal sehr froh und guten Mutes, dass es doch noch von allein los geht.
Ich habe dann meinem Mann Bescheid gegeben, geduscht und große Mengen Essen für uns zubereitet. Man weiß ja nie wie lange es beim ersten Kind dauert. Mein Mann hat nochmal weiter geschlafen, denn das Fruchtwasser war klar, nicht besonders viel und ich hatte noch keine / kaum spürbare Wehen. Um halb 9 habe ich im Kreißsaal angerufen und gefragt, ob und wann wir vorbei kommen können. Da hieß es mal ganz entspannt auf den Weg machen und sie schauen mal drauf. Um kurz vor 11 waren wir im großen städtischen Klinikum bei uns um die Ecke. Da bekam ich ein CTG, hatte jedoch keine Wehen. Beim Schuhe anziehen danach ist dann jedoch die fruchtblase deutlicher gerissen und ich stand in einem See. Schön natürlich auch die komplette Hose, Socken etc. nass .
Also schnell nur mit einem Tuch bekleidet zur Ärztin, die nochmal im Ultraschall gemessen hat. Weiterhin viel Fruchtwasser (wie viel war das bitte?) Und das Kind wurde auf 3800-3900 Gramm geschätzt.
Dann die schlechten Nachrichten:
Es könnte noch länger gehen und dafür wären aktuell keine Kapazitäten frei. Sie schickte uns ins nächste Krankenhaus mit Kinderklinik (wegen des Fruchtwassers war sie in Sorge es könnte was mit dem Kind sein). Also gute 40 Minuten Fahrt vor uns. Beim aufstehen nochmal Fruchtwasser verloren. In Mini Schritten zum neuen Mietwagen , weil unserer neues Auto Verzug hat. Super natürlich, wenn man ein wandelnder Wasserhahn ist. Dazu hatte ich nichtmal mehr eine Hose trocken. Also nur mit langem Mantel, Schuhen und Schal bekleidet zum Auto. Kaum fuhren wir los, bekam ich die erste richtige Wehe. Die zweite dann 7 Minuten später, die dritte dann 3 Minuten später.
Ab da war ich komplett nervös und aufgelöst, weil nichts so lief, wie ich dachte. Und ich hatte mich als planungsliebender Mensch bereits versucht auf alles einzustellen. Darauf war ich jedoch nicht vorbereitet gewesen. Irgendwie haben wir es dann zur anderen Klinik geschafft, die nichtmal Parkplätze für solche Fälle hatte. Ich bin also allein rein, völlig orientierungslos.
Bekam die Wehen zu dem Zeitpunkt konstant alle 2-3 Minuten. Ich habe mich dann in Richtung Kreißsaal durchgefragt und kurz darauf hat mich mein Mann mit dem Rollstuhl aufgesammelt, weil mich die nächste Wehe an der seitlichen Halterung hat in die Knie gehen lassen.
Wir also hoch und wurden gegen 12:30 Uhr von einer Hebamme empfangen. Diese war erstmal gar nicht begeistert, weil ihr kurz vor Schichtende eine Erstgebärende ohne Wehen angekündigt worden war und ich stattdessen als tropfendes Nervenbündel mitten unter der Geburt vor ihr stand. Sie wollte dann ein CTG schreiben, ich konnte jedoch absolut nicht liegen. Stattdessen wollte ich ständig zur Toilette, weil ich da recht entspannt sitzen konnte und mir das weiterhin schwallartig austretende Fruchtwasser nicht so unangenehm war. Leider war dies inzwischen grünlich, das Baby hatte also auch Stress. Daher doch ein neues CTG und ich habe noch einen Zugang bekommen. Die Hebamme hat mir dann Schmerzmittel angeboten und ich habe mich für einen krampflösenden Buscopantropf entschieden. Bisher hatte ich immer gelesen, dass dieser kaum bis nichts bringe, aber für mich war er perfekt.
Unter Anleitung zur Entspannung der Hebamme und gemeinsam mit dem Tropf kam ich so langsam wieder klar und konnte in den Wehenpausen auch bewusst entspannen und meine Umgebung wieder warnehmen.
Zu dem Zeitpunkt bin ich dann in ein extra Wehenzimmer gekommen, welches wirklich nett und gemütlich und gegenüber vom Kreißsaal war.
Mit Schichtübergabe wurde mir die zweite Hebamme vorgestellt, die einfach absolut super war und sich total auf mich eingelassen hat.
Am Bett abgestürzt stand ich auf einer wasserdichten Unterlage und hatte endlich kein schlechtes Gefühl mehr, wenn mir alle paar Wehen das Fruchtwasser lief. Sie hat mit mir geatmet , mich allein gelassen, wenn ich es wollte und zu nichts gedrängt. Zwischenzeitlich kam wohl auch der Gynäkologe vorbei um sich vorzustellen und mir zwecks PDA Bescheid zu geben, aber den habe ich gar nicht wahrgenommenen. Die Hebamme hat mich dann auch auf die Toilette gelassen, wo ich leider schon 2,3 Wehen hatte, die mit starkem Druck nach unten verbunden waren und auf meinen Wunsch war ich alleine.
Kurz darauf hatte ich dies im Wehenzimmer wieder und mir wurde angeboten mich zu untersuchen , was ich vorher aufgrund der Schmerzen beim Liegen abgelehnt hatte.
Zu aller Überraschung, besonders zu der der Hebamme, war ich bereits 2 h nach Ankunft vollständig eröffnet und das ohne, dass ich großartig vertönen musste, seitdem ich dort etwas zur Ruhe gekommen war. Ich war voll in mich gekehrt und hat mir immer wieder gesagt, dass ich schon Schlimmeres erlebt habe und somit die Schmerzen auch nicht als allzu schlimm wahrgenommen.
Dann sind wir rüber in den Kreissaal, wo ich mich dann auch direkt wieder ans Bett auf eine wasserdichte Unterlage gestellt habe. Alle paar Minuten kamen nun die Presswehen, die ich erstmal im Stehen mitgenommen habe. Währenddessen hat mir die Hebamme (halb unter mir und unter dem Kreisbett liegend) die ganze Zeit ein kabelloses CTG an den Bauch gedrückt. Das empfand ich als sehr unangenehm, ging aber nicht anders.
Nach ein paar Versuchen und wenig Fortschritt, sollte ich bei jeder Presswehe in die Hocke gehen. Durch den enormen Druck konnte ich danach jedoch kaum wieder aufstehen. Also den Gebärhocker probiert. Die Hebamme meinte mein Gewebe wäre sehr fest und es gehe zu langsam vorwärts. Dann ist der Gynäkologe auch auf einmal wieder dort gewesen, weil die Herztöne unter 100 abgefallen sind.
Dieser meinte, wir müssten einen Kaiserschnitt machen, was mein absolutes Worst-Case-Szenario war im Vorfeld. Die Hebamme hat sich aber für mich ausgesprochen und meinte wir sollten es erst liegend auf dem Bett probieren. Ich hatte mir nie vorstellen können liegend zu gebären, aber ich habe ihr voll vertraut und bin also aufs Bett.
Dort wurden die Herztöne etwas besser , aber leider immer noch zu wenig Fortschritt.
Dann kam schon das Thema Dammschnitt auf und der Gynäkologe stand mit dem Skalpell bereit und wieder hat die Hebamme mir gut zugesprochen, dass ich nochmal alles geben muss, noch mehr als bisher, sodass ich das evtl. Vermeiden kann. Ich hab das währenddessen gar nicht so mitbekommen, dass ich an beiden Szenarien (Kaiserschnitt und Dammschnitt) nur so knapp dran vorbei gekommen bin. Das hat mir danach mein Mann berichtet, der die ganze Zeit nur unglücklich am Kopfende stehen durfte und mir ab und an was zu trinken gegeben hat.
Ich habe dann so stark gepresst wie ich konnte und dann kam der Kleine Gregor in einem Schwall Fruchtwasser und Blut auf einmal raus, sobald der Kopf geboren war.
Im Anschluss hat die Plazenta leider etwas auf sich warten lassen. Nach 2 mal Oxitozin und einer Blasenentleerung mittels Einmalkatheter kam sie dann aber doch zum Glück vollständig raus.
Schon während der letzten Presswehen habe ich bemerkt, dass es mehr war, als mein Gewebe mitgemacht hat.
Daher habe ich den Kleinen auf den Bauch bekommen und sollte dann kurz darauf genäht werden.
Weil der Gynäkologe noch zu einer parallel stattfindenden Geburt gerufen wurde, wurde ich nicht sofort genäht. Schnell wurde jedoch klar, dass ich zu viel Blut verliere. Dieses schwappte in kurzen Abständen nur so aus mir raus.
Also nochmal den Arzt angerufen, der widerrum seine Oberärztin dazu holen musste, weil unklar war, wo die Blutung herkam. Schließlich hat man einen Gebärmutterhalsriss (Zervixriss) von ca. 4 cm sehr weit oben festgestellt. Keiner wusste, wo der herkam, weil ich ja schon früh ganz eröffnet war.
Daraufhin wurde mir für das Nähen eine Narkose angeboten. Diese lehnte ich ab, weil ich keine Zeit ohne mein Baby sein wollte und Narkosen auch Kreislauftechnisch nicht gut vertrage. Also Zähne zusammen beißen und durch. Neben dem Zervixriss hatte ich noch einen inneren Scheidenriss, 2 Labienrisse und einen Dammriss Grad 2. Diese wurden dann alle genäht. Das hat allerdings ca. 1.5 Stunden gedauert. In der Zeit hatte ich jedoch fast durchgehend mein kleines Baby auf dem Bauch oder konnte zusehen wie die Hebamme und mein Mann es neben dem Kreisbett abgewaschen und beurteilt haben.
Also auch alles gut überstanden.
Zum Glück hat mir keiner vorher gesagt, dass das Baby mit 4220 g, 35 cm Kopfumfang und 54 cm Körperlänge zur Welt kommen würde. Und das in nichtmal 4.5 Stunden von der ersten Wehe bis zur Geburt trotz erstem Kind. Vielleicht hätte ich mich dann doch zu einem Kaiserschnitt überreden lassen.
So bin ich einfach stolz es so geschafft zu haben. Meine Verletzungen sind 12 Tage nach Geburt schon deutlich besser und waren generell echt auszuhalten und mein Kleiner entwickelt sich super.

1

Sehr schön, herzlichen Glückwunsch. 🍀 Diese Geburtsverletzungen sind der blanke Horror, hatte auch 2. Grades anfangs mit unbekannter Blutungsquelle.. die haben so lange diskutiert, habe Lachgas fürs Nähen genommen, da Geburt ohne PDA oder Schmerzmittel überstanden.. wäre den Geburtsverletzungen keine noch schmerzhaftere Geburt vorausgegangen, wäre ich wohl direkt in Ohnmacht gefallen in dem Zustand. Erstaunlich, wie stark Frauen sind. Alles Gute für euch und eine gute Besserung! 💐

2

Vielen Dank dir. Ja, es ist unglaublich, wozu Frauen in der Lage sind. Aber unter den ganzen Hormonen habe ich die Schmerzen als gar nicht so schrecklich wahrgenommen.