Es kam leider anders als erhofft...

Knapp sieben Monate ist die Geburt nun her und ich möchte meinen Geburtsbericht schreiben, in der Hoffnung, dass es mir dann evtl. besser geht.

Am 19.12. gegen 14 Uhr fing es mit einem Blasensprung nach dem Mittagsschlaf an. Nachdem ich im Kreißsaal angerufen habe, gingen mein Mann auf Rat der Hebamme noch eine Runde spazieren und haben noch zusammen gegessen, bis wir dann um 18 Uhr in die Klinik fuhren.
Angekommen wurde erst einmal ein CTG geschrieben, keine Wehen zu sehen, Muttermund fingerdurchlässig. Mein Mann musste somit wieder nach Hause und ich wurde in ein Wehenzimmer neben dem Kreißsaal gebracht. Da eine Blutabnahme zeigte, dass ich schon Entzündungszeichen zeigte, bekam ich direkt Antibiotika. Nachts wurde noch einmal ein CTG geschrieben, immer noch keine Wehen in Sicht.
Am nächsten Morgen wurde ich gegen 9 Uhr eingeleitet mit so einem Bändchen, CTG wieder keine Wehen. Mein Mann kam mich nachmittags besuchen, wir sind etwas spazieren gegangen und als ich wiederkam lag eine Frau bei mir auf dem Zimmer mit schon ordentlich heftigen Wehen, die ist dann auch schon bald in den Kreißsaal (neben meinem Zimmer gewechselt).
Mir ist klar, dass eine Geburt schmerzhaft ist aber diese Frau hat stundenlang geschrien wie am Spieß, meine Hände waren klitschnass vor Aufregung und Anspannung, ich wartete zudem den ganzen Tag auf die Ärztin um weiter eingeleitet zu werden. Während die Frau neben mir mitten in der Geburt steckte, bekam ich auf einmal richtige Panik, ich habe nur noch geweint, um 23 Uhr kam dann der diensthabende Arzt und wollte mich mit Gel weiter einleiten, ich hatte aber solche Panik das ich es nicht wollte und da kam dann der Gedanke an den Kaiserschnitt, der vorher nie eine Rolle spielte aber zuerst hatte ich einfach darauf gehofft, dass die kleine sich doch noch auf den Weg macht über Nacht.

Der Arzt war natürlich über diesen Gedanken nicht begeistert und setzte mich ordentlich unter Druck, gab mir dann aber doch noch die Gelegenheit die Nacht abzuwarten. Natürlich tat sich nichts, keine einzige Wehe, mittlerweile waren es fast 48 Stunden nach Blasensprung mit Entzündungswerten im Blut. Die Nacht war emotional der Horror, ich habe Rotz und Schnotz geweint, kein Auge zugemacht. Kaiserschnitt oder doch weitere Einleitung. Ich hatte auf einmal so panische Angst vor der Einleitung, was ich nach dem Legen des Bändchen überhaupt nicht hatte, ich wollte alles auf mich zukommen lassen...Puatekuchen.

Naja am Morgen des 21. musste dann eine Entscheidung her, ich hatte ein ganz nettes Gespräch mit einer Ärztin, nachdem vorher 8 Ärzte in meinem Zimmer standen und auf mich einredeten. Wir kamen zu dem Schluss, dass wahrscheinlich der Kaiserschnitt in der Situation die beste Lösung war. Also rief ich meinen Mann an, dass er sich auf den Weg macht.

Angekommen ging es auch fix in den OP. Da der nächste Horror...nach 6 Versuchen des Stechens der Spinalen wurde mir mitgeteilt, dass es nicht funktioniert und ich eine Vollnarkose bekomme...das war natürlich überhaupt gar nicht was ich wollte, nicht den ersten Schrei meiner Tochter zu hören brachte mich wieder zum weinen aber nun gab es kein zurück mehr. Ich bekam also einen Kaiserschnitt in Vollnarkose, meine kleine kam danach zum Papa auf die Brust und knapp ne Stunde später war ich dann auch da.
Den Kaiserschnitt hab ich gut weggesteckt, 6 Stunden später musste ich schon aufstehen und am nächsten Tag bin ich schon alleine aufgestanden. Klar man hat Schmerzen aber ich habe die mir angebotenen Schmerzmittel auch genommen.

So ihr Lieben, dass war mein Geburtserlebnis, woran ich ordentlich zu knabbern habe. Es belastet mich keine einzige Wehe gespürt zu haben, einen Kaiserschnitt bekommen zu haben und dann auch noch in Vollnarkose. Da wir zu 75% kein weiteres Kind bekommen können werde ich wohl nie erfahren wie sich eine Wehe anfühlt. Ich habe mich so auf eine natürliche Geburt gefreut und dann kam alles ganz anders.
Rückblickend betrachtet hat mich glaub das Anhören der Geburt im Nebenzimmer so unter Panik gesetzt, dass ich auf einmal so Angst hatte weiter eingeleitet zu werden...die Angst tagelang alleine dort zu liegen im Wehensturm, da mein Mann ja aufgrund von Corona erst kommen durfte, sobald die Wehen muttermundswirksam gewesen wären.
Es ist jetzt so wie es ist aber es fühlt sich manchmal nicht richtig an, wie es gelaufen ist und ich kann es nicht mehr ändern. #heul

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Ohje, lass dich mal unbekannterweise drücken!

Es tut mir wahnsinnig leid für dich, dass deine Geburtserfahrung so anders war, als du es dir gewünscht hast.
Hast du eine Hebamme oder Psychologen, mit dem du das ganze vielleicht nochmal aufarbeiten könntest?
Manche bieten auch eine Art "Nacherleben einer Geburt" an, inklusive erstem Kuscheln etc.
Habe sowas nicht erlebt, aber vielleicht würde es dir helfen, um deinen Frieden damit machen zu können.

Für viele Frauen ist ein Kaiserschnitt eine Art Versagen oder keine "richtigeGeburt" , aber diese Gedanken solltest du möglichst schnell vergessen. Du hast dein Baby 10 Monate in dir getragen, es mit allem versorgt, was es gebraucht hat und hast auf dich und deine Gefühle geachtet, um es möglichst stressfrei auf die Welt zu bringen. Eine Einleitung, mit der Angst im Hinterkopf, hätte auch trotzdem irgendwann zu einem Kaiserschnitt führen können, weil du unbewusst "dicht gemacht" hättest. Dann hätten du und dein Baby die Wehen gespürt, aber auch die Angst, die Unsicherheit, die Schmerzen.. du hast das abgekürzt, in dem du gefühlt hast, was für EUCH in dieser Situation das Beste war.

Behalte diesen Gedanken im Kopf.

Herzlichen Glückwunsch und habt eine schöne Zeit zu dritt. :)

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Danke für diese lieben Worte.

Genau das hat die Ärztin auch gesagt, dass ein Dicht machen, die Einleitung nicht fördert und es dann meistens in einem Kaiserschnitt endet, weshalb wir uns dann gleich für einen entschieden haben.
Ich rede viel mit Freundinnen darüber und mit meinem Mann und ja wenn es ganz schlimm werden sollte, ist meine Hebamme immer ansprechbar. Die Gedanken sind nicht dauerhaft, kommen nur ab und zu hoch.

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Dann hast du ja schon von der medizinischen Seite die "Bestätigung" bekommen, dass alles okay ist.

Lass die Gedanken ruhig zu, solange sie dich nicht komplett "hinabziehen" sind auch Traurigkeit, Enttäuschung und Wut absolut legitime Gefühle und wir machen viel zu oft den Fehler, solche unangenehmen Gefühle zu verdrängen.

Alles Gute für euch. 😊

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Ich denke, es hilft dir schon, hier zu reden. Ich verstehe dich gut.

Niemand und schon gar nicht du, hat versagt, weil es ein Kaiserschnitt wurde, die Entscheidung hatte in dem Moment ihre Berechtigung.

Ich war in einer sehr ähnlichen Situation, nur dass ich schon Wehen hatte, 40 Stunden und die letzte Hälfte davon sehr schmerzhaft und krampfartig. Also ich hätte darauf verzichten können.

Und ich verstehe das so gut, der einzige wirklich schlimme Moment bei meiner nicht ganz einfachen und sehr langen Geburt, wo ich weinen musste und völlig fertig war, war als die Frau im benachbarten Kreißsaal schrie, sie möchte sterben und halte das keine Sekunde länger aus. Das ging dann einige Minuten so.

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Nachträglich - auch wenn es schon länger her ist - erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Baby 😊

Es tut mir sehr leid, dass du die Geburt so traumatisch erleben musstest. Es ist ein schwacher Trost, aber ich hatte eine natürliche Geburt mit Wehensturm....NIE WIEDER! Sollte ich jemals ein zweites Kind bekommen, dann mit Kaiserschnitt. Übrigens fiel das Bonding bei mir auch aus. Wenn es dich interessiert, kannst du meinen Geburtsbericht lesen. Hab ich vor einer Weile hier gepostet.

Was ich dir empfehlen kann ist das so genannte "Babyheilbad" Kannst du ja mal googlen. Da "spielt" man das Bonding zu Hause nach. Das hat mir meine Hebamme empfohlen und ich war zunächst echt skeptisch. Aber: Es hat tatsächlich einen Großteil meiner Wunden geheilt und auch die Beziehung zu meinem Sohn gestärkt.

Ich wünsche dir alles Gute 🤗