Schnelle erste Geburt nach Blasensprung

Da ich auch immer gerne Geburtsberichte gelesen habe, lasse ich jetzt mal meinem hier. Geburt war im Februar, also noch ohne Corona-Auflagen.

Mittwochs (39+0) bin ich mit meiner Mutter noch durch Maastricht spaziert. Befund war 2 tage davor so gewesen:GMH verstrichen, MM 2 Finger offen. Sonst tat sich aber nichts.
Donnerstags hatte ich dann tagsüber ein ganz komisches Gefühl im Bauch, als wenn dort Unterdruck wäre. Mein Mann wollte da schon nicht mehr mit mir spazieren gehen. Bin dann in der Wohnung auf und ab gelaufen um eventuell Wehen zu provozieren, aber nichts passierte, also frustriert ins Bett.
In der Nacht auf Freitag (39+2) wurde ich um
0.19 Uhr wach und ging auf Toilette. Auf dem Rückweg zum Bett hatte ich dann um 0.24 Uhr (ich guckte gerade auf den Wecker) Knacksen im rechten Oberbauch und meine Unterhose wurde nass. Da mein Sohn schon fest im Becken lag, bin ich duschen gegangen und überlegte, ob ich noch was essen könnte. Während mein Mann duschte, rief ich im Kreissaal an und kündigte uns an. Da fingen dann auch die Wehen an, direkt im 2-Minuten-Abstand, aber noch aushaltbar. Hunger hatte ich dann auch nicht mehr
Um 1.45 Uhr Ankunft im Kreißsaal, dort dann 30 Minuten CTG, Wehen sichtbar, musste ich schon veratmen. In der vaginalen Untersuchung 4 cm. Im Ultraschall sah man noch viel Fruchtwasser und unser Sohn wurde auf 3500 g geschätzt.
Wir sollten dann Treppen laufen. Da die Wehen immer noch im 2-Minuten-Abstand kamen, also 1 Minute Wehe und 1 Minute Pause, konnte ich das aber schon nicht mehr. Also sind wir einfach auf der Ebene, sehr langsam, rumgelaufen.
Nach 1 Stunde bestand mein Mann auf Rückkehr zum Kreißsaal, die Wehen waren schon ordentlich. Ich hatte aber Sorgen, dass ich mich anstellen könnte und noch nicht viel passiert sei. Im Kreißsaal gab es dann erstmal einen Einlauf, der zu drei Wehen ohne Pause auf dem Klo führte, das war schlimm.
Da die Ärztin mir geraten hatte, eine Buscopaninfusion nach dem Laufen zu nehmen, fragte ich nach dieser. Die Hebamme schaute mich mitleidig an und fragte: "Schon?", da fühlte ich mich erst recht wehleidig. Ich bekam dann die Infusion und veratmete die Wehen stehend, in den Pausen saß ich auf dem Pezziball. Da hielt die Spannung im Beckenboden nach jeder Wehe so stark an, dass ich lediglich 10 Sekunden nach jeder Wehe sitzen konnte, dann ging es schon wieder los und ich sprang auf.
Etwa gegen 5 Uhr hatte ich dann das Gefühl pressen zu müssen, mein Mann holte die Hebamme. Diese sagte, dass ich ja Erstgebärende sei und dass es beim ersten ja immer lange dauere. Sie würde mich zwar untersuchen, aber ich solle mich drauf einstellen, dass es noch länger dauere. Sie schaute nach und wurde nervös, da ich voll eröffnet war. Also rauf aufs Kreißbett. Dort musste ich einige Presswehen veratmen, was wirklich kaum auszuhalten war. Die Wehen zogen nun im Rücken und ich hatte bei jeder Wehe das Gefühl durchzubrechen. Dann durfte ich endlich pressen, war aber schon sehr kraftlos. Die Ärztin kam dazu, und die Hebamme sagte immer, dass ich bei der nächsten Wehe noch mehr pressen müsste. Ich dacht nur, ich kann aber nicht noch mehr. Das war dann auch der Moment, in dem ich meinem Mann die Strickjacke bei einer Wehe zerriss. Hebamme und Ärztin wurden langsam unruhig, das Kind müsse jetzt kommen. Ich wurde in die Hocke gezogen, hatte aber gar keine Kraft mehr in den Beinen. Also zurück auf den Rücken. Die Hebamme griff nach der Schere. Ich sah das und hatte so Angst vor dem Schnitt, dass ich bei der nächsten Wehe gar nicht pressen konnte. Dann sah mein Mann mich eindringlich an und sagte, dass unser Sohn jetzt raus müsse. Also sammelte ich alle Kraft, was gefühlt nicht mehr viel war und presste. Der Schmerz des Dammschnittes war extrem schlimm, ich habe wie am Spieß geschrien. Um 6.14 Uhr, unter 6 Stunden nach Blasensprung, kam mein Sohn dann mit einer Wehe komplett raus. Ich war so fertig, ich konnte noch nicht mal meine Augen öffnen. Mein Sohn stöhnte ein wenig, er kam dann zu den Kinderärzten, da dachten wir noch an nichts schlimmes. Letztendlich musste er beatmet werden und kam auf die Überwachungsstation. Er hatte wohl die Nabelschnur um die Schulter. Bei mir löste sich die Plazenta nicht. Hebamme und mehrere Ärztinnen zogen daran, das waren schlimmere Schmerzen als die Geburt. Ich war so erleichtert, als es hieß, dass die Plazenta operativ entfernt würde. Ich habe dann noch viel Blut verloren.
Die ersten Tage waren dann noch schwierig, aber unser Sohn erholte sich so schnell, dass wir Sonntags sogar schon nach Hause gingen. Nach Stillschwierigkeiten und zögerlicher Gewichtszunahme, die durch die beste Nachsorgehebamme der Welt (zumindest für mich) begleitet und gerettet wurden, ging es uns dann schnell besser. Jetzt ist der kleine Pups 7 Monate alt und gedeiht prächtig.

Daten:
Geburt bei 39+2
Geburtsgewicht 3510 g (im Ultraschall ziemlich gut auf 3500 g geschätzt)
52 cm und 33,7 cm Kopfumfang

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Wow das klingt sehr intensiv.
Alles Gute!