Mein Geburtsbericht - 6 Tage Einleitung, traumatische Erlebnisse im Kreissaal und KS

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Hallo ihr Lieben,

Vor ca. einem Monat habe ich hier einige Fragen gestellt bezüglich Einleitungen und auch dem Kaiserschnitt und viele von euch haben dann gefragt wie es mir denn geht und was denn nun passiert ist. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat aber ich musste ziemlich viel verarbeiten. Deswegen kommt hier ein sehr langer und ausführlicher Geburtsbericht.

Meine Schwangerschaft lief bis SSW 36 eigentlich sehr gut (abgesehen von meinen Schwangerschaftsbeschwerden). Unser Ü-Ei hatte sich super entwickelt, lag richtig, alle Werte waren immer toll und ich freute mich so sehr auf eine natürliche Geburt von meinem ersten Kind.
Dann bemerkte aber die FÄ bei der VU an 36+1, dass das Fruchtwasser etwas wenig aber noch im Normbereich war.
Eine Woche später bei 37+0 hatte ich meine Vorstellung in der Klinik und wurde erneut geschallt. Diesmal war mein Fruchtwasser plötzlich ziemlich unter Norm und der Oberarzt wollte es beobachten und die kommende Woche erneut kontrollieren.
Allerdings spürte ich das Baby nicht mehr gut bei 37+6 (war ein Sonntag) und fuhr spontan in die Klinik damit sie erneut kontrollieren. Bei der Kontrolle kam raus, dass die FW Menge noch mehr gesunken war und die Ärztin meinte dann nur "sie fahren nicht mehr nach Hause, wir leiten heute ein".

Damit fing eigentlich meine sehr schwere Geburt an, mit der ich noch heute Schwierigkeiten habe und sie verarbeiten muss.

Tag 1: Am ersten Tag der Einleitung untersuchte die Ärztin mich vaginal und es tat wirklich so weh, dass meine Knie vor Angst auf dem Stuhl zitterten (Schmerzen bei den VU hatte ich eigentlich nie). Dann hieß es, mein MuMu ist fest zu und Gebärmutterhals lang, ich bekomme 2 x Cytotec. Ich bekam keine Wehen, es tat sich wirklich gar nichts.

Tag 2: Natürlich sehr oft CTG und 3 x Cytotec. Ich hatte diesmal leichte Wehen und Schmierblutungen und wurde erneut vaginal untersucht und hatte zum Glück diesmal keine Schmerzen währenddessen. Gebärmutterhals war immer noch sehr lang aber mein MuMu war nun Fingerkuppendurchlässig.

Tag 3: Wieder 3 x Cytotec und Dauer-CTG. Wieder Schmierblutungen und am Abend ordentliche Wehen, die allerdings nichts am MuMu bewirken. Am Abend wurde ich dann erneut vaginal von einer Hebamme untersucht und es war ganz schlimm. Mein Mann war neben mir, die Hebamme steckte ihre Finger in meine Scheide, sagte sie würde den MuMu nicht finden, untersuchte minutenlang und ich schrie vor Schmerzen und sagte es würde so wehtun aber sie hörte nicht auf und ließ mich nicht mal entkrampfen. Als sie ihre Finger draußen hatte sah ich nur ziemlich viel Blut an ihren Handschuhen. Psychisch ging es mir natürlich danach sehr schlecht. Vor einer Woche sagte mir meine Hebamme im Wochenbett, dass die wahrscheinlich versucht hat eine Eipollösung zu machen.

Tag 4: Es sollte eine Pause erfolgen und ich wurde nur einmal zum CTG gerufen. An dem Tag durfte ich die Klinik wieder nicht verlassen und verbrachte es quasi fast alleine, mir ging es wirklich immer schlechter.

Tag 5: Da Cytotec nichts gebracht hatte versuchte man die Geburt mit 2 x Gel einzuleiten. Wegen dem traumatischen Erlebnis mit der Eipollösung flehte ich die Hebamme, die mir das Gel legen sollte, an, es vorsichtig zu machen. Und siehe da, es funktionierte alles ohne Schmerzen. Am Abend war es wieder eine andere Hebamme, ich bat erneut um etwas Vorsicht. Doch das war wirklich sogar noch schlimmer als die Eipollösung gewesen, ich weinte vor Schmerzen und die Hebamme meinte nur "wenn das schon wehtut, wie soll das Kind dann raus" und ging aus dem Kreissaal und ließ mich weinend zurück. Gott sei Dank war mein Mann währenddessen da und hielt mich als ich weinte. Ich gab ihm keine Schuld, er wusste selber nicht was er tun sollte. Dann gegen Abend hatte ich wieder Wehen, doch diese bewirkten wieder nichts, mein MuMu war immer noch nur fingerkuppendurchlässig.

Tag 6: Ich sprach mit dem Oberarzt und er machte erneut ein Ultraschall und bestätigte wieder, dass viel zu wenig FW vorhanden wäre (2,9cm) und dass wir weiter versuchen müssen einzuleiten. Jedoch war ich nervlich so am Ende, dass ich fast schon um ein Kaiserschnitt bat. Er wollte mich aber noch für drei Stunden an den Wehentropf haben um das auszuprobieren und wenn das auch nichts bringt dann würde es ein KS geben. Ich willigte ein und um 9 Uhr früh wurde der Tropf gelegt und zeitgleich bereitete man mich auch auf den KS vor. Um ca. 11 Uhr bemerkte ich Wehen, die sehr schnell schmerzhafter wurden und dachte mir, dass es endlich losgeht. Doch auf dem CTG sah man gar keine Wehen, obwohl ich schwitzte und während den Wehen vor Schmerzen stöhnte. Die Hebamme, die da war, untersuchte mich wieder, es tat diesmal nicht sehr weh. Doch sie meinte, dass zwar der Gebärmutterhals nicht mehr so lang ist aber mein MuMu immer noch nur fingerkuppendurchlässig ist. Ich fragte, ob die Wehen denn nichts bewirken würden und sie meinte kann sein, kann aber auch sein, dass ich bis zum nächsten Tag Wehen habe die gar nichts bringen.
Da reichte es mir. Ich sagte sie solle bitte den Wehentropf entfernen und dass ich ein KS möchte. Inzwischen wurden die Wehen kaum noch erträglich und ich wurde zum OP gefahren. Während ich noch Wehen hatte wurde eine Spinale gelegt und der KS gemacht. Um 12:05 Uhr erblickte unser Ü-Ei mit einem Schrei die Welt und ich war überglücklich, dass es endlich vorbei war und mein Baby gesund.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass die Einleitung an sich erträglicher wäre, wenn es diese traumatisierenden vaginalen Untersuchungen nicht gegeben hätte und ich vielleicht sogar noch ein zwei Tage länger durchgehalten hätte. Ich will der Klinik noch unbedingt anonym schreiben und darauf aufmerksam machen, dass das wirklich an Misshandlung grenzt (es vielleicht sogar ist) was mit mir gemacht wurde. Ich kann auch beim besten Willen nicht verstehen, warum man Hebamme wird, wenn man sowas tut, denn ich denke Hebammen sollen auch vorallem eine psychische Stütze für die Frauen sein.

Während der Einleitung war natürlich immer auch ein Fragezeichen in meinem Kopf, warum so lange versucht wurde einzuleiten, wenn es denn doch so kritisch war mit der FW Menge. Ich machte mir die ganze Zeit über solche Sorgen um mein Baby und konnte kaum schlafen.

Jetzt ist aber mein Baby da, gesund und ich bin eine glückliche Mutter.

Unser Ü-Ei wurde ein süßer kleiner Junge, kam am 10.07.2020 um 12:05 Uhr auf die Welt, war 3210 Gramm schwer und 49,5 cm lang.
Er hört auf den Namen Alp Arslan (bedeutet tapferer Löwe auf türkisch).

Ich danke euch vielmals für die vielen Antworten auf meine Fragen und auch, dass ihr euch solche Gedanken um uns gemacht habt. Unser kleiner Löwe bringt nach anfänglicher Schwierigkeiten mit Gelbsucht und Gewichtsverlust von über 10% nun schon knapp 3800 Gramm auf die Waage und ist ein sehr braves Baby.

Liebe Grüße,
Kandis und Löwenbaby

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Ü-Eis.

Die Geburt unserer Tochter war auch ein Albtraum für mich, ich musste mich zwar keine 6 Tage mit Einleitung rumquälen, aber der Umgang nach Geburtsstillstand, war der reinste Horror. Ich habe es bis heute nicht verarbeitet und mich für einen KS entschieden der am 13.8. erfolgen soll.

Ich wünsche dir alles Gute.

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Oh ich kann dir so nachfühlen, so erging es mir auch, bei meiner 1. Geburt 2010. Montags beganne sie mit der Einleitung und donnerstags war sie kurz vor 17.00 Uhr da.

Aber, diese vaginalen Untersuchungen, ich hab auch solche Schmerzen gehabt. Und ständig war wieder jemand mit seinem Finger drinnen, ich wollte & konnte nicht mehr. Ernst genommen hat mich keiner!! „ so kommen wir aber nicht Vorran, wenn Sie sich so anstellen und verkrampfen“ 🥺
Mittwochs wurde deshalb eine PDA gelegt, die machte es besser. Aber es hätte so nicht laufen müssen und ich werde es nie vergessen & hab seit dem Angst vor schmerzen. Meine 2. Geburt 2016 war ein Traum. Mal sehen wie die 3. im Oktober sein wird 🤗

Schreib den Brief!! Es wird gut tun!

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Es tut mir sehr leid, dass du diese Erfahrung machen musstest.
Die Untersuchungen sind für Ärzte und Hebammen anscheinend so routiniert, dass viele vergessen, dass sie gerade in einen fremden Körper eindringen.

Ich war in einer Klinik zur Geburt angemeldet, in der die Untersuchungen ähnlich liefen. Bei offener Tür, die Hebammenschülerin gleich nach der Ärztin ohne es anzukündigen, verbunden mit Schmerzen und viel Blut.
Entbunden habe ich dann in einem anderen Krankenhaus und hatte mit etwas mehr Vorsicht kaum Schmerzen bei der Muttermundkontrolle.

Glückwunsch zum gesunden Jungen!

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Liebe Kandis,
ich bin gerade durch Zufall auf deinen Bericht gestoßen und du sprichst mir aus der Seele! Dein Bericht könnte von mir sein. Ich musste 1 Woche vor ET ebenso über 6 Tage eingeleitet werden. Es wurde von Anfang an Gel genommen und ich hätte bei den vaginalen Untersuchungen schreien können und habe jedesmal danach auf dem let geweint so schlimm fand ich es. Ich hatte Wehenstürme aber der MuMu war immer nur fingerdurchlässig, dann wurde auch eine Epilösung gemacht, die nichts gebracht hat. Ich wurde nicht mal gefragt. Jeden Tag andere Hebammen. Manche waren sehr bemüht und es hat nicht wehgetan andere so grob, dass ich es auch aus Vergewaltigung betiteln würde! Als sich am 6 Tag noch immer nichts getan hat, wollten sie mich auch an den Wehentropf hängen, aber ich habe dann auf einen Kaiserschnitt bestanden. Ständig wurde mir eingeredet ich solle doch durchhalten und die Untersuchungen und Wehenstürme täglich seien ja noch nichts gegen die Geburt. Man steht da unter all seiner Kraft 6 Tage Untersuchungen, Wehen ohne Pause und Schmerzen durch und dann wird man dargestellt als sei man ein Weichei. Beim Kaiserschnitt haben sie dann festgestellt, dass unser Baby so verkeilt lag, dass er gar nicht auf den MuMu drücken konnte und es natürlich gar nicht fuktioniert hätte. Würde sowas nie mehr mitmachen 😪

Fühle dich gedrückt,
Liebe Grüße Juli 🍀