Wunderschöne Alleingeburt zuhause, die Mut macht

Nachdem wir uns nun alle miteinander eingelebt haben, möchte ich die Geburt meines dritten Kindes mit Euch teilen. Ich möchte alles möglichst genau festhalten, um den Bericht als Erinnerung für mich selbst zu nutzen. Dementsprechend könnte es etwas länger werden. Denjenigen von Euch, die ängstlich auf die Geburt blicken, möchte ich damit Mut machen. Viel Spaß beim Lesen.

Mein erster Sohn kam nach einem absoluten Wehenmarathon im Krankenhaus zur Welt. Ich war völlig am Ende meiner Kräfte, wohl auch, weil ich selbst ziemlich unentspannt war. Meine Tochter hatte es dagegen deutlich eiliger - ihre Turbogeburt endete auf dem Storchenparkplatz unserer Klinik im Auto. Meine beiden Kinder sind fit und im Nachhinein betrachtet, waren beide Geburten - obwohl sie so unterschiedlich waren - wundervolle Erlebnisse für mich. Ich möchte festhalten, dass ich die Geburts- und Versorgungssituation im Krankenhaus zu keiner Zeit als unangenehm oder negativ empfand.

Schon in den ersten Wochen meiner dritten Schwangerschaft war mir allerdings klar, dass ich mein Baby gerne zuhause zur Welt bringen möchte. Bereits während meiner ersten beiden Geburten habe ich mich dort am wohlsten gefühlt und konnte am besten entspannen und atmen. Deshalb fingen wir früh an zu planen und gingen auf Hebammen-Suche. Leider gibt es bei uns in der Nähe keine Hebamme mehr, die Hausgeburten betreut. Nach langem Hin und Her entschieden mein Mann und ich, dass wir die Geburt ohne Hebamme angehen würden. Wir holten schon vorher viele Infos ein, lasen viel, sprachen mit Hebammen und Ärzten und erstellten einen genauen Plan, wann wir die Geburt in die Klinik verlegen würden. Wir einigten uns darauf, bereits beim kleinsten Zweifel die fertig gepackte Tasche zu nehmen und loszufahren, sollte es dazu kommen. Ich fühlte mich aber zu keinem Zeitpunkt unsicher oder ängstlich, denn das erste Mal freute ich mich auf die Geburt selbst, nicht nur das Endergebnis Baby. Auch wenn ich normalerweise sehr rational und kopfbetont bin, war mir in dem Moment mein unglaublich gutes, warmes Bauchgefühl Bestätigung genug.

Ich wehte die letzten Wochen meiner Schwangerschaft gefühlt pausenlos rum, es wurde aber nie richtig ernst. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, dass die Wehen kräftiger oder regelmäßiger wurden, ebbten sie wieder ab. Es waren nervenzehrende und anstrengende Wochen. Ich führte also an 39+4 ein sehr langes, ernstes Gespräch mit meinem kleinen Bauchbewohner, dass er bitte rauskommen möge oder mich zumindest nicht länger mit diesem Hin und Her quälen solle - und er hörte (hier schreitet mein Verstand dann doch ein, vermutlich ist das reiner Zufall gewesen :-D ).

In der darauffolgenden Nacht schlief ich so gut wie seit Wochen nicht mehr. Ich wurde am nächsten Morgen von meinem Mann geweckt, der bereits seit einigen Tagen Urlaub hatte. Er hatte unsere beiden Großen für Schule und Kita fertiggemacht, sie dort abgeliefert und mir ein Frühstück vom Bäcker mitgebracht - all das hatte ich komplett verschlafen. Ich sag euch, der Tag begann wunderbar. Mein Mann kam wieder zu mir ins Bett, wir frühstückten dort gemeinsam, kuschelten ausgiebig und ich war bester Laune. Da aber alles so ruhig war, ging ich fest davon aus, dass wir an diesem Tag keinen Geburtstag mehr feiern würden.

Nachdem ich mich gegen 11 Uhr aus dem Bett lösen konnte, ging ich ins Bad. Gerade als ich das Wasser in der Dusche aufdrehen wollte, machte es deutlich spürbar "Knack" und mir lief eine ordentliche Menge Fruchtwasser die Beine runter. Das kam dann doch überraschend für mich. Innerlich machte sich aber sofort eine riesige Vorfreude in mir breit. Endlich war der Moment da, auf den ich so lange gewartet habe und den ich mir so häufig vorgestellt hatte. Jetzt nicht ausflippen - es waren ja noch keine Wehen da und somit könnte es noch dauern. Bevor ich meinem Mann Bescheid gab, duschte ich in Ruhe und genoss das warme Wasser. Ich merkte gegen Ende allerdings schon ein kleines Ziehen, das aber noch nicht schmerzhaft war.

Das leichte Ziehen wurde innerhalb einer halben Stunde zu kräftigen Wehen. Wie schon bei meinen ersten beiden Geburten tat mir die Bewegung gut. Ich lief also wippend durch die Wohnung und bei jeder Wehe hielt ich inne, hängte mich an meinen Mann und ließ mein Becken kreisen. So veratmete ich Wehe für Wehe. Mein Zeitgefühl war völlig ausgeschaltet. Zwischendurch versorgte mich mein Mann, der wirklich wunderbar ruhig war, mit Getränken und Massagen und sicherte die Betreuung unserer Großen durch die Oma am Nachmittag ab. Immer wieder dachte ich, wie froh ich war, dass wir uns für die Geburtsversion "Nur du und ich in unserem Zuhause" entschieden hatten und wie richtig sich das gerade anfühlte.

Als der Druck immer weiter zunahm und die Wehen im Stehen langsam schwer zu veratmen waren, bat ich meinen Mann, mir ein Bad einzulassen. Ich spürte, dass ich an einen Punkt kam, wo ich kurz vor dem Verkrampfen war. In einer Wehenpause stieg ich in die warme Badewanne und war wieder komplett entspannt. Das warme Wasser tat so gut und ich konnte richtig durchatmen. Meine Beine, die ziemlich schwer geworden waren, fühlten sich wieder leicht an und der Wehenschmerz hatte deutlich weniger Spitzen. Mein Mann ließ mich alleine im Bad, war aber in Hörweite. Mir tat es gut, mich auf mich selbst zu konzentrieren und arbeitete mich von Wehe zu Wehe.

Relativ zügig wurde der Druck nach unten dann immer stärker. Ich kniete mich in die Badewanne, stützte mich mit den Unterarmen auf den Badewannenrand ab und ließ den Pressdrang langsam kommen. Das war der Punkt, an dem ich meinen Mann dann wieder bei mir haben wollte. Er kniete neben der Wanne und war da, falls ich ihn brauchte, hielt sich aber sonst zurück. Während der ersten zwei Presswehen spürte ich richtig, wie unser Baby mitarbeitete. Ich war so konzentriert auf meinen Körper und die Geburt und fühlte mich sicher. Ich schob mit und genoss das Gefühl, voranzukommen. Mit einer Hand zwischen meinen Beinen fühlte ich, wie der Kopf während der vierten Presswehe geboren wurde und kontrollierte mit den Fingern, ob unser Baby die Nabelschnur um den Hals hatte, was nicht der Fall war. Die darauffolgende Wehe ließ verhältnismäßig lange auf sich warten. Mit der fünften Presswehe wurde unser drittes Kind in unserer Badewanne geboren.

- Felix Jaron kam am 12.03.2019 um 14:02 Uhr an 39+5 mit 50cm und 3100g zur Welt. -

Ich legte mir unseren Sohn direkt auf den Bauch und mein Mann reichte mir ein Handtuch, um den Kleinen warmzuhalten. Felix schaute uns direkt mit großen Augen an und war offenbar selbst fasziniert von seinem schnellen Auszug. Wir ließen die Nabelschnur auspulsieren und genossen den ersten Körperkontakt im warmen Wasser. Kurz nachdem mein Mann die Nabelschnur durchtrennt hatte, kam die Nachgeburt mit zwei kräftigen Wehen. Wie von der Hebamme erklärt, kontrollierte mein Mann deren Vollständigkeit. Ich duschte mich nochmal schnell ab, nachdem wir die Badewanne verlassen hatten und zog dann mit meinem Baby ins Bett um. Das war der Moment, an dem ich das erste Mal wieder auf die Uhr sah und so richtig begriff, wie schnell wir dieses kleine Wunder gerade vollbracht haben. Nur knapp drei Stunden nach Blasensprung und etwa 2,5 Stunden nach dem ersten kleinen Ziehen war unser Sohn geboren.

Wir genossen die ersten Stunden zu dritt im Bett, kuschelten und lernten uns kennen. Am späten Nachmittag kamen dann auch die großen Geschwister nach Hause, deren Begeisterung kaum in Worte zu fassen war. Seitdem gibt es regelmäßig Streit, wer nun gerade das Baby halten oder beim Wechseln der Windel assistieren darf. :-) Gemeinsam zelebrierten wir Felix Geburtstag, indem wir gemeinsam mit den Kindern seine Maße und Gewicht nahmen und dabei mitgebrachten Geburtstagskuchen von Oma aßen.

Ich bin dankbar dafür, dass ich so eine traumhafte, selbstbestimmte und ruhige Geburt erleben durfte. Auf die Unterstützung meines Mannes hätte ich zu keiner Zeit verzichten können, selbst wenn er mir zwischendurch einfach nur durch seine bloße Anwesenheit Sicherheit gegeben hat.

Ich wünsche Euch allen wunderbare Geburten in einem entspannten Umfeld und eine schöne Kennenlernzeit mit Euren Babys. #winke

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Ich glaube das ist der schönste Geburtsbericht, den ich hier auf Urbia bisher gelesen haben. Und das sage ich als jemand, der definitiv in einem Krankenhaus entbinden würde.

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Wow, vielen Dank :-)

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Es ist so schön zu lesen. Ich wollte das auch gerne, leider sagte meine Gyn sie kann das durch den vorrangegangenen Kaiserschnitt nicht unterstützen da sie Angst hat die Narbe könne aufplatzen.

Schade aber ich freue mich sehr für euch.

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Vielen Dank.
Möchtest du eine vaginale Geburt in der Klinik versuchen oder lässt du einen Kaiserschnitt machen? Ich wünsche dir so oder so alles Liebe - auch in der Klinik kann man wunderbar selbstbestimmt und entspannt entbinden.

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Ich möchte auf jedenfall vaginal entbinden. Ich meine im Notfall macht man sicher alles aber es würde mich schon sehr enttäuschen.

Ja ich hoffe das das mit ser Selbstbestimmung so in der Klinik auch funktioniert, das war beim ersten Mal leider das Problem.

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Herzlichen Glückwunsch, das hört sich sehr schön an und macht Mut. Was würde man tun, wenn die Nabelschnur um den Hals liegen würde? Alles Gute für euch 😊.

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Vielen Dank!

Wie man mit der Nabelschnur verfahren sollte ist - abhängig davon wen man fragt - sehr unterschiedlich. Wir haben auf jeden fall VORHER im US kontrollieren lassen, wie die Nabelschnur zu dem Zeitpunkt verläuft, aber da kann sich ja auf den letzten Metern auch nochmal was verändern. Wir haben uns entschieden, dass wir, sofern die Nabelschnur nicht sehr fest um den Hals liegt, sie dort belassen würden. Im Normalfall ist sie nämlich lang genug, um sich nicht fest zuzuziehen. Wäre sie sehr eng um den Hals gewesen, hätten wir die Schlinge abgewickelt, während der Körper noch nicht geboren ist. Aber das sollte jedes Paar oder jede Mutter selbst entscheiden und sich informieren, was Vor- und Nachteile und auch Gefahren sind.

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Das ist wirklich ein wundervoller Bericht... du hast den Zauber des Moments mit deinen Worten eingefangen, vielen Dank dass du uns daran teilhaben lässt!
Alles Gute euch und herzlichen Glückwunsch!

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Hach, das hört sich wirklich wundervoll an😊 so anmutig und vollkommen natürlich, sehr, sehr schön 💕

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Wow ich bin begeistert. Seit einige Zeit nach unserer Geburt (auch in der Wanne, allerdings in der Klinik) vergangen ist, freu ich mich richtig darauf das wieder zu erleben und könnte mir sogar auch eine Hausgeburt vorstellen wenn die Bedingungen stimmen würden.

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Das war eine richtig schöne Geburt!

Habt ihr eigentlich einen Notfallplan gehabt? Was ihr bei welchen unerwarteten Problemen macht?

Ich will nichts madig reden, nur hatte ich direkt nach der ersten Geburt plötzlich atonische Blutungen, die nur mit viel Oxytocin aufgehört haben, und ich denke mir manchmal, unter "Wildbedingungen" hätte ich das nicht überlebt.

Ich könnte mir eine Hausgeburt gut vorstellen, beim letzten Kind haben wir es gerade ins Geburtshaus geschafft. Aber never ever ohne Oxytocin in der Nähe.

Was ich auch spannend fände, ist, wie ihr eventuelle Geburtsverletzung gemanagt hättet, Risse und so. Wäre eine Hebamme zu euch gekommen oder wäret ihr dann doch in die Klinik?

Liebe Grüße

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Eine weitere spannende Frage: Wer hätte im Falles für eventuelle Geburtsschäden aufkommen sollen? Die Kommune, die Krankenkasse?
Ein erheblicher Sauerstoffmangel unter der Geburt kann ja schonmal das weitere Leben eines Menschen beeinflussen.

Sorry, das geht über meinen Horizont.

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Herzlichen Glückwunsch.
Ich hab mich gefragt wie es im Falle der Alleingeburt mit der U1 läuft. Und braucht man eine Hebamme oder Arzt, der sowas bezeugt?

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Ich kann die allgemeine Begeisterung zu deinem Bericht leider nicht teilen.

Es ist schön zu hören, dass du eine friedliche Geburt hattest und dass es eurem Baby und dir gut geht.

Aber ich finde euer Verhalten verantwortungslos. Wie kann man denn ernsthaft glauben, dass man sich per YouTube oder Bücher oder über Gespräche die Kompetenzen einer Hebamme aneignen kann?

Ich kann an dieser Stelle nur hoffen, dass dieses Vorgehen keine weiteren Nachahmer findet.

Viel besser wäre die Lösung gewesen sich eine Hebamme zu suchen, ihr die Versicherungsprämie zu finanzieren und eine professionell begleitete Geburt zu erleben.

Nichts für ungut. Du bist sicherlich eine tolle Mutter, aber wenn das Ding gegen die Wand gefahren wäre, wären dein Mann und du zu Recht verknackt worden.

Peace, Sundae.