Geburtsbericht zur Verarbeitung meines Traumas ... Emma ❤️

Mein nicht so schöner Geburtsbericht...
ich schreibe das hier um für mich persönlich vielleicht besser damit abschließen zu können.
Wem die Geburt noch bevor steht der sollte das wohl lieber nicht lesen...

Zur kurzen Vorgeschichte .... meine Schwangerschaft war schon relativ problematisch. Ich hatte von Woche 11-16 oft starke Blutungen und es bestand immer die Angst aufgrund einer tiefliegenden Plazenta das ich das Kind verliere. Gott sei dank ist aber alles gut verlaufen. Ab Woche 25 war es dann so dass sich mein Gebärmutterhals immer weiter verkürzte und das Risiko einer Frühgeburt im Raum stand. Mein Sohn kam vor 7 Jahren bei 36+5 mit Notkaiserschnitt zur Welt (auch diese Geburt war schon traumatisch für mich), aufgrund dessen überlegte ich lange vielleicht gleich einen Kaiserschnitt zu planen um nicht nocheinmal sowas erleben zu müssen...mein Umfeld aber (Familie,Freunde und Frauenarzt) hat mich ermutigt es doch nochmal spontan zu versuchen...
für mich begann die Geburt gefühlt schon bei 34+5 da ich ab diesem Zeitpunkt immer wieder regelmäßige Wehen hatte, mal alle 20 min, mal alle 5-10 min allerdings bewirkten diese rein garnichts und waren nie stark genug aber sie haben mich sehr belastet. Auch aufgrund von massiven Wassereinlagerungen in den Beinen (7kg pro Woche zugenommen zum Schluss) war ich körperlich total am Ende.
Bei 37+4 war ich bei meiner Frauenärztin und diese wollte mich nun endlich erlösen und überwies mich ins Krankenhaus zum Kaiserschnitt, die Maus in meinem Bauch wurde auf 3600g geschätzt und war somit schwer genug.
Dort angekommen Empfang mich nach 2h Wartezeit eine sehr unfreundliche Junge Ärztin und machte sich lustig darüber warum ich mich so anstelle und wenn ich die Wehen jetzt schon nicht ertrage was soll das dann bloß zur Geburt Werden. 🙄Ich war fürchterlich verletzt und weinte, die Ärztin interessierte das nicht und sie lehnte einen geplanten Kaiserschnitt ab. Ich hätte ja grade vor einer Woche zum geburtsplanungsgespräch gesagt ich möchte spontan entbinden. Also sind wir wieder nach Hause ....

In der Nacht zum 27.5 war ich bestimmt 10 mal auf Toillette und hatte Durchfall, (sorry🙈) um 6 bin ich dann aufgestanden weil ich nicht mehr schlafen konnte. Ich hatte schon im Gefühl das es jetzt wohl losgeht. Als dann ein bisschen Blut am Papier war weckte ich meinen Mann da die Wehen jetzt schon bei teilweise 4 min waren... wir haben dann im Kreissaal angerufen um uns anzumelden. Da sagte die Hebamme oh Gott, wir sind schon so voll und ich solle doch noch aushalten... als ob man das Kind wieder „hochziehen“ kann 🙄

Unser Krankenhaus hat normalerweise 300 Geburten im Jahr also nichtmal eine am Tag. An diesem Tag (einem Sonntag) waren es dann 2 in der Nacht und 4 tagsüber... mit 1 Hebamme pro Schicht !


Wir sind dann um 8 als es garnicht mehr ging und ich bei 3 min war hingefahren (wohnen 5 min entfernt)
In Kreissaal angekommen empfing uns die gestresste Hebamme, hing mich erstmal ans CTG für 45 min und war erstmal verschwunden... ich musste die Wehen ordentlich veratmen und hatte starke Schmerzen. Dann wurde ich erstmal auf Station geschickt da alle Kreißsäle voll waren und die Ärzte im op ... auf meinem Zimmer lag dann noch eine Frau mit ihrem Baby die in ein paar Stunden entlassen werden sollte. Ich saß dann auf meinem Bett und musste alle paar Minuten meine Wehen schon mit Tönen lindern 😩es war mir so unangenehm aber ich könnte es nicht unterdrücken. Ich entschuldigte mich sogar bei ihr ...Eine Stunde später kam dann endlich eine Schwester und schickte mich in den Kreissaal. Mein Mann war inzwischen schon sehr sauer.
Die Hebamme untersuchte mich dann und teilte mir mit das mein Muttermund gerade mal bei 1cm ist 😳ich war total geschockt. All die ewigen Wehen hatten nix gebracht 🤷🏼‍♀️
Dann wollte sie mir eine Flexyle legen und musste nach dem 4. Versuch den Arzt holen auch der brauchte noch 3 versuche bis es endlich klappte. Meine Hände waren grün und blau
Als das dann endlich vollbracht war bekam ich einen Schmerztropf von dem mir aber innerhalb Minuten furchtbar schlecht wurde und mein Kreislauf fing an zu spinnen, ich bin immer wieder weggenickt. Nachdem ich dann das 5. mal gebrochen hatte kam die Hebamme und machte mir dem Tropf wieder ab.
Danach hab ich versucht im Zimmer auf und ab zu gehen aber ich könnte mich nicht mehr auf den Beinen halten, Vorallem das viele Wasser machte mir massiv zu schaffen so dass ich mich ins Bett legte und da die nächsten Stunden verbracht habe... an den Rest erinnere ich mich leider nur noch schleierhaft..
ich weiß das ich bei jeder wehe schreien musste und mich am Bett fest gekrallt habe, die Hebamme kam nur auf das rufen meines Mannes alle Stunde mal rein und guckte nach dem Muttermund. Als er bei 4 cm war fragte sie ob sie die Fruchtblase öffnen soll, damit es voran geht. Ich war absolut einverstanden! Ich konnte nicht mehr... als sie dann rein stach „knallte“ es und es kam ein Riesen Schwall grünes Fruchtwasser raus. Mein Mann der die ganze Zeit sehr tapfer war (er wollte eigentlich nicht mit bei sein anfangs vor Angst das er umkippt) musste dann doch kurz mal weggucken und sich wieder fangen...

In den nächsten Stunden würde dann diskutiert ob wir so weitermachen oder in den Op fahren da die Herztöne während der Wehen immer wieder absackten ...Ich hätte mir den Kaiserschnitt in dem Moment sehr Gewünscht es war ja nun schon 10 Stunden her das ich in den Kreissaal ging. Der Oberarzt aber sagte , wenn wir jetzt einen machen dann wird das nächste Kind auf Garantie auch einer. Wir sagten dann „kein Problem, unsere Kinderplanung ist beendet“ - Als der Arzt ernsthaft folgendes antwortete: „Sagen Sie das nicht, was machen sie denn wenn ihre Kinder einen Unfall haben und sterben und sie wollen doch noch welche dann 😳 ich dachte ich höre nicht richtig. Der Arzt war sowieso ein absoluter Fleischer 🙈🤭groß, seeehr dick und hatte eine Glatze die er sich während er auf einem Hocker rumrollte ständig mit einem Handtuch trocknete... an diesem Tag waren es über 30 grad und es gab keine Klima 🤦🏼‍♀️
Die nächste Stunde wurden die Wehen dann noch heftiger und ich bekam auf einmal den Drang zu pressen, mein Mann holte die Hebamme die nach gefühlt 30 min erst kam und als sie nach dem Muttermund schaute war ich aufeinmal bei 9cm , ich dürfte dann Mitpressen was ich auch mit aller Kraft tat, es war furchtbar. Es fühlte sich schlimm an und ich hätte am liebsten aufgegeben aber das ging ja nunmal nicht mehr 🙈 die Hebamme weitete mit ihren Händen den Geburtskanal 😱 das war so schlimm und dann hatte ich es nach 30 min Presswehen endlich geschafft ... meine Prinzessin Emma wurde geboren mit 3730g, 53 cm und 34cm Kopfumfang. Sie war komplett blau und atmete erst nicht, wir hatten solche Panik doch dann fing sie Gott sei dank an zu schreien 🙏🏻
Emma wurde von der Hebamme versorgt und ich fragte den Arzt ob ich doll gerissen bin (da ich das genau gemerkt habe) er sagte dann na wir gucken mal und rollte auf seinem Hocker heran ( von dem er sich nicht einmal runter bewegt hat) und fing an zu nähen, zur Hebamme sagte er schreiben Sie mal 1. Grad auf, es ist nur oberflächlich und Nähte weiter. Dann stöhnte er genervt und sagte „ hmm ich komm hier mit dem Finger doch tiefer schreiben Sie mal 2. Grad auf... er benutze nichts weiter um genau nachzusehen ...

Emma ging es prima und wir genossen die Zeit zusammen...
ich hatte allerdings einige Probleme, starke Schmerzen und Luft die ständig aus meiner scheide kam. Ich dachte das liegt sicher an den Organen die sich jetzt wieder neu ordnen. Ich sprach dies zur Abschluss Untersuchung an und die Ärztin meinte alles normal. Nun gut, wir wurden nach Hause entlassen ❤️

3 Tage später hatte ich dann den ersten richtigen Stuhlgang seit der Geburt und stellte voller Schrecken fest, dass der Kot nicht nur aus dem After sonder auch aus der scheide kam. 😕
Es folgten viele Untersuchungen und die Diagnose Recto vaginale Fistel... ich hatte zur Geburt eigentlich einen Dammriss 4. Grades und hätte in den OP gemusst, dann wäre mir viel erspart worden.
Als Emma 12 Wochen alt war würde ich dann operiert ich sollte ein vorübergehendes Stoma bekommen was dann Gott sei dank umgangen werden konnte 🙏🏻. Ich war 10 Tage in einem Krankenhaus ohne mein Baby 2,5h von zuhause entfernt. Wann ich all das verarbeiten kann weiß ich nicht aber es aufzuschreiben tat gut ❤️ danke fürs Zuende lesen... 🍀

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Hallo liebes,

Das tut mir in der Seele weh sowas zu lesen 😢
Meine Hebamme erzählte mir von einem besonderen Tag, gegen Gewalt im Kreißsaal..

http://www.gerechte-geburt.de/home/roses-revolution/

Ich würde das machen an deiner Stelle, um ein bisschen diesem kreißsaal einen Denkanstoß zu geben.
Ich wünsche dir von Herzen alles alles Gute ❤️

2

Meine Liebe, das tut mir so wahnsinnig Leid.

Mir steht meine erste Geburt tatsächlich noch bevor (auch eine Emma 😅). Trotzdem bestärkt mich dein Bericht, dass ich standhaft und konsequent bleiben muss und meinen Mann dahin gehend auch briefe.

Ich hab nämlich auch Angst, Fremdbestimmt zu werden. Aber wenn ich an deiner Stelle wäre beim Thema Kaiserschnitt (also in der Geburt schon), ich weiß jetzt, ich bestehe dann drauf. Und wenn ich den Arzt würgen muss 😅klar sagt sich das theoretisch leicht, keine Ahnung, wie ich dann unter Wehen bin.

Aber wenn ich sowas lese, nehme ich es mir zumindest ganz fest vor! Mein Mann soll dann bitte mit diskutieren und auch klar sagen, was ich will..

Hoffentlich klappt das dann :)

Dir alles, alles Gute!! Und danke für den Bericht :)

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So ist es, es ist sehr wichtig bei der Geburt auf sich selbst konzentriert zu sein und auch eigene Wünsche durchzusetzen. Mir war es egal wie oft die Hebamme da war, ich war in meiner eigenen Welt und habe irgendwie niemanden um mich haben wollen.
Umso wichtiger das der Partner dann ebenfalls durchgreifen kann, denn er ist ja nicht unter Wehen.

Ich wünsche dir alles gute für die bevorstehende Geburt und der TE danke für den bericht und ich hoffe du kannst es bald verarbeiten, dein kleines Mäusschen macht die Schmerzen bestimmt wieder weg!

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Es tut mir sehr leid zu lesen das da so viel schief lief.....!!
Meine Geburt war auch alles andere als gut und ich habe es 7 Monate später noch nicht verarbeitet. Mir kommen immer noch die Tränen wenn ich mir erlaube daran zu denken und mich auf diese Gedanken und Gefühle einzulassen.
Es ist grausam wie ausgeliefert man im Endeffekt doch sein kann....
Ich wünsche uns beiden dass diese Wunden in ein paar Monaten/Jahren gänzlich verheilt sein dürfen!!!
Ganz liebe Grüße!

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Lass Dich fest drücken! Von so einer entwürdigenden Behandlung habe ich lange nicht gekesen/gehört. Das tut mir sehr leid für dich. Auch für deinen Mann.

Und lass Dir bitte helfen! Das solltest du nicht mit dir alleine ausmachen müssen!

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Hallo ;-)
Und erstmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt Euer Tochter Emma.
Als ich deinen geburtsbericht las hat mich das sehr an meine erste Geburt erinnert und erst nach 12 Jahre. Habe ich verstanden ich habe dieses Erlebnis. Nie verarbeitet. Ich bewundere deinen Mut! Darüber zu schreiben. Ich habe mittlerweile 3kinder und das vierte kommt. So richtig Gedanken habe ich mir. Nie gemacht über die Geburt außer jetzt und jetzt verstehe ich was ich all die Jahre verdrängt habe. Das wichtige ist :dich trifft keine Schuld. Du hast so wundervolles und großartiges geleistet das man das garnicht in Worte fassen kann. Hebammen und Ärzte sind Menschen und vielen Menschen fehlt der Respekt und die Achtung . Du besitzt das gut . Eure Tochter wird in liebe aufwachsen. versuch den Moment wo du dein Baby das erste mal gesehen hast zu bewahren. Das kann dir keiner nehmen. Alles liebe

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Hallo du Superheldin (die in meinen Augen mehr geleistet, ertragen und überstanden hat, als Menschen die den Mount Everest oder Kilimanjaro besteigen),

Ich bin vollkommen entsetzt und bereue es (aufgrund meinen großen Ängsten) ein bisschen das gelesen zu haben. Dein Bericht bestärkt mich in meinem Aktivismus und meinen Vorstellungen als Frauenrechtlerin bestätigt. Die Frauenheilkunde geht mit den Frauen, die sie behandelt oft nicht so um, wie sie es sollte und es besteht ein großer Handlungsbedarf. (Auch wenn man natürlich nicht alle über einen Kamm scheren darf, aber es gibt einfach viele schwarze Schafe.)

Ich weiß, da nehme ich mir viel heraus als fremde Person, aber ich würde Krankenhaus und Arzt verklagen... Naja, das steht mir nicht zu und wahrscheinlich ist das Alles noch zu früh.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe, dass du eine Möglichkeit findest, das Alles zu verarbeiten. Zeit für dich und dein Baby, viel Liebe, Courage und Mut.
Unbekannterweise bewundere ich dich sehr, das alles durchgestanden zu haben.

Liebe Grüße,
Lena