Nr 4 hatte es eilig...

Hallo,
hier kommt der Bericht über die Geburt unseres vierten Kindes vor 4 Tagen in der 37.SSW.

Am Wochenende (36+3) bin ich noch mit den drei größeren Geschwistern rund 250km mit dem Auto zu meinen Eltern gefahren, da ein runder Geburtstag mit Feier anstand. Mein Mann kam erst einen Tag später nach. Mir ging es gut, der Fahrt stand also nichts im Wege. Während des nächsten Tages spürte ich jedoch immer mal wieder ein unangenehmes Ziehen nach unten, Richtung Darmbereich. Eigentlich fühlte sich das wie leichte Wehen an... Ich tat das dann aber als Senkwehen ab (weil nicht sein kann, was nicht sein darf...). Während der Feier am Abend spürte ich jedoch zunehmend dieses Ziehen, auch recht regelmäßig. Da wurde mir dann schon etwas mulmig (ich wollte eigentlich an meinem Wohnort entbinden und nicht hunderte km entfernt, und schon gar nicht die Geburtstagsfeier crashen), ich habe es einfach verdrängt und noch Witze gemacht ("wenn das Kind kommt, gehe ich halt in den Nebenraum").
In der Nacht im Hotel habe ich kaum geschlafen, weil die "Wehen" oder was auch immer das sein sollte mich wachgehalten haben. Tja, und am nächsten Morgen war alles wieder weg. Entwarnung.
Wir sind dann wieder zurückgefahren (mit zwei Autos, mein Mann hatte aber die Anweisung, vor mir zu bleiben, falls doch was wäre), haben auf dem Rückweg noch meinen Schwager besucht und sind dann abends gegen 19h zuhause angekommen. Auto ausgeladen, Kinder ins Bett gebracht und den Tatort eingeschaltet.

Im Verlauf des Tatorts ging das fiese Ziehen wieder los, da schwante mir schon, was das hieß... und ich dachte nur "och nööö, nicht JETZT, ich bin müde von der Tour und möchte mich ausruhen, nicht entbinden gehen! Bitte warte noch eine Woche...". Aber nix da, kaum war der Film zu Ende, steigerten sich ab ca 22:30h die Wehen rasant, und um 23h hatte ich heftige Wehen im Abstand von 2-3 Minuten, fast ohne Pause dazwischen. Mein Mann organisierte schnell eine Babysitterin. Die halbe Stunde, die wir warten mussten, bis sie da war, verbrachte ich damit, zusammengekrümmt ein paar Sachen zusammenzupacken oder über dem Treppengeländer zu hängen wie ein Handtuch zum Trocknen.
Ich war wirklich überrascht von der Intensität und Heftigkeit, mit der mich diese Geburt überfiel. Die vorherigen Geburten (zumindest die ersten beiden) zogen sich über viele Stunden, ich kam mit den Wehen aber super zurecht. Jetzt konnte ich sie zwar auch ertragen, aber ich musste mich unglaublich konzentrieren, um nicht total zu verkrampfen.

Um ca 24h kamen wir am Kreißsaal an, die Hebamme erwartete uns schon und untersuchte gleich den Muttermund. Der muss sehr schnell aufgegangen sein, es war alles voll mit Blut, aber ich fand den Befund (5cm) ernüchternd (vom Gefühl her wollte ich das Kind jetzt einfach nur noch rauspressen). Die Hebamme meinte aber, alles wäre ganz weich, das würde jetzt sehr schnell gehen. Die Fruchtblase war ganz prall gespannt, "wenn die platzt, ist das Kind da!". Sie wollte sie aber nicht eröffnen, weil das sonst für das Kind zu schnell gehen würde. Ich bekam noch einen Ultraschall (sehr schwierig, weil es ja kaum Wehenpausen gab und auf dem Rücken liegen während einer Wehe mir nicht wirklich möglich war), dann begab ich mich wieder zum Bett. Eigentlich wollte ich (wie bei den vorigen Geburten) viel stehen oder knien, weil ich die aufrechte Position angenehm fand und zum Lockerbleiben gut das Becken bewegen konnte. Aber ich musste feststellen, dass das gar nicht mehr ging. Ich konnte kaum stehen, der Kreislauf machte auch nicht so richtig mit und ich zitterte am ganzen Körper. Ich fragte die Hebamme, warum es mich so schüttelte, und sie meinte, weil es so schnell ginge, würde sehr viel Adrenalin ausgeschüttet und das wäre dann normal. Aha, ok. Ich ließ mich dann einfach auf die Seite fallen und blieb so liegen wie ein gestrandeter Wal- die Hebamme war sehr angetan, weil die Kleine auch noch nicht richtig eingedreht war und die Seitenlage da hilfreich sein konnte.
Auf einmal machte es laut "Knack" und ich lag in einer Riesenlache Fruchtwasser. Das war dann doch eine riesige Erleichterung, es nahm erst mal viel Druck weg und ich kam mit den Wehen wieder besser zurecht. Die Hebamme wies mich an, auch bei starkem Druck noch nicht zu pressen, so warteten wir noch einige Wehen ab, bis ich dann in meine Geburtsposition kommen durfte (aufrecht kniend am Kopfende des Bettes). Während der nächsten 3 Presswehen sollte ich nur sanft drücken, während die Hebamme noch eine Muttermundslippe wegmassierte (ich sag euch, DAS ist unangenehm). Und dann durfte ich loslegen. Vorher kam noch der Hinweis, dass ich beim Kommando "nicht mehr pressen" nach Durchtritt des Kopfes die Wehe nur verarmen sollte. Ja ja, kein Problem, kenn ich ja alles schon. Ich presste dann also mit vollem Eifer, während die Hebamme und die Ärztin mich anfeuerten... und bei der dritten Wehe, als ich noch mal alles gab, machte es dann "Plopplopplopp", und mein Mann meinte trocken "Sie ist schon da. Komplett.".Und die Hebamme "..da kamen wir nicht mehr zum bremsen..."
Ich schaute unter mich, und da lag sie, meine kleine Tochter... es war 0:50h.
Die Hebamme war erst noch leicht besorgt, weil sie so mit Karacho rausgeschossen kam, aber ich hatte überhaupt keine Geburtsverletzung und der Kleinen ging es auch bestens. Klein und zart (46cm, 2370g), aber fit und munter. Das erste Stillen klappte schon wenig später im Kreißsaal, und auch jetzt mit 4 Tagen hat sie einen guten Appetit und wird sicher das Gewicht schnell aufholen.
Wir freuen uns riesig über die Ankunft unserer Jüngsten, auch die Geschwister sind begeistert und kriegen gar nicht genug von ihr.
Jetzt freuen wir uns auf die Zeit zu sechst...