Ostern: Geburt in Eigenregie Alleingeburt *sehr langer Text*

Zuhause waren dann die Tage über den Termin immer wieder mit leichten Wehen behaftet. Am Ostersonntag war ich nachts, um halb zwei bei meinem kleinen Sohn, als ich mich wieder ins Bett legen wollte, ging dies nicht. Also bin ich zur Toilette und habe es erneut versucht, es war komisch. Dann merkte ich , dass ich ein wenig Fruchtwasser verlor und leichte Wehen hatte.
Mein Mann und ich entschieden uns den Pool zu holen und ihn zu befüllen. Ich konnte die Wehen gut veratmen und durch verschiedene Positionen und herumlaufen, lies sich auch alles super aushalten und es ging mir gut. Jetzt merkte ich, dass es kein „Probealarm“ ist und unser Nachwuchs nicht mehr lange auf sich warten ließ. Die Kontraktionen wurden nun stärker und ich bin ins Wasser, was sehr entspannend war und sich richtig anfühlte. Dort habe ich dann meinen weit geöffneten Muttermund ertastet und mir überlegt, ob ich wohl nun pressen darf?! Ich habe weiter auf die Signale meines Körpers geachtet, also los ging es. Gepresst und nun konnte ich den Kopf schon deutlich in mir tasten, dann nochmal gepresst und der Kopf rutschte schon tiefer, ich wusste, dass er mit der nächste Presswehe geboren wird und so war es, der Rest der Fruchtblase ist gesprungen und der Kopf war geboren. Sehr interessant fand ich, dass ich durch das Tasten selbst beim Pressen gemerkt habe, wie weit der Kopf sich schon vorschiebt und wie lange ich noch drücken muss. Noch einmal gepresst und um 2:49Uhr hatte ich unser Baby zur Welt gebracht. Ich habe mir unseren Nachwuchs vorsichtig aus dem Wasser genommen und ihn auf meinen Bauch gelegt. Wir haben unser Baby mit Handtüchern eingewickelt und geschaut ob alles dran und der Gaumen geschlossen ist. Widererwartend hat weder mein Mann, noch ich nach dem Geschlecht geschaut, obwohl wir immer dachten, dass dies der erste Blick sein wird. Nun, saß ich mit meinem total perfekten Kind in unserem Badezimmer im Pool und fragte meinen Mann, ob es eine Tochter oder ein Sohn ist. Wir haben dann beide auf einen Jungen getippt und so war es dann auch. Ich habe ihn angelegt und gewartet, dass die Plazenta kommt, als diese dann nicht kam, das Wasser dann etwas frisch wurde und ich duschen wollte, haben wir unseren Sohn abgenabelt und mein Mann durfte ihn kennenlernen. Nach dem Duschen bin ich zu meinen Männern auf die Couch vor dem Kamin und haben uns kennengelernt. Die Plazenta kam dann um kurz vor 5Uhr, also ziemlich genau 2 Stunden später, in denen ich immer wieder wehen hatte. Damit war dann unsere wunderschöne Geburt zuhause abgeschlossen.
Mein Mann und ich sind uns einig, dass es die schönste und perfekteste Geburt von allen war. Ich konnte alles machen, wonach mir war, ohne das mich jemand oder ein CTG davon abgehalten hätten. Ich habe nur auf mein Gespür und meinen Körper gehört und gewusst, dass alles so passt wie es war. Ich habe während der Geburt nicht einmal das Bedürfnis gehabt, dass ich Hilfe benötige, oder was nicht stimmt. Trotz dessen, dass ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht habe, war alles während der Geburt verflogen. Mein Mann hat mich öfters gefragt, ob er nun die Hebamme rufen soll, was ich immer wieder verneint habe.
Um halb sieben habe ich dann meine Hebamme zur U1 angerufen. Sie hat unseren Sohn untersucht, ihn gewogen und gemessen. Unser Sohn war 4000g schwer, hatte 55cm und einen Kopfumfang von 37cm. Sie hat noch nach der Plazenta und nach Verletzungen bei mir geschaut.
Jetzt sind auch die großen Geschwister aufgewacht und durften unseren Familienzuwachs begrüßen.
Abschließend zu meinem Geburtsbericht:
ich weiß, dass es viele als nachlässig, blöd und unverantwortlich finden. Für uns war es aber genau die Geburt, die wir uns vorgestellt hatten, es war eine schöne, schmerzarme Geburt, die in der gewohnten Umgebung statt fand. Mein Mann empfand die anderen Geburten immer als sehr schlimm, fast traumatisch, er fühlte sich hilflos und jetzt war er einfach nur da und wusste, dass das das Beste war, was er machen konnte. Ich würde keiner Frau zu einer Alleingeburt raten, aber zu einer selbstbestimmten! Denn nur die werdende Mama weiß, was für sie und das Baby das Beste ist, ich finde es sollte mehr auf die Frauen gehört werden, da jede Geburt anders ist und keine Geburt nach einem Lehrbuch stattfindet. Was ich auch erst nach meinen ersten 3 Geburten verstanden habe ist, dass nicht die Hebamme oder der Arzt das Kind zu Welt bringen, sondern ich. Ich hatte bei allen Geburten alles super im Griff und bin dann in die Klinik und habe selbst alles abgegeben, habe für mich gedacht, hier helfen sie dir jetzt und sobald ich im Kreißsaal bin, bringen sie dein Kind zur Welt. Jetzt weiß ich, dass nur ich mein Baby zur Welt bringe und ich im Kontakt zu meinem Kind stehe und ich auf mich hören und spüren muss, was jetzt das richtige für mich und das Baby ist.

1

Super schön😘

2

Danke #blume

3

Wow 😳 du hast mein Respekt das ihr euch sowas getraut habt. Und freue mich das ihr so eine schöne Geburt hattet 😊

4

Danke :-D für deinen netten Beitrag#blume
Ich denke nicht, dass das was mit Mut zu tun hatte, ich habe mir über Geburten informiert und bei meinen vorherigen im Krankenhaus erlebt, dass man leider doch sehr eingeschränkt ist und sich nicht so verhalten kann, wie einem gerade ist. Darauf habe ich mich so entschieden. Und auch nach der Geburt, war es z.B. mit dem Stillen viel entspannter, keiner hat mir erzählt wie ich mein Kind anlegen muss, wie oft und ich musste kein Buch führen und lauter Dinge, die einen unter Druck setzen.

5

Wunderschöner Bericht, der all jenen Mut machen sollte die mit sich und ihrer "geplanten" Geburt hadern. Beeinflusst durch in erster Linie traumatische Geburtsberichte die man eigentlich auch nur im Zusammenhang mit Krankenhäusern kennt.

Ich hatte beim 1. nicht den Mumm für eine außerklinische Geburt. Zu stark noch beeinflusst durch die gesellschaftliche NORM. Und die "das ist unverantwortlich" Rufe die man irgendwie immer auf eine bestimmte Weise bekommt, wenn man VOR der Geburt mit solchen Gedankengängen oder gar schon feststehenden Entscheidungen hausieren geht. Hab mich aber mit Hypnobirthing und natürlichen Geburten beschäftigt auch in der 1. Schwangerschaft und hatte das Vertrauen in mich, das ICH das schaffen werde und ich gebären und nicht entbinden kann. Auch in einem Krankenhaus. Beim 1. Kind hätte ich mir rückblickend aber aufgrund meiner Unerfahrenheit mehr Präsenz von meiner Hebamme gewünscht. Bin aber kein forderndert Typ und auf der anderenseite unter der Geburt froh über die geringe "Störung" von außen. Im Rückblick hätte mich die Hebamme aber besser anleiten und führen können. So hätte ich die PDA ggf. gar nicht mal eingefordert, einfach nur bedingt dass ich einen Positionswechsel gebraucht hatte. Und diese wiederrum, kombiniert mit der anschließenden Rückenlage die Sauerstoffzufuhr zum Kind verschlechtert hat (weil ich nicht mehr konzentriert geatmet habe). Das Geburtstraum hätte vermutlich verhindert werden können. Und ja das Buch über Hypnobirthing hatte recht. Die meisten heute stattfindenden ach so dramatischen Komplikationen sind größtenteils erst durch die Interventionen und das passiv werden unter der Geburt und abgeben der Geburt an Klinikpersonal verursacht. Und wer sich den Film "die sichere Geburt" anschaut, wo nicht irgendwelche Esotheriker kommentieren sondern Ärzte, Hebammen, Psychologen und Menschen die Tag täglich damit zu tun haben und AHNUNG haben wovon sie da reden.... der wird feststellen. Das eine Geburt etwas natürliches ist. So natürlich wie Sex und dafür geh ich ja auch nicht ins Krankenhaus um mir von anderen sagen zu lassen, wie lange der gehen sollte damit er zufriedenstellend ist und in welchen Positionen ein Orgasmus garantiert wäre. Das kommt dem Eingreifen in der Geburt mit unter gleich. Und klar stibt bestimmt auch mal einer beim Sex genau wie bei einer Geburt. Aber wenn das passiert, dann hätte das im Krankenhaus auch nur seltenst verhindert werden können. Denn wirklich lebensbedrohliche Situationen finden in der Realtität bei einer Geburt viel viel seltener statt als uns so mancher Arzt auch teilweise einreden möchte. Selbst manche Ärzte haben schon so den Bezug dazu verloren oder Hebammen die nur Klinikgeburten betreuen, dass aus vielen Kleinigkeiten schnell Panik gemacht wird, als hätten sie als Ärzte und Hebammen selbst Angst vor dem was sie tun. Dabei begleiten sie keine Bombenentschärfungen im Krankenhaus die jederzeit detonieren könnten sondern Geburten.

Jetzt beim 2. hab ich den Mut außerklinisch zu entbinden und auch wenn ich dort über meine Hebamme und nur diese (neben meinem Mann) begleitet werde, weil ich mir das so wünsche. Haben wir jetzt schon ausgemacht. Das die Uhr abgehangen wird, sie im Raum sitzen wird aber nur auf mein Wunsch hin etwas tuen wird, was ich verlange. Und z.b. keine Tastuntersuchungen vornimmt, wenn ich das nicht ausdrücklich wünsche. Max das sie gelegentlich die Herztöne abcheckt aber auch nicht permanent.

Dein Bericht bestärkt mich hier auch nochmal in meiner Entscheidung für den außerklinischen Geburtsort.

Komplett alleine wäre ich glaub noch zu unsicher dafür. Das muss man mögen. Da bin ich ehrlich. Aber wie du richtig sagst, nur die Mutter kann einschätzen was ihr unter der Geburt gut tun würde und das deine Geburt so geendet ist... ist kein Glück sondern eher wünschenswert für jeden und Normalität. Wer hier kommt mit, due wärst fahrlässig. Der ist auch Fahrlässig mit Kind im Kindersitz Auto zu fahren, hier sterben vermutlich mehr Menschen im Jahr als bei einer natürlichen Geburt. ;-)

6

Vielen Dank für deine lieben Worte#verliebt
dem ist nichts mehr hinzu zu fügen#pro
Du hast noch einige Punkte angesprochen, die ich nicht genannt hatte, weil ich dachte, wenn mein Bericht noch länger wird, dann liest ihn kein Mensch mehr ;-)
Ich finde das sehr wichtig, das erstreckt sich auch auf die Schwangerschaft, in die einer jeder reinreden möchte, was man essen, lesen, tragen usw. muss und wenn das Baby da ist, geht das gerade weiter mit impfen, schlafen, stillen, tragen, wickeln usw.
Ich finde alle diese Sachen müssen von den Eltern und dem Kind für sich selbst entschieden werden, da es hier auch keine perfekte Lösung für alles gibt.

7

Eben! Ein Restrisiko bleibt bei jedem Weg den man wählt. Unterschiedliche Risiken, die man wissentlich abwägen muss ob man sie bereit ist zu gehen oder welche Risiken einem persönlich am wenigstens zu vertreten scheinen. Aber da hat man als Außenstehender vorsichtig zu sein wie weit man sich hier ausm Fenster lehnen sollte. Man kann seine Meinung sagen. So wie ich sage "ich bräuchte die fachliche Begleitung um mich sicher zu fühlen" - aber käm im Leben nie auf die Idee dir absprechen zu wollen oder einreden zu wollen, was ich als sicher oder besser definiere.

Eine Alleingeburt endet nicht gleich im Drama (eher unwahrscheinlich) nur weil man kommt mit "früher sind so und so viele Frauen bei der Geburt gestorben".... JA, aber früher war die Hygiene auch noch ne ganz andere Baustelle, heute kommt kein ranziges Dreckwasser mehr aus unseren Leitungen die Infektionen begünstigen... heute nimmt man vor der Geburt gewöhnlich Vorsorgeuntersuchungen war und würde vermutlich kein Kind in BEL oder QL versuchen außerklinisch auf Krampf zu entbinden und das nur dann machen, wenn alle Faktoren davor diesem Weg nicht im Wege stehen. Vor allem die Sterblichkeit der Mütter war früher wesentlich erhöht, eher weniger beim Baby. Auch weil das Wochenbett damals noch eher ein Fremdwort für manche war und die sich zu früh zu viel gleich wieder zugemutet haben und dann ins Kindbettfieber gefallen sind dem heute auch besser therapeutisch geholfen werden kann als damals. Die Wahrscheinlichkeit von übertrieben starken Blutungen unmittelbar danach, ist im Promillewert zu bemessen und kann auch noch, weil die Plazenta im KH falsch beurteilt wurde, nach einer klinischen Entlassung noch Tage danach spontan zuhaus passieren. (Einer Bekannten in der Dusche passiert etwa eine Woche NACH der Geburt.) Man sollte das Risiko hier mal relativieren im Verhältnis zu den Risiken die eine Klinikgeburt so mit sich bringt. Denn statistisch gesehen verlaufen als vollausgetragene Schwangerschaften klassifizierte und als unkomplizierte Schwangerschaft geltende Geburten im Krankenhaus weit häufiger riskant ab als außerklinisch. Sprich die Warnehmung ist objektiv genauso verschoben, wie die angebliche Zunahme von Übergriffen und Gewalttaten von Fremden an Kindern. Die nur so wirken weil es die Medien stärker als früher aufbauschen. Die Statistik spricht aber ganz klar das Gegenteil aus. Sprich es ist heute für Kinder sicherer als vor 30 Jahren und nicht unsicherer nur weil einzelne Fälle stärker berichtet werden. Genauso ist es mit Geburten!

8

Das klingt wirklich wahnsinnig schön, so eine Geburt wünsche ich mir auch. Ich hatte zwei klinische Geburten, die so schnell waren, dass ausser CTG schreiben keine Zeit für Eingriffe durch Klinikpersonal war 😂 in ca 4 Wochen kommt Nummer 3 und da überlegt man sich schon, ob man es nicht auch zu Hause allein "durchzieht".

Danke für den tollen Bericht 🤗

9

Danke #danke
Als wir uns entschieden haben, dass unser kleiner zu Hause zur Welt kommt, war ich bereits in der 40SSW, wir haben uns alles organisiert, was wir gebraucht haben und haben keinem was gesagt, da wir nicht verunsichert werden wollten.

Ich wünsche dir eine schöne Geburt und das alles so abläuft, wie du es dir vorstellst. #blume