Alles was schief gehen kann, ging schief...

Am Mittwoch, 26. Juni 2013 War ich 6 Tage über dem errechneten Entbindungstermin. Mein Frauenarzt hat die Größe meines Babys schon Wochen vorher auf 1-2 Wochen über Norm geschätzt. Diese Daten haben sich bei jeder Untersuchung immer wieder bestätigt. Deshalb hat er mir auch geraten eine Woche nach ET die Geburt einleiten zu lassen, damit der Zwerg nicht noch größer wird und dann noch Komplikationen bei der Geburt auftreten. Also hat er mich für den nächsten Tag ins Krankenhaus überwiesen.

Ich habe mich für eine große Klinik mit Kinderintensivstation entschieden. Normalerweise hätte ich eine kleinere Klinik bevorzugt, die weniger medizinisch ist und mehr auf Natur vertraut, aber mein Bauchgefühl hat mir davon abgeraten. Im Nachhinein war diese Entscheidung gut.

Am 27. Juni 2013 hat mich mein Mann Stephan dann ins Elisabeth Krankenhaus in Essen gefahren. Die Kliniktasche haben wir schon mitgenommen, wie uns empfohlen wurde. Wir haben uns dann erst im Krankenhaus angemeldet, bzw. ich wurde eingewiesen. Auf der Entbindungsstation wurde ich erstmal an das CTG angeschlossen, dann wurde ein Ultraschall gemacht und die Hebamme hat mich untersucht. Die Hebamme kam zum gleichen Befund wie mein Arzt: nämlich, dass ich noch nicht geburtsbereit bin. Der Muttermund war noch fest verschlossen und nicht zugänglich. Wehen hatte ich auch keine. Und die Ärztin hat beim Ultraschall auch ein sehr großes Baby mit einem sehr großen Kopf gesehen.

Danach habe ich die Tablette bekommen, mit der die Geburt eingeleitet werden soll. Laut Aufklärungsgespräch war das nur eine Testdosis um zu sehen wie die Mutter auf die Tablette reagiert. So wird es immer gemacht. Am nächsten Tag sollte ich dann die volle Dosis bekommen. Soweit ist es aber nicht mehr gekommen.

Nach Einnahme der Tablette sind wir auf mein Krankenzimmer gegangen und haben uns eingerichtet. Eine halbe Stunde später sollte ich schon wieder zum CTG kommen, welches keine großen Veränderungen gezeigt hat. Das nächste CTG sollte dann 4 Stunden später sein, was ich aber nicht geschafft habe. Weil ich so große Schmerzen und Wehen im 2-Minuten-Takt bekommen habe, sind wir schon früher zum CTG gegangen. Dort habe ich dann Schmerz- und Krampflösende Tabletten bekommen. Die haben für's erste geholfen und ich bin zurück auf's Zimmer.

Kurz darauf kamen dann auch schon Mama, Oma und Tante zu Besuch. Wir haben gequatscht, gelacht und Kuchen gegessen. Und zwischendurch hatte ich immer wieder Wehen. Die Schmerzmittel haben geholfen und meine Wehen wurden immer weniger. Nachdem die Mädels weg sind, ist auch mein kurz darauf Stefan nach Hause gefahren. Ich musste dann auch schon wieder zum CTG, was wieder unauffällig war, da die Schmerzmittel die Wehen ein wenig gehemmt haben. Also bin ich zurück auf mein Zimmer und habe versucht TV zu sehen. Das hat leider nicht so funktioniert wie geplant. Die Wehen wurden da nämlich wieder mehr und schlimmer, wie auf Bestellung. Gegen 21:30 Uhr bin ich wieder zum Kreißsaal und habe Schmerzmittel bekommen. Aber das CTG hat wieder nichts besonderes angezeigt. Zurück auf dem Zimmer habe ich versucht weiter fernzusehen, in der Hoffnung, dass die Tabletten genauso gut anschlagen wie am Nachmittag und ich etwas schlafen kann. Leider haben die Tabletten diesmal nicht gut angeschlagen. Es wurde schlimmer und schlimmer. Also habe ich Stefan angerufen und mit ihm überlegt, was wir machen. Ob er kommen soll, oder ob ich erstmal wieder im CTG vorbeischauen soll. Aber die Wehen waren einfach noch zu unregelmäßig. Er hat sich trotzdem entschlossen zu kommen.

Während ich auf ihn gewartet habe, wurden die Wehen immer häufiger, regelmäßiger und heftiger. Ich habe ihm dann eine SMS geschrieben, dass ich schonmal in den Kreißsaal gehe und habe eine Schwester gerufen, weil ich selbst nicht mehr aufstehen und gehen konnte vor Schmerzen. Auf dem halben Weg zum Kreißsaal kam auch schon Stephan angerannt und hat dann übernommen. Dort wurde ich wieder einmal ans CTG angeschlossen. Und ich habe auch einen Schmerztropf bekommen um mir die Schmerzen zu nehmen. Es wurde dann auch ein wenig besser, aber trotzdem wurde ich im Kreißsaal behalten zur dauerhaften Beobachtung. Stephan hat auf einem Stuhl neben mir geschlafen, und ich war die ganze Nacht mit den Wehen beschäftigt. Es wurde zwar ein klein wenig besser durch den Tropf, aber leider nicht so gut, dass ich schlafen konnte. Die Wehen kamen im 2-Minuten-Takt und dauerten jedes Mal mehr als eine Minute. Nach jeder Wehe bin ich erschöpft eingeschlafen, für wenige Sekunden bis die nächste Welle kam.

So ging es die ganze Nacht durch. Stephan hat die meiste Zeit geschlafen und ist nur ab und an wach geworden, wenn ich ihn zu fest gedrückt habe um meine Schmerzen zu erleichtern. Nachdem der Tropf durch war, was ca. 4 Stunden gedauert hat, habe ich erst versucht es ohne weiter auszuhalten. Denn in den zwei Stunden vor dem Schmerztropf haben die Wehen bewirkt, dass sich der Muttermund auf 5 cm geöffnet hat. In den vielen Stunden mit Tropf hatte ich einen Stillstand. Nach ca. 2 Stunden habe ich dann doch wieder darum gebeten mich an den Schmerztropf anzuschließen, was ich auch bekommen habe. Leider hat dieser so gar nicht gewirkt und nach einer Stunde wusste ich nicht mehr ein noch aus. Vor allem, weil sich der Muttermund trotzdem nicht geöffnet hat. Die Hebamme hat dann gefragt, ob ich nicht eine PDA haben will, was ich erst verneint habe, da ich Angst vor einer Rückenmarksspritze hatte und mir die Vorstellung von einer großen Nadel in der Wirbelsäule noch mehr Unbehagen bereitet hat. Aber nach gutem Zureden der Hebamme habe ich mich dann doch dafür entschieden. Im Übrigen war die Hebamme sehr kompetent. Sie war zwar sehr jung, aber dafür umso geduldiger und unbeschreiblich lieb und verständnisvoll. Die PDA war gut, hat mir die Schmerzen genommen und ist sehr schnell angeschlagen. Ich habe dazu aber auch noch einen Wehentropf bekommen, weil die PDA meine Wehentätigkeit ein wenig gebremst hat. Das war so gegen 8 Uhr morgens. Ich habe dann auch endlich ein wenig schlafen können, wenn auch nur wenig.

Gegen 11 Uhr habe ich aufgehört die PDA zu verlängern, damit die Presswehen einsetzten. Die Hebamme hat vorgeschlagen, dass ich mich hinstellle, ein wenig tanze und mit der Schwerkraft arbeite, was ich dann auch gemacht habe. Stephan hat mich von hinten gehalten, weil ich durch die PDA kein Gefühl in den Beinen hatte und somit nicht richtig stehen konnte. Nachdem ich das eine Zeitlang gemacht habe, sollte ich mich auf das Kreißbett knien. Leider war die PDA da schon so schwach, dass ich Schmerzen im linken Bein und Hüfte bekommen habe. Ich habe mich hingekniet und sollte in der Position pressen. Aber durch die Schmerzen im Bein ging das nicht. Ich konnte mich nicht gleichzeitig auf den Beinen halten und pressen, wegen der Schmerzen. Darum habe ich mich wieder auf den Rücken gelegt. Das war nicht ideal für die Geburt, aber es war leider die einzige Position die ich halten konnte. Bei den Presswehen hat Stephan mir dann den Kopf gegen die Brust gedrückt, damit ich pressen konnte. Immer wieder ist der Kleine ein Stück vor gerutscht, aber nach der Wehe wieder zurück gerutscht. Nach einiger Zeit hat die Hebamme dann eine Ärztin geholt, weil es nicht weiterging. Diese hat dann versucht den Kleinen rauszudrücken. Hat ein Tuch um meinen Bauch geschnallt und zugezogen und sich gleichzeitig mit ihrem Gewicht auf meinen Bauch gelehnt. Das hat leider auch nicht geholfen. Der Kleine wollte einfach nicht um die letzte Kurve. Nachdem wir einige Zeit so gekämpft haben, wurde die Oberärztin gerufen. Auch sie hat versucht auf meinen Bauch zu drücken. Sie hat es auch mit Saugglocke (Kiwi) probiert, aber die ist immer wieder abgerutscht. Auch ein Dammschnitt der dem Köpfchen mehr Platz verschaffen sollte hat nicht geholfen. Letztendlich kam dann noch die Chefärztin dazu. Auch sie hat einige Male versucht den Kleinen rauszuholen, während die beiden anderen Ärztinnen auf meinem Bauch gedrückt haben. Aber auch sie hatte keinen Erfolg. Sie hat dann im OP angerufen und einen Notkaiserschnitt beordert. Stephan hat dann noch gesagt, dass der Kleine genauso trotzig wie seine Mutter ist. Wir haben dann noch eine Wehe abgewartet, und in dem Augenblick hat sich der Kleine endlich bewegt.

Die nächste Stunde lang habe ich den Kleinen rausgepresst. Allerdings weiß ich nicht wie und was passiert ist. Ich kann mich an die letzte Stunde nicht mehr erinnern, weil ich bis dahin schon zu viel Blut verloren habe und völlig dehydriert war. Ich war kaum noch bei Bewußtsein. Auf einmal war der Kleine da und man hat ihn mir auf den Bauch gelegt. Leider konnte ich ihn nicht halten, weil ich fast bewußtlos war. Das war um 14:01 Uhr. Das war 24 Stunden nachdem ich durch die Tablette erste Wehen bekommen habe.

Der Kleine wurde dann zum Kinderarzt gebracht um zu prüfen, ob nach der schweren Geburt alles OK ist mit ihm. Stephan ist mitgegangen. Ich habe nochmal eine Dosis PDA bekommen, damit mein Dammschnitt genäht werden konnte. Auch haben wir auf weitere Presswehen gewartet, damit die Nachgeburt kommt. Es kam aber nichts. Ich habe nochmal Medikamente bekommen, die das beschleunigen sollten, trotzdem hat es lange gedauert bis sich was getan hat. Als die Wehe dann kam, musste die Hebamme mit Hilfe einer Krankenschwester noch kräftig ziehen und nachhelfen, damit die Plazenta rauskommt. Leider war sie aber nicht vollständig. Die Oberärztin wurde dann nochmal gerufen um das zu bestätigen und somit kam ich noch in den Genuss einer Ausschabung. Ich wurde gefragt, ob ich das mit Vollnarkose machen will, oder mit PDA. Zu dem Zeitpunkt wollte ich es nur noch hinter mich bringen und hab den Kreißsaal mit PDA gewählt, weil ich nicht noch einige Stunden in Vollnarkose und im Aufwachraum verbringen wollte. Es kam also noch eine vierte Ärztin hinzu mit einem Ultraschallgerät um die Ausschabung zu überwachen. Die Oberärztin war sehr bemüht es schnell und möglichst vorsichtig zu machen, aber es war wirklich sehr sehr schmerzhaft trotz PDA. Ich habe alles gespürt. Danach wurde auch endlich der Dammschnitt zugenäht, wobei ich auch hier - trotz PDA - jeden Stich gespürt habe. Dabei ist eine der Ärztinnen auf mich gesprungen und hat versucht mich wach zu halten, weil ich dabei war wirklich ohnmächtig zu werden.

Als das alles endlich vorbei war, wurde ich in einen Nebenraum gebracht mit mehreren Infusionen. Was ich genau bekommen habe, weiß ich nicht. Nur, dass ich an beiden Armen mehrere Infusionen hängen hatte. Ich habe am ganzen Körper gezittert und konnte keine Kontrolle über meinen Körper gewinnen. Der Kleine wurde mir dann auch endlich auf die Brust gelegt, aber halten konnte ich ihn immer noch nicht. Mein Mann hat ihn dann so gehalten, dass er nicht runterrollt. Erst 2 Stunden später hat das Zittern aufgehört und ich wurde auf mein Zimmer gebracht. Kurz darauf bin ich auch endlich eingeschlafen. Als ich spät Abends wach wurde war mein Kind nicht bei mir im Zimmer. Mein Mann hat ihn ins Kinderzimmer gebracht, damit ich mich von der Geburt erholen konnte. Ich bin dann ins Kinderzimmer getorkelt, eher tot als lebendig, und habe mein Kind geholt und konnte ihn dann zum ersten Mal endlich anlegen und genießen.

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Und wie groß und schwer war dein Baby nun?

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Das habe ich jetzt völlig vergessen dazuzuschreiben.

4030 gr, 54 cm, 36,5 cm Kopfumfang

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Herzlichen Glückwunsch!
Ich hoffe,du hast dich inzwischen von den Strapazen erholt :)

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Ach du scheiße... puhhh klingt echt unschön aber du hast dein Kind... bei mir ist es auch bald so weit

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Ohje, du Arme! Das klingt ja wirklich schrecklich! Ich hoffe es geht euch jetzt gut und ihr genießt die erste Zeit. Ich wünsche dir, dass du deine Erlebnisse bald ganz verarbeitet hast. Das Aufschreiben war schon ein großer Schritt! Ich wünsche euch von Herzen alles Gute!

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Hallo,

Das klingt wirklich sehr unschön ... Ich hatte das 2 mal... Jedes mal ne traumgeburt einmal 4 Stunden in der Wanne und einmal 5 Stunden in der Wanne aber beide Male kam die Plazenta nicht raus und ich musste in op ... Vollnarkose ... Ich hab es gehasst ... Hab jedes mal 2 Liter Blut verloren und Eisenwert war bei 5 .... Und bei der letzten Geburt dürfte ich nach 6 Wochen nochmal unter Vollnarkose zur Ausschabung weil die nach der Geburt nicht alles rausgeholt haben ... Ich will definitiv kein Kind mehr !

Glückwunsch an die frischgebackenen Eltern

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Mein Eisenwert war auch im Keller. Hab dadurch auch noch eine weitere Freiübernachtung im Krankenhaus-Hotel bekommen. Die wollten mich sogar noch länger drin behalten, aber ich bin freiwillig gegangen mit dem Versprechen mich zu schonen und sofort zum Arzt zu gehen, wenn ich Schwäche, Schwindel oder vermehrte Blutung haben sollte. Bisher ist alles gut soweit.

Auch euch Glückwunsch zum Baby und alles Gute!

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Tut mir echt leid das du so eine schlimme Geburt hattest!!!

In deinem Geburtsbericht schreibst du mal von einem Stefan und dann wieder Stephan..

Alles gute

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ups... Tippfehler. Er heißt Stephan. ;-)

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Furchtbar was man dir angetan hat.alles gute für euch!

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Glückwunsch zur Geburt. Das was Du da beschreibst kenne ich auch nur noch ne Nummer krasser mit Sonden am Kopf des Babys weil die Herztöne über die Bauchdecke nicht mehr aufgezeichnet werden konnten und das mein Kind nach dem ganzen von mir weg gerissen wurde und für 10 Tage auf Intensiv gebracht wurde wegen Neugeborenensepsis.

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Ohje, du arme! Das tut mir total leid! Ich fand es schon schlimm, dass ich meinen Schatz erst in der Nacht nach der Geburt anlegen konnte. Aber 10 Tage Intensiv ist ja ganz schlimm! Ich hoffe euch geht es wieder gut!

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Hallo,

Ich habe ein paar Tage vor Dir im Elisabeth Krankenhaus entbunden. Ebenfalls Saugglocke. War fast ähnlich wie bei Dir.

Würde gerne wissen wie es Dir heute geht.

Glg

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Hey, mir geht es soweit ganz gut. Bin noch etwas schlapp und die Naht ziept ganz schön. Aber von der Geburt hab ich mich soweit schon erholt. Jetzt hat sich nur auch der Ischias zu mir dazu gesellt.

Nur mein Kleiner hat die Geburt noch nicht verarbeitet.

Und bei dir?

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Mir hängt das ganze sehr nach. Stillen klappt nicht - da ging einiges schief.
Zuerst waren wir beide unter Beobachtung und dann kam keine Milch.

Mir wurde lediglich ein Fläschchen in die Hand gedrückt mit dem Hinweis das ich zufüttern muss.
Ergebnis ist, das ich nun komplett füttern muss.

Der Kleinen geht es wohl gut. Mein Becken ist weiter instabil und ich hab Probleme mit Positionswechseln (also aufstehen oder hinsetzen)
Mein missglückter Dammschnitt heilt - aber insgesamt hab ich am erlebten ziemlich zu knabbern ...

Mein Umfeld kapiert das überhaupt nicht - aber diese 25 Minuten in denen ich über Presswehen atmen musste um auf die Oberärztin zu warten damit die die Saugglocken Geburt macht - haben mich fertig gemacht.
Das ganze bei voll aufgedrehtem Wehentropf!!!

Ich hoffe Du bist bald wieder fit!

Glg

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