Kilians langer Weg ins Leben - achtung sehr lang

Freitag, 09.12.2005
Abends sitze ich im Wohnzimmer auf der Couch und filme ein letztes Mal mit der Camcorder das Gestrampel in meinem Bauch. Die letzten 2 Tage haben die Kindsbewegungen nachgelassen und für mich stand fest, dass an diesem Wochenende die Geburt stattfinden muss. Ich streichelte meinen Bauch und sagte meinem Baby, dass wir morgen unser großes Abenteuer hätten.

Am Samstag, 10.12., war ich morgens sehr aufgeregt. Ich rief im Kreisssaal an wann ich kommen kann und ich sollte mich in Ruhe auf den Weg machen. Ich sagte meine Freundin Bescheid, wir wollten uns vor dem Krankenhaus treffen.
Ich wollte eigentlich mit meinem eigenen Auto runterfahren (und mit diesem dann auch mein Baby nach Hause bringen) aber nach dem mein Vermieter mir alle Scheiben frei gekratzt hatte sagte er, das käme nicht in frage, er würde mich fahren.
Ich war so aufgeregt, dass ich nicht groß protestierte sondern meine Taschen holte und mich dann fahren ließ.
Ich meldete mich noch mal bei meiner Freundin, weil wir mittlerweile etwas länger gebraucht hatten um fertig zu sein.
Vor dem Krankenhaus stand sie dann auch schon und wir luden erst mal meine Taschen in ihr Auto um. Ich wollte noch nicht alles mit rein nehmen. Ich verabschiedete mich gutgelaunt von meinem Vermieter und ging mit meiner Freundin zum Kreisssaal

Um ca. 10:30 Uhr begann der Wehenbelastungstest bei ET + 9. Ich kam in ein Vorwehenzimmer, legte mich aufs Bett und der Zugang wurde von der Ärztin, die ich schon kannte weil ich mal im gleichen Krankenhaus gearbeitet hatte, gelegt. Zugleich kam noch der Arzt ins Zimmer, mit dem ich im Oktober eine vorzeitige Einleitung besprochen hatte (weil ich Angst hatte das kurz vor ET noch was schief geht) und den ich dann auch zu Vorsorgeuntersuchungen öfter gesehen hatte. Er meinte, dass alle ganz erstaunt wären, was ich für eine Wandlung durchgemacht hätte. Will heißen: eine Woche vor ET wollte ich dann tatsächlich eine Einleitung, habe mich überzeugen lassen es nicht zu tun und nun in aller Ruhe schon 9 Tage übertragen (allerdings mit intensiven CTG- und Doppler-Kontrollen).

Der Test war dann soweit ok, die Wehen leicht zu veratmen. Wir schauten immer auf dem CTG, ob die Wehe stärker war als die vorherige. „Rekord“ war bei >100< auf dem Wehenschreiber.
Am Ende des Tests sprang die Fruchtblase. „oi, es läuft, es läuft“ Was mir aber erst mal die Hebamme nicht glaubte. Sie meinte, das wäre Scheidenflüssigkeit und Zäpfchenreste.
Da es aber immer weiter lief, machte die Ärztin einen Test ob es Fruchtwasser sei. Der Lackmuss-Test war bereits positiv gewesen. Dieser Test sah nun aus wie ein Schwangerschaftstest und war dann auch positiv auf Fruchtwasser.

Ich war da noch sehr happy weil nun nicht eingeleitet werden musste wie geplant.
Meine Freundin half mir einmal im Bett liegend die Vorlagen zu wechseln, ich konnte noch nicht aufstehen wg. der Infusion, als die Ärztin und 2 Hebammen reinkamen. War recht lustig weil sie sich just in dem Moment über meine Unterhose gebeugt hatte.

Danach kamen dann auch eigene Wehen, ich bin Treppen gelaufen mit meiner Freundin und wir haben viel gelacht. Ich meinte noch, wir sind nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache.
Die ganze Zeit lief auch immer wieder Fruchtwasser ab. Es hat richtig Spaß gemacht. Um 17 Uhr rief ich meine Mutter an und lachte, alles wäre ok, es sei losgegangen und könnte sicher auch noch ein Sonntagskind werden. Ich musste dann auch schnell auflegen, weil schon die nächste Wehe kam.

In der Zwischenzeit hatte ich mich auf Vorschlag der Hebamme auch umgezogen weil es doch recht umständlich war, mich zu Untersuchungen immer wieder aus der Latzhose zu schälen und es auch bequemer sei im Bett.
Meine Freundin hatte dazu auch alle Taschen aus dem Auto geholt und einen Teil im Schrank auf dem Flur eingeschlossen. Erst wollte ich gar nicht alle Taschen da haben aber sie meinte, ich würde doch ohnehin dort bleiben.

Irgendwann kamen die Wehen alle 4,5 Minuten und ließen sich immer noch gut veratmen. Ich war super gut gelaunt, dass alles hinzukriegen und freute mich auf meine Wassergeburt.

Mittlerweile hatten wir auch unseren ersten Rüffel kassiert: meine Freundin hatte mir ein Stillkissen aus dem Vorwehenzimmer gegeben, damit ich es im Bett zwischen meine Beine legen konnte. Die Hebamme kam rein, sah es, nams weg und meinte, das ging aus hygienischen Gründen nicht und gab mir ein dickes Handtuch.

Und dann gings los:
Abends gegen 19:30 ließen die Wehen nach.
Daher bekam ich um 21:30 Cytotec um die Wehen wieder in gang zu bringen.
Die Ärztin sagte, dass die Hebamme Tatjana jetzt Nachtdienst hätte. Ich hab mich sehr gefreut. Ich kannte sie schon vom Schwangerenschwimmen und hatte immer gedacht, dass es schön wäre, wenn sie Dienst hätte bei meiner Geburt. Leider sollte sich herausstellen, dass ich mich sehr getäuscht hatte.
Sie kam gegen 22:30 Uhr mal ins Zimmer und raunzte, ich solle meine Kräfte einteilen, normalerweise wäre ich jetzt ja noch zu Hause.
Das fand ich sehr entmutigend, mir kamen fast die Tränen und ich meinte zu meiner Freundin. >na toll, wie ermutigend...<
Kurz darauf sprach meine Freundin mit ihr auf dem Gang und die Hebamme sagte:> überlegen sie sich, ob sie noch mal nach Hause fahren. Vor morgen früh kommt das Kind nicht. Es kann nur sein, dass sie wahnsinnige Schmerzen bekommt.<
Die Türe war zwar zu, aber ich habe das trotzdem gehört. Und war ziemlich schockiert. Zum Glück ist meine Freundin nicht gefahren. Diese Schmerzen ließen dann auch nicht mehr lange auf sich warten.

Gegen 24 Uhr war ich plötzlich sehr traurig. Ich weinte, weil die Schwangerschaft zu Ende war und weil ich nicht mit dem Vater des Kindes zusammen entbinden würde, so, wie ich mir das eigentlich immer gewünscht hatte.

Ab Mitternacht hatte ich dann auch Schmerzen, dass ich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand. Veratmen wurde so gut wie unmöglich. Die einzig erträgliche Position war auf dem Petziball sitzend, die Arme auf dem Bettgestell aufgestützt. Die Hebamme fuhr mich an, ich solle mich ins Bett legen, Kräfte sparen. Und von dem vielen sitzen würde der Muttermund ödematös.
Ich habs dann brav versucht und bin ins Bett gegangen. Aber die Wehen waren dort wirklich nicht zum aushalten und so bin ich nach 4 Wehen wieder auf den Petziball.
Als mal wieder Muttermund-Kontrolle anstand kam die Hebamme. Ich hatte gerade eine Wehe und als diese weg war, kam ich ihr nicht schnell genug ins Bett zum untersuchen. Ich spaßte noch: >es kann sich nur noch um Stunden handeln.< Das fand sie aber nicht witzig und motze: wir müssten jetzt hier mal weiter machen, ich kann sonst erst in 30 Minuten wieder kommen.
Sie tastete, es kam eine Wehe und ich bin mit der Wehe schreiend vor Schmerzen aus dem Bett gesprungen.

Rückblickend muss ich sagen, dass ich da mehr das Gefühl einer Patientin hatte als das einer Frau, die ihr Kind zur Welt bringen würde.
Es war wie als würde man im Krankenhaus als Patientin sein, entsprechende Anweisungen bekommen und die auch brav befolgen.
Aber eigentlich war man doch eine Frau in der Geburtsphase...

Der Entschluss zur PDA fiel gegen 2:30 Uhr. Bis dahin hatte ich durchgehalten mit dem Gedanken an die Wassergeburt. Wie bei Hunderennen, wo eine Wurst vor den Hunden an einer Schnur läuft um die Hunde zum Rennen zu motivieren.
Ich hatte Schmerzen wie blöd und die Hebamme kam rein gerauscht und wollte nur wissen, ob ich denn jetzt eine PDA haben will. Ich nickte nur und weg war sie wieder. Sie kam zurück und legte den Wehenhemmer an.
Ich weinte, weil ich keine Wassergeburt mehr haben können würde.

Der Anästhesist kam um ca. 2:45 Uhr und hatte meinen Allergiepass in der Hand. Er meinte, er müsste das erst mal prüfen gehen. Mittlerweile war ich total tachykard von diesem Wehenhemmer und zitterte wie Espenlaup. Meine Freundin machte sich Sorgen und ging zur Hebamme. Diese kam ins Zimmer: >es ist keinem damit gedient, wenn sie jetzt hier am Rad drehen.< ?????
Um 3:30 Uhr war der Anästhesist immer noch nicht da und ich sagte zu meiner Freundin, dass das kein gutes Zeichen ist.
Kurz darauf kam er dann, setzte sich und hatte ein rotes Buch aufgeklappt mit viel gelben Textmarkermakierungen: >So, sie sind allergisch, dass Medikament ist aus Gruppe A. Man könnte was aus Gruppe B nehmen, allerdings ist die mit Gruppe A verwandt.<
Ich:> sie wollen mir jetzt aber nicht etwa sagen, dass ich keine PDA haben kann?< >Doch!< Er erklärte noch was von wegen Quadeln um andere Medikamente zu testen, was sie aber jetzt unter der Geburt nicht machen wollten. Dann sagte er auch, dass ein Dammschnitt ebenfalls in Vollnarkose genäht werden müsste.
Ende vom Lied: PDA unmöglich wegen meiner Betäubungsmittelallergie.
Woraufhin ich dann richtig weinte, weil ich nicht mehr wuste, wie es weitergehen soll.
In der Schwangerschaft hatte eine Ärztin in diesem Krankenhaus meinen Allergiepass auch gesehen und mit gesagt, ich bekäme dann halt ein anderes Medikament für die PDA. Tja, muss sie sich wohl geirrt haben....

Allerdings wollte ich jetzt auch wieder meine Wassergeburt haben. Das gab mir dann noch mal neuen Mut. Der Wehenhemmer kam wieder ab und um 4 Uhr wurde ich dann mit Schmerzzäpfchen in die Badewanne komplimentiert, wo ich dann bis 6 Uhr morgens auch blieb. Die Wehen waren erträglicher und ich konnte auch ein wenig schlafen. Meine Freundin schlief im selben Raum auf der Liege, auf der ich auch schon CTG-Kontrollen in der Schwangerschaft hatte. Sie kämpfe sehr mit dem Lavendelgeruch, den sie gar nicht vertrug.
Bis dato wollte ich gar nicht in die Badewanne, weil ich ja nur auf meinem Petziball mit den Wehen halbwegs zurechtkam. Als ich dann in der Wanne lag, dachte ich, dass ich wirklich auch im Wasser mein Baby zur Welt bringen möchte, es gefiel mir sehr gut.

Auf dem Weg in die Wanne kam eine Wehe und ich stand splitternackt blutend auf den Fliesen. Ich wurde dann erst mal auf ein auf dem Boden liegendes Handtuch gescheucht, damit die Fliesen nicht schmutzig wurden.
Als ich da so nackt stand mit meiner Wehe, fing die Hebamme an, meinen Rücken zu massieren. Das einzig nette was sie mal zustande brachte. Ich weinte: >warum schaffe ich es denn nicht, mein Baby auf die Welt zu bringen????.<

Als mir die Hebamme mal Blut abnehmen musste, da jetzt der Blasensprung schon einige Stunden zurücklag, kam eine Wehe und ich habe unbewusst den Arm bewegt, dadurch rutschte sie raus und fuhr mich an: >das hätte doch jetzt wirklich nicht sein müssen.<

Gegen morgen fing dann auch die Antibiose an und ich bekam in regelmäßigen Abständen mehrere ml Antibiotika über den Zugang.


Der Knackpunkt war: trotz aller Wehen ging der Muttermund nicht auf.
Kaum war ich aus der Badewanne raus, gingen auch die Schmerzen wieder los. Um 5:45 Uhr meinte meine Freundin, sie würde jetzt mal der Hebamme Bescheid sagen, ich hätte ja gar keine Wehen mehr. Ich sagte, sie soll noch 10 Minuten warten, ich bräuchte noch ein bisschen Pause ich will noch nicht wieder so Schmerzen haben. Um 6 Uhr kam die Hebamme dann auch von alleine rein und meinte, ich müsste jetzt mal wieder raus.

Kurz darauf war Schichtwechsel bei den Hebammen. Die Hebamme die jetzt Dienst hatte, war auch um einiges netter. Beim Schichtwechsel kam sie mit der Nachthebamme ins Zimmer und umarmte mich kurz und meinte: >jetzt atmen wir erst mal zusammen und dann klappt das schon.< Das hat mir sehr gut getan, sollte aber leider das einzige Erlebnis dieser Art sein.

Um 7 Uhr bekam ich dann das erste Mal Dolantin in den Po gespritzt. Damit konnte ich dann bis 12 Uhr mittags die Wehen wieder halbwegs veratmen und ging auch noch mal in die Badwanne. Meine Freundin ging frühstücken. Nach dem zweiten mal Badewanne kam ich dann vom Vorwehenzimmer in den Kreißsaal. Als ich dort rüberging suchte ich panisch mit Blicken nach dem Petziball. Ging dann aber erst mal ins Bett, wenn ich mich richtig erinnere. Auf dem Petziball habe ich nicht mehr gesessen.

Gegen Mittag wurde es dann wieder richtig schlimm. Ich klammerte mich zeitweise nur noch an meiner Freundin fest und wusste nicht mehr hin noch her.
Zwischenzeitlich wurde noch mal mit der Anästhesie Rücksprache gehalten. Der jetzt diensthabende Anäthesist sah eine Möglichkeit in einer einmaligen Spinalanästhesie. Will heißen, ich bekam ein Schmerzmittel in den Rücken injiziert, aber keinen Katheter gelegt zum Nachspritzen. Diese Betäubung hält 1-2 Stunden.
Meine Freundin stand hinter mir und weinte, das habe ich gar nicht mitbekommen. Daraufhin meinte die Hebamme zu jemand anderem: >machen Sie der Frau Zajmi mal das lila Zimmer fertig.<
Ich saß auf dem Bett und die Hebamme stellte sich vor mich. Ich musste einen runden Rücken machen und die Schultern nach vorne nehmen. Ich sollte mich an der Hebamme festhalten und so gings dann ganz gut. Ich bin kurz zusammengezuckt >huch<, als es wie ein Stromschlag in mein rechtes Bein fuhr. Die Betäubung saß.
Damit gings dann wieder für 2 Stunden aber der Muttermund ging immer noch nicht richtig auf und war straff und fest. Zusätzlich zu der spinalen gabs dann noch mal Dolantin in den Po.
Nach 2 Stunden das ganze noch mal, ich konnt mich kaum noch ruhig halten zum Spritze in den Rücken setzen. Mittlerweile hatte wieder die Hebamme gewechselt. Die kannte ich auch schon vom Vortag und einigen Untersuchungen in der Schwangerschaft. Ich hätte mich gerne auch an ihr so festgehalten, wusste aber nicht, ob ihr das recht war. Diese Spinalanästhesie war schwieriger zu setzen, weil ich mich kaum noch in der dafür nötigen Position halten konnte.

Gegen 13:30 Uhr fuhr meine Freundin nach Hause und wollte gegen 15:30 Uhr wieder da sein.
Ich hatte mich mittlerweile schon x-mal übergeben. Ich musste mich deshalb schon umziehen und das Bett musste auch dran glauben als ich mal nicht schnell genug an die Nierenschale kam. Nach dem 8. Mal durfte ich nichts mehr trinken und nur noch auf feuchten Tüchern lutschen.

Sonntag Nachmittag gegen 17 Uhr war der Muttermund 30 Stunden nach Blasensprung auf 7 cm geöffnet und alle möglichen Schmerzmittel waren gegeben. Nichts war mehr möglich.
Die Ärztin sagte, sie wolle noch mal nach dem Muttermund schauen. Die Hebamme stand neben ihr. Ich meinte, jetzt bekomme ich gleich wieder mein Urteil. Sie tastete und meinte, 6 cm maximal 7. Ich dachte nur noch, dass darf doch nicht wahr sein.

Und ich konnte einfach nicht mehr. Ich bettelte nach dem Wehenhemmer.
Die Hebamme sagte, wenn sie den jetzt dran macht, wird’s auf jeden Fall ein Kaiserschnitt. Ich soll mir das gut überlegen aber auch bedenken, dass ich mit meinen Kräften am Ende wäre. Aber ich müsste das entscheiden. Ich frug wie es dem Baby geht: >dem geht’s gut<
Ich hab unabhängig von den Schmerzen auch einfach überlegt, dass mir noch 3 cm fehlen, die ganze Austreibungsperiode – und dass in dem Schneckentempo und ab jetzt ohne Schmerzmittel. Und wenn ich dann einen Dammschnitt hätte, bekäme ich ohnehin auch eine Vollnarkose. Dann kam die nächste Wehe. „bitte machen sie den Wehenhemmer dran, ICH KANN NICHT MEHR“

Meiner Freundin sagte ich, wie mein Sohn heißen soll, für den Fall das mir was zustößt. Und dass sie meine Eltern anrufen soll wenn’s dann jetzt wirklich ein Kaiserschnitt wird

Als die Ärztin zum OP-Gespräch kam, zeigte sie mir auf dem Einverständnisbogen wo der Schnitt gemacht werden würde. Ich meinte, ich will von Risiken nichts hören und sie soll mir einfach nur zeigen, wo ich unterschreiben soll. Und dann unterschrieb ich.
Meine Freundin bat ich, dass sie filmen soll wenn das Baby in den Kreisssaal kommt, damit mir nicht so viel fehlt und ich mir die Erstuntersuchung wenigstens angucken kann.
In dem Moment kommt die Hebamme rein und sagt, meine Mutter wäre am Telefon und wollte wissen wie’s mir geht. Ich sagte, sie sollen beide sofort kommen.
Das gab die Hebamme so weiter, allerdings auch nur so, und so glaubte meine Mutter, das Baby wäre schon da. Mein Vater sagte allerdings im Auto, er hätte so ein ungutes Gefühl.

Ich wurde dann für den OP vorbereitet und hatte nur noch Angst vor der Narkose. Den Katheter wollte ich schon gar nicht gelegt bekommen, weil ich den Kanal so voll hatte von Schmerzen. Die Hebamme sagte, das täte kaum weh und legte ihn. Tat tatsächlich nicht weh.
Meine Eltern kam und sahen ziemlich schockiert aus als sie mich sahen. Ich sah auch ziemlich furchtbar aus. Vollkommen verquollen von dem vielen Weinen und Spucken.

Auf dem Weg in den OP kamen meine Freundin und meine Eltern noch mit. Am Aufzug selber frug die Hebamme, wer den mit bis zum Op kommen soll. Ich meinte ganz diplomatisch, wer am nächsten am Aufzug steht. Das war meine Mutter.
An der Schleuse konnte sie dann nicht mit weiter und ich lachte noch weil ich nicht wollte, dass sie sich sorgt wenn sie sieht, wie viel Angst ich eigentlich hatte.

Ich sah den Anästhesisten wieder der auch die Spinalen gelegt hatte und sagte: >jetzt haben sie sich so viel Mühe gegeben und ich bin doch hier.< Das umbetten ging mit einer automatischen „Hebebühne“ und dann gings ab in den OP

Das Team insgesamt war super und versuchte, mich zu beruhigen. Ich wimmerte immer nur „ich hab so Angst, ich hab so Angst“ „Gleich wird’s besser, dann schlafen sie“ „oh gott – aber davor hab ich doch so Angst.“
Ein Beruhigungsmittel konnten sie mir nicht geben wegen des Babys und ich bekam alles mit. Sie haben sich schon sehr beeilt weil ich so fertig war. Es war einfach furchtbar. Ich wurde zum schlachten festgeschnallt. Ich hatte das Gefühl, dass das Desinfektionsmittel über mich drüber geschüttet wurde, damits schneller ging.
Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Daraufhin wurde das Kopfteil vom Tisch etwas höher gestellt und es war besser. Der Anästhesist beruhigte mich dass meine Sauerstoffwerte ok seien. Dann wurde der Tisch ein wenig in die Seite gekippt, damit ich nicht in kompletter Rückenlage lag, wegen der Herztöne des Babys.
Mein Mund war furchtbar trocken aber ich durfte nicht mal mehr auf feuchten Tüchern lutschen. Ich bekam Platzangst als die Maske kam mit dem Sauerstoff von rechts auf mich zu kam und als das Tuch vor meinem Gesicht angebracht wurde. Ich schob das Tuch mit meiner linken Hand etwas fort und bettelte „bitte nicht die Maske so nah“ Der Anästhesist beruhigte „sie brauchen den Sauserstoff.“ Ich kann mich nicht erinnern, schon mal solche Angst gehabt zu haben. Sie war so stark, dass ich Fluchtgedanken bekam und am liebsten vom OP-Tisch gesprungen und weggelaufen wäre. Ich schloss immer wieder mal die Augen, damit ich das Tuch und die Maske nicht mehr so nah sah und die Platzangst wenigstens nicht so stark war. Ich sah nach links und bemerkte, dass die Hebamme meine linke Hand genommen hatte. Dann sah ich plötzlich den Arzt rechts neben dem Tuch: „wir sind soweit“
Dann kam das pelzige Gefühl und ich schlief.

Als ich wieder aufwachte, war ich im Aufwachraum und sagte: „ich seh sie alle doppelt“. „das liegt an der Narkose“. Dann sah ich meinen Vater am Fußbende vom Bett und es ging zurück in den Kreißsaal. Auf dem Weg dorthin erzählte die Hebamme, dass alle am staunen wären, wie hübsch das Baby ist.
Auf dem Flur zum Kreisssaal rief ich „Wo ist mein Baby?! Wo ist mein Baby?!“
Im Kreisssaal legte meine Mutter mir mein Baby in die Arme. Das es meine Mutter war habe ich gar nicht registriert, ich hatte nur Augen für mein Baby.

Es war gegen 20 Uhr, Geburtszeit war 19 Uhr. Ich sah, dass sich die Haut an den Beinchen schälte und frug ängstlich: „was ist das?“ Die Hebamme sagte, dass käme weil er übertragen wäre. Ich entdeckte blaue Flecken an den Füßchen und frug wieder „was ist das?“ Das war die Farbe vom Fußabdruck für die Glückwunschkarte.
Ich setzte das Baby vor mich auf die Brust und meinte: „Lass dich mal anschauen.“

Meine Eltern verabschiedeten sich kurz darauf und ich meinte noch: „habt ihr es eilig?!“

Leider hatte die Hebamme der Nacht zuvor wieder Dienst.
Sie musste irgendwas an meinem Baby machen was bei mir im Arm lag. Meine linke Hand war ihr wohl im Weg und sie schlug sie weg. Sie sagte, gleich kommt die Kinderkrankenschwester und holt das Kind ab fürs Kinderzimmer. Ich wollte nicht >nein ich will ihn noch was behalten< >Na gut, solange bis sie ins Zimmer kommen<

Ich kann mich noch dunkel erinnern dass ich das nicht wollte und es einfach nur hieß, ich könnte mich schließlich nicht drum kümmern.

So kam ich alleine in ein Einzelzimmer und mein Kind weg ins Kinderzimmer. Dort lag ich dann und kämpfe immer wieder mit Panikgefühlen.
Ich lag in einem dunklen Raum mit kleinem Nachtlicht nach 9 Monaten Schwangerschaft und einer Horrorgeburt ganz alleine, ohne mein Kind. Es war so schlimm. Und durch die Narkosemedikamente war ich so ruhig gestellt, dass ich nicht mal protestieren konnte. Ich war einfach nur so fertig.
Meine Eltern waren da gewesen. Und ich finde, dass man meine Mutter hätte fragen können, ob sie da bleiben möchte. Schließlich gibt es Familienzimmer. Dann wären mein Baby und meine Mutter bei mir gewesen. Und der Horror der Nacht sicher nicht so schlimm wie er es so war.

Ich kann einfach nur sagen, dass das das allerschlimmste war, was ich in meinem Leben durchmachen musste.
Mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich daran denke. Und ganz schlimm finde ich nach wie vor, dass ich nicht bei meinem Baby sein konnte als es geboren wurde.
Die erste Nacht musste es getrennt von mir im Kinderzimmer verbringen, da ich mich durch die Vollnarkose nicht kümmern konnte. Ich hatte Probleme, eine Bindung aufzubauen. Stillschwierigkeiten und eine Wochenbettdepression.
Damit hatte ich während der Schwangerschaft nicht gerechnet. Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass alles furchtbar sein würde.

1

Ach du meine Güte! Ich bin ja jetzt völligst fassungslos! Du Arme! Ich weis garnicht richtig was ich schreiben soll. Ich kann total verstehen wie Du Dich da in dem Zimmer ganz alleine gefühlt haben musst. Erst so eine horror Geburt und dann darfst Du Dein Baby noch nicht einmal so lange genießen und lieb halten wie Du möchtest.
Was war das denn für ein Krankenhaus, oder besser - was für Hebammen arbeiten da? Mich wundert es wirklich, dass Du diese Frau nicht bösartigst beschimft hast. Die hat eindeutig den falschen Beruf. Bei einer Geburt - egal wie sie verläuft - erwartet man viel Einfühlungsvermögen und nur liebe Leute um sich herum. Nur vom lesen könnte ich diese Frau .. :-[ Ich kann ein wenig nachvollziehen wie es war: Bei mir hat sich auch beim Muttermund nichts getan und richtige Wehen hatte ich auch nicht. Habe die Nacht dann im Kreissaal verbracht und am nächsten morgen sollte eingeleitet werden. Um 6 Uhr stellten sie dann plötzlich schlechte Herztöne fest und es endete dann in einem Notkaiserschnitt. Mein Mann war zu Hause. War auch ganz alleine und ich kann Dir garnicht sagen um wieviel Uhr ich meinen kleinen das erste mal gesehen habe. Aber die Leute waren wenigstens super nett zu mir und haben mich beruhigt. Das wünsche ich mir bei meinem zweiten in ca. 4 Wochen auch ganz anders!

Ich kann nur sagen: denke nicht mehr über das nach was gewesen ist. Genieße die Zeit mit Deinem Kleinen! Er wird Dir bestimmt helfen das was war gaaanz schnell zu vergessen!:-D

#herzlichLiebe Grüße

vera1407

2

Oh mein Gott ich bin wircklich sprachlos, du ämste das muss wircklich ganz ganz schrecklich gewesen sein!!! wo bist du da nur hingeraten!?

Ich kann mir das garnicht vorstellen das es wircklich solche Menschen gibt und sowas wird Hebamme!! Der hätte ich sicher noch ein paar Takte gesagt!!

Es wird sicher dauern bis du diese schreckliche Elebnis wenigstens ein bißchen verarbeiten kannst.

Ich wünsche dir und deinem Baby trotz den schlimmen starts alles Gute und das dri dein Baby hilft das schnell zu verarbeiten..Alles Liebe vielen Grüße..Su

3

#danke