Geburtstraum heute Nacht und Angst vor einer weiteren Geburt.

Ihr Lieben,

ich muss es mir nun doch einmal von der Seele schreiben, da ich langsam glaube, dass ich aktiv werden muss...
Bitte nur lesen, wenn ihr da ein wenig gefestigt seid.

Ich bin Mutter eines wundervollen kleinen Sohnemannes, der am 29.November ein Jahr alt wird.
Die Zeit ist so schnell vergangen und heilt ja angeblich immer alle Wunden.

Gerne möchte ich noch ein zweites Kind bekommen, aber ich habe große Angst nochmal so eine Geburtserfahrung zu machen...

Heute Nacht hatte ich einen wirklich grausamen Traum, der mich sehr bewegt. Ich muss im Moment sowieso viel an letztes Jahr denken.

Im Traum hatte ich total realistisch eine Fehlgeburt im neunten Monat. Das Kind bekam ich auf normalem Weg. Mein großer Wunschtraum, denn ich hatte einen Kaiserschnitt.
Allerdings war es natürlich überhaupt nicht schön, da ich das tote Mädchen gebar und noch meinte: Das fühlt sich alles so kalt an...würde das Kind leben wäre es warm. :(

Dieser Traum zeigt mir wieder mal, dass da noch so einiges in mir schlummert, was ich wohl verarbeiten muss, bevor ich wieder schwanger werde.

Die Geburt dauerte damals 30 Stunden. Angefangen mit einer Einleitung, da ich acht Tage über dem Termin war. Dann ständig steigende Wehen, aber der Muttermund öffnete sich nicht. Nach 15 Stunden Schmerzen wollte ich damals dann die PDA. Diese half mir auch wirklich sehr. Es verging weiter Stunde um Stunde mit Wehentropf... Der Muttermund öffnete sich nur langsam, aber es ging vorwärts. Nach 29 Stunden dann ehrlich gesagt etwas unverhofft, da uns keiner darauf vorbereitet hatte...stand der Oberarzt im Raum und meinte er mache jetzt einen Kaiserschnitt. Da waren es acht Zentimeter und alle Daten bei mir und dem Kind waren in Ordnung. Ich hatte ein gutes Gefühl, dass es noch vorwärts gehen würde und auch die Hebamme meinte hinter vorgehaltener Hand, dass wir es schon noch probieren könnten...Ich forderte Aufschub vom Arzt aber der war sehr hartnäckig und setzte mich unter Druck indem er mir Angst machte...was nun alles passieren könnte. Also willigte ich ein. Bekam keine Zeit mehr kurz mit meinem Mann zu reden, denn der Arzt wollte alles ganz schnell machen...noch vor acht Uhr (Dienstende)

Das war der Zeitpunkt an dem ich Panik bekam.

Vor der Op usw.
Ich stammelte nur die ganze Zeit: "Jetzt reißen sie mir mein Kind heraus."
Das Zittern meiner Arme schob ich auf meine Angst und versuchte immer mich zu beherrschen, keiner sagte mir, dass das von der Narkose kommt.
Ich fand den Kaiserschnitt furchtbar. Es belastet mich, dass alles live erlebt zu haben. Wie an einem gerüttelt und gezogen wird...dann kam das Kind gleich weg und in dem Moment als ich ihn das erste Mal sah, musste ich mich von der Narkose übergeben.

Während ich hier schreibe muss ich wieder weinen....

Vielleicht bin ich ja zu zimperlich...
Aber ich bekomme das alles nicht so wirklich auf die Reihe.
Ja, das Wichtigste ist, dass es meinem Kind gut geht... und das ist toll:

Habt ihr vielleicht Tipps, Ideen...wohin man sich wenden könnte?
Therapie oder ähnliches?

Lieben Dank
Elfenfeee

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Liebe Elfenfeee!
Ich kann sehr gut verstehen wie es dir geht!
Ich hatte eine ähnliche Situation bei meinem 1. Kind. Es kam zwar nicht zum Kaiserschnitt, jedoch wurde die Saugglocke eingesetzt, mein Kind hatte eine Schädelplattenverschiebung als Folge, ich einen Muttermund-, Scheidenriss, einen dicken Dammschnitt und eine Rippenprellung. Als Folge bekam ich 3 Monate später Herzrythmusstöhrungen, ich hatte ja versagt, so glaubte ich.

Ich begann mit einer Therapie aufgrund einer Vergewaltigung die schon einige Jahre zurücklag. Die traumatische Geburt lässt sich mit einer Vergewaltigung gleichsetzen, dass war mein Resultat, denn auch die Geburt war brutal und ich wurde durch die Ärzte entmündigt.

Ich wurde ein 2. Mal schwanger, Panik machte sich bei mir breit. Daraufhin habe ich mich auf die Suche nach einer fähigen Hebamme gemacht. Das war das Beste was ich mache konnte und was ich dir raten würde. Mit ihr habe ich den schriftlichen Geburtsbericht angefordert und wir sind alles durchgegangen.

Ich hatte nicht versagt!!! Und du auch nicht!!!! Die Ärtzte haben bei mir grobe Fehler gamacht und sogar Dokumente gefälscht, da die Saugglocke so juristisch, Aufgrund der Folgen(Kopf war oberhalb des Beckens und ich lag im Keissaal)nicht hätte eingesetzt werden dürfen.

Mit ihr bekam ich mein 2. Kind selbstbestimmt und ohne Folgen. Ich bin ihr sehr dankbar, denn sie hat mir geholfen das alles zu verarbeiten und die Möglichkeit gegeben auf eine 2. wundevolle Geburt, aus der ich gestärkt und selbstbewust herraus gegangen bin.

Ich habe diesen Rat die Geburt mit einer Hebamme zu er- und verarbeiten vielen Frauen in meinem Umfeld gegeben. Alle sind gestärkt aus dieser Arbeit hervorgegengen und bei KEINER hat sich das Schiksal wiederholt.

Was ich dir damit sagen möchte ist, hol dir Hilfe, lass nicht zu das ein Idiot dein Leben kontrolliert! Du bist nicht Schuld!!!!!

Ich drück dich ganz fest und ich glaube du hast die Kraft es anzugehen, denn sonst hättest du hier nicht geschrieben. Der Anfang ist gemacht, geh den Weg weiter!!

Liebe Grüße

Fenja

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Hallo Elfenfeee,

was dir passiert ist, ist absolut grausam und war wohl auch einer von den vielen unnützen Kaiserschnitten, die es immer wieder gibt. Erst eine sicher zu frühe Einleitung und dann noch schnell vor Schichtende ein Kaiserschnitt, damit der Feierabend gerettet ist.

Bei mir haben sie im KH auch dafür gesorgt, dass es ein Kaiserschnitt wird. Einleitung funktionierte nicht, niemand hörte auf meine Aussagen, dass ich keine Schmerzen habe, Fruchtblase sprengen, weiter keine richtigen Wehen - und dann die Diagnose "sekundäre Wehenschwäche" - ab in den OP. Aber eigentlich kannst du noch froh sein, dass du eine PDA hattest. Bei mir haben sie die Spinale nicht hinbekommen und dann lag ich in Vollnarkose. Den ersten Schrei meines Kindes werde ich mein Leben lang vermissen. Ich habe mein Kind erst gesehen unter höllischen Schmerzen wegen versauter Schmerztherapie, als er schon fertig angezogen war. Es war die Hölle. Noch jetzt, 2 1/2 Jahre später macht mir das immer wieder zu schaffen. Selbst eine Fehlgeburt, die ich vor fast 1 Jahr hatte, macht mir nicht so große Probleme.
Du siehst also, dass es völlig normal ist. Erst recht jetzt, wo sich der Termin sozusagen das erste mal jährt. Und lass dir nicht einreden, du hättest gefälligst zufrieden sein müssen, dass dein Kind gesund ist. Alles quatsch. Vielleicht kannst du ja mal deinen FA fragen, wo du professionelle Hilfe bekommen kannst. Auch Familienberatungsstellen können dir sicher weiter helfen.

Sehr geholfen hat mir auch das Buch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht". Infos gibt es auch im forum "privatgeburt" oder "kaiserschnitt-netzwerk".

Dir alles Gute
frierschaf

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Hallo Elfenfee,

den ersten Schritt hast Du schon getan, indem Du darüber geschrieben hast #liebdrueck. Reden und schreiben hilft schon wirklich viel. Ansonsten kann ich Dir nur raten nicht allzuviel zurück zu schauen, sondern den Blick in die Zukunft zu richten.

Du kannst durch die Wahl des Geburtsortes, der Personen, die Dich begleiten und der Art und Weise wie sie ablaufen soll relativ viel beeinflussen. Ich sehe das Problem darin, dass die Frauen fast ausschließlich das tun, was ihnen von Ärzten und Hebammen geraten bzw. eingeredet wird :-(. Dadurch sind diese es nicht mehr gewohnt mit Menschen konfrontiert zu werden, die Ratschläge kritisch hinterfragen und tun dies teilweise auch selbst nicht mehr. Ich möchte damit nicht sagen, dass man dem Rat der Ärzte nicht folgen soll, aber man sollte sich - wenn irgend möglich - davor informieren und sich nicht scheuen z.B. bei der Geburtsplanung im Vorfeld klar deutlich zu machen, was man will und nicht will und auf Erklärungen zu bestehen.

Die Geburt meines Sohnes bin ich auch völlig unkritisch angegangen. Ich habe das getan, was mir geraten wurde und habe daraus gelernt #schmoll. Mir wurde in einem sehr frühen Stadium die Fruchtblase gesprengt - damit es schneller geht (was gar nicht mein Anliegen war) - dann eine PDA gelegt mit dem Hinweis das wäre notwendig, da ich so einen starken Beckenboden hätte und diese so hoch dosiert, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte :-[. Mein Blutdruck viel immer wieder ins Bodenlose und wurde mit Medikamenten immer wieder hochgetrieben - teilweise zu hoch. Als es dann in der Austreibungsphase nicht schnell genug ging, wurde eifrig kristellert, so dass ich am Tag danach lauter kleine Einblutungen auf dem Oberbauch hatte. Das Ergebnis war, dass plötzlich die Sauerstoffwerte meines Sohnes so schlecht waren, dass der hinzugekommene Oberarzt zu Recht nur noch die Möglichkeit sah, meinen Sohn per NotKS in Vollnarkose noch auf dem Kreißsaalbett zu holen :-(. Als ich auf der Intensivstation aufgewacht bin, lag mein Kleiner schon in einem anderen KH in der Kinderklinik zur Beobachtung, da man aufgrund der schlechten Sauerstoffversorgung neurologische Schäden für wahrscheinlich hielt. Gott sei Dank haben sich diese nicht bestätigt #schwitz. Ich selbst habe meinen Sohn erst nach 3 Tagen das erste Mal sehen können :-(.

Ja, ich bin traurig, dass es so gelaufen ist und ich bin wütend, dass ich mich nicht besser informiert hatte #aerger. Aber ich bin auch unendlich dankbar, dass mein Sohn lebt und gesund ist #huepf. Jetzt bin ich in der 27 SSW mit meinem zweiten Kind und ich behaupte mal, ich bin eine gut infomierte Patientin #schein. Ich weiß genau, was ich will und was nicht. Ich werde mit einer entsprechenden Auflistung zur Geburtsplanung gehen in dem sicheren Wissen, dass man mich nur in einer Notsituation wie bei meinem Sohn zu einem KS zwingen kann (da wurde ich vor dem NotKS noch nicht einmal mehr aufgeklärt und musste auch nichts unterschreiben, da der OA wusste, dass das Leben meines Sohnes auf dem Spiel steht, nicht die Zeit ist auch nur eine Sekunde zu verlieren und er bereit war die Verantwortung voll zu übernehmen, wofür ich ihm heute noch sehr dankbar bin #danke). Genauso bei einer Einleitung. Ich werde mir die Argumente der Ärzte anhören, aber auch unmissverständlich von Anfang an klar machen, dass ich die Entscheidung treffe. Schließlich muss ich sie auch verantworten und mit den Folgen leben.

Beispiel: Meine sehr nette FÄ hat mir neulich erklärt, dass beide für mich örtlich in Betracht kommenden KH sehr ähnlich handeln würden und mich nicht über dem ET gehen lassen würden, da ich ja den KS gehabt habe. Sie würden dann die Geburt nach ET bei Zustand nach Sectio einleiten #schock.

Meine Antwort darauf war, dass das die Ärzte sicher nicht tun würden, da ich einer Einleitung definitiv nicht zustimmen werde (wegen dem erhöhten Rupturrisiko) und schon gar nicht, nur weil das Kind nicht pünktlich ist (bei uns in der Familie kamen alle Kinder nach ET).

Die FÄ hat geschaut wie ein Auto #schock und musste erstmal schlucken. Das wird im KH nicht anders sein und ich werde mich damit sicher nicht unbedingt beliebt machen :-p.

Ich bin mir bewusst, dass ich in vielen Fragen den Ärzten auch ein stückweit vertrauen muss, da ich zwar viel weiß, aber eben keine Erfahrung habe. Mir ist auch bewusst, dass es zu einem KS kommen kann auch wenn ich Alles richtig mache und vor allem: Mir ist auch klar, dass ich die Verantwortung trage, wenn ich eine falsche Entscheidung treffe #schwitz. Das ist das, was mir noch am meisten Angst macht, aber letztendlich trage ich die Verantwortung ja auch, wenn ich sie unbesehen an die Ärzte und Hebammen abgebe #zitter.

Und im Ergebnis muss ich einfach auch nach meiner Erfahrung aufgrund der ersten Geburt sagen:

Die Geburt ist nur ein Teil des größten Geschenkes, welches es auf Erden gibt #verliebt. Ich empfinde mein Geschenk (meinen Sohn) nicht als weniger groß, nur weil mir seine ersten 3 Tage fehlen und die Geburt nicht mit dem großen Glücksgefühl geendet hat. Er hat mich gelehrt, was Mutterliebe bedeutet, auch wenn es bei uns aufgrund des Erlebten vielleicht ein paar Tage länger gedauert hat. Und ich kann dieses Glück nur wirklich genießen, wenn ich nicht in Trauer und mit Bedauern zurückschaue, sondern mit Optimismus nach vorne #sonne.

Ich wünsche Dir die Kraft nach vorne schauen zu können.

Viele liebe Grüße
Svala