Offenes Kitakonzept oder geschlossene Kitagruppe mit Late Talker?

Hallo,

unser Großer ist jetzt 2,5 Jahre und sprachlich sehr verzögert.

Bis vor zwei Monaten hat er erst mit dem Zeigen angefangen und kein Wort gesprochen. Jetzt spricht er langsam einzelne Wörter bzw. macht ganz viele Tierlaute.
Die Krippe hat ihm da den notwendigen Schub gegeben.

Der dazugehörige Kindergarten hat ein offenes Konzept. Das bedeutet, dass die Kita keine festen Gruppen hat, sondern Themenräume in die man beliebig gehen kann.

Da wir davon ausgehen, dass er mit drei Jahren sprachlich noch sehr zurück sein wird, sind wir am überlegen, ob er dort eventuell Schwierigkeiten haben könnte und sich in einer geschlossenen Gruppe doch wohler fühlt? Das würde aber für ihn ein Wechsel aus der gewohnten Kita bedeuten.

Hat jemand Erfahrungen mit dem offenen Kindergartenkonzept und kann mir berichten?

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Das kommt stark drauf an wie viele Gruppen es sind. Bei meinem Großen sind es zwei Gruppen mit offenem Konzept. Das geht total. Da wuseln 30 Kinder durcheinander. Er kennt aber alle Kinder und ich finde es nicht so ein großes Durcheinander. Leider heißt dort offenes Konzept die Kinder spielen für sich an den einzelnen Stationen. Es wird dort nicht gebastelt und kaum raus gegangen.

Mein Großer wechselt daher jetzt zu meinem Kleinen in die Kita. Dort sind es 3 Gruppen bei den Großen. Sehr wuselig und die Kita hat ihr offenes Konzept geändert. Vormittags sind alle in ihren Gruppen und erst nachmittags ist es ganz offen. Das finde ich gut. Es ist auch auf Wunsch der Eltern Passiert. Die Kinder waren damit arg überfordert. Dort wird mehrmals wöchentlich gebastelt und täglich rausgegangen.

Wie ist die Kita sonst aufgebaut? Wie gestaltet sich das offene Konzept? Was können die Kinder machen? Wo werden sie angeleitet?

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Wir haben ein offenes Konzept und es ist eine Katastrophe...freiwillig würde ich da nie wieder ein Kind hingeben. Auch die Erzieher sind alle komplett genervt bzw. haben gekündigt oder schauen sich um.
Bzgl. Sprachentwicklung ist es vermutlich auch besser, eine feste Gruppe zu haben.
Unser Sohn ist ein extrem unkompliziertes, unkompliziertes Kind, hatte aber aufgrund seiner Sprache immer wieder bis er so 3/4 Jahre alt war mit Ablehnung/Resignation seiner Spielpartner zu kämpfen. Wäre er da nicht in einer geschlossenen Gruppe sondern wie jetzt in einer offenen gewesen, wäre er wohl nie Freundschaften geschlossen, da die anderen Kinder nicht "gezwungen" gewesen wären mit ihm zu spielen. Für die Sprachentwicklung selbst tat ihm auch das Ritualisierte mit vielen Liedern etc. sehr gut, aber das gibt es ja in manchen offenen Kitas auch.

Was ich eher relevant finde: Kindergarten suchen, der mit Logopädie kooperiert. Die wird nämlich zu 99% auf euch zu kommen und es ist ne absolute Zumutung für Eltern und Kind, wenn die nicht in der Kita stattfindet. Entweder hat man dann Termine um 8 oder Uhr morgens was erstens blöd für die Arbeit ist und zweitens das Kind das Frühstück, Morgenskreis etc. verpasst oder nach der Kita, wo das Kind überhaupt nicht mehr aufnahmefähig ist und die Lernkurve gleich 0 ist. In Familienzentren etc. ist Logopädie bei uns auch vormittags möglich - da kommt die Logopädin dann nach dem Morgenkreis vorbei und macht dann von 10-10:45 und alles andere wird telefonisch geregelt.

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Das Konzept steht und fällt mit den Erzieher/innen, die dort arbeiten und die dieses ausgestalten sowie mit den Rahmenbedingungen vor Ort. Ich würde versuchen, beides kennenzulernen oder mir Erfahrungsberichte von anderen Eltern holen, was die Kita angeht.

Es steht und fällt damit, wie viel die Erzieher/innen auf deinen Sohn eingehen (individuelle Ebene) bzw. eingehen können (Rahmenbedingungen).

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In einer festen Gruppe hat er feste Erzieher die sich eher ein Bild davon machen können was er kann und was nicht und eben auch zwischen den Kids intervenieren können, wenn andere Kids ihn nicht sofort verstehen.

Im offenen Konzept wuselt er hin und her und sucht sich das aus was er gut kann. Ggfls wird er dort auf Kids treffen, die ihn nicht verstehen und ihn dann sucht nicht beachten oder ärgern...
Nicht immer bekommen Erzieher das mit ...
weil die ja nicht überall sein können..
Es ist sehr viel freies Spielen, wechseln und wenig Struktur

Zumindest ist es hier in den 3 Kigas so, die ich kenne
Einmal 75 Kids
Einmal 120 Kids
Einmal 75 Kids

Und nein, kein Erzieher kennt alle Kids und kann bei allen Kids genau sagen was geht und was nicht....und ruhige unproblematische Kids fliegen unter dem Radar...


Deshalb waren unsere Kids auch nicht dort, sondern im Kiga mit festen Gruppen und festen Abläufen wo jeden Montag vom WE erzählt wurde und alle hören zu und sagen auch was, etwas das in der Schule später genauso läuft
und etwas was gerade ruhige Kids aus den offenen Kigas nicht konnten weil nie geübt ...

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Ich finde ein offenes Konzept schwierig für ein Kind mit einer Entwicklungsstörung.
Dadurch, dass sich alle Kinder frei bewegen können, entsteht einfach viel Unruhe und Lärm.
Es gibt wenig feste Angebote.
Die Themenräume werden durch Personalmangel auch nicht alle besetzt werden können.

Ein Kind muss sich beim offenen Konzept selber Spielpartner und Spielideen suchen. Das kann schwer sein für jemanden mit einer Sprachstörung. Da wären feste Abläufe und Kontaktpersonen sinnvoller.

Ihr könntet auch eine Integrationshilfe beantragen, falls ihr ihn im alten Kindi lassen wollt. Die könnte ihm helfen, Kontakte zu knüpfen und ins Spiel mit anderen zu kommen.

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Es liegt mehr an der Organisation und den Erziehern. Beide Konzepte können gut und schlecht sein.

Schau dir doch an wie es bei euch läuft. Was sagen andere Eltern. Was empfehlen die aktuellen Erzieher?

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Bei unserem Kindergarten mit offenenem Konzept gab es trotzdem einen "Stammraum" -- morgens die ersten 1-2 Stunden war doch ein geschlossener Morgenkreis - manchmal das Start-Bastelangebot des Tages etc... Ist es bei Euch nicht so?
Die Schüchternen Kinder sind dann im Hauptraum geblieben und haben eben weniger gewechselt, was ja vom Gefühl her einer geschlossenen Gruppe entspricht.
Da das eh jeder Kindergarten in der Praxis anders macht und es auch sehr an den angestellten Erzieherinnen liegt, wie das so läuft am Tag, musst Du einfach Deine KiTa ankucken und sehen, ob das ein Ort ist, bei dem er sich nochmal 3 Jahre wohlfühlen kann. Mehr braucht es nicht.

Und falls doch; dann passiert geziehlte Förderung ja 1-2 mal mittags mit der Logopädin - ich denke, da seid ihr schon? Wenn nicht, würde ich das parallell zum Kindergarten dann angehen, falls er nicht nur LATE ist, sondern evtl. eben unfangreichere Förderungen braucht.

Ich glaube, dass er sich wohl fühlt ist das wichtigste und das bekannte Haus hat da ja gute Chancen. - ein offenes Konzept bietet die Chance, dass er da hingeht, wo er sich wohl fühlt und dann auch mehr spricht. Ich glaube, Du wirst viele unterschiedliche Antworten erhalten, letztendlich musst Du Diesen KiGa ankucken und die Entscheidung danach dann fällen. "Bleiben" ist immer besser, wenn nix gravierendes dagegen spricht.

Zusatzförderung kann man extern organsieren.

Bearbeitet von tr357
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Unsere Tochter ist auch in einem offenen Konzept.

Während der Eingewöhnung konnte ich folgendes beobachten;
Junge A, der sehr wenig spricht (wahrscheinlich auch late taker) hat sich immer an einen anderen Jungen B drangehangen. Dieser Junge B hat eine andere Muttersprache und spricht daher wenig deutsch. Bei den anderen Kindern stößt er öfter auf Ablehnung, weil er deren Spiel stört indem er Dinge kaputt macht. Ich hatte den Eindruck, dass Junge A und B sich als Außenseiter zusammen getan haben. Da sie aber beide nicht gut sprechen, können sie in der Hinsicht nicht voneinander lernen. Total schade für beide.

Das ist jetzt natürlich nur meine Beobachtung und wahrscheinlich nicht auf andere KiGas übertragbar. Aber mal als Beispiel zum nachdenken.