Angst vor Insekten mit Panik

Hallo ihr Lieben,
meine Tochter ist 6 und hat schon immer viele Ängste. Sei es Seegras am Strand oder Weidenkätzchen, alles ist ihr unheimlich.
Sie gerät immer öfter auch richtig in Panik, momentan ganz schlimm sind Bienen, Fliegen, Ameisen und Käfer.
Sieht sie eins dieser Tierchen, will sie sofort nach Hause und in die Wohnung. Befindet sich eine Fliege in der Wohnung, schreit sie panisch und versteckt sich im Bad. Ich muss ihr versichern, dass das Tier weg ist..und genau sagen wo ich es hingetan habe.
Auch z.B. Kratzer oder kleine Verletzungen versetzen sie oft in völlige Panik. Ich komme teilweise nicht an sie ran, habe es viel mit reden etc probiert. Auch kleine Hunde versetzen sie in Panik, sofern sie nicht angeleint sind.
Ich komme aber ehrlich gesagt immer öfter an meine Grenzen, es immer alles ernst zu nehmen weil es teilweise so absurd ist. Ich möchte ihr helfen und richtig handeln, weiß aber oft nicht wie.
Es schränkt uns mittlerweile fast täglich ein.
Sie kann die schönen Tage manchmal garnicht genießen, ihre Freundinnen und ihr Bruder spielen, sie weint und will nach Hause.
Gibt es Anlaufstellen, an denen man Handlungsempfehlungen oder Strategien an die Hand bekommt, mit denen es für alle leichter wird?
Gibt es bei euch ähnliche Geschichten bei doch schon großen Kindergartenkindern?

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Huhu Ostseemamis,

ich war mal vor zig Jahren bei einem Psychologen, weil ich extreme Flugangst hatte. Und der Psychologe hat gesagt, dass man bei solchen Ängsten (er erwähnte auch die Angst vor Spinnen) am besten los wird, wenn man sich den Ängsten stellt. Ist natürlich sehr sehr unangenehm, aber im Laufe der Therapie nähert man sich dem Objekt der Angst Stück für Stück, so weit man es schafft. In eurem Fall z.B. könntest du die Insekten ja in so einem Lupenglas fangen, dann kann deine Tochter selbst entscheiden, wie nah sie dem Glas kommen möchte. Vielleicht nimmt sie das Glas sogar irgendwann in die Hand, das Tier kann ja nicht raus. Und dann würde ich weiterhin empfehlen, über die jeweiligen Insekten zu lernen. Also wie sie leben, was sie fressen, wofür sie nützlich sind usw. Dass manche total harmlos sind und dass manche eben auch stechen oder beißen oder wie im Falle der Ameise 🐜, und anpinkeln können und dass das dann ein bisschen brennt. Lass sie die unterschiedliche „Gefährlichkeit“ von Wespen, Bienen und Hummeln kennenlernen. Ich weiß jetzt nicht ob das stimmt, aber ich glaube Wespen stechen recht gerne zu, während Hummeln glaub ich am seltensten stechen.
Hab hier gerade eine Wespe auf meinem Hochbeetrand sitzen, die schläft da friedlich und tut keinem was. Ich glaube ich gebe ihr bald einen Namen, wenn sie hier noch länger verweilt 😅 Wespi 🐝

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Ich denke als erste Anlaufstelle wäre eine Familienberatungsstelle/Erziehungsberatung gut geeignet. Dort bekommen die Eltern Tipps und falls die Experten dort der Meinung sind, dass psychotherapeutische Hilfe nötig werden sollte, wird euch das sicher auch zurückgemeldet.

Ansonsten würde ich in erster Linie das Gespräch mit dem Kind suchen. Einerseits würde ich zur Veränderungsmotivation mit ihr gemeinsam herausarbeiten, wie sehr die Ängste sie im Alltag einschränken und wie schade es ist, wenn sie dadurch auf viele schöne Aktivitäten verzichten muss.
Außerdem ist es wichtig, dass sie selbst versteht, was es mit Ängsten auf sich hat. Eine Angst ist erstmal ein Gefühl. Manchmal ist es gut, auf sein Gefühl zu hören (in offensichtlich gefährlichen Situationen, z.B. nicht von einem hohen Turm springen), aber manchmal weiß man eigentlich ja, dass die Situation gar nicht wirklich gefährlich ist (z.B. wenn die Eltern sich ganz sicher sind, dass die Pflanze oder der Käfer völlig harmlos sind). Klar ist das Gefühl sehr unangenehm, aber wenn man dann nicht flüchtet, sondern da bleibt und es aushält, erst dann kann man merken, das überhaupt nichts passiert und dadurch ist die Angst beim nächsten Mal schon weniger schlimm. Also es wäre gut, wenn sie versteht, dass die Angst weniger wird, wenn sie sich ihr stellt. Das sollte aber eben zumindest mit ihrer Einverständnis und nicht unter Zwang passieren.

Als nächstes würde ich erstmal Informationen zu einzelnen Ängsten beschaffen. Vielleicht einen kleinen Film über Marienkäfer schauen, oder ein Buch mit Fotos und Text über Insekten lesen. Und dann mit dem Kind vereinbaren, dass man beim nächsten Mal, wenn ihr einen Käfer findet, gemeinsam da bleibt und ihn beobachtet. Das solltet ihr so lange durchziehen, bis die Angst wieder sinkt, die Lage sich entspannt oder gar Langeweile eintritt. Oder du nimmst ein Weidenkätzchen und ihr schaut es gemeinsam an, da sollte auf jeden Fall irgendwann Langeweile aufkommen. Man muss das auch nicht mit jeder einzelnen Angst machen. Es reicht schon, wenn sie merkt, dass Ängste auch nachlassen, obwohl man in der Situation bleibt. Momentan denkt sie ja, dass sie diese sehr unangenehm Angst nur loswerden kann, wenn sie flüchtet.

Also zusammengefasst: Keinen Zwang ausüben aber ganz klar machen, dass die Ängste eine Herausforderung sind, die ihr gemeinsam angehen und meistern könnt und dass man Ängste auch überwinden kann und sie dabei natürlich Hilfe von den Eltern bekommt. Und dass sich der Aufwand auf jeden Fall lohnt, weil sie sonst zu viel schönes verpasst.

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Da sich ihre Ängste nicht "nur" auf Insekten beschränken, würde ich mir eine Überweisung zum Kunderpsychologen geben lassen. Sie kommt vermutlich bald in die Schule -wie soll das funktionieren? Natürlich kann sich das wieder geben, aber die Gefahr, dass es immer massiver wird, ist groß. Und keine Lehrerin kann darauf Rücksicht nehmen.

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Hi, mein Sohn hatte große Angst vor Spinnen. Ich habe ihm so einen Behälter mit Lupe drauf gekauft. Womit man Insekten fangen kann und dann genauer ansehen. Seitdem findet er Spinnen nicht mehr gruselig sondern sehr interessant.
Aber damit wird es bei deiner Tochter nicht getan sein, befürchte ich. Da die Ängste ja weitreichender sind. Ich schließe mich den anderen an und würde sagen vielleicht hast du die Möglichkeit dir professionelle Hilfe zu holen.