Wie verhaltet ihr euch bei Termin & Verweigerung Kind?

Hallo zusammen,

ich habe momentan massiv Probleme mit meiner Tochter (fast 4) morgens.

Wir müssen morgens zum Kindergarten los. Es ist immer der gleiche Ablauf und immer die gleiche Uhrzeit.. Ich hatte heute früh um 9 einen beruflichen Termin. Um 8, damit noch Puffer ist, habe ich sie gebeten sich ihre Jacke anzuziehen, weil wir los müssen/wollen..

Als wäre ein Schalter umgelegt fing sie auf einmal an, dass sie die Jacke aber nicht will. Okay, dann zieh halt die andere an. Nein, die ist auch doof. Ich sage ihr, dass ich einen Termin gleich habe und wir heute wirklich los müssen und wir keine Zeit haben. Sie hält sich die Ohren zu, rennt weg und schreit sie will mich nicht reden hören.

Drei Versuche, als schreit sie sobald ich was sage. Ich gehe drauf ein, zeige ihr mit Gesten, dass ich jetzt ruhig bin und zeige auf sie und ihre Anziehsachen in der Hoffnung das entspannt die Situation. Keine Chance. Sie fängt daraufhin an was ganz anderes zu machen. Ich fange an zu sprechen weil das natürlich so nicht geht und sie hält sich direkt wieder die Ohren zu und kreischt. Nach 15 Minuten gehampel habe ich ihr gesagt, dass ich sie gleich festhalten und sie anziehen muss, weil wir wirklich los müssen. Jeder Versuch rauszufinden was sie überhaupt will ist gescheitert. Also hab ich sie dann nach mehrfacher Ankündigung festgehalten und ihr Jacke und Schal angezogen.

Im Treppenhaus genau das gleiche: zieh bitte die Schuhe an. Nee, will sie nicht. Meine Nerven waren schon weit unten und so hab ich auch da relativ schnell gesagt: zieh die Schuhe jetzt an, sonst ziehe ich sie dir an. Geschrei, Drama... ich frage sie was sie will: sie will die Schuhe nicht anziehen, ich soll sie in Ruhe lassen.

Endergebnis war, dass ich sie schreiend ohne Schuhe (die hat sie sich nämlich direkt wieder runtergestrampelt) ans Auto getragen hab und sie angeschnallt hab. Ich hab versucht sie zu beruhigen und ihr ihren Kaugummi gegeben den sie auf dem Weg immer kauen darf. Keine Beruhigung sondern wird noch schlimmer: sie fängt an sich aus dem Gurt rauszulösen!! Ich dachte ich seh nicht richtig. Der Weg ist nur 2 Minuten; bis der Gurt ganz weg war, waren wir bereits auf dem Parkplatz.

Ich will ihre Schuhe anziehen: Drama! Nein, sie will aber andere Schuhe, die seien doof. Ich habe absolut gar keine Zeit mehr inzwischen (da war es dann bereits 8.40!) und hab sie dann ohne Schuhe weiterhin zum Kindergarten getragen. Sie schrie ich soll sie loslassen. Ich lasse sie runter, frage ob sie jetzt mit mir in Ruhe den restlichen Weg läuft ganz in Frieden? Ja! Ich lasse sie runter, fängt sie wieder direkt an sich hinzulegen und will keine Schuhe und will nicht laufen. Jeder Versuch meinerseits auf sie zuzugehen ist gescheitert. Schuhe gehen grad noch so an, da will sie sich schon wieder hinwerfen.

Ich trag sie unter Protest dann also bis zur kiga Tür, setze sie ab: rennt sie davon!

Ich bin absolut verzweifelt langsam. Die eine Fraktion sagt: setz dich durch! Das muss sie halt lernen! Die andere Fraktion sagt: du musst dich mit ihr in Kommunikation begeben und versuchen auf sie einzugehen; sie macht es ja nicht mit Absicht.

Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich gebe ihr Möglichkeiten sich Dinge auszusuchen, mitzubestimmen, erkläre ihr warum wir zb heute weniger Zeit haben, versuche immer wieder zwischendrin sie zu beruhigen... kündige mehrfach an, dass ich sie ansonsten zb runter trage oder zum kiga trage. Die Konsequenzen erzähle ich ihr immer mehrfach!

Das kann doch alles so nicht wahr sein? Ich fühle mich wie die beschissenste Mutter des Jahres, weil ich sie dann einfach nicht mehr zu greifen kriege. Sie hält sich die Ohren zu und kreischt oder macht dann so Dinge wie mit dem Gurt.. was macht man da? Ich hatte eine extrem wichtige Besprechung um 9; ich musste sie einfach bis dahin im Kindergarten haben. Es kann doch nicht sein, dass sie mir jetzt vordiktiert wie alles zu laufen hat? Wann ich reden darf usw.... Bedürfnisse hin oder her: ich bin nicht ihre Marionette auch wenn ich mich langsam so fühle. Aber dieses schreiende Kind von A nach B zu tragen weil einfach nix hilft... das fühlt sich furchtbar an und kostet so viel Kraft.

Habt ihr Ratschläge was ich anders machen kann?

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Ohne dich PERSÖNLICH anzugreifen, sieht man jetzt an deinem Fall exemplarisch wozu diese ganze falsch verstandene BO-Erziehung führt: Zu Kindern, die NULL kooperieren, wenn sie MAL müssen. Warum? Weil sie nie mal ein NEIN gehört haben, einfach weil die Mutter das so bestimmt hat, weil es immer nur nach ihrem Willen geht. Willen, nicht Bedürfnis. Das Bedürfnis bleibt eigentlich unbefriedigt, nämlich das Erfahren von Grenzen.

Ich hätte - und mir egal ob das pädagogisch wertvoll ist oder nicht - wenn ich einen wichtigen Termin hätte und das Kind zickt rum, ich hätte mir sofort irgendeine Jacke und irgendwelche Schuhe gepackt, dann das Kind nach draußen befördert und hätte es unter Geplärre zum Kindergarten verfrachtet. Sicher hätte ich sie schreien lassen und den Kaugummi selbst gegessen um meine Nerven zu beruhigen. Um das Geschrei nicht ertragen zu müssen hätte ich einfach das Radio voll aufgedreht. Weil mein Bedürfnis ist „kein Stress“ vor einem wichtigen Termin.

Ist deine Tochter eigentlich generell so unerträglich oder nur heute?

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Dir möchte ich gerne noch mal explizit antworten. Ich musste schmunzeln, weil ich genau das letzte Woche gemacht hab beim letzten Wutanfall auf dem Weg zum Kindergarten: ich hab ihren Kaugummi gegessen und hab die Musik laut aufgedreht #schein

Es wirkt aus der geschriebenen Situation in der Tat so, als hätte sie keine Grenzen und würde immer ihren Willen kriegen. Es ist jedoch so, dass sie schon sehr feste Grenzen hat und auch kennt und dann auch gerne mal 3 Stunden schreit um zu kriegen was sie will. Das sitze ich auch öfters mal aus und weit kommt sie damit nie (!).

Aber in der Tat: meine Grenzen lassen momentan zu oft Lücken und Ausnahmen zu.

Vielen Dank für deine ehrlichen und direkten Worte! :-)

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Es gibt noch TE die in der Lage Ihr eigenes Verhalten kritisch zu reflektieren und Vorschläge Anderer anzunehmen! Du hast mein Menschenbild und den Glauben in das Funktionspotential von Forendiskussionen gerettet, Danke!

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" Ich sage ihr, dass ich einen Termin gleich habe und wir heute wirklich los müssen und wir keine Zeit haben."

Genau hier sehe ich das Problem. So eine Begründung funktioniert bei einem erwachsenen Menschen, aber nicht bei einem Kindergartenkind.

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Ja genau weil sie es schlicht und einfach noch nicht verstehen.

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Ich hatte schon ähnliche Situationen.
Ich total im Stress und Kind verweigert sich total.

Hier im Forum hatte man mir geraten den Stress herauszunehmen.
Denn mein Stress überträgt sich aufs Kind.
Das hat bei mir total geholfen!

So habe ich dann nicht gedrängelt: zieh jetzt die Jacke an, ich muss zur Arbeit.
Sondern ich habe mir tatsächlich die Zeit genommen meinem Kind zuzuhören.

Vielleicht drücken die Halbschuhe und sie mag lieber Gummistiefel.
Sie will keine Jacke, weil ihr warm ist.
So bin ich letztendlich oft mit meinem Kind ohne Jacke (im Winter) zum Auto gelaufen. Und vorm Einsteigen wollte sie die Jacke dann doch.
Oft gibt es einen Grund für Verweigerung. Und diese Gründe sind teils sehr logisch (Kinderlogik) :)

Lg mcbess

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Das sehe ich auch so. Ich versuche den Stress von meiner Seite aus raus zu nehmen, dann bockt meine Maus auch direkt weniger.
Meine ist jetzt Drei und trotzt wie eine Große.
Wir haben aber unsere Wege miteinander gefunden. Bei kleinen Trotzauarastern setzen wir uns beide hin und ich warte, bis sie so weit runter kommt, dass sie mir erzählen kann, was ist.
Wenn sie gar zu weit ist, zähle ich bis drei. Dann weiß sie, jetzt wird es heiß, da ist Kooperation angesagt.

Ob dir das hilft, weiß ich natürlich nicht, wir kommen so gut klar.
Die Trotz Phase ist wirklich nix für schwache Nerven.

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Hallo!
Leider habe ich keinen hilfreichen Tipp. Was hilft und was nicht hängt auch ganz vom Kind ab. Ich kann aber so sehr mit dir mitfühlen. Ich kenne solche Situationen zur Genüge und mit Tipps von Anderen kommt in einem das Gefühl auf, man kann machen, was man will, es ist immer falsch. Wir waren die Konsequenz in Person. Manche Konsequenzen haben wir täglich 2 Jahre lang durchgezogen, bis sich Erfolg eingestellt hat. Bei anderen Kindern reicht da offenbar zweimal. Kleines Beispiel: Ich habe mal auf der Straße einen ca. dreijährigen Jungen gesehen, der sich auf dem Boden wälzte und brüllte. Auf Ansprache der Mutter reagierte er nicht. Die Mutter hat ihn dann einfach geschnappt und hat ihn weggetragen, wobei er laut weiterbrüllte. Da dachte ich mir nur, was ein pflegeleichtes Kind. Es lässt sich wegtragen und brüllt einfach nur. Wäre bei meiner Tochter nicht gegangen. Die hätte sich mit Armen und Beinen gewehrt. Und mit einem Kind, das sich abschnallt, kann man nunmal auch nicht losfahren, egal wie konsequent man ist. Das einzig Aufmunternde, was ich dir sagen kann, ist, es wird besser. Jetzt haben wir eine echt entspannte und vernünftige Siebenjährige.
Alles Gute!
Dian

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Das kann besser werden, muss es aber nicht!
Wenn ich das so lese, finde ich , redest du zuviel. Vielleicht versuchst du es mal einfach mit Fragen. Warum willst du die Schuhe nicht anziehen? Wenn es wirklich an den Schuhen liegt, kann deine Tochter es ja sagen. Wenn die Schuhe nur Mittel zum Grund sind, merkst du das an der Antwort ganz schnell. Dann kannst du ruhig und sachlich sagen: entweder diese Schuhe/Jacke oder diese oder du gehst ohne aus dem Haus. Kommt keine klare Antwort, würde ich gar nichts mehr sagen. Kind an die Hand nehmen und rausgehen. Wenn du bei jeder Alltagssitution so einen Bohei machst, dann wird das im schlimmsten Fall immer schlimmer. Was sollen denn die Mütter machen, die noch das Baby haben und das Schulkind, dass los muss? Da kann man dem einen Kind auch nicht jeden Morgen eine Stunde Theater „gönnen“.

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Hallo

in so einem Fall zeige ich dem Kind 2 Jacken und 2 Paar schuhe. Möchte es keins davon anziehen. Suche ich eins aus und packe es in den Rucksack. Dann sage ich einmal klar mit Haltung das wir entweder ohne Jacke und Co losgehen dann nehme mir auch das Kind und wir gehen oder sie darf sich schnell noch die Sachen anziehen.

Das ganze mache ich ohne Wertung.

Konsequenzen müssen logisch sein und klar und dürfen nicht mehrfach angedroht werden. Wie soll ein Kind verstehen das es dir 3 mal nicht passiert und dann kommt es im schlimmstenfall so schreine und Co

Wie setzt du deine Grenzen und Bedürfnisse bei anderen Familienmitgliedern durch. Traust du dich da Stopp zu sagen oder bist du der JA-Sager der sich dann ärgert

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Ich an deiner Stelle würde aufhören, mich auf solche endlosen Diskussionen einzulassen. Lass ihr die Wahl sich anzuziehen. Weigert sie sich, mach du es mit Ansage. Sätze wie "zieh jetzt deine Jacke an." reichen eigentlich vollkommen aus. Was soll dein Kind mit der Information anfangen, dass du einen wichtigen Termin hast. Überfordere sie nicht mit unnötiger Information. Klare kurze Anweisungen und wenn diese nicht befolgt werden, sofort handeln.

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Ich habe damals an der Kita angerufen und die Situation geschildert weil er absolut nicht wollte. Es gab keine Gründe ausser das er keine Lust hatte und lieber auch zu meiner Arbeit wollte. Die Kita war damit einverstanden dass ich ihn im Pyjama und Theater in die Kita bringe. Das hat er einmal gemacht.

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Hallo,

danke für eure Antworten. Allein beim runterschreiben und danach noch mal lesen hab ich gemerkt, dass ich zu viel rede inzwischen.

Ich muss mehr handeln und werde das künftig auch wieder konsequenter durchziehen.

Grundsätzlich klappt es ziemlich gut mit ihrer Kooperation und wir konnten da schon einige Situationen mit Wutanfällen umschiffen aber sie hat sich da einseitig zu viel Raum genommen.

Wer noch was an Ratschlägen hat bitte gerne her damit; auch gerne kritisch. Ich lese mir das heute Abend in Ruhe noch mal durch und gucke was ich davon umsetzen kann und möchte.

LG

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Ich finde es total gut, wie du reflektierst und offensichtlich dein Bestes gibst mit deiner Tochter.

Ich habe gar keine neuen Tipps, ich wollte dir bloß sagen, dass du nicht alleine bist.
Meine Tochter ist 3 3/4 und hatte in den letzten Wochen teilweise so schlimme Ausraster, wie noch nie zuvor. Ich habe hier auch zwei Threads erstellt und nach Tipps gefragt und dabei ebenfalls wertvolle Rückmeldungen bekommen.

Und jetzt kommt das Beste: Seit einer guten Woche ist sie einfach wieder deutlich kooperativer und ruhiger! Keine Ahnung, warum 🤷‍♀️ Sie war wirklich von einem auf den anderen Tag wie ausgewechselt.
Ich bin durch den Lockdown und die Umstände immer noch total dünnhäutig und leicht genervt, an mir kann es also nicht liegen 😅
Was ich damit sagen will: Sei nachsichtig und geduldig mit dir und mit ihr. Ich übe das auf jeden Fall auch tagtäglich. Keiner kann immer alles richtig machen und alle dürfen mal durchdrehen 🤪
Alles Gute

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Hi,

solche und ähnliche Situationen hatte ich öfter. Wenn ich merke, dass das Kind auf Durchzug schaltet oder aus der was-auch-immer Phase nicht rauskommt, und ich einen Termin habe, dann mache ich eine Ansage. Ansonsten Kind packen, passende Klamotten einpacken und das Kind halt schreiend und tobend im Kindergarten abliefern. Den Erziehern eine kurze Erklärung bieten und Sachen übergeben und dann bin ich weg.
Habe ich keinen Stress, dann schalte ich auf Durchzug und lasse das Kind toben bis man wieder vernünftig reden kann und dann los.
Ist es ein Termin, der für das Kind ist (Kinderturnen), dann lasse ich das Kind austoben und gehe eben nicht hin. Es ärgert sich hinterher mehr.

Abgeschnallt wurde sich nur einmal, da gab rs eine recht laute und deutliche Ansage und es passiert bei Tobsuchtsanfällen nicht mehr.