4-jähriger schlägt uns aus Wut

Langsam wissen wir nicht mehr weiter und sind total überfragt, wie wir richtig reagieren. Mein 4-jähriger reagiert uns engsten Bezugspersonen gegenüber zunehmend aggressiv, wenn ihm etwas nicht passt.

Manchmal reicht es schon, dass er in einem Spiel verloren hat. Meist ist es aber, wenn man ihn Grenzen setzt, etwas verbietet oder er anderweitig nicht seinen Willen bekommt.

Folgende Situationen waren es heute:
- er wollte einen abgeleckten Löffel ins besteckfach legen
- er wollte einen anderen Weg spazieren gehen (meeeeega weiter Umweg, war zeitlich einfach nicht drin)
- er durfte dem Kater nicht weh tun

Man merkt richtig, wie seine Wut/Frustration wächst und dann schlägt er auf uns ein.

Wie reagieren wir? - in erster Linie wehren wir seine Schläge ab. Wir versuchen auch, mit ihm die Situation zu erörtern, was genau ihn so wütend machte. Meist hält er sich die Ohren zu und schreit, weil er damit nicht weiter konfrontiert werden möchte. Oder er verkriecht sich.

Wir haben auch schon versucht, dass er seine Wut kanalisiert, indem er in ein Kissen schlägt. Das klappt im Affekt leider nicht.

Geschlagen wird bei uns natürlich nicht! Er reagiert nicht so, weil wir es ihm als Lösung vorleben.

Dass einem mit 4 manchmal die Worte fehlen (er ist kognitiv und verbal Recht weit, emotional dafür nicht!), Ist klar. Wir nehmen es ihm auch nicht übel, dass ihm nicht alles schmeckt, was wir sagen, aber das Hauen und wie ein Raubtier auf uns los gehen, ist einfach inakzeptabel!

Anderen Kindern gegenüber zeigt er sich laut Erzieherin nie aggressiv.

Manchmal erwische ich mich schon, dass ich "Angst" habe, dass er wieder so körperlich ausrastet und ich die Situation schon vorher versuche zu entschärfen. Das kann es ja auch nicht sein, dass man ständig einen erzieherischen Eiertanz vollführen muss, nur damit man von seinem 4-jährigen Kind nicht attackiert wird (das klingt so absurd, wenn ich das sonst lese! Hätte nie gedacht, dass mein Kind so ein Verhalten zeigen könnte).

Was sind sinnvolle Konsequenzen? Ein ständiges "wenn du uns haust, dann darfst du keine Folge Paw Patrol gucken", ist ja völliger Blödsinn (aber leider effektiv 🙈), nur glaube ich nicht, dass er dadurch sein Verhalten zu genüge reflektiert.

Habt ihr Tipps für mich?

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Hallo,

Was Du beschreibst kommt mir ziemlich bekannt vor. Diese „Phase“ hatte unser Sohn auch. Bei uns hat geholfen:

- Schläge abwehren und klar signalisieren, dass bei uns niemals geschlagen wird.

- ihm auch sagen, dass es grundsätzlich okay ist, wütend zu sein, aber alternative Möglichkeiten aufzeigen, wie er da reagieren kann zB das Kissen werfen oder mit den Füßen auf den Boden stampfen

Mit Strafen haben wir nicht reagiert. Seine Schläge waren Ausdruck von emotionaler Überforderung und kein absichtlich herbeigeführtes Fehlverhalten. Was sollte da eine Strafe bezwecken?

Es hat so ca. 1 bis 2 Wochen gedauert, seitdem ist das Thema durch. Und wenn es jetzt vereinzelt nochmal passiert, wird direkt reagiert, wie oben beschrieben...

Viel Geduld und alles Gute!

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Vielen Dank für deine Antwort.

Ich befürchte, dass es bei meinem Spross etwas hartnäckiger zu sein scheint.

Diese "Phase" dauert leider schon seit 2-3 Monaten an. Die Gründe, um zu hauen, werden (aus unserer Sicht) immer nichtiger (wie das verlorene Spiel oder keine Zähne putzen wollen).

Alternativen wie ins Kissen schlagen, aufstampfen oder laut rufen, haben wir ihm angeboten und außerhalb der wut mit ihm besprochen. Das klappt gar nicht.

Wir versuchen auch immer nochmals die Situation zu besprechen und zu benennen, was ihn so wütend / frustriert machte. Raum für Emotionen lassen wir ihm. Meistens blockt er ab und will es nicht nochmal hören.

Es ist jedes Mal wieder aufs neue, als würden ihm die Sicherungen durchbrennen und er attackiert uns wieder. 😕

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Hi dass kenne ich leider von meiner jüngsten, die großen hatten sowas nie aber sie..
Also wenn unsere versucht sowas zu machen halte ich sie auf jeden Fall fest in dem falle beide Arme..
Lautes nein, und in die Augen schauen wird weiterhin riesen tra tra gemacht geht es kurzer Hand ins Zimmer.
Oder ich ignoriere das kind komplett und lasse es austoben, alles andere bringt nix..
Bin manchmal auch verzweifelt denke aber genauso dass es nur eine Phase ist und man einfach den kindern rechtzeitig alles erklärt und die grenzen setzt...
Und natürlich im Nachhinein erklären wir auch dass es nicht okay war warum sie das grade nicht durfte oder wie auch immer aber keine Diskussion..
Lg

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Und wir erklären ihr dass zu hause nicht geschlagen wird da es weh tut und nicht io ist, manchmal muss ich konsequent sein und durchgreifen, denn unsere macht es auch bei ihren großen Geschwistern und da hört der Spaß auch auf..
Du darfst sagen wütend sein aber es wird nicht weh getan..

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Erklärt und geredet habt ihr genug. Grenzen setzen. Und zwar nicht durch TV-Verbot. Wendet euch ab, wenn er schlägt und geht. Durch ein bisschen Ignoranz begreifen Kinder mamchmal sehr schnell, welches Verhalten nicht toleriert wird.

Meiner Ansicht nach muss man nicht immer wieder und wieder reden und Alternativen bieten, wenn das einfach keinerlei Erfolg zeigt. Man darf dann durchaus auch mal durchgreifen.

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Genau das ist bei uns auch oft das Einzige, was hilft. Unser kleines Wutmonster ist 3,5 und wir hatten diese Phase auch länger. Mittlerweile wird es viel besser. Als das Hauen angefangen hat habe ich es auch erst mit reden, sanft festhalten, „durch die Wut begleiten“ versucht. Hat überhaupt nicht funktioniert.

Eines Tages hatte ich selber mal einen sehr schlechten Tag als wieder so ein Ausraster kam. Da habe ich laut „Nein, du schlägst mich nicht!“ gerufen und bin weggegangen. In ein anderes Zimmer, Tür zu. Sie hat fürchterlich gebrüllt. Mein Mann hat sich zu ihr gesetzt und sie beruhigt.

Seitdem haben wir das immer so gemacht. Wurde einer von uns gehauen - aufstehen, weggehen. Inzwischen läuft sie dann von selbst zum jeweils anderen Elternteil und der tröstet dann auch und bespricht mit ihr, was gerade schief gelaufen ist. Sie entschuldigt sich dann wenn sie sich beruhigt hat von ganz alleine. Es kommt aber nur noch sehr selten vor.

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Ich sollte das auch Mal ausprobieren, die Situationen zu verlassen! Der nächste Wutanfall kommt bestimmt und ich teste 🙈

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Eigentlich ist garnicht wichtig das es dafür Konsequenzen gibt, sondern Verständnis für sein mangelnde Impulskontrolle und fehlende Frusttrationstoleranz.

Zeigt ihm wie es anders geht, das ist wichtig.
Ihm irgendwas verbieten weil er seine Impulse nicht kontrollieren kann bringt rein garnichts ausser noch mehr Frust denn er kann ja nichts dafür.

LG

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Als unser 4jähriger anfing aggressiv zu werden, war es ein Hilferuf.
Ich hatte grade den AG gewechselt, von 16 auf 20 Stunden aufgestockt, war aber gute 30+ Stunden im Einsatz um eine kranke Kollegin zu vertreten. Ich war gestresst, müde und musste mich nach der KiTa um den Haushalt kümmern. Er sah keinen anderen Weg, obwohl er sprachlich und kognitiv sehr weit ist; emotional aber halt altersentsprechend.

Ich habe sofort meine Stunden runtergefahren. Schon eine Woche später hörte das Verhalten komplett auf.

Du sagst, das Verhalten begann etwa vor 2 Monaten, also zum Lockdown? Gab es noch andere (zusätzliche) Veränderungen?

Wir erleben zur Zeit auch wieder mehr Launen: Geschrei, geringe Frustrationstoleranz, etc. Lagerkoller auf allen Seiten, obwohl ich stundenlang mit ihm Spiele.

In jedem Fall dürft und müsst(!) ihr eure Grenzen aufzeigen. Gewalt ist keine Lösung, egal wer wen attackiert.

Wenn du schon vor einem 4jährigen Angst hast, was machst du, wenn er 10, 14 oder 16 ist?

Ich würde dir empfehlen, seine Hände festzuhalten, bestimmt "Nein, ich möchte nicht, dass du mir weh tust " zu sagen und wenn er es weiter versucht, dich aus der Situation zu entfernen.

Wird er brüllen? Ja, vermutlich sogar sehr. Dein Weggehen wirde ihn zusätzlich ärgern. Lass ihn sich austoben.

Wenn er sich beruhigt, kannst du zu ihm gehen und ihn unterstützen, indem du ihm Liebe zeigst, aber auch deine Grenzen erklärst.

Viel Erfolg.

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Danke für deine Antwort.

Also zunächst: es hat sich außer dem fehlenden Kindergarten tatsächlich noch etwas geändert. Er hat seit 4 Monaten ein Geschwisterchen und natürlich ist das aktuell das absolute Armageddon für den kleinen Kerl. Nichtsdestotrotz sind wir wirklich bemüht, dass er immer noch Prime time mit jedem bekommt und die Großeltern (selbes Haus) sind auch sehr bemüht, dass er nicht zu kurz kommt. Aber natürlich ist es anders als vorher.

"Angst" steht in Anführungszeichen, da ich natürlich keine Angst vor meinem Kind an sich habe, sondern eher müde bin, diese Eskalationen auszuhalten. Es zerrt sehr an meinen Nerven, wenn der kleine terrorgnom seine Ausraster hat. Die dauern nämlich...


Tatsächlich weggegangen bin ich noch nie. Aber da das hier einige empfehlen, werde ich das einmal ausprobieren.
Alles andere (bestimmt "nein, ich will nicht von dir gehauen werden", ihm dabei festhalten usw.) haben wir schon durch.

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Huhu,

hab auch einen vierjähriges Emotionsmonster hier. ;-)

Zwei Punkte:

1) Sehr deutlich reagieren, wenn gehauen wird. Nicht nur abwehren, sondern sehr deutlich "Nein! Ich will das nicht!" sagen. Die Regeln müssen ganz klar sein und immer sofort, auf die immer gleiche Art und am besten auch bei Vierjährigen noch körperlich (sanft festhalten, wegheben...) erfolgen. Immer nur reden kommt gerade in der Situation mit großen Gefühlen nicht an. Wenn er tobt ist ihm das Fernsehen von morgen doch total schnuppe. Und immer bedenken, emotional sind viele Vierjährige noch sehr klein, und müssen auch so behandelt werden. Auch wenn sie kognitiv schon wie ein Vorschüler daher kommen. ;-)

2) Über Gefühle sprechen. Solche Situationen im Nachhinein in Ruhe aufarbeiten. Die Kinder müssen lernen,
- wie die Gefühle heißen,
- wie es sich anfühlt, wenn sie langsam kommen,
- was man tun kann (Beruhigungsstrategie),
- dass andere Menschen auch starke Gefühle haben und trotzdem nicht zuschlagen...

Starke Nerven Euch!

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Bei uns war das auch so. :-) hier unsere Lösung dazu. Ich habe mir meine Tochter geschnappt (quasi zum abwehren der Schläge von ihr) und habe mich mit ihr aufs Sofa "gekuschelt"indem ich sie so gehalten habe dass sie mir nicht weh tut und eben auch nicht weg kann. Quasi auf meinem schoß umarmt. Das richtige festhalten dauerte eine Minute ca, in der sie tatsächlich versucht hat weg von mir zu kommen. Danach ließ ich relativ locker, so daß sie hätte "abhauen" können, wenn sie gewollt hätte, aber das wollte sie dann nicht mehr, die Nähe tat ihr gut. Dieses raufen/kämpfen mit mir hat sie immer schon mal etwas runter gebracht, und wenn es wieder ging las ich ihr noch auf meinem schoß ein Buch vor, bis sie sagte dass es okay ist und es wieder geht. Dann war sie so ruhig das man auch noch mal reden konnte, was sie so ärgerlich gemacht hat. Im Alltag ist es natürlich anstrengend und hat hier auch immer gerne mal 20/30 Minuten gedauert, bis wir das durch hatten. Ganz wichtig ist nur, dass man selbst nicht wütend oder genervt dabei ist, sonst würde ich das nicht machen, damit es auf keinen Fall als Gewalt interpretiert wird, sondern eben doch ein festes umarmen.
Ihre hochphase hatte meine Tochter so mit 3 übrigens ist sie ein sehr ruhiges und schüchternes Kind dass nur zu Hause so aufdrehet. Ganz wie ich als Kind. :)
LG

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"Paw Patrol"-Entzug ist natürlich wirklich kein gutes Mittel. Aber es ist doch bemerkenswert, dass er sich dann wieder fängt. Denn eigentlich hätte ich gedacht, dass die Gefühle so übermächtig sind, dass er sich nicht zügeln kann. Aber er kann.
Ich bin keine Psychologin, aber ich würde behaupten hier geht es nicht in erster Linie um das Unvermögen seine Gefühle zu kontrollieren. Sonst hätte er das gleiche Problem im Kindergarten.

Ich denke er hat das Gefühl, dass er das mit euch machen kann. Und das ist eigentlich gut. Es ist ein Zeichen, dass er sich von euch wirklich bedingungslos geliebt fühlt. Und nun müsst ihr ihm auch ganz klar zeigen, dass man Menschen, die man liebt, nicht behandeln kann wie man will. Er fordert nach Grenzen.

Bei meinem Sohn war das eine zeitlang auch so. Ich hab ihn dann an den Händen genommen und ihm immer wieder ruhig gesagt, dass wir uns nicht hauen. Immer wieder. Er hat gezappelt und gebrüllt (wenn es ganz schlimm war hatte ich ihn komplett umklammert), aber ich hab ihn erst wieder losgelassen, als er quasi aufgegeben hat und ruhiger wurde. Mir war es wichtig, dass wir uns danach wieder versöhnen. Wenn er erstmal Abstand brauchte hab ich ihm den natürlich gegeben. Aber ich hab es immer nochmal aufgenommen und in irgendeiner Form zu einem guten, schönen Ende geführt.

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Interessant, dass du das so sagst, dass er sich im Endeffekt doch zügeln kann. Das kann er dann wirklich,!

Ich bin wahrlich kein Freund von Strafen, Drohungen, Erpressungen... Da es leider Bestandteil meiner Erziehung war, erwische ich mich leider doch öfter, dass ich ähnliches sage (und mich danach ärgere!).

Wenn man ihm wirklich mit den Drohungen kommt, dann beherrscht er sich. Diese Kontrolle hat er wirklich.

Wir halten ihn dann auch fest, wenn er solche Ausraster hat. Er tobt allerdings oft so, dass man denkt, man müsste einen Exorzisten holen 🙈 oftmals möchte er im Anschluss nicht mit uns über seine Wutausbrüche reden. Ich zwinge ihm kein Gespräch auf, aber mir ist es schon richtig, dass wir nochmals seine Gefühle besprechen und einsortieren.

Danke für deine Antwort! :)

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Ich mach auch oft Dinge, wo ich mich schon während ich es tue frage, warum ich das nicht besser geregelt bekomme. Ich denke es ist normal. Das geht allen so.

Ich denke nicht, dass es bei so einem Thema eine schnelle Lösung gibt. Meine Erfahrung bei solchen Themen ist, dass man einfach immer wieder dagegen halten muss. Immer wieder sagen: "Ich lasse das mit mir nicht machen. Wir hauen uns nicht." Und irgendwann manchmal sogar erst nach Monaten geht der Plan auf.

Ihr müsst nicht alles lang besprechen. Ihr sollt euch versöhnen. Das kann ganz unterschiedlich gehen und du solltest überlegen wie ihr euch untereinander zeigen könnt, dass es wieder alles okay ist. Wir drücken uns. Wenn es ganz heftig war, gehe ich ein Eis essen mit ihnen.

Ihr findet euren Weg.