Sehr schüchterne Kinder

Hallo,

ich habe einen 5-jährigen Sohn, der extrem schüchtern ist.
Im Kindergarten hat er 2 Freunde, die auch mal zu uns nach Hause zum spielen kommen, das klappt soweit. Allerdings traut er sich morgens im Kindergarten nicht zu den beiden hin, erst recht nicht, wenn auch noch andere Kinder dabei sind.
Ein Treffen mit anderen Kindern zu vereinbaren funktioniert gar nicht, er hängt mir nur am Rockzipfel, ist einfach nicht selbstbewusst genug, um bei anderen Kindern allein zu bleiben.
Auch wenn wir auf dem Spielplatz sind, spielt er immer nur mit mir, geht nie zu anderen Kindern hin, auch wenn er sie kennt. (Sagt auch nicht Hallo, wenn wir mal ein Kind in der Stadt treffen oder so).

Ich glaube auch nicht, dass andere Kinder nicht mit ihm spielen wollen, aber da er nicht viel mit ihnen redet, denken die wahrscheinlich auch, was soll ich mit dem.....
Nächstes Jahr kommt er in die Schule, da sollte er schon etwas selbstsicherer sein, sonst geht er vermutlich unter.....
Habt Ihr Tipps, wie er selbstbewusster wird? Und seine Schüchternheit zumindest ein bisschen ablegen kann?

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Ich war auch ein sehr schüchternes Kind.
Meine Tipps wären:
- vormachen:
redest du offen mit anderen? Sprichst du auf dem Spielplatz andere an? Vielleicht probierst du es mal um deinem Kind zu zeigen, dass es manch mal nur eine kleine Frage braucht um einen Spiekkameraden zu finden. Dabei aber unbedingt akzeptieren, wenn dein Kind mal nicht möchte.

- Akzeptanz ist ein gutes Stichwort.
Ich fand es ganz schlimm, wenn alle immer gesagt haben:"ach...die xy...die ist einfach schüchtern."
Da hatte ich direkt einen Stempel aufgedrückt und irgendwie haben einen manche Leute anders behandelt.

Es ist wichtig, das Selbstbewussten zu fördern. Aber durch zu viel "pushen" wurde ich meistens stiller. Geholfen hat mir, wenn meine Mama gesagt hat, dass es ok ist, wenn ich nicht direkt in die Mitte einen Raumes renne.
Ich habe mit der Zeit gelernt, dass ich nicht wie meine anderen Freundinnen sofort zu jedem losrennen muss.
Ich bin darüber selbstbewusster geworden, dass ich erkannt habe, dass ich nicht "falsch" bin und mich nicht verstellen muss.

Und erst ab diesem Punkt half dann auch mal mal ein kleines aufmunterndes "na geh doch mal kurz hin und schau dir mal an, was die anderen Spielen.."

Wobei ich nie eine Rampensau geworden bin.
Aber das will ich auch gar nicht mehr;)
Das sind aber nur meine Erfahrungen.

Vielleicht wäre ein Mannschaftssport noch eine gute Idee?

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Das hast du toll geschrieben, ich habe auch eine schüchterne Tochter und deine Antwort tut mir gut, um damit besser umzugehen.
LG

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Unser Sohn (10) war schon immer ein stiller und zurückhaltender Junge, der lieber mit sich selbst spielte als mit anderen... Im Kindergarten hatte er auch 2 Freunde, mit denen es dort klappte, aber Nachmittagsaktivitäten mit ihnen hat er selten von sich aus eingefordert... Auch die Erzieher erlebten ihn als still und schüchtern... Von sich aus mit anderen reden? Niemals... Mit guten Freunden von uns, die wir auch oft gesehen haben, hat er nach Jahren zum ersten Mal bewusst gesprochen...

Wir waren wegen seiner introvertierten Art auch auf Empfehlung des Kindergartens im SPZ, mit den Verdachtsdiagnosen Wahrnehmungsstörung, Autismus oder Hochbegabung, nichts von allem hat sich bestätigt und die im SPZ waren auch mehr ratlos als alles andere... Wir sind dann irgendwann auch nicht weiter hingegangen, weil eh nie was dabei rauskam, außer dass sich nichts verändert hat und er alles toll macht... Dann hieß es, machen sie mal Ergotherapie, das ist bestimmt gut für ihn... Nach 2 Jahren sagten die Ergotherapeutinnen dann auch, sie können nichts mehr für ihn tun, er ist einfach wie er ist... Groß verändert hat sich auch dadurch nichts...

Wir haben ihn dann einfach so akzeptiert wie er ist... Er ist halt sehr introvertiert, aber er ist ein toller und sehr intelligenter Junge... Wir haben uns auch Gedanken gemacht wegen der Schule, zumal wir im Vorfeld gehört haben, dass die Schule sehr "gewaltbereit" sein soll und wir ihn lieber in einer kleine Dorfschule 7 km entfernt einschulen sollten... Wir haben es gewagt und nach einer langen Eingewöhnungsphase (fast das komplette erste Schuljahr, war aber auch dem falschen Umgang mit einem "Freund" geschuldet) hat er seinen Platz in der Klasse gefunden... Er ist ein reines Kopfkind, unter den Jungs Klassenbester, mit einem Mädchen gleichauf, sportlich ist er absolut nicht, aber selbst da gibt er, was er kann... Er hat noch nie wirklich Ärger mit anderen Mitschülern gehabt... Er hat einen Freund, mit dem er hin und wieder auch nachmittags was unternimmt, dieser tickt sehr ähnlich wie unser Sohn, ist ebenfalls sehr schüchtern und zurückhaltend, die beiden passen also wunderbar zusammen...

Ab Sommer geht er aufs Gymnasium, was ihm im Vorfeld sehr viel Angst gemacht hat, weil er mit neuen Situationen nur schwer zurecht kommt... Nachdem er sich die in Frage kommenden Schulen nun angesehen hat, ist er begeistert vom Gymnasium und freut sich auf den Schulwechsel, obwohl er nur mit einigen Mädchen aus seiner Klasse wechselt und alle Jungs, auch sein Freund, auf die Gemeinschaftsschule gehen werden... Um seinen Freund ist es schade, aber man kann sich ja weiterhin treffen, sagt er...

Seit einiger Zeit macht er Taekwondo, aber eher, um seine Muskeln zu stärken, die schon seit Kleinkindalter hypoton sind... Hilft auch etwas beim Selbstbewusstsein, aber das war nicht vorrangig der Grund für eine Kampfsportart...

Er ist weiterhin schüchtern, aber er spricht mittlerweile auch mit "Fremden", wenn auch sehr leise, man muss ihm da schon genau zuhören...

Wir versuchen nicht, was anderes aus ihm zu machen, denn mit Druck wird das eh nichts... Wir akzeptieren ihn, das gibt ihm vermutlich mehr Selbstsicherheit (finde ich wichtiger als Selbstbewusstsein) als wenn wir ihn immer kritisieren würden...

Lange Rede, kurzer Sinn: Akzeptanz ist immer besser! Klar kann man Selbstbewusstsein irgendwo trainieren, bringt einem aber auch nichts, wenn man trotzdem unsicher ist... Lieber die Selbstsicherheit stärken...

LG

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Hallo,

da solltet Ihr dringend aktiv werden, sonst gibt es in der Schule ganz große Probleme mit den anderen Kindern. Die Lehrer stehen da nicht mehr ständig daneben, um einzugreifen, wie die Erzieherinnen im Kindergarten.

Ich würde als erstes mit Deinem Sohn besprechen, wie er auf andere wirkt, wenn er nicht grüßt und nie zu den anderen hingeht und ihn fragen, ob er viel Lust hätte mit so einem Kind zu spielen.
Wie sie auf andere wirken, ist etwas, das Kinder selten im Blick haben.
Dann würde ich mit ihm besprechen, wie ein Kind sein müsste, mit dem er gerne spielen würde und ob er nicht versuchen will, ein bisschen mehr so zu werden.

Ich war als Kind auch ziemlich schüchtern und meine Mutter hat mir armem Häschen immer alles abgenommen, wenn ich nicht wollte.
Das war aber genau der falsche Weg.
So lernen die Kinder, dass immer jemand kommt, der es für sie macht, wenn sie sich nicht trauen.

Wir haben bei unseren Kindern das Gegenteil gemacht. Wenn sie sich nicht getraut haben, jemanden etwas zu fragen, erfuhren sie es eben nicht. Wir haben nicht für sie gefragt.
Wenn sie sich nicht getraut haben, ein Eis zu bestellen, gab es für sie kein Eis. Wir haben das nicht für sie bestellt.
Wenn sie auf dem Spielplatz nicht alleine spielen wollten, konnten sie andere Kinder fragen. Ich stand nicht die ganze Zeit als Spielpartner zur Verfügung.
Wenn es im Kindergarten Dinge zu klären gab, die nicht zu kompliziert für 5-jährige waren, haben sie die geklärt. Genauso ging es in der Schule weiter. Wir stehen nicht für jeden Krimskrams beim Lehrer auf der Matte.

Je öfter die Kinder sich überwinden, selbst aktiv zu werden, umso mehr Erfolgserlebnisse haben sie und umso mutiger werden sie.
Unsere Tochter (11) hat ein Selbstbewusstsein, das habe ich nicht einmal heute. #schwitz
Unser Sohn (9) ist mir sehr ähnlich, aber auch deutlich selbstbewusster als ich in dem Alter.

Mannschaftssport oder Kampfsport geben Selbstbewusstsein, aber ich glaube, die meisten Vereine nehmen noch keine 5-jährigen.
Es gibt auch Selbstbehauptungskurse, aber auch da weiß ich nicht, ob die schon für so junge Kinder sind.

Schlimmstenfalls würde ich einen Kinderpsychologen einschalten. Wenn die Kinder ein bisschen schüchtern sind, ok. Aber die Dimensionen, die das bei Deinem Sohn hat, finde ich für einen 5-jährigen schon bedenklich im Hinblick auf die Schule.

Bei unserem Sohn (4. Klasse, 9 Jahre) in der Grundschule ist es so, dass da Jungs, die sich nicht durchsetzen, Opfer sind. Die Rabauken werden mit zunehmendem Alter nicht netter und rücksichtsvoller.
Hier kommen zunehmend sozial auffällige und gewalttätige Kinder auf der Grundschule, und das, obwohl es hier kaum bildungsferne Familien gibt. Gerade unter den Jungs gibt es viele Prügeleien.
(Ich denke, das liegt daran, dass die Eltern immer weniger Grenzen setzen und glauben, sie täten ihren Kindern damit einen Gefallen.)
Wenn Dein Sohn sich weder durchsetzen kann, noch Freunde hat, die ihm helfen, würde er hier wahrscheinlich jeden zweiten oder dritten Tag verprügelt und oben drauf verbal geärgert. Das muss ich leider so sagen.

LG

Heike

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Hallo,

Mein Sohn ist auch 5. Er war zwar nicht so schüchtern, aber immer eher der Mitläufer und hat das gemacht, was andere Kinder zu ihm gesagt haben.

Er geht seit fast einem Jahr zu Karate. Das hat ihn sehr im positiven bei seinem Selbstvertrauen geädert/gestärkt. Er sagt jetzt auch mal NEIN, wenn er was nicht möchte.

Bei Karate wird nicht nur Karate gemacht, sondern auch viel über Regel bzw das Verhalten gesprochen.
Z.B. Was mach ich, wenn mich ein fremder Mann/Frau anspricht und mich mitnehmen möchte? Wie verhalte ich mich, wenn andere Kinder mich ärgern (mobben)?
Das gehen die Trainer spielerisch durch und meinem Sohn hat das sehr an Selbstvertrauen geholfen.

Mein Sohn kommt im September in die Schule. Wir hatten letzte Woche die Einschreibung. Die Rektorin meinte auch, das Karate ein sehr guter Sport für die Selbstsicherheit ist, da er unter den jüngsten in der Schule sein wird.

Karate wird bei uns für Kinder ab 3 Jahren angeboten. Es wird eine Probestunde angeboten, in der auch die Mama dabei sein darf.

Vielleicht wäre das was für deinen Sohn?

Alles Gute für deinen Sohn

Grüße Zahnfee

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Hey,
erst einmal vermittel ihm, dass er so, wie er ist, absolut richtig ist... :-)
Und in aller Kürze, ich will gleich zu Bett... #schein
Warst du mit ihm schon einmal zur Ergo?
Das dürfte ihm Vertrauen in sich geben, dass er nötig braucht...

lg Tanja

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Liebe zagi75,

Ich weiß genau wie Du Dich fühlst.
Unsere Tochter ist auch „sehr/extrem“ schüchtern.
Ich finde es toll, dass Du Dir Rat holst und die Augen nicht „verschließt“.
Wie gerne würde man sagen, dass ist nur eine Phase. Und wie neidisch schaut man andere Kinder und Eltern an, deren Kinder aufgeschlossener sind und nicht am Bein der Mama hängen.
Das ist nur menschlich.

Ich finde,es ist immer leichter gesagt als getan,die Schüchternheit zu akzeptieren. Das funktioniert an manchen Tagen besser als an Anderen.
Es ist auf jeden Fall wichtig, keinen Druck aufzubauen. Wie oft macht man das instinktiv?
Ich kenne es von meiner Tochter, sie macht in diesen Situationen komplett dicht und wirkt verzweifelt. Gerade am „Anfang“ denkt man, dass die Situation so kippen kann.
Geb‘ ihm das Gefühl,das er genau so richtig ist,wie er ist. Aber ich denke,dass wirst Du eh schon machen.
Unsere Kinderpsychologin hat uns empfohlen: Aufgaben im Alltag zu stellen. Keine leichten sondern etwas schwerer, dass man sich schon ein wenig anstrengend muss. Zum Bespiel,das Geld beim Bäcker auf den Tresen legen. Am Anfang wird es vielleicht schwer sein,aber das Überwinden und der Erfolgt dadurch wird ihm ein Gutes Gefühl geben.

Du wirst ihn nicht von Null auf 200 ändern können. Aber ein bisschen Unterstützung,gerade für die Schule wäre bestimmt sinnvoll.
Wir haben uns Hilfe durch eine Psychologin gesucht.

Manchmal helfen kleine „Mutmacher“ eine Art Talisman. Oder ich weiß nicht wie Du dazu stehst,-Bachblüten.

Ich wünsche Euch viel Erfolg...