Wut in den Griff bekommen

Hi,

unser Sohnemann ist fünf und kommt im Sommer in die Schule. Er wird an seiner Einschulung sechs.

Wir haben lange überlegt ob wir ihn zurück stellen lassen sollen, denn er hat noch arge Probleme seine Wut, oder Frust in den Griff zu bekommen. Gelingt ihm etwas nicht, fliegt das entsprechende Projekt schon mal durch die Luft, oder er rennt türenknallend davon. Gerne schreit er seine Wut auch schon mal raus.

Hier zuhause haben wir es im Griff. Ich sehe die Anzeichen und er bekommt sofort eine Ansage. Danach klappt es mit ein wenig Unterstützung und er ist stolz. Es kommt auch nur noch sehr selten vor.

Im Kindergarten lebt er seinen Frust ungebremst aus. Die Erzieher lassen ihn richtig heiss laufen und erzählen mir dann vorwurfsvoll wie schlimm er wieder zornickelt hat.

Heute kam ich in den Gruppenraum und sah direkt das mein Sohn schon das Level eines ausbrechenden Vulkans erreicht hatte. Er stand schützend vor einem seiner Bauwerke und rief nach einer Erzieherin, ein erheblich jüngeres Kind stocherte mit einem Besen aus der Puppenecke in seinem Turm rum. Es reagierte (mal wieder) niemand und ich konnnte gerade noch verhindern das mein Sohn den Kleinen umschubste. Die Erzieherin bekam das mit und fing an meinen Sohn aufs schärfste zurecht zu weisen. Ich habe das mit kurzen Worten unterbunden und versucht die Situation zu erklären. Aber statt mit beiden Kindern zu reden, nutzte sie die Chance und erzählte von einem Wutanfall den mein Sohn anscheinend vorgestern schon hatte.

Mein Sohn ist sehr aufbrausend (hat er von meinem Mann) und hat grosse Schwierigkeiten seine Emotionen zu kontrollieren. Wie kann ich ihm von zuhause aus helfen? Was kann ich ihm in die Hand geben das er sich ausserhalb in den Griff bekommt? Er weiss das er eigentlich die Erzieher in Streitfragen um Hilfe bitten soll. Aber wenn es mal wieder zu einer Rangelei kam, dann meisst in Situationen in denen er niemand zur Verfügung hat.

Ich mache mir halt grosse Sorgen wie er reagiert, wenn er in Mathe etwas nicht auf Anhieb schafft und ihm keiner einen Schubs in die richtige Richtung gibt.

Gruss

Ornella

1

Hallo

Wo darf dein Kind denn wüten? Ich persönlich finde es wichtig einen Raum zu haben in dem jedes Gefühl erlaubt ist. Auch um sich körperlich auszudrücken. Wenn dein Kind sich immer nur zusammen nehmen soll und sofort eine Absage bekommt, dann wird das seine Persönlichkeitsentwicklung empfindlich stören können.

Ich selbst bin ein ziemlich aufbrausender Typ. Mein Sohn schlägt nach mir. Zu Hause darf er wüten. Er darf nichts dabei (absichtlich) kaputt machen. Er darf niemanden persönlich beleidigen. Er darf schreien, das Sofa verprügeln, er darf auch mal eine Tür knallen um sich abzugrenzen. IdR suche ich das Gespräch im Anschluss. Ich versuche zu ergründen was genau soooo schlimm war, dass er es nicht aushalten konnte, wie es sich angefühlt hat, was ihm gut tat, was er sich wünschen würde damit es ihm besser geht. Ich mache ihm auch meine Sicht der Dinge klar, was ich nicht gut fand und welche Handlungsalternativen ich ihm anbieten kann. Alles so liebevoll wie möglich, denn zumindest unser Kind hat von ganz alleine ein aufrichtig schlechtes Gewissen, vor allem wenn er die Regeln bezüglich der Beleidigungen.

Unser Sohn ist 8. Aber mit etwa 4 bis 5 Jahren fing es an, dass wir wüten im Rahmen unterstützt haben. Es wird immer besser. Die größte positive Veränderung brachte die Schule. Diese tut ihm absolut gut. Nach 2 bis 3 Wochen Ferien merkt man das es schlechter wird.

Lg

2

Hi,

natürlich muss er nicht alles in sich hineinfressen.

Er darf seine Wut an einem relativ grossen und stabilen Kissen auslassen. Das darf getreten, geschlagen, gegen die Boden geschleudert, gekniffen und besprungen werden.

Aber auch da erwarte ich, dass er auf dem Weg zu seinem Kissen keinen Schaden anrichtet und sich dann auch wieder einkriegt.

Das hilft ihm aber unterwegs nichts.

3

Ist dein Sohn ebenfalls nicht selbstsicher? Unser Kind ist zwar nach außen ein Draufgänger, aber dieses Verhalten ist eher die Flucht nach vorn. Mittlerweile kann er gut formulieren, dass er Angst hat nicht zu genügen, nicht gut zu sein, nicht ernst genommen zu werden etc. Indem wir ihn stärken das er einfach gut ist wie er ist, das er auch mit seiner Wut geliebt wird, das wir ihm zuhören und uns zu Herzen nehmen was er zu sagen hat, versuchen wir ihm das Rüstzeug zu geben im Außen nicht so schnell aus der Haut zu fahren. Das er zu Hause die körperliche Wut ausleben kann, nimmt ihm vielleicht Spannung die er sonst mit in den nächsten Konflikt nehmen würde.
Konkret besprechen wir auch Situationen die außerhalb waren. Da versuche ich auch zu erkennen wo sein Problem war. Frage ihn welche Alternativen er sich vorstellen kann, welche mir einfallen würden. Ich gebe ihm da auch viel Verständnis für seine Gefühle, erzähle ihm das ich so was auch kenne und was mir gut tut in solchen Situationen. Ich erzähle ihm auch dass es nicht leicht ist. Und das ich das auch nicht immer schaffe besonnen zu reagieren....

Meiner Meinung nach sind wir auf einem guten Weg. Er kann für andere ja maximal eine Anregung sein, denn jeder ist anders. Jede Familie ist einzigartig. Es gibt unendlich viele Wege.

LG

weiteren Kommentar laden
4

Hallo,

ich bin mir nicht sicher, aber wenn Du jedesmal versuchst, einen Wutausbruch in den Griff zu bekommen, machst Du das ja und nicht Dein Sohn.
Kinder verhalten sich außerhalb des Elternhauses und ohne Eltern oft ganz anders, als zu Hause. Wenn die Erzieher also nicht jedesmal einschreiten, denke ich, hat das einen Grund.
Wenn also ein Kind das "Gebaute" Deines Kindes kaputt mache möchte, warum darf er nicht wütend reagieren?
Andererseits denke ich, wenn es denn wirklich so extrem ist, wie Du sagst, dann braucht er sicher professionelle Hilfe. Das ist aber von außen sehr schwer zu beurteilen.

LG

7

Die Erzieher reagieren nicht, weil sie im Gewühl von 25 Kindern gar nicht genau wissen wer sich da gerade streitet. Wir haben aktuell zwei Erzieher in der Gruppe und 21 Kinder. Meisst springen noch ein paar von anderen Gruppen mit rum.

Wir haben nette Erzieher und bemüht sind sie auch. Aber nicht nur ich stelle fest; das im Chaos der offenen Gruppen (Leitung hat gegen den Willen der Eltern ein teiloffenes Konzept durch gedrückt) eine wahnsinnige Unruhe herrscht und keiner weiss wo sich welches Kind befindet.

Ich bekomme immer nur vorwurfsvoll gesteckt, dass er mal wieder einen seiner Wutausbrüche hatte. Wie es dazu kam kann mir nur selten jemand sagen, bzw. mein Sohn macht erst den Mund auf wenn ich komme und klagt sein Leid was wieder war.

5

Wut gehört zu einem Menschen dazu. Dein Sohn schafft es noch nicht, diese in die richtigen Bahnen zu lenken. Dazu benötigt er Erwachsene, die ihm Lösungsmöglichkeiten anbieten.

Du kannst nur zu Hause darauf einwirken. In der Kita sind dafür die Fachkräfte zuständig.
Das er sich geärgert hat, weil er nicht wollte, dass sein Gebautes kaputt geht, kann ich verstehen. Ich würde das Gespräch nochmal mit der Erzieherin suchen und sie Fragen, wie dort mit Konflikten umgegangen wird. Frage täglich nach, wie sich dein Sohn benommen hat.
Es gibt eine Buchreihe für Kinder ab Fünf. Unterstützung zur Emotionalen Intelligenz. Ich guck später mal zu Hause nach und dann melde ich mich nochmal.

8

Vielen Dank! Wäre nett wenn du mal schaust.

Wir müssen im nächsten halben Jahr irgend einen Weg finden. Auf Erzieher können wir leider nicht bauen. Wir haben zwar eine Erzieherin die ihm viel Aufmerksamkein widmet und schon Erfolge erzielt hat, aber durch diese blöde neue Struktur im Kindergarten ist alles zunichte gemacht.

Die Kinder toben halt ungebremst durchs Gebäude und das führt oft zu Unruhe mit der mein Sohn dann nicht umgehen kann.

9

Also ich habe jetzt mal nachgesehen. Die Bücher sind von Dagmar Geisler und sie sind im Loeweverlag erschienen. Es gibt mehrere Bücher.Ich habe sie alle bei Amazon bestellt. Emotionale Entwicklung für Kinder ab 5!

weitere Kommentare laden