Er ist so verschlossen

Mein Sohn ist jetzt 3,5 Jahre alt. Bis jetzt habe ich mich um ihn gekümmert und ca. 1x in der Woche war er in einer Spielgruppe. Er ging nie gerne hin und hat bei der Trennung viel geweint.

Jetzt ist er in einer Tagesfreizeit. Meistens ist die Trennung auch sehr schwierig. In der Tagesfreizeit machen die Kinder kleine animierte Sportwettberbe und Spiele (nicht nur freies Spielen wie in der Spielgruppe) aber mein Sohn ist der einzige, der nicht mitmacht. Nie. Seit 2 Wochen sitzt er fast immer in einer Ecke und wartet, dass ich ihn wieder abhole. Ich dachte, vielleicht taut er ja auf. Ein kleines bisschen, aber nicht viel. Es tut mir so weh zu wissen, dass er ganz allein ist und sich ausschliesst. Er kommt in einem Monat in den Kindergarten und ich habe Angst, dass er komplett ausgeschlossen ist, nie mitmacht, und einfach nur traurig ist.

Aber was soll ich tun? Wenn alle Kinder die Kindergartenerfahrung haben, kann ich ihn ja nicht noch mehrere Jahre zu Hause behalten. Er wird aber so den Anschluss nicht finden, Freundschaften schliessen wird so schwierig sein, und die Kindergärtnerinnen können ihn ja auch nicht zum Mitmachen zwingen. Ich bin ratlos!!!! Und traurig. Er ist ein sehr intelligentes, aber auch unzufriedenes Kind. Ich musste sehr sehr viel Geduld aufbringen, ihn jeden Tag von morgens bis abends um mich zu haben.

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Hallo Richlady, du schreibst immer nur von "deinem" Sohn. Wo ist der Vater? Falls du Alleinerziehend bist, ist das wahrscheinlich schon der Schlüssel. Klingt halt sehr nach Verlustängsten.
Ich habe auch eine 3,5 jährige Tochter, sie ist sprachlich sehr fit - wenn sie etwas nicht will, kann sie mir gut erklären, warum sie es nicht will. Hast du ihn gefragt? Was sagt er dazu? Hast du ihn gefragt, ob er in den Kindergarten gehen möchte? Gehst du dann wieder arbeiten? Hat er Freunde in seinem Alter? Wir sind oft mit Familien, die Kinder im Alter unserer Kinder haben zusammen. Ihr auch? Spielt er dann mit diesen Kindern?
Fragen über Fragen, vielleicht magst du ja nochmal antworten.
Grüße, AgD

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Ich antworte dir gerne auf deine Fragen.

Ich habe "mein" Sohn geschrieben, aber er ist natürlich auch der Sohn vom Papa :) Mein Mann und er stehen sich sehr nahe, er ist so gedildig und liebevoll mit ihm und sie sipielen sehr oft zusammen. Ich denke oft, er kann es viel besser als ich!

Falls Verlustängste da wären, dass vielleicht, weil mein Sohn vor ein paar Monaten ein Geschwisterchen bekommen hat. Er ist aber nie offen eifersüchtig, er liebt den Kleinen, und mein Mann und ich achten sehr darauf, ihm sehr viel Aufmerksamkeit zu schenken und ihn einzubeziehen.

Interessant, dass du das mit der Sprache ansprichst. Mein Sohn hat Mühe, sich auszudrücken. Er spicht einfach noch nicht so gut, und wenn er schnell etwas erzählen möchte, stottert er ein bisschen.

Er sagt oft "weiss nicht", wenn ich ihn nach Gründen frage. Warum er nicht hin will, warum es nicht schön war, warum er nicht mitgemacht hat, oder schon nur, was sie gemacht haben.

Er sagt mir, er freut sich auf den Kindergarten. Aber ich denke, er weiss nicht, wie das genau sein wird. Ich bleibe dann immer noch zu Hause und kümmere mich ums Baby.

Er hat keine Freunde in seinem Alter, es ist schrecklich hier in der Grossstadt, ich habe keinen Kontakt zu Müttern mit genau Gleichaltrigen. Sein einziger relativ regelmässiger Spielkamerad ist sein Cousin, er ist aber schon 7.

Im Sandkasten spielt er manchmal alleine und manchmal kann er sich anderen annähern bzw. die anderen kommen auf ihn zu, wenn sie ein Spielzeug haben, das beide interessiert. In der Spielgruppe waren die meisten viel kleiner, da wollte er auch nicht hin, das hat ihn gelangweilt.

Er ist mit manchem schon recht weit in der Entwicklung (denke ich): Er interessiert sich zB schon fürs Schreiben und will es jetzt richtig lernen. Aber sprachlich und sozial ist er noch nicht so weit. Er liebt es, wenn ich ihm alle meine Aufmerksamkeit schenke und ihm etwas beibringe. Aber wird er das im Kindergarten auch so von der Kindergärtnerin bekommen? Und so gefördert werden? Vielleicht langweilt er sich da. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, im Kindergarten werden sie ausmalen (kann er schon ohne über die Linie zu malen und es langweilt ihn) und Buchstaben lernen (kann er schon seit einem Jahr). Aber wenn ich ihn höher einstufe, und er kann sich sprachlich nicht ausdrücken, und alle (älteren) Kinder sind schon ans Soziale gewöhnt, und er ist so schüchtern...

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Danke für deine Antworten. Also ich glaube ich würde es so machen: Ihn in den Kindergarten geben und schauen, dass du dort Kontakt mit anderen Müttern bekommst. So habe ich es auch gemacht. Ich habe gefragt, wie die anderen Kinder heissen, die im Alter meiner Tochter sind und habe dann an deren Haken eine süße Karte gehängt im Namen meiner Tochter mit der Frage, sich zu einem Spielnachmittag zu verabreden.
So habe ich mich an unterschiedlichen Nachmittagen mit unterschiedlichen Mamis und deren Kindern getroffen, und meine Große konnte so Kontakte knüpfen und ich aber auch ein bißchen mein neues (Kinder)Umfeld kennenlernen.
Vielleicht kannst du auch sonst etwas mit ihm machen, wo ihr Kinder in seinem Alter kennenlernt, woraus sich dann vielleicht Freundschaften oder zumindest Bekanntschaften entwickeln können. Wir haben ein paar Sachen gemacht: Krabbelgruppe, Schwimm"kurs", Musikschule. Daraus sind ein paar richtig schöne Familienfreundschaften entstanden!

Was das Geschwisterchen angeht - haben wir ja auch. Wir haben es der Großen halt als super tolles Privileg verkauft, in den Kindergarten gehen zu dürfen, während die Kleine - gähn gähn - den ganzen Tag mit Mama daheim bleiben muss. Dann sind wir eine Kindergartentasche kaufen gegangen und so weiter. Irgendwie ein bißchen TamTam, damit sie gespürt hat: Es hat auch Vorteile, das Großsein.

Wie warst du denn so als Kind? Wie dein Mann? Kommt euch das Verhalten von euch selbst bekannt vor?

Meine Große ist genau wie ich, meine (noch) Kleine, bald Mittlere ist eine Kopie ihres Vaters. Da wundern uns halt dann auch die kleinen Macken nicht. Ich finde es immer einfach (er), wenn man sagen kann: Kenn ich, ich war auch so.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bißchen helfen.
Alles Gute, AgD

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Hallo,

manche Kinder brauchen etwas länger und Kindergarten ist noch mal anders.

Für meine war der Zeitpunkt mit 3 Jahren perfekt für den Kindergarten.
Für einen Freund mit 4 Jahren.

Dann kommt es auch noch auf die Eingewöhnung an!
Bei uns im Kindergarten individuell. Meine, da es der genau passende Zeitpunkt war, war sehr schnell eingewöhnt.

Wäre sie (wie mir andere Mütter oft aufzureden versuchten) in den Vorkindergarten gegangen, hätte sie vermutlich im Kindergarten länger gebraucht. Andere Gruppe, andere Erzieherinnen ... für sie war eine komplett Neueingewöhnung sinnvoller.

Für ihre Freundin war es gut, dass sie vorher in einer anderen Gruppe war.

Unsere Erzieherinnen achten sehr darauf
- dass die Eingewöhnung individuell abläuft. (Dauer ab dem ersten Tag, gleich ganz ohne Mama oder mit Mama in den ersten Tagen/Wochen)
- dass sie die Kinder motivieren mitzumachen. Nicht allein das Kind selbst, sondern auch schon die bestehenden Kinder, die sich schon länger kennen, werden darum gebeten, andere Kinder mitspielen zu lassen.
Aber beides nicht unter Zwang!

Meine blieb zwar schnell ohne mich dort, brauchte aber einige Wochen, bis sie im Kindergarten mitmachte. Wenn sie nicht will, bekommt sie keiner dazu. Das merkten auch schnell die Erzieherinnen.
Wir haben dann in Absprache gewartet und siehe da, nach einem halben Jahr mischt sie überall mit (wenn sie will). Meistens will sie ;-)

Auf dem Spielplatz ist sie sehr kontaktfreundig, fand andere Kinder schon immer spannend, aber sobald es Gruppen in einem Raum waren, beobachtete sie sehr lange, machte erst mal nicht mit und erzählte mir nachts alle Beobachtungen.

Hinzu kam im Kindergarten, dass sie sich erst an die Lautstärke gewöhnen musste.

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Hallo,

tja, so viel zum Thema, das beste für die Kinder ist bis zum Alter von 3 Jahren nur Mama...

Ok, aber das läßt sich jetzt nicht mehr ändern.

Natürlich hat Dein Sohn ein Problem damit, plötzlich von Dir irgendwo abgegeben zu werden und sich mit einer Horde fremder Kinder zu arrangieren. Er kennt das ja nur von dieser Spielgruppe, wo er einmal pro Woche war.

Offensichtlich hat sich da kein Betreuer berufen gefühlt, ihn ernsthaft einzubinden, und er hatte es nicht nötig, sich zu integrieren. Du kamst ja bald wieder und dann hatte er eine Woche lang seine Ruhe davor.

"Er ist ein sehr intelligentes, aber auch unzufriedenes Kind. Ich musste sehr sehr viel Geduld aufbringen, ihn jeden Tag von morgens bis abends um mich zu haben. "

Das wundert mich nicht. Meine Kinder wären schon mit 2 Jahren mit mir alleine nicht mehr ausgelastet gewesen. Kinder brauchen andere Kinder.

Wenn Ihr Glück habt, habt Ihr eine einfühlsame, engagierte Erzieherin, die sich die Zeit für Deinen Sohn nimmt. Wenn Ihr Pech habt, muß er sehen, wie er klar kommt, und das wird hart.

Um es ganz klar zu sagen, Dein Sohn hat ein massives Defizit, was Sozialkontakte angeht. Da muß er ganz schnell ganz viel lernen, sonst wird er schnell zum Außenseiter und Prügelknaben.

Das würde ich auf jeden Fall bei der Erzieherin ansprechen und mit ihr überlegen, was man tun kann. Vielleicht kennt sie einen Jungen mit ähnlichen Interessen wie Dein Sohn und kann die beiden irgendwie zusammen bringen. Vermutlich fällt es Deinem Sohn leichter, wenn erstmal ein Kind auf ihn zu geht und mit ihm alleine spielen will, als sich mit der ganzen Gruppe auseinander setzen zu müssen.

Ich weiß übrigens, wovon ich rede. Ich war als Kind auch bis ich 4 Jahre war zu Hause bei Mama und hatte nur ein paar auserwählte Freunde. Auch ich war im Kindergarten ziemlich überfordert mit der Gruppe. Bei mir hat sich das bis zum Gymnasium gezogen.
Deswegen weiß ich, warum es gut ist, wenn Kinder schon früh ein paar Stunden fremd betreut werden. Meine Kinder (5 und 2 Jahre und 8 Monate) integrieren sich problemlos in kurzer Zeit in Gruppen fremder Kinder. Die Große ist sehr selbstbewußt und auch der Kleine ist viel weniger schüchtern als ich früher.

LG

Heike

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Liebe richlady,
also, mein Sohn ist/war auch so ein Kandidat, hat sich immer seeehr schwer getan, Kontakte zu knüpfen, wollte auch auf dem Spielplatz nie mit anderen Kidnern zu tun haben, hat dann im Kindergarten nie irgendwas mitmachen. Obwohl: Ich muß sagen, er fand den Kindergarten trotzdem von Anfang an viel interessanter als die Tagesmutter, beid er er vorher stundenweise war, wo er sich nie wohlgefühlt und glaube ich auch sehr gelangweilt hat. Also, obwohl er nicht viel mitgemacht hat, hat er immer begeistert von irgendwelchen KiGa-Aktivitäten erzählt.
Es hat dann auch über ein Jahr gedauert, bis er beim "Abgeben" nicht mehr geweint hat. Der Schlüssel war tatsächlich, daß er im zweiten Jahr einen Kumpel gefunden hat. Der ist zwar viel jünger, aber es hat bei den beiden irgendwie "gefunkt".

Seitdem geht er gern hin! Er ist zwar immer noch eher passiv und zurückhaltend, macht bei gestellten Aufgaben nie mit und tobt lieber mit seinem Freund wild durch die Gegend. Aber das wichtigste ist mir, daß er Spaß macht.

Es hat dann auch irgendwann einfach "Klick" gemacht, und jetzt geht er auch auf fremde Kinder auf dem Spielplatz zu und spielt mit ihnen. Früher undenkbar!!
Ich glaube Du brauchst einfach ganz viel Geduld.

Und: Ich hab es auch so gemacht, daß ich gezielt Mütter angesprochen habe, wo ich das Gefühl hatte, daß er das Kind mag, oder die ich mochte, und mich mit ihnen zu Hause oder auf dem Spielplatz verabredet. Ich habe auch (mutig mutig) eine Nachbarin aus unserem Haus angesprochen (wohnen auch in der Großstadt), die ein gleichaltriges Mädchen hatte. Diese Play Dates klappten dann immer besser, bis er irgendwann lockerer wurde mit anderen Kindern.
Viel Glück wünsche ich Euch! Mühsam nährt sich das Eichhörnchen :-)
#herzlich

mitso